NAB2012-Trend: Second Screen
Zuschauer, die parallel zum Fernsehen auf dem großen Bildschirm mit dem Laptop, Tablet oder Smartphone einen zweiten Bildschirm vor sich haben, auf dem sie Online-Aktivitäten nachgehen, das sind vor allem die jüngeren Zielgruppen — und diese gelten natürlich als interessante, sogenannte werberelevante Zielgruppe. Kein Wunder also, dass es viele Ansätze gibt, diese Zielgruppe zu binden und dadurch die Zukunft des Fernsehens zu sichern.
Mit dem Fernsehprogramm synchronisierte, interaktive Inhalte auf die Second Screens zu bringen, diese Idee wurde in den vergangenen zwei Jahren immer weiter vorangetrieben. Nun kann man während der NAB2012 ganz verschiedene Ansätze und Variationen zu diesem Thema sehen.
Auf dem zweiten Schirm ergänzende Inhalte und jeweils zum Thema passende Werbung anzuzeigen, das liegt natürlich nahe. Also müssen etwa Redaktions- und Produktionssysteme die Möglichkeit bieten, das zu planen und bereitzustellen. Auch in Automationssysteme und Playout-Geräte kann diese Funktionalität integriert werden. So betonte etwa Snell bei seinem Channel-in-a-Box-System Ice solche Funktionen, Harris zielt ebenfalls klar in diese Richtung und will die nun hierfür verfügbaren, ersten Werkzeuge im Playout-Bereich, die diese Funktionalität unterstützen, weiter entwickeln. Beim Newsroom-System OpenMedia von Annova etwa, spielt der Second Screen ebenfalls eine wachsende Rolle.
Einen ganz eigenen Ansatz verfolgt EVS. Dort hat sich aus einer ersten Idee, die im Rahmen der IBC vorgestellt wurde, mit dem Produkt C-Cast etwas ganz Konkretes entwickelt: Während der Fußball-Europameisterschaft werden Second-Screen-Nutzer darüber eigene Replays gerade laufender Spiele aus verschiedenen Kameraperspektiven abrufen können.
Die Interaktivität soll aber durchaus in beiden Richtungen Realität werden. Nicht nur sollen zum TV-Programm passende Inhalte möglichst automatisiert auf die Second Screens geschoben werden, sondern es soll auch für die Gegenrichtung Lösungen geben. »Twitter to Air« etwa, nennt Chyron eine Ausprägung dieser Funktionalität: Was die Zuschauer per Twitter oder in einem Chat zu einer laufenden Sendung äußern, kann über die Engage-Software direkt in Chyron-Grafiksysteme gefüttert und dann per Ticker, Teil- oder Vollbildgrafik On Air gegeben werden. So lassen sich auch Statistiken oder Abstimmungen sozusagen über den Second-Screen-Rückkanal realisieren, und deren Ergebnisse können in Echtzeit On Air gehen, ganz nach dem Motto: »Bringing Social Media to Air«.
Fernsehsendungen können auch über iPhone- und iPad-Apps mit Rückmeldungen der Zuschauer versorgt werden, die wiederum direkt in die Sendung einfließen können, hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. In der »TV Station in a Mac«-Produktfamilie von Tools On Air etwa, gibt es nun die Software-Komponente JustSocial, die in Zusammenarbeit mit Molden Media und dem Tools-On-Air-Kunden Joiz entwickelt wurde: Einem TV-Moderator werden auf einem iPad Facebook-Kommentare und Tweets der Zuschauer angezeigt, die er dann ins laufende TV-Bild einblenden kann.
Der nächste Schritt ist »Content Creation« über den Second Screen: Der TV-Zuschauer wird zu einer Art Korrespondent, der Bilder, Texte und Töne via Smartphone oder Tablet zum Sender überträgt, wo sie dann direkt in Live-Sendungen eingebaut werden können.
Das Thema Second Screen hat also schon jetzt viele Implikationen und die sollen vor allem dazu dienen, einerseits jüngere Zuschauer wieder stärker ans Fernsehen zu binden und andererseits durch Second-Screen-Werbung zusätzliche Einnahmen zu generieren.