Praxistest: Sony Burano
Die Sony-Kamera Burano bietet einen 8,6K-Vollformatsensor, nutzbar für Full Frame und Super-35. film-tv-video.de hat die neue Kamera getestet.
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Beim Laden des Raw-Materials in DaVinci war ich gespannt, was sich alles aus den Files herausholen lassen würde. Nach einigem Grading und meinen typischen Versuchen, Highlights zurückzuholen, ließ die Aufregung allerdings etwas nach. Mit den Raw-Files macht das Graden richtig Spaß, allerdings hatte ich direkt das Gefühl, hier deutlich weniger Dynamic Range zu haben, als Sony angegeben hat. Nach kurzer Recherche im Netz bestätigte sich diese Vermutung durch andere Tester.
Durch die Venice Color Science sehen die Farben und das Gesamtbild auch genauso aus wie von der Venice. Diese Kameras lassen sich also wunderbar kombinieren. Die Hauttöne werden super wiedergegeben, auch das ist der Color Science zu verdanken.
Da ich gerade bei den Farben bin, sollte eine Sache noch erwähnt sein. Ich habe mich etwas gewundert, warum die Schatten in manchen Aufnahmen leicht rotstichig waren. Bei all diesen Aufnahmen habe ich den internen ND-Filter genutzt. Ich schätze, dass dieser die Infrarotstrahlung durchlässt, was bei hochwertigen externen ND-Filtern meist nicht der Fall ist. Darauf sollte man beim Dreh also achten.
Das 8K- und 4K-Material war superscharf, die 6K-Videos erschienen etwas weicher.
Alles in allem wird man aber im fertigen Video so gut wie keine Unterschiede zwischen den einzelnen Sensormodi feststellen können, selbst der Super-35-1:1-Crop (4K) hat überzeugt. Das ist auch wichtig, denn wie anfangs erwähnt sind die höheren Framerates erst mit niedrigerer Auflösung verfügbar.
Mit den neuen Sony-LUTs »Cool«, »Warm«, »Teal & Orange« und »Vintage« kommt man schnell zu guten Ergebnissen, falls nicht viel Zeit für die Postproduktion eingeplant ist.
Setzt man in DaVinci einen Node vor diese LUTs, kann man noch feintunen und die Highlights bei Bedarf zurückholen. In unserem Video zur Burano habe ich alle Looks mal getestet, wobei mir das »Rec709_cine« quasi out of the box am besten gefiel.
In dem Video sind übrigens auch Fahraufnahmen mit dem internen Stabilisator zu sehen. Die Kamera stand hierbei auf einem Stativ im Kofferraum. Auf ebener Strecke konnte der IBIS die Verwacklungen super eliminieren, ein Gimbal wäre hier nicht nötig gewesen. Auf Kopfsteinpflaster kam die Stabilisierung dann aber an ihre Grenzen.
Beim Filmen aus der Hand hat der IBIS gerade bei langen Brennweiten sehr geholfen.
Mit 70mm Brennweite inklusive Super-35-Crop kann man das Bild stabil halten. Hier wird auch wieder deutlich, dass die Burano gerade für Solofilmer sehr interessant sein dürfte.
Bei einer zweiten Base-ISO von 3200 kommt man kaum in die Lage, höhere ISO-Werte und das damit verbundene Rauschen verwenden zu müssen. Natürlich muss man Raw-Material in der Post generell mehr entrauschen als etwa h264. Hier kann man in der Kamera einstellen, inwieweit diese eine Rauschunterdrückung anwendet. Hat man es aktiviert, haben die Videofiles natürlich etwas mehr Dynamikumfang. Diesen Schritt kann man bei dem Raw-Material dann aber gezielter in der Post anwenden.
Die zweite Base-ISO 3200 zeigte etwas mehr Rauschen als die 800er; generell sieht das Rauschen auch bei höheren ISOs aber nicht digital aus. Auch 12.800 ISO bekommt man in der Post noch gut entrauscht.
Das Rolling-Shutter-Verhalten hat mich etwas überrascht, hier liefert die Burano in der Tat keine Spitzenwerte. Dies sollte man bei Actionszenen und schnellen Schwenks im Hinterkopf behalten.
Fazit
Die Sony Burano ist eine Hybridkamera, die sich für cineastische Aufnahmen eignet und durch den internen ND, den Stabilisator und den Autofokus auch für Soloshooter sehr interessant sein dürfte.
Der Body kommt definitiv aus dem Cinebereich, er besteht aus einer Magnesiumlegierung und Aluminium und ist sehr robust. Ebenso verhält es sich auch mit der Haptik. Und das ist wichtig, denn man braucht beim Film ein solides Arbeitsgerät. Viele Tester haben sich über das Menü beschwert und moniert, dass man zum Beispiel für 120p tief in die Einstellungen gehen muss. Die Burano ist aber keine DSLR, bei ihr ist Zuverlässigkeit einfach wichtiger. Ich hatte keine Probleme, schnell zwischen Framerates und Bildgröße zu wechseln.
Die neue Monitor/Sucher-Kombination ist stabil, wackelt und verrutscht nicht. Auch hier merkt man, aus welcher Richtung die Kamera kommt.
Durch die Color Science der Venice hat man akkurate Farben und eine gute Hauttonwiedergabe.
Bei 8K-Vollformat muss man sich mit begrenzten Framerates zufriedengeben, und die Rolling-Shutter-Werte sind keine Glanzleistung.
Kann man mit diesen Einschränkungen leben, bekommt man einen super interessanten Hybrid, der durch IBIS und Autofokus ein Novum im Cinesektor darstellt. Ich bin gespannt, ob und wie andere Hersteller hier nachziehen.
Seite 1: Einleitung und Daten
Seite 2: Autofokus
Seite 3: ND, Viewfinder, Griff
Seite 3: Post und Fazit