NAB2018: Noch’n Codec — JPEG XS
Codec mit der höchsten Aufmerksamkeit war bei der NAB2018 ganz sicher ProRes Raw. Aber es gab in diesem Bereich auch noch andere Entwicklungen zu sehen. Darunter JPEG XS, einen kommenden Standard, von dem etwa am Fraunhofer-Stand erste Implementierungen zu sehen waren.
Es gibt eigentlich eh schon viel zu viele unterschiedliche Codecs. Und welche von den Neuvorstellungen der vergangenen Jahre sich in welchem Bereich langfristig behaupten und durchsetzen werden, das ist noch keineswegs sicher. Mit ProRes Raw landeten Apple und Atomos zur NAB2018 einen Coup (siehe Meldung), den auch viele Menschen wahrnahmen, die sich sonst eher weniger für Codecs und die damit verbundenen Details interessieren. Dennoch könnte ein im Rahmen der NAB2018 wesentlich weniger spektakulär präsentierter Codec das Potenzial in sich tragen, ebenfalls größere Auswirkungen auf die Branche zu entfalten: JPEG XS.
Dieser Codec soll es erlauben, 4K- und 8K-Videos (auch in HDR) über kostengünstige Ethernet-Infrastrukturen zu übertragen — in einem standardisierten, klar reglementierten Format.
Ziel für die Anwendung dieses Codecs sind TV-Produktionsumgebungen, lokale Videonetzwerke, KVM-Extender, Verbindungen für Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen oder interne Display-Verkabelungen. JPEG XS soll niedrige Latenz und geringe Rechenkomplexität bieten und visuell verlustfreie Qualität mit Kompressionsraten von bis zu 6:1 erreichen. Dabei sollen Auflösungen von bis zu 8K und Bildraten von 24 bis 120 fps abgedeckt werden. JPEG XS soll das SMPTE ST 2110 Transport Layer nutzen und damit kompatibel sein. Ziel ist die robuste Übertragung auch über mehrere Gerätegenerationen hinweg.
JPEG XS befindet sich sozusagen derzeit im Standardisierungsprozess und das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) zeigte im Rahmen der NAB2018 erste Beispiel dafür, wie dieser neue Standard in der Praxis angewendet werden könnte.
Es handelt sich um einen Codec für professionelle Videoanwendungen und das Fraunhofer IIS zeigte, wie er als Input-Format im Postproduction-Bereich eingesetzt werden kann — als Plug-In für Premiere Pro CC. Mit dem Plug-In ist es möglich, 60p-Videos im UHD-Raster in Echtzeit wiederzugeben. Dafür wird die Windows-Version der Schnitt-Software auf einem Rechner mit NVidia-Grafikkarte genutzt, wobei die Grafikkarte das Decoding beschleunigt.
An JPEG XS arbeitet das Fraunhofer IIS zusammen mit Partnern in der ISO-JPEG-Gruppe: Interoperabilität und eine einfache und kostengünstige Integration in IP-basierte Infrastrukturen gehören zu den Zielen. »Ob Virtual Reality, Gaming oder Broadcast- und digitale Kino-Workflows, der bevorstehende JPEG XS Mezzanin-Codec-Standard kann angewendet werden, wo bisher unkomprimierte Videos verwendet werden«, erklärt das Fraunhofer-Institut.
JPEG XS Eigenschaften auf einen Blick:
– Mezzanin-Kompression
– sehr niedrige Latenz
– sehr niedrige Komplexität
– Bildraten von 24 bis 120 fps
– RGB und YCbCr/YUV
– Auflösung von bis zu 8K
– Mehrgenerationen-Robustheit
– Unterstützung mehrerer Plattformen: FPGA, ASIC
– Echtzeit-Software-Implementierung