CES2017: HDR ist einer der Trends
Bei der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas wurden neben Elektroautos und Spielzeug aller Art auch Fernseher gezeigt. Trends hierbei: HDR und OLED.
Viele Besucher der CES interessieren sich mittlerweile eher für Elektromobilität und allerhand Gadgets aus den Bereichen Internet-der-Dinge, Apps und Wearables, als für AV-Technik im engeren Sinn — auch wenn die früher mal eines der Topthemen dieser Messe war. Dennoch gab es bei der CES2017 auch im Fernsehbereich Neuheiten zu sehen.
Dabei fanden viele Sonys neue Tontechnik namens Acoustic Surface besonders spannend: Das neue Fernseher-Topmodell dieses Herstellers braucht keine Lautsprecher im klassischen Sinn mehr, sondern gibt den Ton direkt über die Oberfläche des OLED-Displays wieder, das hierfür wie die Membran eines Lautsprechers vibriert.
Außerdem gab es bei der CES2017 noch flachere Displays als bisher schon zu sehen, bei denen die restliche Elektronik vom eigentlichen Bildschirm separiert wurde, etwa bei LG.
CES2017-Trends: HDR und OLED
Fasst man den Blick aber etwas weiter, kann man sagen, dass OLED als Display-Technologie und HDR als Bildtechnologie aus Sicht des professionellen Teils der AV-Branche die wichtigsten Trends der CES2017 waren — eben weil beides auch Rückwirkungen darauf haben wird, wie Inhalte künftig produziert werden.
Beide Trends lassen sich vielleicht am einfachsten mit Erfolgsmeldungen aus dem Hause Dolby illustrieren. So freut sich das Unternehmen, dass man mit LG einen Partner gewonnen hat, der in all seinen für das Jahr 2017 neu angekündigten OLED-Fernsehern nicht nur Dolby Vision — also das HDR-Verfahren von Dolby — sondern auch Dolby Atmos — das neueste Surround-Tonverfahren von Dolby — unterstützen wird.
Auch mit anderen Herstellern hat Dolby nach eigenen Angaben neue oder vertiefte Partnerschaften geschlossen, darunter Philips, Sony und TCL. Damit unterstützen nun TV-Geräte von sieben Herstellern Dolby Vision. Auch die UHD-Blu-ray-Player von LG und Philips sollen sich per Software-Update mit Dolby Vision aufrüsten lassen.
Bei Sony wird Dolby Vision mit dem neuen OLED-Topmodell Einzug halten, einen passenden UHD-BD-Player will Sony in Kürze nachschieben.
Die neuesten UHD-Fernsehgeräte (Serie 6000, 7000 und 8000) von Philips sind ebenfalls mit Dolby Vision ausgestattet. Der UHD-Player BDP 7502 von Philips wird Dolby Vision per Software-Update unterstützen.
TCL gab bekannt, dass seine TV-Produkte der Reihen C und P Dolby Vision unterstützen werden.
Neben Streaming-Angeboten in UHD und HDR poppen, weltweit betrachtet, nach und nach auch erste TV-Angebote in diesen Standards auf — und offenbar verspricht sich die Industrie auch von Packaged Media in Form von UHD-BDs mit Dolby Vision, die ab Frühjahr 2017 verfügbar werden sollen, einen Nachfrageschub im Fernseher- und Projektorenmarkt.
Der Kampf der Technologien ist noch nicht um
Ist damit der Weg geebnet und schon alles klar für OLED-Fernseher und Dolby Vision?
Keineswegs: Samsung pusht weiterhin seine Nanopartikel-Bildschirmtechnologie, die das Unternehmen QLED nennt. Im Rahmen der CES2017 gab es am Samsung-Stand Direktvergleiche zwischen OLED und QLED zu sehen — mit dem in diesem Umfeld erwartbaren Ergebnis.
LG, Samsungs Konkurrent aus dem eigenen Land, fährt zweigleisig, bietet also Fernseher in Nanotechnologie und OLED an. Bei Sony und Panasonic dürfte der Trend hingegen auch im Consumer-Bereich in Zukunft wohl eindeutig in Richtung OLED gehen.
Zweite Baustelle ist das HDR-Verfahren. Bisher hat hier angeblich HDR-10 die Nase vorn, wenn es um konkrete Inhalte als Streaming, TV-Signal oder Packaged Media geht. Dieses Verfahren nutzt aber aus Sicht einiger Marktteilnehmer die heutigen Möglichkeiten der Bildqualität in puncto Kontrastumfang nicht optimal aus. Sie wünschen sich ein dynamisches Verfahren, bei dem nicht nur einmal pro Film, wie bei HDR-10, sondern pro Szene oder Einzelbild per mitgesendeter Metadaten die Kontrastwiedergabe optimiert wird. So ist das bei Dolby Vision. Samsung will sich aber offenbar den Dolby-Vorgaben nicht beugen und auch keine Lizenzgebühr an Dolby bezahlen — und entwickelt deshalb nach eigenen Angaben zusammen mit Partnern ein weiteres dynamisches HDR-Verfahren.
Ist das der richtige Weg? Beim Kampf ähnlicher, aber konkurrierender Technologien gibt es stets Gewinner und Verlierer, das haben zahlreiche Formatkriege im Consumer- und Profibereich gezeigt — und nicht immer setzt sich das technisch bessere System durch. Dementsprechend ist das Risiko relativ groß, am Ende auf der Verliererseite zu stehen.
Und ist nicht der unentschlossene, abwartende Konsument in der aktuellen Lage des TV-Marktes etwas, was man gar nicht brauchen kann?