Compositing, Messe, VFX: 28.04.2016

NAB2016: Live-Preview beim Greenscreen-Dreh mit der Handkamera

Die Stiller Studios in Stockholm realisieren Motion-Control-Drehs vor Greenscreen, dabei kombinieren sie Realbilder mit CGI-Hintergründen — unterstützt von einem eigenentwickelten Live-Preview-Tool. Im Videointerview erläutert Creative Director Patrik Forsberg, wie es möglich ist, diese qualitativ hochwertigen Produktionen zu einem Bruchteil des Preises einer aufwändigen Hollywood-Produktion zu realisieren.

B_NAB16_Stiller_Forsberg_2
Patrik Forsberg ist Creative Director der Stiller Studios in Stockholm.

Die Stiller Studios in Stockholm haben sich auf die Produktion aufwändiger Motion-Control-Drehs und deren Kombination mit 3D-Computergrafiken spezialisiert. Patrik Forsberg, Gründer und Creative Director der Stiller Studios, erläutert, dass hierfür eine ganze Palette unterschiedlichsten Equipments im Einsatz sei, darunter ein Mark Roberts Motion Control System, Adobe Creative Cloud Software, diverse Animationsprogramme und weitere Standardprodukte. Zusätzlich haben aber die Stiller Studios eigene Software, Workflows und Methoden entwickelt, um eine Live-Preview während des Greenscreen-Drehs zu ermöglichen, der die Realaufnahmen mit den computergenerierten Bildern kombiniert — auch wenn per Handkamera gedreht wird.

Patrik Forsberg verfolgt dabei einen klaren Ansatz: Man wolle mit Standardprodukten bei den Produktionen eine Qualität erreichen, wie man sie üblicherweise nur von den großen Hollywood-Produktionen her kennt. Besonders der kreative Prozess beim Drehen soll damit auf ein neues Niveau gehoben werden — zu vergleichsweise moderaten Preisen, die auch mit europäischen Budgets zu stemmen sind.

B_NAB16_Stiller_Forsberg_1
Im Videointerview erläutert Patrik Forsberg anhand von Beispielen, wie sein Unternehmen mit eigenentwickelten Tools auf Basis von Adobe-Software Live-Prävisuailisierung am Set realisiert.

Aus Forsbergs Sicht erlebt innerhalb dieses Umfelds die Produktion von Live-Action im Zusammenspiel mit computergenerierten Hintergründen einen echten Boom. Er führt dies unter anderem darauf zurück, dass viele Regisseure und Produzenten mittlerweile über sehr viel VFX-Erfahrung verfügten und deshalb auch in der Lage seien, komplexe Live-Action / CGI-Produktionen umzusetzen.


Im Videointerview erläutert Patrik Forsberg, wie es möglich ist, hochwertige CGI/Motion-Control-Produktionen zu einem Bruchteil des Preises einer aufwändigen Hollywood-Produktion zu realisieren.
CGI/Motion-Control-Produktionen
Bildzeile
Die Besonderheit des Workflows der Stiller Studios besteht darin, dass man schon beim Greenscreen-Dreh sehen kann, wie Realbild und CGI zusammenpassen — auch wenn mit Handkamera gedreht wird.

Im Jahr 2010 waren die Stiller Studios an der Produktion von zwei Kinderspielfilmen beteiligt. Die »Lassemajas«-Detektivfilme kamen jeweils mit einem Budget von drei Millionen Euro aus, enthielten aber dennoch viele CGI-Shots, die im 450-Quadratmeter-Greenscreen-Studio im Zusammenspiel mit einem Mark Roberts Motion Control System gedreht wurden.

Die Stiller Studios besitzen ein Motion-Control-System von Mark Roberts, das mit Tracking-Daten aus den Hintergrundbildern gefüttert wird, so dass die Aufnahmen perfekt zusammenpassen — schon in der Prävisualisierung.
Produzieren wie in Hollywood — aber mit europäischen Budgets, das will Patrik Forsberg realisieren.

Eine Besonderheit des von den Stiller Studios aufgesetzten Workflows besteht darin, dass der Regisseur am Set sehen kann, wie sich die Schauspieler in den CGI-Hintergrund einfügen und damit interagieren. Diese Live-Visualisierung am Set ist natürlich eine große Hilfe, weil so schon am Set zu sehen ist, wie das finale Produkt aussehen wird. Patrik Forsberg erläutert das mit unterschiedlichen Beispielen:

• 2d plate filmed with static or stills camera; Pan/Tilt on Set:  In diesem Fall liefert der Kunde ein Standbild des gewünschten Hintergrunds zu. Am Set erfolgen dann Pan/Tilt-Aufnahmen, die mit den festen Hintergrund kombiniert werden.

• 2d plate filmed with moving camera; Pan/Tilt on Set:  Bei diesem Beispiel stammte der Hintergrund von einer Kamera, die aus einen Taxi heraus den späteren Hintergrund drehte, der dann getrackt wurde, bevor die Trackingdaten ans Kamerasystem am Set weitergereicht wurden, so dass die Motion-Control-Kamera die Bewegung nachbilden konnte.

B_NAB16_Stiller_6
Stiller Studios in Stockholm.

Forsberg ergänzt, dass die Stiller Studios hierbei mit exakten Daten arbeiten und deshalb auch keine Marker im Set gesetzt werden müssten, es aber dennoch möglich sei, schon am Set live zu sehen, wie das spätere Bild aussehen wird. Hierfür haben die Stiller Studios ein Tool auf der Basis von Premiere Pro CC und After Effects entwickelt, das die Pre-Visualisierung ermöglicht.

Film Engine

Eine weitere Neuheit ist die Zusammenarbeit von Stiller Studios mit Film Engine. Dahinter verbirgt sich die Software einer neuen Firma, die sich für Pre-vis über Post-vis und Pitch-vis bis hin zur finalen Produktion für Filme, Fernsehbeiträge, Animationen und visuelle Effekte einsetzen lässt. Film Engine enthält die aktuellsten Technologien für Motion Capturing, Camera Tracking, Digitalkameras und Beleuchtung und stellt so eine echte moderne End-To-End-Film-Software-Suite dar. Stiller Studios setzen das Produkt ein, um dem Regisseur am Set die Möglichkeit zu bieten, das finale Bild beurteilen und damit letztlich auch frühzeitig beinflussen oder auch korrigieren zu können, statt sich mit einem Greenscreenbild begnügen zu müssen, auf dem lediglich die Schauspieler vor grünem Hintergrund zu sehen sind.

Europäische Budgets für Hollywood-Qualität

Forsberg führt weiter aus, dass es möglich sei, die so gedrehten Szenen mit einem einfachen Tool unmittelbar nach dem Dreh an die Postproduktion zu schicken, sodass dort weiter am Material gearbeitet werden könne. Mit diesem Workflow wird es möglich, auch mit einem »europäischen« Budget hochwertige Motion-Control- und CGI-Produktionen zu realisieren, so Patrik Forsberg.