Euro Cine Expo Teil 3: Kameras, Optiken, Kamerazubehör

Optiken und Optikzubehör

Band Pro Munich, Freelensing Cine

Am Stand von Band Pro zeigte Sergio de Uña, der Entwickler selbst, das Optiksystem Freelensing Cine. Mit diesem System kann man im Zusammenspiel mit gängigen Kameras und Objektiven die Schärfeebene innerhalb des Bildausschnitts der Kamera verschieben: durch Neigen. Kippen, Drehen. Natürlich gibt es dabei physikalische Grenzen, aber man hat mit Freelensing Cine enormen Spielraum.

Das System besteht aus einem Mount für die Kamera, einem Mount für das Objektiv, dazwischen befindet sich ein Faltenbalg. Ein Exoskelett hält und positioniert das Ganze, das Objektiv bleibt dadurch beweglich vor der Kamera. Das System selbst wiegt rund 2 kg. Mit Stellschrauben kann man die gewünschte Schärfenebene verschieben und im Bildausschnitt der Kamera positionieren. Wie das im Ergebnis und in der praktischen Bedienung aussieht, zeigt das unten eingebettete Firmenvideo.

Als Kameras, die man mit Freelensing Cine verwenden kann, nennt der Hersteller Arri Alexa Mini und Mini LF, die Alexa 35, die Sony Venice 1 und 2, die Red V-Raptor XL, V-Raptor und DSMC2. Hierfür gibt es jeweils einen passenden Camera-Mount, an dem das eine Ende des Freelensing Cine montiert wird. Dabei kann das Bildfenster je nach Kamera gewählt werden: S16, S35 oder Vollformat.

Am anderen Ende des Systems, dort wo das Objektiv montiert wird gibt, es einen PL-Mount. Dabei können sphärische Festbrennweiten oder Zooms eingesetzt werden, sie dürfen maximal 4 kg wiegen.

Die Bedienelemente des Freelensing Cine ermöglichen es, sehr präzise einzurichten, wie die Schärfeebene im Bildausschnitt liegen soll, aber das Objektiv ist so frei beweglich, als »schwebe« es vor dem Kamerasensor. Der Operator kann dabei schnell und intuitiv reagieren. Das System kann manuell bedient werden, es lässt sich aber auch problemlos mit gängigen Funkschärfe-Systemen motorisieren.

Band Pro Munich, Fujifilm 

Fujifilm zeigte am Stand von Band Pro Munich das Fujinon HZK25-1000 mm F2.8-5, das sich für Super35-/Large-Sensor-Kameras mit PL-Mount eignet. Das HZK25-1000 mm deckt einen Brennweitenbereich bis 1.000 mm ab und erreicht laut Hersteller eine optische Leistung, die 4K übertrifft.

Besonders eignet es sich laut Hersteller auch für Cine-Kameras. Dieser Kameratyp wird mittlerweile immer öfter auch in TV-Produktionen eingesetzt, um etwa bei der Live-Übertragung von Sportveranstaltungen und Musikkonzerten Bilder mit geringer Schärfentiefe und schönem Bokeh produzieren zu können, was oft als »Cine-Look« umschrieben wird.

Das Objektiv wird normalerweise überwiegend mit Super 35-mm-Sensoren genutzt, unterstützt aber auch Vollformat-Sensoren. Hierfür wird ein integrierter Expander aktiviert, um den Bildkreis um das 1,5-fache zu erweitern. Dies hat den zusätzlichen Vorteil, dass der gleiche Bildwinkel bei beiden Sensorgrößen beibehalten wird.

Das Objektiv kann in der gleichen Weise wie Broadcast-Objektive mit Zoom- und Fokusanforderung verwendet werden, auch wenn es an einer Kinokamera montiert ist. Es kann auch mit vorhandenem Zubehör verwendet werden.

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Leitz

Leitz präsentierte seine hochwertigen Objektive der Baureihen Hugo und Elsie — und das als Messehingucker in einem goldenen Finish.

Die Hugo-Vollformat-Objektive gehören zu den kompaktesten und lichtstärksten Optiken für die Kinematographie. Die Hugo-Baureihe betrachtet und beschreibt der Hersteller Ernst Leitz Wetzlar als zeitgemäße Interpretation der von vielen Anwendern hoch geschätzten Leica M-Gläser — aber eben in Form von Vollformat-Objektiven, die ein modernes, produktionstaugliches Gehäuse haben, mit erweiterten Fokus- und Blendenskalen, einem LPL-Anschluss und einer durchgängigen T1,5-Blende — mit der Option einer zusätzlichen 50 mm T1,0-Linse.

Das charakterstarke, mittenbetonte Bild erinnere an ältere Optiken, jedoch mit modernen Beschichtungen und größerer Zuverlässigkeit, erläutert der Hersteller.

Die Vollformat-Objektive der Elsie-Baureihe zeigte Leitz ebenfalls am Stand. Sie decken einen Brennweitenbereich von 15 bis 150 mm ab und weisen nahezu durchgängig T 2.1 auf. Die Objektive sind mit dem LPL-Mount verfügbar. Diese Premium-Cine-Objektive zeichnen sich durch einen spürbaren, aber allmählichen Abfall der Auflösung und der Lichtstärke in den Bilddecken aus, den viele Anwender gestalterisch nutzen und sehr reizvoll finden. Das erzeuge einen plastischeren Eindruck, der das Auge des Betrachters sanft in die Mitte des Bildes ziehe, erläutert der Hersteller.

P+S Technik

Lens-Rehousing, also das Einbauen bewährter, teils gesuchter Retro-Linsensätze in moderne, zeitgemäße Gehäuse, ist eines der Geschäftsfelder von P+S Technik. Bei der Euro Cine Expo zeigte das Unternehmen sein Hasselblad Rehousing.

Dabei werden die Linsensysteme von Mittelformat-Fotoobjektiven ausgebaut, die vor langer Zeit von Zeiss und Hasselblad produziert wurden. Diese Linsen werden dann in ein neu konzipiertes Cine-Gehäuse eingebaut. Mit diesen Objektiven können dann mehrere Formate abgedeckt werden. Aus Sicht von P+S Technik sind diese Objektive echte Multitalente in Bezug auf Format, Auflösung und Kontrast, kombiniert mit einem ästhetisch ansprechenden Bokeh. Und das alles in einem modernen und stabilen, aber dennoch kompakten Gehäuse im Cine-Stil.

Der Frontdurchmesser der Objektive misst 110 mm, am hinteren Ende gibt es einen PL- oder LPL-Mount. Warum das alles aus seiner Sicht komplett Sinn ergibt, erklärt Geschäftsführer Gerhard Baier im unten eingebetteten Video.

Bei der Messe zeigt P+S Technik auch eine Sonderversion der Rehoused-Hasselblads, ein »Ottoblad«. Der Name ist eine Referenz an den US-Rental-Unternehmer Otto Nemenz, denn die Sonderversion wird exklusiv gemeinsam mit diesem Unternehmen entwickelt und vertrieben. Das Ottoblad nutzt den großen freien Raum am hinteren Ende der Rehoused-Hasselblads, und dort wird ein »Optical Tuner« eingebaut, eine weitere Linse, die in der Bildmitte scharf abbildet und zu den Bildecken bewusst weicher und softer wird. So entsteht ein atmosphärischer, künstlerisch gestalteter Bildeffekt.

Ein Produkt, das P+S Technik schon seit vielen Jahren herstellt, ist das Skater-Scope, ein kompaktes Persikop-Linsensystem, das man als gerade Version (Boreskop) und als gebogene Version (Periskop) mit beliebigem Winkel einsetzen kann. Damit kann man das Bild um 360 Grad schwenken, man muss also nicht zwangsläufig ein ganzes Kamerasystem auf den Kopf stellen, Kippen oder Drehen, sondern man kann das mit dem Skater-Scope realisieren — und das ist nur eine von vielen Nutzungsmöglichkeiten, denn das bewegliche Neigemodul kann auch um-105° bis +105° »um die Ecke« schauen.

Eine Einschränkung besteht darin, dass Skater-Scope maximal S35 abdecken kann und dass es Blende T5.6 impliziert: Je nach verwendetem Objektiv landet man in der Praxis eher bei Blende 8.

Aus dem Knowhow, das P+S Technik entwickelt hat, entstand nun die Idee, eine Vollformat-Probe-Lens zu produzieren, die der Hersteller bei der Euro Cine Expo als Prototyp/Entwicklungsmuster demonstrierte.

Damit kann man Bildideen realisieren, die bisher anderweitig kaum möglich wären: Man kann sozusagen einen Cine-Makro-Look umsetzen, weil die Vollformat-Probe-Lens Blende 4.8 schafft.

Derzeit befindet die Vollformat-Probe-Lens noch in der Entwicklung.

Xinegear, Atlas

Xinegear zeigte am Stand die Produkte diverser Hersteller und konzentrierte sich dabei auch auf die vielfältigen Objektive, die das Unternehmen im Portfolio hat.

Eine Sonderstellung nahm die Mercury-Reihe von Atlas ein. Xinegear zeigte die Anamorphic Primes 36 mm/T2.2, 42 mm/T2.2 und 72 mm/T2.3.

Die Mercury-Baureihe umfasst charakterstarke anamorphotische Objektive mit laut Hersteller als »Vintage geometric Personality« umschriebener Abbildung. Die Mercury-Primes erzeugen laut Atlas einen goldenen Lens-Flare, wenn direktes Licht ins Objektiv fällt. Außerdem weist der Hersteller auf die minimalen chromatischen Aberrationen.

Ein weiteres Messe-Highlight am Xinegear-Stand waren die Tokina Cinema Vista Primes, die mit elf Stück am Stand die Reihe fast vollständig abbildete — insgesamt umfasst diese Reihe zwölf Festbrennweiten. 

Besonderheiten der Tokina-Cinem-Vista-Baureihe sind die hohe Lichtstärke von T1,5, dass die Objektive praktisch kein Breathing zeigen, einen Fokus-Drehwinkel von rund 300 Grad aufweisen und sie 8K-Auflösung und entsprechend große Sensorabdeckung bieten. Außerdem weist der Hersteller auf geringe Verzerrungen und geringe chromatische Aberrationen. Mit neun gebogenen Lamellen produzieren die Objektive eine nahezu runde Blendenöffnung.

Tilta, Nucleus Nano 2

Nucleus Nano 2 ist eine Kamerafunksteuerung für kleinere Budgets — und besonders geeignet auch für kleinere Teams. Das System kann bis zu vier Motoren fernsteuern: Fokus, Blende, Zoom und mehr — aber es nimmt auf Wunsch auch Kontakt zur Kamera auf und zum Gimbal.

Das System ist relativ kostengünstig, der Netto-Listenpreis liegt bei rund 300 US-Dollar. Dafür gibt es einen Handgriff, das Drehrad mit integriertem Touchscreen und einen Objektiv-Motor. Weitere Motoren kosten rund 100 US-Dollar extra.

Die Funkfernsteuerung ermöglicht die Remote-Bedienung der Kamera selbst und der Objektivmotoren. So können Fokus, Zoom und Blende über externe Objektivmotoren ferngesteuert werden.

Aber auch andere Geräte, wie Gimbals, können via Nucleus Nano 2 gesteuert werden — kompatibel etwa mit Tilta- und DJI-Gimbals.

Wie der Name schon vermuten lässt, gab es einen Vorgänger. Die Besonderheit der neuen Version ist nicht nur der Touchscreen-Monitor, der in das Drehrad integriert wurde, sondern auch andere Aspekte des Systems wurden überarbeitet.

So sind die neuen Motoren fünffach stärker als die Vorgänger und bieten ein einstellbares Drehmoment, können also auch größere und schwerere Objektive exakt steuern. Die neuen Motoren sind auch leiser als die älteren und sie laufen sehr gleichmäßig.

Zentrales Element ist aber das All-in-One-Fernsteuerrad mit integriertem Akku und intuitiv bedienbarem Farb-Touchscreen. Die Akkulaufzeit des Handrads liegt laut Hersteller bei 7 bis 8 Stunden Betriebszeit.

Im Handrad ist ein interaktiver Touchscreen integriert, bei dem man durch Wischen verschiedene Menüs aufrufen und dann bedienen kann. Zusätzlich gibt es einen Record Button und einen Control Regler im Handrad.

Ergänzt werden die Bedienelemente und Anzeigen des Handrads mit den Bedienelementen des Handgriffs, auf dem es einen Joystick und einen weiteren Record Button gibt.

Zeiss

Zeiss stellte seine unterschiedlichen Objektivreihen aus. Im Fokus stand dabei das Zeiss Supreme 15-mm-Objektiv. Es ist mit T 1.8 sehr lichtstark und vervollständigt die Baureihe, deren einzelne Objektive für ihr geringes Gewicht und einen vielseitigen Look bekannt sind. Zeiss hebt den cinematischen Bild-Look der Objektivfamilie hervor, der sich durch einen subtilen und harmonischen Schärfeverlauf sowie ein warmes und weiches Bokeh auszeichne.

Interessierte konnten sich am Zeiss-Stand auch CinCraft Mapper ansehen. Dabei handelt es sich um einen digitalen Service von Zeiss, der frame-genaue Objektivverzeichnungs- und Vignettierungsdaten für die VFX-Industrie schnell und einfach zur Verfügung stellt.

Diese Daten vereinfachen und beschleunigen die Post-Abläufe für digitales Compositing und Matchmoving essenziell: Man kann die von Zeiss individuell ermittelten Daten nutzen, um sehr viel schneller ein möglichst realistisches und präzises Compositing-Ergebnis zu erzielen.

Üblicherweise müssen zur Gewinnung solcher Daten sogenannte Lens Grids aufgenommen und verarbeitet werden. CinCraft Mapper stellt diese Daten stattdessen direkt auf Basis der Metadaten (Objektivtyp, Fokusdistanz, Blende) der jeweiligen Aufnahme zur Verfügung.

Compositing- und Matchmoving-Artists können ihren Arbeitsprozess damit deutlich beschleunigen. Zeiss bietet diesen kostenpflichtigen Service online an.

Zwei Wochen nach der Euro Cine Expo gab Zeiss bekannt, dass das Unternehmen Ncam übernommen hat (Meldung). Das kann man durchaus auch als Untermauerung dessen betrachten, dass es Zeiss mit Themen wie CinCraft ernst ist.

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