Broadcast Solutions: Techniktrends der Branche
Remote oder on premise, SDI oder IP und zentralisierte Produktion: Rainer Kampe und Antti Laurila sprechen über aktuelle Techniktrends und neue Projekte.
Rainer Kampe, Geschäftsführer und CTO, und Antti Laurila, Chief Strategy Officer (CSO) der Broadcast Solutions Group, gingen im Gespräch mit film-tv-video.de auf aktuelle Projekte ein, äußerten sich aber auch ganz generell über aktuelle Techniktrends in der Broadcast-Branche.
Aktuelle Projekte
Antti Laurila erläuterte eine Reihe bedeutender Projekte, die sein Team kürzlich abgeschlossen hat, und hebt dabei wichtige Trends hervor, die die Rundfunk- und Produktionsbranche prägen. Im vergangenen Jahr hat Broadcast Solutions an großen Projekten für fixed Facilities gearbeitet, die den Wandel hin zu stärker softwaregesteuerten und zentralisierten Produktionsmodellen widerspiegeln.
Eines dieser Projekte fand in Hilversum, Niederlande in der Nähe von Amsterdam, statt. Hier baute Broadcast Solutions für DMC ein hochmodernes Produktions- und Playout-Center, das durchgängig auf vollständig softwarebasierte Lösungen setzt. Das Rückgrat dieses Systems basiert auf Grass Valley AMPP und arbeitet mit dem 2110-Standard für Netzwerkkonnektivität. Bemerkenswert ist, dass das gesamte Projekt innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen wurde, was die Effizienz und das Fachwissen des Teams von Broadcast Solutions unter Beweis stellt. Diese Umstellung auf softwarebasierte Arbeitsabläufe ist ein Sinnbild für umfassendere Branchentrends, da sie mehr Flexibilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz bietet.
Broadcast Solutions realisierte auch einen Umzug für den finnischen Eishockeyverband, bei dem ein Remote-Produktionszentrum in Finnland an einen neuen Standort verlegt wurde. Dieser Trend zu zentralisierten Produktionszentren setzt sich in der Rundfunkbranche immer mehr durch, da Unternehmen eine bessere Kontrolle über die Produktionsprozesse erlangen und gleichzeitig die Qualität und Nachhaltigkeit verbessern wollen. Zentralisierte Lösungen bieten eine Reihe von Vorteilen, darunter eine verbesserte Umwelteffizienz, Flexibilität in der Produktion und die Möglichkeit, die Rendite der Investitionen in die Infrastruktur zu maximieren.
Zentralisierte Produktion
Rainer Kampe betont: »Einer der Hauptvorteile zentralisierter Produktionszentren liegt in der Schaffung kollaborativer Arbeitsbereiche für die Redaktion. Wir bei Broadcast Solutions konzentrieren uns ja auf die technische Seite, aber wir beobachten, dass diese Produktionsart für unsere Kunden eine dynamische und produktive Umgebung fördert, in der Redaktionsteams miteinander interagieren, Ideen austauschen und Innovationen vorantreiben können.« Durch die Bereitstellung flexibler Arbeitsbereiche, die den sich wandelnden Bedürfnissen von Redaktionsteams gerecht werden, ermögliche Broadcast Solutions seinen Kunden, in einer zunehmend wettbewerbsorientierten und schnelllebigen Medienlandschaft erfolgreich zu sein.
Mit Blick auf die Zukunft weist Laurila darauf hin, dass OB-Vans zwar weiterhin unverzichtbar sind, dass aber softwarebasierte Lösungen zunehmend in diese mobilen Produktionseinheiten integriert werden. Dieser Trend stehe im Einklang mit dem allgemeinen Branchenwandel hin zu IP (Internet Protocol) als Kern von Rundfunksystemen, das eine unübertroffene Skalierbarkeit bietet.
Hybride Ansätze mit IP und SDI
Gleichzeitig werden hybride Ansätze immer beliebter, bei denen IP-Kerne mit anderen Technologien wie SDI (Serial Digital Interface) und NDI (Network Device Interface) kombiniert werden, wo dies vorteilhaft ist.
Rainer Kampe erklärt: »SDI bietet in bestimmten Studio- oder Veranstaltungsumgebungen weiterhin Plug-and-Play-Vorteile, während NDI in anderen Szenarien bevorzugt werden kann. Ganz generell setzt Broadcast Solutions zunehmend IP-Cores ein, die von verschiedenen Technologieinseln umgeben sind, um den spezifischen Anforderungen jedes Projekts gerecht zu werden. Das unterstreicht unseren flexiblen und anpassungsfähigen Ansatz.«
OB-Vans auch in Zukunft?
In den nächsten fünf Jahren wird sich der aktuelle Trend voraussichtlich fortsetzen. Schon jetzt umfassen 50 % der Arbeit von Broadcast Solutions den Bau von Ü-Wagen und die anderen 50 % den Bau von fixed Facilities.
Sowohl IP als auch SDI werden in diesen Systemen weiterhin eine wichtige Rolle spielen, aber softwaredefinierte Lösungen und Cloud-Komponenten werden voraussichtlich an Bedeutung gewinnen. Durch die Nutzung von Cloud-basierten Diensten können Kunden ihre Produktionskapazitäten bei Bedarf erweitern, insbesondere bei kleineren Produktionen oder wenn zusätzliche Rechenleistung erforderlich ist. Cloud-Lösungen bieten auch Backup- und Redundanzoptionen, wodurch die Flexibilität und Zuverlässigkeit von Rundfunkübertragungen weiter verbessert wird.
Cloud als Ergänzung
Laurila merkt an, dass der Großteil der Rechenleistung in der Branche immer noch in lokalen Rechenzentren angesiedelt ist – also letztlich in eigener Hardware. Und das, obwohl Cloud-basierte Komponenten Flexibilität und Skalierbarkeit bieten würden. Man merke jedoch, dass es mehr in Richtung hybrider Strukturen gehe, bei denen die Cloud eine ergänzende Rolle spiele und bei Bedarf zusätzliche Rechenleistung oder Redundanz bereitstelle.
Fazit
Zusammengefasst zeichnen Laurila und Kampe das Bild einer Broadcastbranche im Wandel, mit einer klaren Tendenz zu zentralisierten, softwarebasierten Lösungen, die durch IP-Technologie unterstützt werden. Broadcast Solutions steht an der Spitze dieses Wandels und liefert seinen Kunden innovative, skalierbare Lösungen, während die Bedeutung von Ü-Wagen und fixed Facilities erhalten bleibt.
Das Hybridmodell, das IP-, SDI- und Cloud-Lösungen kombiniert, ebnet den Weg für mehr Flexibilität, Effizienz und Innovation im Bereich Rundfunk und Produktion, und dieser Trend wird sich aus der Sicht von Broadcast Solutions in absehbarer Zukunft fortsetzen.