Familientreffen, die Dritte
Zum dritten Mal fand vom 16. bis zum 18. September 2000 die Filmtechnik-Messe Cinec in den Münchener MOC-Hallen statt. Rund 3.000 Besucher kamen, 17 Prozent mehr als 1998. Trotz des gewachsenen Publikumsinteresses und der internationaleren Beteiligung auf der Ausstellerseite blieb die Cinec auch in diesem Jahr eine Messe mit familiärem Charakter. Das ist den allermeisten Ausstellern aber durchaus recht: Man kennt sich.
»Für uns hat die Cinec in diesem Jahr den Durchbruch geschafft.« Solche oder ähnliche Sätze waren im Verlauf der diesjährigen Cinec öfter zu hören – und zwar vornehmlich aus dem Mund jener Hersteller, die sich auf Filmtechnik konzentrieren und die auch in diesem Jahr das weit überwiegende Gros der Aussteller bildeten. Aussteller aus der Postproduktion spielten auf der Cinec nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn sich die Cinec selbst im Untertitel als »Internationale Fachmesse für Filmtechnik und Postproduktion« tituliert.
De facto war also auch die Cinec2000 eine reine Filmtechnik-Messe, wie die bisherigen Cinecs auch. Und das ist durchaus im Sinne der Mehrzahl der Aussteller und wohl auch der Besucher: Man bleibt lieber unter sich und präsentiert die Neuheiten den eigenen Familienmitgliedern. Viele Gespräche zeigten: Austausch, Anbindung oder Dialog mit Postproduktionsfirmen oder den Anbietern aus dem Videobereich ist eher unerwünscht, man befürchtet auf Seiten der Filmtechnik-Hersteller eine allzu innige Umarmung, die damit enden könnte, dass die Filmtechnik als Messethema ins Hintertreffen gerät. Das haben die Firmen aus Elektronik und Postproduktion bei den ersten beiden Terminen der Cinec auch so verstanden und sind daher der Cinec2000 ferngeblieben, haben diese Veranstaltung aus ihrem Terminkalender gestrichen. Daran änderten auch die Versuche nichts, mit einer Virtual-Studio-Produktion während der Messe die Postproduktion und die elektronischen Produktionsmethoden doch noch in die Messe zu integrieren.
Trends und Perspektiven
Als reine Filmtechnik-Messe betrachtet, war die Cinec in diesem Jahr erfolgreich. Kaum ein Hersteller, der nicht die Qualität und Internationalität des Publikums lobte. Etliche Hersteller prognostizierten sogar, dass sich die Cinec selbst gegen etablierte Filmtechnik-Messen wie die Showbiz in den USA durchsetzen werde. Gerade im Vergleich zur vergangenen Showbiz habe die Cinec eindeutig an Profil gewonnen, so der allgemeine Tenor.
In dieses Horn stößt auch die Messegesellschaft. Sie weist in ihrem Abschlussbericht mehrfach darauf hin, dass der Großteil der Aussteller die Messe positiv bewertet habe und den zweijährigen Austragungsmodus wie auch den Veranstaltungsmonat September für gut befinde.
Detlev Gantenberg, Geschäftsführer der Messe München, sagt dazu: »Wir konnten das Ergebnis der beiden Vorgängerveranstaltungen noch deutlich übertreffen und sind damit auf dem besten Weg, die Cinec in der internationalen Filmindustrie als unverzichtbares Top-Ereignis zu etablieren. Insbesondere bei den Ausstellern aus den USA verzeichnen wir ein weiter steigendes Interesse an der Cinec, das ist ein überaus positives Signal.«
Für die Messe München, die auch Großmessen wie etwa Bauma, ISPO, Intermot, Systems, und Electronica abwickelt, gehört die Cinec allerdings trotz dieser positiven Beurteilung durch den Geschäftsführer auch künftig zu den kleinen Fischen. Zum Vergleich: Die Bauma belegt 445.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die Cinec gerade mal 10.000 Quadratmeter. Ein weiterer Vergleich, der sich anbietet, weil es derzeit Überlegungen gibt, die IBC2002 von Amsterdam nach München zu verlegen: Die Halle 7 des RAI in Amsterdam, wo die IBC2000 in insgesamt 11 Hallen stattfand, bietet auch rund 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.
Und die Perspektiven? Nach der dritten Cinec scheint es nun tatsächlich so, als hätte die Filmtechnik-Messe ihre Startschwierigkeiten überwunden. Das nahezu einhellig positive Urteil der Aussteller zeigt, dass es offenbar einen Bedarf für eine reine Filmtechnikmesse gibt. Ob und wie diese auf Dauer rentabel sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Ebenso wie die Frage, ob sich die traditionelle Filmwelt den »modernen« und wachstumsstärkeren Bereichen wie 24P-HD-Videoproduktion und der gesamten Postproduktion auf ewig wird verschließen können.
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