Kamera, Test, Top-Story: 17.10.2024

Praxistest: Sony-Handheld PXW-Z200

Sonys neuester Camcorder mit 20-fach-Zoom basiert auf einem 1/3-Zoll-Sensor, zeichnet in 10 Bit UHD auf und hat einen variablen ND-Filter. film-tv-video.de hat den Camcorder getestet.





Die Handhabung

Die Bauform ist typisch für Camcorder der Handheld-Klasse, der Z200 gehört mit 2,4 Kilogramm samt Akku vom Typ BP-U35 allerdings zu den schwereren Vertretern. Das ermüdet einen schnell beim Führen aus der Hand, vor allem weil die Kamera generell vorderlastig ist. Zudem kann man den Camcorder durch den Akku kaum gut an die Schulter pressen, sodass die Arme das Gewicht die ganze Zeit stabilisieren müssen. Ohne ein Rig mit einer vernünftigen Schulterstütze wird ein Drehtag aus der Hand schnell zur Tortur.

Trotz des Plastikgehäuses ist die Verarbeitung größtenteils gut. Der Griff liegt gut in der Hand, die Dip-Schalter sind stabil und die Drehregler für Blende und ND-Filter haben ein gutes haptisches Feedback. Nur der Druckpunkt der Tasten ist etwas gering und der Drehregler für das Menü ist sehr wackelig. Die Zeit, bis die Kamera drehbereit ist, ist mit drei Sekunden sehr gut. Der Wechsel zwischen verschiedenen Frameraten dauert dann fast die doppelte Zeit, da die Kamera dafür aus- und wieder angeschaltet werden muss.

©Nonkonform
Jeder, der schon mal »handheld« gearbeitet hat, wird sich mit der Z200 sofort zurechtfinden.

Jeder, der schon mal »handheld« gearbeitet hat, wird sich sofort zurechtfinden. Die Nutzertasten sind gut verteilt und sitzen da, wo man es gewohnt ist. Eine sehr praktische Funktion ist die »Flag Clip«-Option, die sich auf eine Taste legen lässt, beispielsweise auf die Netzwerktaste. Alle wesentlichen Audioeinstellungen für Signal und Kanal und für manuelle Lautstärke für Kanal 1 und 2 sitzen unter einer durchsichtigen Plastikklappe auf der linken Seite. Beim Ton muss der Wechsel zwischen manuellem, automatischem und Limiter-Betrieb im Hauptmenü oder Schnellmenü eingestellt werden. Die Lautstärke des Kopfhörerausgangs kann auch über Tasten am Gehäuse eingestellt werden. Allerdings rauscht der Kopfhörerausgang schon bei mittleren Einstellungen sehr stark, sehr viel mehr, als auf den Aufnahmen später zu hören ist. Das kann einen beim Dreh schon verunsichern und ist gewöhnungsbedürftig.

Neben der Vollautomatik kann bei Blende, Schärfe und Weißabgleich einzeln über Tasten auf Automatik gewechselt werden. Für die Automatik-Schärfe gibt es eine Push-Autofunktion. Die automatische Blende aktiviert man am besten über Aktivieren der Automatikblende, oder man deaktiviert sie.

©C. Harrer, Sony PXW-Z200
Der Autofokus der FZ200 pumpt nicht nervös, auch nicht, wenn eine Person aus dem Bild verschwindet oder sich umdreht.

Die elf Standard-Nutzertasten sind größtenteils schon sinnvoll mit Funktionen belegt, lassen sich aber ebenso mit zahlreichen eigenen Funktionen belegen. Zudem können Push-Auto und der Multifunktionsregler mit eigenen Funktionen belegt werden. In einem zukünftigen Firmware-Update sollen auch die Objektivringe selbst belegt werden können. Zusammen mit dem Joystick am Handgriff kann für die Bedienung fast komplett auf den Touchscreen verzichtet werden, außer wenn ein Gesicht oder eine Person für den Autofokus ausgewählt werden muss. Solange nur eine Person im Bild ist, findet der Autofokus diese aber auch automatisch.

Wer Videos streamen will, muss vorher noch einige Einstellungen im Menü vollziehen und braucht dafür das Handbuch. Die Funktionen für das Streaming können über eine Taste oder das Kurzmenü aufgerufen werden. Es gibt zwar eine Taste, mit der schnell in den Zeitlupenmodus gewechselt werden kann, doch bleibt es auf die mögliche Anzahl an Bildern für die Auflösung beschränkt. Bei UHD sind das immerhin 120 Bilder pro Sekunde. Wer mehr will, muss dann doch wieder ins Menü und zu-nächst die Auflösung ändern. Bei HD sind 240 Bilder pro Sekunde möglich.

Die Zoomwippe ist nicht vergleichbar mit der Kontrollierbarkeit eines klassischen 2/3-Zoll-Objektivs, sie lässt bei freier Geschwindigkeitswahl aber fünf oder sogar sechs Geschwindigkeiten zu, je nach Übung und Länge der Zoomfahrt. Für einen Handheld-Camcorder ist das ein guter Wert, oft sind mehr als drei oder vier Geschwindigkeiten in der Praxis nicht umsetzbar. Das Objektiv ist, so wie’s scheint, parfokal und hält auch in der Zoomfahrt sehr gut die Schärfe. Auch wenn der Autofokus ein Objekt verfolgt, bleibt die richtige Schärfenebene während der Zoomfahrt erhalten.

©C. Harrer, Sony PXW-Z200
Die Autoblende braucht manchmal ein paar Sekunden, wenn jemand aus dem Schatten in die Sonne tritt.

Der Motorzoom ist allerdings klar zu hören, wenn das interne Mikrofon für die Atmo verwendet wird. Das interne Mikrofon ist wirklich nur für absolute Notfälle zu gebrauchen, da sich jede Handhabung an dem Gehäuse auf den Aufnahmen niederschlägt. Das gilt für die Bedienung der Tasten, des Blendenrads und vor allem des Menürads. Schon leichte Handbewegungen am Gehäuse sind dann deutlich hörbar.

©C. Harrer, Sony PXW-Z200
Das Hauptmenü ist so übersichtlich, wie es bei den zahlreichen Optionen sein kann.

Verwendet man stattdessen ein entkoppeltes Mikrofon (getestet mit drei Richtmikrofonen von Sony, Røde und Sennheiser) an der mitgelieferten Halterung, bleibt die Bedienung des Menürads immer noch deutlich wahrnehmbar. Bei den Dreharbeiten wird das Menürad aber meist nur für den Shutter benötigt. Der Shutter ist nur über das Menürad einstellbar und hat kein eigenes Drehrad, aber eine Taste zum Aktivieren. Selbst bei den externen Mikrofonen in der Halterung kann der relativ laute Motorzoom auch noch ganz leicht zu hören sein, und auch das Blenderad kann in ganz ruhigen Situationen noch leicht wahrnehmbar sein.

©C. Harrer, Sony PXW-Z200
Das Kurzmenü ist mit zehn Seiten recht umfangreich. Auf der Seite für die zu-weisbaren Tasten kann nichts eingestellt werden.

Der Zoomring am Objektiv läuft genau wie die Schärfe über den Motor und hat keinen Anschlag. Der Vorgänger bot hier noch eine mechanische Option, bei der Schärfepunkte markiert werden konnten. Da der Fokusring bei der Z200 immer mit etwas Verzögerung reagiert und die Entfernungen sich wegen des Motors nicht am Objektiv markieren lassen, ist das manuelle Ziehen der Schärfe eine sehr ungenaue und frustrierende Angelegenheit. Wie oft man das manuelle Ziehen der Schärfe bei einem Camcorder dieser Klasse braucht, ist angesichts des hervorragenden Autofokus eine Frage der persönlichen Arbeitsweise. Der Autofokus macht beim Antippen der Objekte auf dem Touchscreen jedenfalls eine sehr viel genauere Arbeit und erzeugt auch schöne Übergänge in der Schärfenverlagerung, und das ohne zu pumpen. Der Fokusring ist mehr ein Werkzeug für schnelle Arbeitseinstellungen als eine zum Filmen.

Das Griffdesign macht es schwer, die Zoomwippe mit der linken Hand zu erreichen, wenn man einen Schwenk mit der rechten Hand am Schwenkarm ausführt, ein Design, das sich bei fast allen Modellen dieser Klasse leider durchgesetzt hat. Es gibt keinen Blendenring am Objektiv. Die Blende und der variable ND-Filter werden über Räder an der linken Seite des Objektives eingestellt und laufen sehr gleichmäßig und ruhig. So lassen sich Schärfe und Belichtung sogar gleichzeitig manuell bedienen. Das Aufklapp-Display ist weit vorne am Tragegriff befestigt, sodass man es auch beim Drehen von der Schulter gut nutzen kann. Mit dem großen Akku vom Typ BP-U70 lief der Camcorder 3 Stunden und 12 Minuten im Dauerbetrieb.

©C. Harrer, Sony PXW-Z200
Der Joystick am Handgriff führt zum Direktmenü mit dem Anzeigen wie Blende, Weißabgleich und Shutter auf dem Display verändert werden können. Die Navigation ist wesentlich einfacher als im Kurzmenü.

Zum normalen Zoom gibt es noch die Option des Clear-Image-Zooms, der anstelle eines Oversamplings der Pixel dann einfach bis auf die UHD- oder HD-Auflösung des Sensors hineinzoomt. So wird aus der längsten Brennweite von 480 mm ein 720 mm in UHD und ein 960 mm in HD. Dabei ist der Übergang zwischen optischem Zoom und Clear-Image-Zoom kaum wahrnehmbar und die Bildqualität dieses Verfahrens kann überzeugen. Der Abfall an Schärfe kann gelegentlich zwar bei genauem Hinsehen wahrgenommen werden, durch den nahtlosen Übergang fällt er allerdings nicht auf. Die Pre-Rec-Funktion gibt es mit 3 oder 10 Sekunden, gerade für News und Reportagen ein wichtiges Feature.

Der optische Bildstabilisator ermöglicht es auch, mit 480 mm noch aus der Hand zu drehen, solange man sich sehr ruhig hält und nicht fortbewegt. In Weitwinkel bis Normalbrennweite kann man gut mit dem Camcorder in der Hand mit jemanden mitlaufen. Man bekommt keine gimbalartigen Fahrten, aber ein relativ ruhiges Bild im Stile einer leicht bewegten Handkamera. Der zweite Modus des Bildstabilisators verwendet dann noch die überschüssigen Pixel des Sensors und croppt das Bild auf den UHD-Ausschnitt. Gerade bei sehr langen Brennweiten aus der Hand bietet dieser Modus nochmals eine zusätzliche Stabilisierung, sodass kurze Statements aus der Hand fast wie vom Stativ aus wirken. Allerdings eignet er sich wenig für den normalen Betrieb, da gewollte Bewegungen immer mit einem deutlich sichtbaren »Anrucken« gestartet werden.

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Ausstattung
Seite 3: Handhabung
Seite 4: Automatik, Menüs, Display
Seite 5: Bildqualität und Fazit

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