Sony: Nachfolger für EX1R heißt PMW-200
Mit dem neuen Handheld-Camcorder PMW-200 löst Sony den mittlerweile lang gedienten PMW-EX1R ab. Der Neue bietet das gleiche Objektiv, aber lichtstärkere Halbzoll-Sensoren der jüngsten Generation und er kann in 4:2:2 aufzeichnen.
Der Body des PMW-200 gleicht dem des PMW-100 (Test) und auch das Innenleben dürfte bis auf die größeren Sensoren des 200ers identisch sein. Wie der PMW-100 kann auch der PMW-200 Bildsignale in 4:2:2 mit bis zu 50 Mbps aufzeichnen. Der Lieferstart des PMW-200 soll zur IBC2012, also im September erfolgen.
Insgesamt ist der PMW-200 klar als Nachfolger des sehr beliebten PMW-EX1 und dessen leicht überarbeiteter Variante EX1R konzipiert: Das 14fach-Zoom-Objektiv mit drei mechanisch verkoppelbaren Bedienringen ist identisch, das gleiche gilt für den Sucher. Die Bauform des Bodies ist zwar etwas anders und gleicht dem PMW-100, aber auch hier merkt man die Ahnenschaft des EX1. Zubehör, das Anwender des EX1 angeschafft haben, kann zumindest teilweise weiterverwendet werden: Die Akkus passen und es gibt auch die identische Objektiv-Fernsteuerbuchse für den Anschluss externer Zoom- und Fokussteuerungen. Auch bei der Menüführung müssen sich EX1-Anwender kaum umgewöhnen, denn die komplette Menüstruktur wurde übernommen.
Wesentliche Verbesserungen gegenüber dem EX1 verspricht natürlich besonders die Aufzeichnung in 4:2:2 und 50 Mbps, die der PMW-200 bietet, während beim EX1 die XDCAM-EX-Eckdaten 4:2:0 und 35 Mbps das Maximum darstellen. Aber auch die moderneren Sensoren in Halbzoll-Abmessungen, die größere Lichtstärke versprechen, sowie der 3,5-Zoll-Ausklappmonitor mit höherer Auflösung (WVGA: 852 × 480 Bildpunkte) stellen zumindest auf Basis der bisher bekannten Spezifikationen einen klaren Fortschritt gegenüber dem Vorgänger dar. Entsprechend wird Sony wohl auch den Preis festlegen: Der PMW-200 könnte einen etwas höheren Netto-Listenpreis haben als der PMW-EX1R, dessen Nettolistenpreis mal bei 6.400 Euro lag, der aber zu einem deutlich günstigeren Straßenpreis zu haben ist.
Die Anschlüsse des PMW-200 entsprechen denen des PMW-100: Neben einem HDMI- und einem (HD)-SDI-Ausgang bietet der Camcorder auch BNC-Buchsen, die für Timecode und Genlock genutzt werden können. Am HD-SDI-Ausgang stellt der Camcorder ein 4:2:2-Signal in 10-Bit-Quantisierung bereit, das die unkomprimierte Aufzeichnung mit externen Recordern erlaubt. Auch eine i.Link-Buchse und einen AV-Ausgang bietet der PMW-200.
Die linke Bedienseite des PMW-200 entspricht ebenfalls weitestgehend dem PMW-100 — natürlich bis auf das kleine Blenden- und Schärferädchen des 100ers, da ja der 200er hierfür große Bedienringe am Objektiv bietet.
Alle Sony-Profiformate außer IMX
Alles was der 100er an Formaten bietet, das beherrscht auch der 200er, mit dem man sowohl in SD wie in HD drehen kann. Im Grunde bietet er die gleiche Formatvielfalt wie der Schultercamcorder PMW-500 (bis auf IMX): Bilder und Töne können im MXF-Format und UDF-File-System (50 oder 35 Mbps) oder als MP4 in FAT (35 oder 25 Mbps) aufgezeichnet werden. Durch diese Umschaltbarkeit kann man den Camcorder so betreiben, dass er in eine XDCAM-EX-Infrastruktur (4:2:0) passt (FAT-File-System), aber auch in eine Struktur mit XDCAM-Disc-Camcordern und/oder dem PMW-500 (UDF). Gleichzeitiger Mischbetrieb beider File-Systeme ist nicht möglich, man entscheidet sich jeweils beim Formatieren des Speichermediums für FAT oder UDF.
Bevor man mit dem Camcorder aufzeichnet, kann man auch einstellen, in welcher Region man ihn nutzt – somit lässt er sich weltweit einsetzen und er beherrscht entsprechend alle gängigen Frameraten: In HD sind in FAT und UDF die Raster 1.920, 1.440 oder 1.280 sowie die Bildraten 23.98, 25, 29.97, 50 und 59.94 möglich.
Im SD-Modus speichert der PMW-200 im DVCAM-Codec.
Aufgezeichnet wird beim PMW-200 auf zwei SxS-Karten. Mit zwei 64-GB-Karten bestückt, kann man bis zu vier Stunden in der maximalen Qualität des Geräts ohne Wechsel der Speicherkarte aufnehmen. Über Adapter können auch andere Speichermedien genutzt werden, etwa SDHC-Speicherkarten oder die neuen XQD-Speicherkarten. Wichtig: 4:2:2 mit 50 Mbps funktioniert nicht, wenn SD-Speicherkarten im Slot stecken, weil diese keine UDF-Formatierung unterstützen, die aber Voraussetzung für den 4:2:2-Betrieb des Camcorders ist. Das geht nur mit SxS- oder XQD-Karten.
Audio-Funktionalität
Der PMW-200 kann über das eingebaute Stereomikrofon und die zusätzlich vorhandenen XLR-Buchsen vier Kanäle Audio aufzeichnen.
Quick-/Slowmotion, Picture Profiles
Mit dem PMW-200 sind Zeitlupen wie Zeitraffer möglich: In 720p reicht die Spanne von 1 bis 60 fps, in 11080p sind 1 bis 30 fps möglich. Auch Cache-Recording (bis 15 Sekunden) sowie Intervall- und Frame-Recording sind möglich. Die Picture Profiles, die man vom EX1 kennt, wurden auch beim PMW-200 erhalten und lassen sich — wie beim Vorgänger — individuell anpassen.
Fernsteuerbar per WiFi
Der PMW-200 bietet oberhalb der Anschlussbuchsen einen Slot, den man am PMW-100 vergeblich sucht: Hier kann ein optional erhältliches WiFi-Modul eingesteckt werden, das die XM-Pilot-Funktionalität von Sony unterstützt, die etwa das kabellose Eingeben und Handling von Metadaten unterstützt. Außerdem kann über die WiFi-Schnitstelle der Camcorder auch browser-basiert von einem Smartphone aus ferngesteuert werden. Im Grunde wird der PMW-200 also die XM-Pilot-Funktionalität eines PMW-700 bieten – bis auf die Proxy-Video-Funktionalität. Sony will die XM-Pilot-Option zum Jahresende anbieten, um sie in vollen Umfang nutzen zu können, ist zudem ein kostenloses Firmware-Upgrade des Camcorders nötig.
Der professionellere Bruder des PMW-100
Vom PMW-100 unterscheidet sich der 200er im wesentlichen durch das professionellere Objektiv mit Remote-Anschluss, die drei Halbzoll-Bildwandler, den größeren Sucher und die optionale WiFi-Funktionalität.
Den EX3 will Sony, anders als den EX1R, auch nach Lieferstart des PMW-200 weiter anbieten, weil das darin umgesetzte »Semi-Shoulder«-Konzept sich weiterhin etlicher Beliebtheit erfreut.
Der wichtigste Unterschied zu den konkurrierenden 4:2:2-Handhelds besteht in den 1/2-Zoll-Sensoren: die Konkurrenten bieten nur 1/3-Zoll-Bildwandler.
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