IBC2015: Technologie-Demo für Kamera-Farbangleich
Dreht man beim gleichen Projekt mit Kameras verschiedener Hersteller, dann ist es oft schwierig und mit sehr viel manueller Arbeit verbunden, den Look und die Farbwiedergabe dieser Kameras nachträglich so anzugleichen, dass ein durchgängiger Look des fertigen Films entsteht. Eine Technologie-Demo am IBC2015-Stand von Filmlight lässt hoffen, dass das bald viel einfacher und besser funktionieren könnte.
Ungezählte Stunden wurden bisher in der Postproduction dafür verwendet, um Bildmaterial, das von verschiedenen Kameras stammt, aneinander anzugleichen und einen durchgängigen Look zu erzielen. Filmlight hat sich nun an dieses Thema herangewagt und zeigte im Rahmen einer Technologie-Demo während der IBC2015, was schon heute möglich wäre: Nahezu perfekter Kameraabgleich in puncto Farbe und Look von Beginn an, realisiert in einem halbautomatischen Prozess.
Basis des Setups am Filmlight-Stand war das System Flip, das Filmlight schon länger im Programm hat. Flip ist ein tragbarer Prozessor, der es ermöglicht, schon direkt am Set das Live-Kamerasignal so zu sehen, wie es später aussehen soll: Man kann damit zuvor kreierte Lookup Tables (LUTs), Filter und die ersten Ergebnisse von Grading-Sessions, auf das Kamerasignal anwenden und auch direkt am Set weiter mit diesen Werkzeugen am Look arbeiten. Dabei bleibt das Originalmaterial unverändert, aber die Vorarbeit, die am Set in puncto Grading und Look geleistet wird, bleibt erhalten und wird in Form von Metadaten mit dem Bildmaterial gespeichert. Flip holt sozusagen die kreative Look-Gestaltung ans Set und erlaubt die Kommunikation zwischen Postproduction und Set in puncto Farb- und Look-Gestaltung. Man kann mit Flip schon am Set genau sehen, wie das Material in der Post aussehen wird und man kann weitere Verfeinerungen vornehmen. Die Gedanken, Ideen und Vorstellungen, die Regie und DoP am Set entwickeln, können so die Basis des finalen Gradings bilden.
Gemeinsam mit Partnern zeigte Filmlight am IBC2015-Stand, wie man einige der grundlegenden Technologien, Produkte und Workflows von Filmlight verwenden kann, um schon am Set die Bilder verschiedener Kameras so aneinander anzugleichen, dass sie eine nahezu identischen Look haben. Dazu waren eine Alexa von Arri und eine Red Dragon auf einen Schaukasten gerichtet, der statische und bewegte Elemente in zahllosen Farbschattierungen enthielt. Dieses Motiv wurde dann von beiden Kameras gefilmt und zwar in mehreren Durchgängen über den gesamten Blendenbereich. Auf Basis dieser Durchläufe wurden dann mit Flip exakte Farbprofile der jeweils verwendeten Gesamtsysteme aus Kamera, Filtern und Objektiv generiert und diese exakt aneinander angeglichen.
So kann man schon am Set dafür sorgen, dass alle verwendeten Kamerasysteme — natürlich innerhalb von deren physikalischen Grenzen — den gleichen Look erzeugen, und man kann den Look von einer Kamera auf die andere übertragen: So ist zumindest die Perspektive dieser Technologie-Demo von Filmlight.
Noch ist das Ganze kein fertiges Produkt, aber die Idee und das, was im Rahmen der IBC gezeigt wurde, sind bestechend und dieses System trägt definitiv sehr großes Potenzial in sich. Man stelle sich einfach ein Plug-In vor, das auf Basis einer kurzen Sequenz von Kalibrierungsaufnahmen automatisch den Look zweier oder mehrerer Kameras perfekt aneinander angleicht und später durchgeführte Änderungen im Grading automatisch für alle Kameras nachführt.
Das unten eingebettete Video zeigt die Funktionalität von Flip, aber nicht die oben beschriebene Technologie-Demo.
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