NAB2007: Ikegami und Toshiba kooperieren bei bandlosen Technologien
Die beiden japanischen Unternehmen haben eine Kooperation mit dem Ziel geschlossen, Flash-Memory — also Speicherchips — in der professionellen Produktion und Postproduktion einzusetzen. Im Rahmen ihrer NAB-Pressekonferenz stellten die Unternehmen konkrete Produktpläne vor.
Ziel der getroffenen Vereinbarung ist nach Firmenangaben die gemeinsame Entwicklung, Produktion und weltweite Vermarktung von Geräten für die Videoproduktion und Postproduktion in HD, die auf Basis von Flash-Memory arbeiten — also Festspeichermedien oder Speicherchips nutzen. Die Vereinbarung schlossen Ikegami und Toshiba in Tokio rund eine Woche vor der NAB, nun nutzen die Unternehmen die Messe, um erste konkrete Ideen zu präsentieren. Die Markteinführung planen die Unternehmen dann für die NAB im kommenden Jahr.
Gemeinsam wollen die Unternehmen alle Komponenten entwickeln, um ein vollständig bandloses, vernetztes HD-Produktionssystem aufzubauen: Es soll einen professionellen Camcorder und zwei Recorder geben, die Flash-Memory als Hauptspeichermedium nutzen und auch ein schlüssiges, passendes Konzept für die Archivierung wollen die Unternehmen gleich mit einbinden.
Die Gerätefamilie trägt die Bezeichnung GF und nutzt eigens dafür produzierte Speichermedien, die GF-Paks, die etwas kleiner sind, als die bisher von Ikegami in der Editcam genutzten FieldPak- Wechselfestplatten. Die GF-Paks sind mit Festspeicherchips bestückt und sollen auch außerhalb des Camcorders anzeigen können, wie viel Speicherkapazität noch frei ist. Zunächst planen die Unternehmen, GF-Paks mit Speichergrößen von 16, 32 und 64 GB anzubieten. Auf das 32-GB-Medium passen ungefähr eine Stunde 50-Mbps-Aufnahmen, ein GF-Pak dieser Größe soll etwa 950 US-Dollar kosten (Netto-Listenpreis). Intern kann der Speicher laut Firmenangaben zunächst Datenraten bis 200 Mbps schreiben und ausgeben, die Schnittstelle ist gleich leistungsfähiger konzipiert und erreicht demnach 1,5 Gbps (Serial-ATA). Für den Anschluss an NLE-Systeme sorgt eine zusätzlich vorhandene USB-Schnittstelle. Die GF-Paks sollen vom Rechner wie Laufwerke erkannt und behandelt werden, es soll möglich sein, sofort zu schneiden, ohne erst kopieren zu müssen.
Der geplante Camcorder soll auf vorhandene HD-Kameratechnik von Ikegami zurückgreifen und 2/3-Zoll-CCD-Sensoren zur Bildwandlung nutzen. Als Formate stehen laut Ikegami 720/60/50p und 1080/60/50i zur Verfügung. Der Kamerateil des Camcorders soll der Ikegami-HD-Kamera HDK-797ES3 gleichen, was wiederum die Entwicklungszeit stark verkürzen soll. Auch werden die Bedienung und Funktionalität ganz ähnlich aufgebaut sein, wie bei der HD-Editcam von Ikegami, inklusive der Funktionen Retro Loop und der Thumbnail-Darstellung aufgenommener Clips im Display, hieß es in der Pressekonferenz. Die Signalverarbeitung soll in 4:2:2 erfolgen, die Aufzeichnung als MXF-File in MPEG-2-HD mit einer Datenrate von 30, 50 oder 100 Mbps. Der Camcorder soll sich sowohl mit FieldPaks wie mit GF-Paks nutzen lassen. Der Preis für die GF-Cam oder HDS-V10 soll in der Größenordnung von 25.000 US-Dollar liegen (Netto-Listenpreis).
Der Recorder namens GF-Station ist mit eingebautem Festspeicher mit einer Kapazität von 128 GB geplant und soll über einen Slot für GF-Paks verfügen. Ein LCD-Monitor werde ebenso integriert sein wie ein Up/Down-Konverter, ein Jog/Shuttle-Rad und einfache Schnittfunktionalität zum setzen von In- und Out-Punkten sowie Video- sowie Daten-I/O-Schnittstellen, erläuterten Ikegami-Mitrabeiter. Die GF Station soll 45.000 US-Dollar kosten (Netto-Listenpreis). Eine portable Version davon ohne integrierten Speicher mit der Bezeichnung GF Station Portable in halber Rackbreite wollen Ikegami und Toshiba für rund 15.000 US-Dollar anbieten.
Zwei Aspekte sprechen dafür, dass die Allianz von Ikegami und Toshiba Früchte tragen kann: Ikegami setzte als erster Anbieter im Profibereich auf die bandlose Akquisition und hat diese Entwicklung mit seiner festplattenbasierten Editcam zur Reife gebracht, von der es seit 2006 auch eine HD-Version gibt. Toshiba ist zumindest in Europa als Broadcast-Lieferant weniger bekannt, kann aber in Japan einige Broadcaster vorweisen, die mit Flash-Memory-Servern aus der Videos-Baureihe des Unternehmens arbeiten und darauf ihre Werbespots und ihre Programmbeiträge ablegen. Nun plant Toshiba, die Videos-Baureihe um Playout-Server und Produktions-Server zu erweitern, die ebenfalls mit Flash-Memory arbeiten sollen.