1080/24P-Special: Interview mit Su Turhan
Gone Underground ist der zweite Kurzfilm des Regisseurs Su Turhan. Im Gespräch mit www.film-tv-video.de berichtet der Regisseur von den Erfahrungen mit der HD-Technolgie.
SU TURHAN: Als ich das Script zu »Gone Underground« geschrieben hatte, kam mir der Gedanke, den Kurzfilm in HD zu drehen. Ben Wiedenmann und ich brachten das dann alles ins Rollen und konnten für dieses Projekt sehr viele, ganz unterschiedliche Partner gewinnen. Die Beteiligten waren von dem Script sehr angetan, und natürlich war das Ganze auch technisch eine Herausforderung und ein interessantes Pilotprojekt.
Dank Gerd Baier vom Media!AG-Haus konnten wir Michael Ballhaus für unser Projekt interessieren, was uns enorm weiterhalf. Als Herr Ballhaus dann zusagte, »Gone Underground« als DoP zu machen, ging es Schlag auf Schlag, wir mussten in knapp fünf Wochen alles über die Bühne bringen.
? Hat sich die HD-Produktion aus Ihrer Sicht von einer typischen Filmproduktion unterschieden?
SU TURHAN: Nein, wir haben genauso gedreht, wie wir es auch mit Film getan hätten. Wir sind auch nicht großzügiger mit dem Bandmaterial umgegangen, nur weil es viel billiger ist als Filmmaterial. Alles lief so ab wie üblich, es wurde eingeleuchtet, wir hatten Stellproben und auch sonst gab es keine Unterschiede. Das war für uns viel einfacher, weil wir dadurch nicht umdenken mussten. Lediglich der Operator musste sich etwas umgewöhnen, weil die Objektive für die HD-Kamera eben anders sind, als typische Filmobjektive.
? Wie war ganz generell die Stimmung am Set gegenüber der neuen HD-Technologie?
SU TURHAN: Sehr kritisch, denn es war etwas Neues, Unbekanntes. Aber es gab die Chance, das Neue auszuprobieren, und daran waren die Leute schon interessiert. Mir persönlich war es natürlich wichtig, dass wir nicht einfach nur rumtesten, sondern einen Film machen. Aber bei so einer neuen Technologie muss man natürlich auch testen. Allerdings bekamen wir die Kamera erst zwei Tage vor Drehbeginn, es blieb also nicht viel Zeit für reine Tests. Der Dreh hat aber dennoch sehr gut funktioniert.
? Filmfreunde kritisieren häufig den elektronischen Look, die Schärfe und die hohe Auflösung des HD-Bildes. Welche Überlegungen haben Sie in dieser Richtung angestellt?
! Wir haben am Anfang erwogen, sehr stark zu filtern, um etwas von der Schärfe rauszunehmen. Aber aufgrund der Geschichte, die wir erzählen wollen, haben wir weitgehend darauf verzichtet und im Endeffekt wir nur einen Viertel Pro-Mist genommen. Wir haben zuvor Tests mit allen möglichen Filterstärken gefahren, und man hätte sicher viel mehr für den Filmlook tun können. Aber das wollten wir gar nicht. Ich finde, man muss sich von Anfang an überlegen, ob man eher den Video-Look haben oder ob man den 35-mm-Filmlook nachahmen will. Das reine Nachahmen birgt allerdings eine gewisse Gefahr, denn HD kommt meiner Meinung nach noch nicht ganz an 35 mm ran. Aber das ist für mich auch nicht der Punkt, denn HD ist eine eigenständige Sache, etwas Neues, etwas Spannendes.
? Kann sich das HD-Format Ihrer Meinung nach im Filmbereich etablieren, und wenn ja, in welchen Bereichen?
SU TURHAN: Ganz generell glaube ich, dass vieles von dem, was bisher klassischerweise mit 16 mm gedreht wurde, künftig auf HD gedreht wird: Serien, Sitcoms, Fernsehspiele und Docutainment-Beiträge. Was die große Leinwand und das Kino betrifft, sehe ich das Ganze sehr genre- und geschichtenorientiert. Ich glaube, dass HD dann verstärkt eingesetzt werden kann, wenn es zur Geschichte passt. Aber das ist natürlich eine Regie-Meinung und die Kameraleute werden sicher ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben, ob und wie schnell sich die HD-Technologie etablieren wird.
Panavision hat ja erst kürzlich 100 HD-Kameras gekauft und baut für die professionellen Anwender jetzt so was wie einen Filmkamera-Body. Das ist sicher ein wichtiger Schritt, um HD in der Filmwelt zu etablieren.
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