1080/24P-Special: Interview mit Christel Jaekel
Christel Jaekel erläutert im Gespräch mit www.film-tv-video.de die Sicht des Herstellers Avid zum Thema 24P-Produktion und -Nachbearbeitung.
CHRISTEL JAEKEL: Eine zunehmende Zahl an HDTV-Projekten wird schon jetzt in 24P-Formaten produziert – derzeit meist noch mit Film als Ausgangsmaterial. Die Entwicklung von neuer Videotechnik für HD-Produktionen wird diesen Trend noch verstärken. Meiner Meinung nach könnnen nahezu alle 24P-basierenden HD-Projekte vom Universal Editing und -Mastering profitieren, im Offline-Bereich und in HD-Suiten ebenso, wie bei der Standard-601-Videoauswertung.
? Das Schnittsystem Avid Symphony arbeitet zwar mit 24P, aber nicht mit HD-Auflösung. Man kann also mit Symphony eine Standard-601-Video-Version in PAL- oder NTSC-Auflösung fertigstellen, aber die HD-Version wird erst in einem separaten Online-Editing-Arbeitsschritt fertiggestellt. Wäre es nicht sinnvoller, gleich mit einem nonlinearen HD-Schnittsystem zu arbeiten?
CHRISTEL JAEKEL: Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass ein HD-Bearbeitungsplatz die ideale Umgebung für die Produktion der unterschiedlichen Formate sei. Ein solches System wird Avid mit Digital Studio HD ab der IBC2000 auch anbieten. Doch es gibt auch viele Gründe, die für die Nachbearbeitung in 601-Auflösung sprechen. So ist etwa die Herstellung von 601-Versionen ist mit einer Down-Konvertierung von 1080/24P nicht automatisch erledigt. Häufig ist die Nachbearbeitung in einer 601-Umgebung sinnvoll und erforderlich.
Das hat verschiedenen Gründe: Grafiken und Titel müssen überarbeitet werden, denn bei der Down-Konvertierung können diese qualitativ beinträchtigt werden. Außerdem müssen Größe und Position von Grafiken und Titeln unter Umständen für eine 4:3 Version angepasst werden. Möglicherweise werden auch mehrere Versionen und Trailer gefordert, und nicht zuletzt müssen PAL- und NTSC-Versionen geliefert werden, die in der Endbearbeitung zum Teil noch Letterbox erfordern.
Rein technisch gesehen lassen sich natürlich alle 601-spezifischen Prozesse mit Ausnahme der Titel- und Grafikanpassung an einem HD-Arbeitsplatz ausführen und das Programm kann anschließend in PAL oder NTSC konvertiert werden. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen stellt je nach Produktion eine 601-Umgebung in vielen Fällen aber die wesentlich kosteneffizientere und flexiblere Alternative dar.
? Wo kann man Ihrer Meinung nach konkret Kosten einsparen, wenn man mit 24P aufgezeichnetes HD-Material in einer 601-Umgebung schneidet und nachbearbeitet?
CHRISTEL JAEKEL: So, wie man bisher Offline-Systeme einsetzt, um den Aufwand in einer 601-Umgebung zu minimieren, kann man natürlich auch ein 601-Online-System effizient einsetzen, um die Kosten in der HD-Regie zu reduzieren. Dabei wird die Bearbeitung mit allen 601-spezifischen Aufgaben auf einem nonlinearen System durchgeführt – im Gegensatz zur Bearbeitung in einer kostspieligen linearen HD-Infrastruktur. Darüberhinaus können visuelle Effekte, Keys und Übergänge direkt auf einem 601-System erstellt und in der HD-Suite nachgearbeitet werden. Auf diese Weise sind die Standard-Master schnell fertig und aufwendiges Experimentieren in der HD-Suite wird auf ein Minimum begrenzt.
Nonlineare 601-Systeme bieten weit mehr Flexibilität in der Bearbeitung als lineare HD-Systeme. Zudem ist meist die Performance gegenüber nonlinearen HD-Systemen besser, man kann schneller arbeiten weil mehr Funktionen in Echtzeit ablaufen und die Rendering-Zeiten kürzer sind. HD-Bilder benötigen rund viermal so viel Speicherplatz wie 601-Material. Dieser Umstand spielt besonders bei der Produktion von Programmen mit größeren Längen eine Rolle.
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