Gimbal, Kamerasupport, Test, Top-Story: 08.05.2024

Praxistest: DJI RS4 Pro / DJI Focus Pro

DJI stellt den neuen RS4-Pro-Gimbal und das Fokussystem Focus Pro vor. film-tv-video.de hat beides getestet.




Praxis

Der RS4 Pro ist kräftiger als seine Vorgänger, sowohl von der Motorleistung her als auch in der Haptik. Die etwas längere Ausladung nach hinten heraus macht es einfacher, Kameras mit längeren Objektiven zu montieren.

©DJI, RS4 Pro
Der RS4 Pro ist kräftiger als seine Vorgänger.

Wie bei jedem Test habe ich ich mich auch auf diese konzentriert, um dem Gimbal möglichst viel abzuverlangen. Im Testvideo habe ich also viel mit 200-300 mm Brennweite gefilmt – alles ohne Kamera- oder Objektivstabilisierung. Daher ruckelt es immer etwas.

Gerade wenn man vom Fahrrad aus filmt. Hier kann man aber durch sorgfältiges Vorarbeiten schon viel ruhigere Fahrten erreichen, nämlich indem man etwa die Kamera ausbalanciert, den Gimbal kalibriert, die Objektivstütze nutzt, unnötige Anbauteile der Kamera entfernt, auf ebenem Untergrund im Duckwalk läuft oder ein gut gefedertes Fahrzeug nutzt. Je nach Bewegung habe ich außer bei Tests sehr oft die Objektivstabilisierung aktiviert, einfach um Microwackler zu eliminieren.


Testvideo des RS4 Pro.

Da der RS4 ja eine hohe Tragkraft und starke Motoren hat, braucht man sich gerade im DSLR-Bereich keine Gedanken über Zubehör wie Powerbank, anamorphotische Objektive oder sonstiges machen.

©DJI, RS4 Pro
Der RS4 Pro kommt auch mit schweren Objektiven zurecht.

Ich habe mit einer R5C und 24-70-mm- sowie 70-300-mm-Objektiven gedreht. Hat man sich einmal für eine Kameraplatte entschieden (kurz, kurz mit Rodbefestigung oder lang), ist alles sehr schnell drehfertig. Ich nutze den Gimbal meistens »nackt«, aber natürlich lassen sich über die NATO Rails Monitore, die Handyhalterung oder der Zusatzgriff befestigen.

Der Akku war schon bei den Vorgängermodellen sehr gut; nutzt man den zusätzlichen neuen Akkugriff, kann man den Gimbal eigentlich dauerhaft angeschaltet lassen. Alternativ lässt sich durch kurzes Drücken des Einschaltknopfes der Ruhemodus aktivieren. Zusätzlich gibt es noch den bereits erwähnten »Bildschirmschoner«, der mir wirklich sehr gut gefallen und Kontrollblicke auf den Touchscreen erspart hat.

©DJI, RS4 Pro
Die beiden Handgriffe im Vergleich: Links der RS4 Pro, rechts der RS2 Pro.

Zum Tracken bei Teleshots habe ich den DJI-Videosender, vorher unter dem Namen RavenEye bekannt, genutzt. Dieser wird per HDMI mit der Kamera verbunden und sendet ein Videosignal an den Gimbal. Durch Herunterstreichen am Touchscreen des RS4 hat man dann eine kleine Videovorschau, auf der man per Kästchenziehen die Objekte tracken kann. Je nach Brennweite ist es hier wichtig, die Trackinggeschwindigkeit richtig einzustellen. Das sollte man einmal grob für jedes Objektiv aufschreiben. Die Werte muss man aber je nach Abstand dann nochmals anpassen. Hier braucht man übrigens gefühlt nicht mehr so genau zu sein wie noch beim Vorgänger.

©DJI, RS4 Pro
Es gibt verschiedene Gimbal-Modi.

Über die Ronin-App kann man RavenEye ebenfalls öffnen, hier hat man eine größere Vorschau, kann einen virtuellen Joystick oder – viel interessanter – Force Mobile nutzen.

Die einzelnen Gimbal-Modi sind in der Grundeinstellung (bei automatischer Kalibrierung vor jedem Einsatz) schon sehr gut, lediglich die Followgeschwindigkeit habe ich etwas herabgedreht. Durch den neuen Schalter auf der linken Seite des Gimbals lassen sich jetzt zwei Motoren gleichzeitig nutzen. Somit kann ich mit Drehrad und Joystick z.B. Fokus und Zoom steuern. Und eben auch den Fokus während des Zoomens.

Auf die Endpunkte der Motoren gehe ich weiter unten ein, ganz wichtig ist es aber gerade bei der Ansteuerung des Zooms, die Stops leicht vor den physikalischen Anschlägen des Objektives zu setzen und Rad oder Joystick auf eine niedrige Geschwindigkeit zu stellen.

©Sas Kaykha, Focus Pro
Die Motoren sind durch das FIZ-System …

Obwohl sich das Focus Pro System ja auch perfekt mit dem Gimbal nutzen lässt, ist für viele Anwender natürlich interessant, es nur mit der Kamera einzusetzen.

©Sas Kaykha, Focus Pro
… sehr schnell installiert.

Die Kamera lässt sich mit montiertem Handgriff sehr gut halten. Start/Stop, Fokus und Blende oder Zoom kann man einstellen, ohne eine Hand von den Griffen zu nehmen. Bei meiner Kombination mit der R5C und einem Smallrig Black Mamba Cage ragte der Handgriff leider etwas nach unten heraus, was ein gerades respektive sicheres Abstellen der Kamera nicht möglich machte.

Die Kamera lässt sich mit montiertem Handgriff sehr gut halten.

Das Lidar-System funktioniert wirklich gut, über den Handgriff habe ich sehr schnell verschiedene Objektivprofile erstellen können. (Interessant ist das Fokustracking von Lidar natürlich im Zusammenspiel mit dem Tracking des Gimbals über RavenEye.)

Personen werden gut erkannt, ähnlich wie bei z.B. der R5C kann man zwischen den Gesichtern wechseln.

Sehr interessant ist diese Art des Autofokus natürlich auch im Zusammenspiel mit anamorphotischen Objektiven.

©DJI
Der RS4 Pro mit Dual-Focus-Pro-Motor.

Bei aktiviertem AF dreht sich das Rad am Handgriff mit und gibt der Kameraperson Feedback. Man kann aber auch jederzeit aktiv in das Autofokusgeschehen eingreifen und den Finger ans Rad legen.

Die Motoren sind durch das FIZ-System sehr schnell installiert: einfach auf die jeweilige Funktion stellen und den Motor mit z.B. der Handeinheit koppeln. Apropos – man muss jedes einzelne Zubehörteil vor der Nutzung per App koppeln und freischalten.

Die Motoren müssen zunächst auf die Objektive kalibriert werden. Da mir bei manchen Objektiven der mitgelieferte Plastikzahnkranz durchgerutscht ist, habe ich meistens die Endpunkte manuell eingestellt. Bei regelmäßiger Nutzung sollte man seine Objektive also mit vernünftigen, festen Zahnkränzen ausstatten.

©Sas Kaykha, Focus Pro
Mit der Handeinheit lässt sich wirklich butterweich fokussieren.

Sehr interessant fand ich das manuelle Fokussieren per Handgriff. Dann spart man sich das Lidar-Modul und hat auch nur noch ein Kabel vom Handgriff zum Motor. Das Drehrad am Griff lässt sich sehr präzise und sensibel einstellen. Ist die Kamera zudem noch per Bluetooth verbunden, kann man sie permanent fest mit beiden Händen halten.

Soll das Fokussieren jemand anderes übernehmen, kommt man mit einem noch kleineren Setup aus. Vorausgesetzt man braucht kein Fokustracking, ist nur noch der Fokusmotor an der Kamera. Diesen habe ich über eine Powerbank mit Strom versorgt.

Mit der Handeinheit lässt sich wirklich butterweich fokussieren. Hat man keinen direkten Blick auf den Kameramonitor, lässt sich der DJI High-Bright Funkmonitor oben auf die Unit montieren. So kann man natürlich auch super im Zusammenspiel mit dem Gimbal die Schärfe ziehen, gerade wenn er an einem Fahrzeug oder Kran montiert ist.

©DJI, RS4 Pro
Die Bestandteile der Combo im Überblick.

Will man Fokusfahrten machen, reicht ein einfacher Druck auf die A/B-Taste, um jeweils Start- und Endpunkt festzulegen. Die einstellbare Dämpfung des Fokusrades hat mich sehr überzeugt. Gerade bei langsamen Fokusverlagerungen ist das natürlich sehr hilfreich, die Härte lässt sich buchstäblich im Handumdrehen ändern.

Seite 1: RS4 Pro
Seite 2: Lidar, Focus Pro
Seite 3: Praxis
Seite 4: Fazit

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