Kamera, Top-Story: 08.09.2015

Vorstellung: Panasonic 4K-Camcorder AG-DVX200

Kurz vor der IBC2015 präsentierte Panasonic den 4K-Camcorder AG-DVX200 in London in einer Version, die dem Seriengerät schon sehr nahe sein soll. film-tv-video.de hatte die Gelegenheit, den Camcorder dort selbst auszuprobieren und mit dem europäischen Produktmanager Luc Bara sowie mit Kameraleuten zu sprechen, die mit dem DVX200 schon erste Testdrehs absolviert haben.

Zur NAB2015 hatte Panasonic den 4K-Handheld AG-DVX200 erstmals angekündigt und damals nur einige grundlegende Details bekanntgegeben (siehe Meldung und Video). Jetzt zeigte Panasonic den Camcorder kurz vor der IBC2015 bei einem Event im Londoner Groucho Club und gab weitere Gerätedetails bekannt.

Den Preis für den 4K-Handheld hat Panasonic mittlerweile ebenfalls festgelegt: Der Netto-Listenpreis soll 4.699 Euro betragen. Erste Geräte will Panasonic schon Ende September 2015 ausliefern, ab Oktober 2015 soll der Camcorder auf breiter Brasis verfügbar werden.

Der für den DVX200 zuständige Panasonic-Product-Manager Luc Bara betont, dass Panasonic mit dem DVX200 an die bahnbrechenden und erfolgreichen Camcorder anknüpfen wolle, die Panasonic in der Vergangenheit entwickelt habe.

Blick zurück

Vor rund 13 Jahren präsentierte Panasonic mit dem AG-DVX100 den ersten Camcorder, der in der Lage war, in 25p aufzuzeichnen – damals noch in SD auf MiniDV-Band. Einige Jahre später kam mit dem AG-HVX200 ein Camcorder der nächsten Generation: Der HVX200 war ein Multiformat-Camcorder, der in verschiedenen SD- und HD-Auflösungen auf Band, aber auch auf P2-Speichermedien aufzeichnen könnte. Damit erhielten die Kunden die Chance zu einem sanften Einstieg in die bandbasierte Aufzeichnung. Im Jahr 2010 stieg Panasonic dann in die Welt der Single-Sensor-Camcorder ein und präsentierte mit dem AF-101 als erster Hersteller einen Single-Sensor-Camcorder — positioniert als Killer der damals sehr erfolgreichen Filmer-DSLRs, die im angesagten Filmlook auch Video aufzeichnen konnten — wenn auch nur mit etlichen technischen Klimmzügen. Bei der Konzeption des AG-AF101 hatte Panasonic nicht nur in puncto Sensor und Objektiv-Mount die üblichen Pfade verlassen, sondern auch bei der Bauform und beim Handling des Camcorders: der AF-101 hatte schon damals das Block-Design, das wir heute von vielen Single-Sensor-Camcordern her kennen.

Jetzt will Panasonic mit dem DVX200 an die Reihe dieser erfolgreichen Camcorder anknüpfen. Eines zumindest ist sicher: Mit seinem roten Body und den Applikationen in Carbon-Optik sticht der AG-DVX200 aus der Masse der Handhelds durchaus hervor.

Grundlegende Funktionen

Panasonic bezeichnet den DVX200 einerseits als ideale Begleitkamera zur Varicam 35, dem derzeitigen Kamera-Schlachtschiff von Panasonic, und hat den Camcorder ensprechend konzipiert. So kann der DVX200, wie die Varicam, mit einer V-Log-Gammakurve aufzeichnen.

Andererseits will Panasonic mit dem DVX200 auch ganz andere Märkte bedienen. Das Gehäuse erinnert von der Bauform her in einigen Details auch an traditionelle ENG-Camcorder, und eine der Besonderheiten dieses 4K-Camcorders ist es denn auch, dass er mit einem fest eingebauten Objektiv ausgerüstet ist — so wie viele klassische ENG-Handhelds. Andere 4K-Camcorder sind im Unterschied zum DVX200 oft mit Wechselobjektiven ausgerüstet. Doch genau hierin sieht Panasonic seinen Vorteil und will mit seinem Camcorder insbesondere den Markt für »Run and Gun«-4K-Kameras bedienen — also für Camcorder, die so konzipiert sind, dass man damit schnell und intuitiv arbeiten kann, ohne aufwändige Setups zu benötigen.

Sensor und Bild-Engine

Der AG-DVX200 ist mit einen 4/3-Zoll-Sensor bestückt, der dem des Panasonic-Fotoapparats GH-4 ähnelt, aber nicht komplett identisch dazu sein soll. Wie der GH4 nutzt auch der DVX200 den Venus-Engine und zeichnet in AVCHD, im MP4- oder MOV-Format auf SD-Speicherkarten auf. Die native Empfindlichkeit des Camcorders gibt Panasonic mit 500 ISO an und nennt 12 Blenden Dynamikumfang für den Camcorder.

Framerate, Aufzeichnung 

Der DVX200 kann in unterschiedlichsten Rastern und Auflösungen aufzeichnen. Im 4K-Raster 4.096 x 2.160 ist die Aufzeichnung mit 25 Frames möglich, in UHD (3.840 x 2.160) ist die Aufzeichnung mit bis zu 60 Frames möglich. Wer mit Full-HD dreht, kann sogar mit bis zu 120 fps aufzeichnen. Dabei sind jeweils auch noch unterschiedliche Datenraten und Aufzeichnungs-Codecs möglich, die der auf dieser Seite eingefügte Screenshot »Aufzeichnungs-Modi« im Detail auflistet. Sogar SD-Aufzeichnung ist noch möglich.

Intern ist der DVX200 auf 8-Bit- und 4:2:0-Signalprocessing festgelegt. Über den HDMI-Ausgang ist es aber möglich, einen externen Recorder anzuschließen und dann mit 10-Bit-Quantisierung und in 4:2:2 aufzuzeichnen.

Da der DVX200 über zwei SD-Card-Slots verfügt, ist es auch möglich, parallel in unterschiedlichen Formaten aufzuzeichnen (Dual Codec Modus), aber auch simultane Aufzeichnung, Relay Recording und Background Recording sind möglich.

Objektiv

Der Camcorder verfügt über ein fest eingebautes 13fach-Zoomobjektiv von Leica mit drei Bedienringen und einer integrierten optischen Bildstabilisierung. Dabei handelt es sich um ein Leica Dicomar, das für 4K ausgelegt wurde und eine Anfangsöffnung von F2.8 bis F4.5 bietet (35-mm-Fotoäquivalent: 4K/24p: 29,5 mm bis 384,9 mm; HD: 28 mm bis 365,3 mm.).

Damit man mit dem 4K-Objektiv gut scharfstellen kann, hat Panasonic eine Micro-Drive Focus-Unit entwickelt, die eine korrekte und schnelle Fokussierung erlauben soll. Zudem bietet der Camcorder auch einen 5-Achsen-Stabilisator, der sich für die jeweilige Aufnahmesituation optimieren lässt. Für die Aufzeichnung kann auch die V-Log-Gammakurve eingestellt werden.

Anschlüsse

Der DVX200 bietet BNC-Anschlüsse für Timecode-In/Out und HD-SDI-Out sowie einen HDMI-2.0-Ausgang. Ein USB 3.0-Host/Device-Ausgang ist ebenso eingebaut, wie zwei XLR-Anschlüsse, um externe Tonquellen anschließen zu können. Über einen weiteren Anschluss lassen sich Kamera- und Zoomfernbedienung anschließen.

Weitere Funktionen

Panasonic hebt beim DVX200 insbesondere den Bildstabilisator als besondere Funktion hervor, aber auch die Möglichkeiten, manuell mit diversen Scharfstellhilfen zu fokussieren. Beim Autofokus etwa lassen sich die AF-Reaktionsgeschwindigkeit, aber auch der gewünschte AF-Bereich indiviudell einstellen. Das Fokussystem bietet ganz generell viele Möglichkeiten, manuell und auch mit AF-Hilfe scharfzustellen. Neben dem Peaking etwa gibt es mit Focus Expand die Möglichkeit, einen 10fach vergrößerten Bildausschnitt zu sehen, um besser scharfestellen zu können. Auf dem ausklappbaren Touchscreen-Display kann man zudem auf den Bereich tippen, der dann automatisch scharfgestellt wird.

Das Display selbst ist mit einer Diagonalen von 4,3 Zoll vergleichsweise groß und bietet eine Auflösung von 2.764 K. Der zusätzlich vorhandene Oled-Sucher weist 0,37 Zoll Bildschirmdiagonale und 1.769 K Auflösung auf.

Erste Eindrücke

Der DVX200 lässt sich bedienen wie ein klassischer ENG-Camcorder und bietet viele Möglichkeiten, um wichtige Funktionen direkt via User-Taste abrufen zu können. Das macht die Arbeit angenehmen, vor allem auch deshalb, weil der Camcorder sehr gut in der Hand liegt und wertig verarbeitet scheint. Die Scharfstellhilfen des Camcorders funktionierten beim kurzen Praxistest sehr gut und eindrücklich.

Stimmen von Kameraleuten
Die Kameraleute Emilie Aujé, Mari Yamamura und Sebastian Wiegärtner sprechen über ihre ersten Eindrücke bei Testdrehs mit dem DVX200.

Panasonic lud im Sommer etliche Kameraleute nach Japan ein, um mit dem DVX200 erste Testaufnahmen zu drehen. Die Kameraleute kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen und decken den Doku- und ENG-Bereich ebenso ab, wie den szenischen Bereich.

Die Französin Emilie Aujé etwa dreht Dokumentarfilme und Reportagen und entschied sich beim Testdreh in Japan dazu, mit dem DVX200 in 25p und im Bildprofil Gamma Cinelike zu drehen. Sie hebt hervor, dass sich der Camcorder sehr gut und intuitiv nutzen ließ, auch deshalb, weil man damit keine Objektive wechseln müsse und gut damit fokussieren könne.

Die Japanerin Mari Yamamura, die in London lebt und arbeitet, hat sich beim Dreh in Japan dazu entschieden, eine Prozession zu einem Shintō-Schrein zu drehen. Dabei musste jedoch alles sehr schnell gehen, weil das Kamerateam nur eine knappe halbe Stunde vor Beginn der Prozession am Drehort eintrag. Mari Yamamura urteilt, dass sich in diesem Setup die intuitive Bedienung des DVX200 als großer Vorteil erweisen habe. Sie nutzte bei der Prozession gelegentlich auch den Autofokus und war insbesondere von den Scharfstellhilfen des Camcorders angetan.

Der Deutsche Sebastian Wiegärtner, der als DoP viel für die Bavaria dreht, also eher szenische Produktionen umsetzt, hat in Japan mit der V-Log-Gammakurvein 50 fps mit einer Datenrate von 150 Mbps gedreht, was aus seiner Sicht sehr gut funktioniert hat. Er kann sich vorstellen, den DVX200 im Zusammenspiel etwa mit einer Varicam zu nutzen, siedelt den Camcorder als Hauptkamera aber eher im Bereich Doku/Magazin. Für den Oled-Sucher wünscht er sich eine Rec-709-Preview, die Panasonic aber auch schon angekündigt hat.

Panasonic-Produktmanager Luc Bara stellt im Video die grundlegenden Funktionen des AG-DVX200 vor.