Praxistest: Sony Burano
Die Sony-Kamera Burano bietet einen 8,6K-Vollformatsensor, nutzbar für Full Frame und Super-35. film-tv-video.de hat die neue Kamera getestet.
Praxis: ND-Filter, Viewfinder, Griff
Der elektronische ND ist insofern eine Besonderheit, da er erstmals in Kombination mit einem stabilisierten Sensor verfügbar ist.
Normalerweise schieben sich ja die verschiedenen ND-Filter vor die Linse der Kamera, sie sitzen in einer Art Revolver. Wechselt man also die Stärke, sieht man im Bild logischerweise immer, wie ein neuer Filter vorgeschoben wird. Bei elektronischen ND-Filtern ist dies nicht der Fall. Hier schiebt sich lediglich einmal eine Mattscheibe vor den Sensor, wenn der ND-Filter aktiviert wird. Dieser wird dann elektronisch abgedunkelt. Da es sich nicht mehr um mehrere Filter handelt, kann man die ND-Stärke also nahtlos ändern, ohne dass man es sieht. Dies ermöglicht auch eine automatische Funktion. Mit ihr passt sich die Kamera also verschiedensten Lichtverhältnissen an, ohne dass sich Blende, Shutter oder ISO ändern. Für schwierige Aufnahmen, zum Beispiel vom Gimbal aus, wenn ich durch einen Wald fahre, in dem es mal Licht und Schatten gibt, habe ich sonst immer Auto ISO genutzt. Das resultiert dann natürlich in etwas mehr oder weniger rauschenden Bildern. Mit dem elektronischen ND gehört dieses Problem der Vergangenheit an.
Die sieben Blendenstufen des Filters der Burano kann man händisch über das Drehrad regeln oder es eben der Automatik überlassen. Eine weitere Option – der eher konventionelle Weg, wenn man so will – geht über die + und – Tasten, mit denen sich feste Filterwerte einstellen lassen. Hier bietet Sony drei Einstellstufen, die man über das Menü mit verschiedenen Filterwerten belegen kann.
Da der Filter in der Kamera sitzt, kann man ihn natürlich mit allen möglichen Objektiven nutzen.
Die Viewfinder/LCD-Screen-Kombination der Burano ist eine ziemlich geniale Sache. Ich kann den Monitor ganz normal zur Vorschau nutzen, und über die Touch-Oberfläche lassen sich alle wichtigen Aufnahmeeinstellungen wie Weißabgleich, Shutter und ISO schnell ändern. Zusätzlich hat der Monitor vier frei belegbare Funktionsknöpfe sowie einen Schalter, um das Bild schnell horizontal zu drehen. Außerdem sitzt an der linken Seite noch ein kleiner Joystick, um durch das Menü zu navigieren.
Das Hauptmenü, in dem sich alle Kameraparameter einstellen lassen, erreicht man durch langes Drücken der Menütaste an der Seite der Kamera. Der Clou am Monitor ist, dass man den Viewfinder, also eine Sucherlupe, ganz einfach und schnell auf den Monitor clippen kann.
Dafür muss man diesen aber an der Halterung drehen, denn der Sucher sitzt seitlich darauf. Die Halterung der Sucher/Monitor-Kombination wird über ein 15mm-Rail mit dem Haltegriff der Kamera verbunden, somit ist alles sehr flexibel und man kann sich alles so hinlegen, wie man es braucht.
Das Kabel des Viewfinders wird hinten in die Kamera gesteckt; hier hätte ich mir einen Anschluss weiter vorne für mehr Flexibilität gewünscht, aber das ist wohl Geschmackssache.
Wer die Funktionen und Tasten des 3,5 Zoll großen LCD-Bildschirmes einmal testen möchte, für den hat Sony online einen Simulator bereitgestellt. Das finde ich immer ganz praktisch, so kann man im Vorfeld schon gucken, ob die Bedienung einem zusagt. Denn nichts ist schlimmer, als eine Kamera beim Dreh nicht zu kennen bzw. lange nach Funktionen suchen zu müssen. Und hier war ich sehr begeistert von der Burano, obwohl ich eigentlich viel mit Canon- Kameras drehe: Von Anfang an fand ich mich zurecht, brauchte kaum Eingewöhnungszeit und konnte wirklich sofort losdrehen.
Nutzt man externe Monitore, kann man sich auch das Overlay der Kamera anzeigen lassen, allerdings nur über HDMI, bei SDI komischerweise nur bei der Raw-Aufnahme.
HDMI und SDI parallel auszugeben funktioniert nicht.
Den Smartgrip kennt man ähnlich schon von der FX9, für die Burano wurde er leicht optimiert. Gerade wenn man mit der Sucherlupe filmt, ist er sehr hilfreich – denn dann hat man keinen Zugriff mehr auf das Touchdisplay.
Über den Griff, dessen Winkel und Armlänge sich schnell verstellen lassen, kann man Blende, Record und weitere Funktionen steuern, auch hier gibt es drei belegbare Funktionsknöpfe, eine Zoomwippe und einen Joystick.
Durch diesen Griff hat man schnell eine Schulterkamera und kann die Burano auch easy für EB-Einsätze nutzen.
Mit dem Sony-Akku konnte ich circa 1,5 Stunden filmen. Bei V-Mount-Akkus von Fremdherstellern, die das Sony-Protokoll nicht unterstützen, muss man selber rechnen, denn statt der Akkulaufzeit wird die Voltzahl im Display angezeigt. So zumindest bei dem von mir getesteten Smallrig-Akku.
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Seite 3: ND, Viewfinder, Griff
Seite 3: Post und Fazit