NAB2019: How we do it
Wie kommen die NAB2019-News zu Ihnen? Welches Equipment nutzen wir vor Ort in Las Vegas für die Berichterstattung? Das erklärt der folgende Artikel.
Smartphones mit US-Datenvolumen
Um auch in Situationen ohne WLAN — ja, das gibt es auch in den USA noch — Bilder und Infos hochladen zu können, sind unsere iPhones mit SIM-Karten bestückt, die es erlauben, auch über das Mobiltelefonnetz von AT&T online zu gehen. Dabei setzen wir Prepaid-SIM-Karten für die USA ein, die 30 Tage gelten.
Die Karten stammen vom deutschen Anbieter Simly, der auch die Aktivierung der Karten erledigt. Der von uns gewählte Tarif XL beinhaltet 10 GB LTE-Datenvolumen bei voller 4G-Geschwindigkeit und nach Verbrauch dieses LTE-Volumens bei Drosselung auf 2G weiterhin unbegrenztes Datenvolumen. Außerdem eine Festnetz-Flat und Mobilnetz-Inklusivminuten bei Anrufen in Deutschland — sowie viele weitere Telefon- und SMS-Inklusivleistungen.
Video-Setups
Fujifilm XT-3
Bei vorab planbaren Videos kommt bei der NAB2019 eine X-T3 von Fujifilm zum Einsatz. Das ist eine spiegellose Systemkamera mit APS-C-Sensor in kompaktem Formfaktor, die dennoch umfangreiche Videofunkionen bietet. Beispielsweise beherrscht die X-T3 interne Videoaufzeichnung in vollem 4K (4.096 x 2.160) mit bis zu 400 Mbps bei bis zu 30 fps. Es sind auch höhere Bildraten möglich, wenn man die Datenrate etwas reduziert.
Neben Aufzeichnung in UHD kann mit der Kamera natürlich auch in Full HD aufgezeichnet werden, mit unterschiedlichsten Kombinationen aus Datenrate und Bildfrequenz. Zeitlupenaufnahmen in 1.920 x 1.080 mit bis zu 120 fps sind mit der X-T3 ebenfalls möglich.
Als Codecs stehen H.264 und H.265 (HEVC) zur Wahl. Entscheidet man sich für die Aufnahme in H.265, werden die Videobilder in 4:2:0 bei 10 Bit gespeichert.
Während der NAB2019 zeichnen wir mit der X-T3 Videoaufnahmen in UHD-Auflösung (3.840 x 2.160), mit einer Bildrate von 25 fps bei 100 Mbit/s auf. Als Video-Codec kommt H.264 zum Einsatz. Für die Messeberichterstattung ist das ein guter Kompromiss aus Bildqualität und Dateigröße.
Vorteilhaft: Der H.264-Codec ist in der Postproduction leichter zu verarbeiten als der in der X-T3 ebenfalls verfügbare H.265-Codec. Nutzt man nämlich H.265 mit 100 Mbit/s und Long-GOP-Kodierung, ist eine wesentlich höhere Rechenleistung erforderlich, um das Material flüssig sichten und schneiden zu können. Während der NAB-Berichterstattung haben wir andere Prioritäten: Hier geht es darum, das gedrehte Material schnell und unkompliziert verarbeiten zu können, folgerichtig wählen wir den H.264-Codec. Schließlich haben wir ohnehin keine Zeit für aufwändige Farbkorrektur …
Gespeichert werden die Videodateien als Mov-Files. Dafür besitzt die Fujifilm X-T3 zwei SDXC-Kartensteckplätze.
Als Objektiv nutzen wir an der X-T3 überwiegend ein Canon EF-S 17-55 mm F2.8 IS USM. Diese Optik deckt einen Brennweitenbereich ab, der sich für die Messeberichterstattung bestens bewährt hat: In Interviewsituationen lässt sich der Brennweitenbereich um 50 mm gut nutzen, in räumlich engeren Drehsituationen sind die kürzeren Brennweiten der Zoomoptik ebenfalls oft hilfreich. Von Vorteil sind zudem die über den gesamten Brennweitenbereich konstante Blende von F2.8 sowie der optische Bildstabilisator, den das Objektiv besitzt.
Um die Canon-Optik am X-Mount der Fujifilm-Kamera anzubringen, wird ein Adapter vom Typ Fringer EF-FX Pro genutzt. Dabei handelt es sich um einen aktiven Adapter, der auch die elektrischen Signale zwischen Canon-Optik und Fujifilm-Kamera übersetzt. Ein Vorteil: Man kann bei Bedarf auch die Autofokusfunktion mit Face-Tracking nutzen — eine Hilfsfunktion der X-T3, die bei Interview-Drehs hilfreich sein kann.
Um Audiosignale in hoher Qualität aufzeichnen zu können, nutzen wir einen kompakten 2-Kanal-Mischer vom Typ Beachtek DXA Micro Pro Plus. Am Beachtek-Mischer kann ein Mikrofon per XLR angeschlossen und mit Phantomspeisung versorgt werden. Das verstärkte Audiosignal wird dann an die Kamera weitergeleitet.
Das Abhören der Töne passiert über einen Return-Kanal des Beachtek-Mischers, in den das Kopfhörersignal der Kamera eingespeist wird. Der kleine Beachtek-Mischer hat eine eigene integrierte Batterie, die sich per USB-Powerbank aufladen lässt. Für den Ton ist ein Richtmikro vom Typ Rode NTG-2 im Einsatz, das sich im Messebetrieb wegen seiner hohen Richtwirkung und Robustheit bewährt hat. Für die Tonkontrolle dient der Kopfhörer MDR-7506 von Sony.
Um mit der Fujifilm X-T3 und dem daran angeschlossenen Beachtek-Mischer über den gesamten Messetag hinweg ergonomisch drehen zu können, nutzen wir das Equipment in Verbindung mit einer Schulterstütze von Zacuto, der VCT-Pro-Baseplate. Auf dieser ist die Kamera in einem Cage des Herstellers Smallrig untergebracht. Am Cage können Zubehör wie externer Monitor, Kameralicht und auch ein Top-Handle montiert werden. Die Handgriffe, die über zwei 15-mm-Rohre vorne an der Schulterstütze angebracht sind, stammen ebenfalls von Smallrig.
Beim Dreh von der Schulter kann man bei der X-T3 den eingebauten Sucher und das Display nicht nutzen. Deshalb ergänzt ein Blackmagic Video Assist in der 5-Zoll-Ausführung das Setup. Das ist eine Fieldrecorder/Monitor-Kombi, die während der NAB2019 von uns aber lediglich als Monitor genutzt wird, nicht für die Aufzeichnung. Angeschlossen wird der Blackmagic Video Assist über ein Adapterkabel, das die Micro-HDMI-Buchse der X-T3 mit der Standard-HDMI-Buchse des Monitors verbindet. Da die Aufzeichnung während der NAB ausschließlich auf den SDXC-Karten in der Kamera erfolgt, können die Overlay-Anzeigen der X-T3 auf den Video Assist ausgespielt werden. Die Kamerainformationen zu Belichtung, Record-Status, Weißabgleich und weiteres lassen sich somit ebenfalls auf dem Video Assist ablesen.
Was Bedienung und Ergonomie angeht, kann die X-T3 somit fast wie ein klassischer Schultercamcorder eingesetzt werden. An langen Messetagen hat das den Vorteil, dass man das meiste Gewicht des Kamera-Setups auf die Schulter verlagern kann. Arme und Handgelenke werden entlastet.
Für die Spannungsversorgung von Kamera und Monitor kommen V-Mount Akkus von Swit zum Einsatz. Ein Akku vom Typ S-8082S besitzt dabei eine Leistung von 95 Wattstunden. Angeschlossen werden die V-Mount-Akkus an einen Mount von IDX (P-V257). Dieser ist über eine Cheeseplate wiederum direkt an der VCT-Baseplate Pro von Zacuto befestigt. Der V-Mount von IDX bietet zwei D-Tap-Anschlüsse, über die sowohl die X-T3 als auch der Blackmagic Video Assist mit Spannung versorgt werden. Um die Spannung des D-Tap-Anschlusses an die X-T3 anzupassen, kommt der Spannungswandler Hawk-Woods LR-09 zum Einsatz.
Als Kameraleuchte wird bei der X-T3 die ultrakompakte LED-Leuchte des Typs Aladdin Eye Lite Bi-Color eingesetzt. Die sorgt für etwas mehr Flexibilität bei der Beleuchtung in Interviewsituationen. Montiert wird die Leuchte über diverse Winkeladapter und 15-mm-Carbon-Rohre im vorderen Bereich des Kamera-Rigs, direkt über dem Objektiv. Um den Akku des Eye-Lite bei Bedarf auch während des Messetages aufladen zu können, ist eine USB-Powerbank am Start, die auch für das Laden des Beachtek-Audiomischers genutzt werden kann.
Fujifilm X-E3
Für eher spontane Videos von den Messeständen kommt die UHD-fähige Fujifilm X-E3 zum Einsatz. Das ist eine sehr kompakte, spiegellose Systemkamera im Retro-Look.
Die X-E3 kann UHD-Videos aufzeichnen, für Fotos und Videos kommt eine SDHC- oder SDXC-Speicherkarte zum Einsatz. Videos speichert die X-E3 als Mov-Dateien. Die Schreibrate im 4K-Videomodus liegt knapp oberhalb von 60 Mbps. Man braucht also eine entsprechend schnelle Karte (siehe Abschnitt Speichermedien).
Als Fotoapparat ist die X-E3 schön klein und leicht. Im Videoeinsatz braucht man etwas Zubehör, wenn man verständlichen Ton aufnehmen will. Hier kommt das Aufsteckmikro Rode VideoMic Pro Rycote zum Einsatz. Mit ein bisschen Bastelarbeit gelang es, zudem ein Eye Lite von Aladdin so am Mikrohalter zu befestigen, dass dessen Funktion nicht beeinträchtigt ist. Das Eye Lite ist eine sehr kompakte und dennoch leuchtstarke Miniaturleuchte: dimmbar und mit regelbarer Farbtemperatur.
Fertig ist eine 4K-Messekamera mit integriertem Augenlicht. Videos werden damit in UHD gedreht und erst in der Postproduction auf HD herunterskaliert.
Um das Eye Lite — und natürlich auch anderes Equipment — auch unter Tags problemlos laden zu können, nutzen wir Powerbanks mit zwei USB-Buchsen und einer Kapazität von 4.000 mAh. Damit kann unter anderem auch der Akku in der X-E3 nachgeladen werden.
Osmo Pocket
Was wäre die Videowelt ohne Toys: eines davon ist die DJI Osmo Pocket.
Kaum größer als eine elektrische Zahnbürste, findet sie in der Hosentasche Platz — und wird ganz sicher auch mal den ein oder anderen Gang über die Messe festhalten. Ist vielleicht nicht grade Broadcast-Qualität, aber macht Spaß.
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