Sony zeigt XDCAM-EX-Schultercamcorder PMW-350
Als ersten Schultercamcorder auf Basis von SxS-Speicherkarten kündigt Sony den XDCAM-EX-Schultercamcorder PMW-350 an. Die erste öffentliche Präsentation findet heute in Paris im Rahmen der AV-Messe Satis statt.
Sony hat in diesem Jahr auf die IBC verzichtet und nutzt nun lokale Messen und Events, um wichtige Neuheiten zu präsentieren (siehe auch Stereo-3D-Meldung). Zur französischen AV-Messe Satis, die vom 20. bis zum 22. Oktober in Paris stattfindet, hat Sony dabei zwei ganz besondere Neuheiten im Gepäck: den XDCAM EX-Schultercamcorder PMW-350 und den EX1-Nachfolger PMW-EX1R. Die überarbeitete Version des EX1 löst das bisherige Modell ab (siehe separate Meldung), der Schultercamcorder eröffnet ganz neue Horizonte für das Format XDCAM EX, weil nicht nur die Bauform einem klassischen Broadcast-Camcorder entspricht, sondern das Gerät auch mit 2/3-Zoll-Sensoren bestückt ist.
Nach dem großen Erfolg des XDCAM-EX-Formats war es nur eine Frage der Zeit, wann Sony auch einen Schultercamcorder in diesem Format vorstellen würde, der etwa mit dem AG-HPX301 (Test) von Panasonic oder dem GY-HM700 (Infos von JVC konkurriert. Nachdem Sony vor gut zwei Jahren nach dem ersten XDCAM-EX-Camcorder PMW-EX1 (Test) vergleichsweise schnell den PMW-EX3 (Test) nachgeschoben hatte, dauerte es nun mit einem neuen SxS-Camcorder etwas länger als erwartet — vielleicht auch deshalb, weil Sonys Tempo bei der Vorstellung von EX1 und EX3 letztlich nicht nur die Händler, sondern auch Kunden überfordert hatte. Nun jedenfalls sieht man bei Sony den richtigen Zeitpunkt für gekommen und hatte die Entwicklungskapazitäten frei, den EX1 zu renovieren und zeitgleich den PMW-350 vorzustellen.
Mit der Vorstellung des PMW-350 will der Hersteller letztlich auch DVCAM-Kunden ins Boot holen, etwa jene Anwender, die mit einem DSR-450 gearbeitet haben und nun den Umstieg in die HD-Welt vollziehen wollen. Deshalb bietet der PMW-350 neben der reinen HD-Aufzeichnung auch SD-Aufzeichnung — allerdings nur als kostenpflichtige Option zum Nettopreis von 680 Euro. Die SD-Option ist als Hardware-Key ausgeführt, sie soll ab Januar verfügbar sein und kann laut Sony ab dann jederzeit vom Anwender selbst installiert werden.
Eckdaten
Der XDCAM-EX-Schultercamcorder PMW-350 ist mit drei CMOS-Sensoren in 2/3-Zoll-Diagonale ausgeführt. Das ist ungewöhnlich, denn sowohl der EX1, wie der EX3 nutzen 1/2-Zoll-Sensoren, außerdem geht der Trend am unteren Ende der Profiskala aus Kostengründen klar in Richtung Halb- und Drittelzoll-Geräte.
2/3-Zoll-Sensoren bieten wegen der größeren Bildpunkte auf dem Sensor aber eine höhere Empfindlichkeit, außerdem sind 2/3-Zoll-Objektive mit B4-Mount gerade in der Profiliga sehr stark verbreitet, man hat also mehr Auswahl an Objektiven und bekommt auch hochwertigere Linsensysteme. Der PMW-350 ein HD-Camcorder und erfordert deshalb auch den Einsatz von HD-Objektiven, wenn man die maximale Bildqualität erreichen will.
Tatsächlich ist es aber so, dass hochwertige 2/3-Zoll-SD-Objektive durchaus bessere optische Leistungen bieten können, als billige 1/2-Zoll-HD-Objektive. Es wird also ganz sicher Anwender geben, die zumindest in einer Übergangszeit den HD-Camcorder mit SD-Objektiven benutzen — mit durchaus ordentlichen Ergebnissen, wenn auch nicht mit der maximal möglichen Qualität. Somit sind die 2/3-Zoll-Sensoren ein starkes Argument für den PMW-350.
Stichwort Optik: Sony liefert den Camcorder wahlweise mit einem 16fach-Zoom von Fujinon aus. Sie unterstützt die Alac-Funktion (Automatic Lens Aberration Compensation), mit der
Laut der ersten Specs, die Sony für den Camcorder bekanntgab, ist der Schultercamcorder enorm lichtstark: Mit Blende 13 bei 2.000 Lux soll der Camcorder selbst bei schlechten Lichtbedingungen noch gute Bilder erzeugen. Wenn es noch dunkler wird, stehen diverse Verstärkungsstufen, die hin zum »Turbo Gain« mit 42 dB zur Verfügung.
Die Leistungsaufnahme gibt Sony mit 18 W an – ohne Mikro, Viewfinder und Optik soll er sogar noch niedriger sein und beim reinen Body nur 15 W betragen. Das ist im Vergleich zu anderen EB-Camcordern ausgesprochen niedrig und somit ein weiteres großes Plus für den Camcorder, wenn sich diese Ankündigungen bewahrheiten.
Eine weitere Besonderheit des Camcorders: Er zeichnet im Unterschied zu den bisher verfügbaren XDCAM-EX-Camcordern vierkanaliges Audio auf — ist also im Tonbereich nicht auf zwei Kanäle beschränkt. Befeuern lassen sich diese vier Kanäle über zwei XLR-Buchsen am Heck, über einen an der Oberseite einsteckbaren, optionalen Funkempfänger und über die Frontbuchse.
Das Gewicht für den reinen Body gibt Sony mit nur 3,5 kg an, betriebsbereit, also inklusive Akku, Objektiv und Sucher soll der Camcorder 6,7 kg wiegen — was ebenfalls vergleichsweise wenig ist. Eine weitere Besonderheit des Camcorders: Er kommt ohne Lüfter aus, so dass störende Geräusche bei besonders leisen Szenen seitens des Camcorders nicht zu befürchten sind.
Die eingebaute CMOS-Chips nutzen Sonys Exmor-Technologie und bieten volle HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten. Der Camcorder kann wahlweise mit 720 oder 1080 Zeilen aufzeichnen und bietet hier die gängigen Bildraten:
1.920 x 1.080: 59.94i, 50i, 29,97p, 25p, 23.98P
1.440×720: 59.94p, 50P, 29,97p, 25p, 23.98P
1.280X720: 59.94p, 50p, 29,97p, 25p, 23.98p
1.440×1080 (mit 25 Mbps): 59.94i, 50i
Die Archivierung von Material, das auf SxS-Karten aufgezeichnet wird, hat Sony nun ebenfalls erleichtert: Das externe Laufwerk PDW-U1 lässt jetzt nämlich auch in einem reinen Datenmodus betreiben. Konkret sieht das so aus, dass man Material mit dem 350er aufzeichnet, die SxS-Karte in den Laptop steckt und das Material auf der Karte via Clipbrowser-Software (V 2.6) per Drag und Drop auf die Scheibe überspielt, die im PDW-U1-Laufwerk steckt. Es ist also nicht mehr notwendig, die Daten zuvor in einen anderen Wrapper zu verpacken — stattdessen lässt sich beliebiges Quellmaterial in seiner originalen Auflösung auf dem PDW-U1-Laufwerk sichern.
Funktionen, Bedienung
Die Bedienung des PMW-350 ist so umgesetzt, wie man das von professionellen Schultercamcordern her kennt. Eine Besonderheit haben sich die Entwickler beim neuen Suchermonitor CBK-VF01 ausgedacht: Er lässt sich vielfach verstellen und kann in zwei Richtungen aufgeklappt werden, in Blickrichtung des Camcorders und quer dazu. Das erweitert die Flexibilität und die Einsatzmöglichkeiten des Suchers beim Dreh. Das im Sucher dargestellte Bild lässt sich spiegeln, so dass man aus verschiedenen Positionen jeweils ein seitenrichtiges BIld erhält. Der Camcorder ist mit zwei Sucheranschlüssen bestückt, sodass sich auch ältere Sucher installieren lassen.
Zusätzlich zu den Suchereinblendungen verfügt der PMW-350 auch über ein Display, das seitlich am Camcorder angebracht ist. Es dient der Kontrolle voh Audiopegel und Timecode, ist also ein reines Daten-Display.
Beim Einstellmenü haben sich die Entwickler von der inhaltlichen Struktur an bekannte Menüs anderer professioneller Sony-Camcorder gehalten — etwa an die des PDW-700. Optisch hat Sony dieses Menü aber beim PMW-350 etwas aufgehübscht. Insgesamt bietet der Camcorder zahlreiche Möglichkeiten, das Bild zu beeinflussen, und es ist auch möglich, Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen umzusetzen. Verschiedene vorgegeben Gamma-Kurven stehen zur Auswahl, es ist aber nicht möglich, ein individuelles User-Gamma einzustellen.
Farbfilter hat Sony in den Camcorder nicht eingebaut, aber ein dreistufiger ND-Filter (1/4, 1/16, 1/64) ist integriert. Eine Retro Loop-Funktion, die man auch von anderen Camcordern her kennt, gibt es beim PMW-350 ebenfalls. Sie zeichnet kontinuierlich die jeweils letzten 15 Sekunden auf. Weitere professionelle Details des Camcorders sind ein Lampenanschluss, sowie die Möglichkeit, auch große Akkus verwenden zu können.
Anschlüsse
Sony hat dem PMW-350 alle gängigen Anschlüsse spendiert: Neben Timecode, i.Link,
Preise
Sony wird den Camcorder in zwei Varianten anbieten: ohne Objektiv (PMW-350L) soll der Camcorder zwischen 16.000 und 17.000 Euro kosten, mit Objektiv (350K) wird der Netto-Listenpreis bei rund 19.000 Euro liegen. Der Camcorder ist in dieser Variante mit einem 16fach-Fujinon-HD-Objektiv ausgerüstet.
Günstigere Speichermedien
Dritthersteller haben schon längst Adapter entwickelt, die mit günstigen SD-Speicherkarten bestückt und dann in den SxS-Slot von Sony-Camcordern gesteckt werden können. Darauf hat Sony nun reagiert und eine eigene Kartenlösung angekündigt, die nach demselben Prinzip arbeitet, aber statt SD-Cards die sony-eigenen Memory Sticks nutzt. Sony betont jedoch, dass Slomo-Aufzeichnungen mit dieser Lösung nicht möglich seien.