Drohne, Kamera, Top-Story: 13.10.2022

Praxistest FPV-Drohne DJI Avata

Nachdem DJI mit der »FPV« seine erste eigene FPV-Drohne vorgestellt hatte, kommt jetzt der kleine Nachfolger: die DJI Avata.


Praxis

Ich fange mit dem Motion Controller an, da es mit diesem nicht möglich ist, reines FPV zu fliegen.

Der Motion Controller ist ziemlich kompakt.

Somit sind in unserem Testvideo nur Flüge zu sehen, die im normalen Modus und im Sportmodus aufgezeichnet wurden. Der Sportmodus hat es übrigens ziemlich in sich.

Die Steuerung über Bewegungen soll es besonders Einsteigern erleichtern, die Drohne zu steuern. Das ist tatsächlich so, allerdings kommt man bei ambitionierterem Fliegen an seine Grenzen.

Wie bereits erwähnt, kam unser Testmodell mit diesem Controller. Natürlich steht es jedem frei, eine ganz normale Fernbedienung zu nutzen.

Der »Gashebel« des Motion Controllers.

Ein Flug mit der Bewegungssteuereinheit sieht folgendermaßen aus: Vorne am Controller ist eine Art Gashebel, wie man ihn von RC Cars kennt. Je fester man diesen drückt, desto schneller fliegt die Drohne in die jeweilige Richtung. Und jetzt kommt der Clou an der ganzen Sache: Die Flugrichtung gibt man mit der Bewegung des Handgelenkes vor. Je nachdem in welche Richtung man die Hand dreht, richtet sich die Kamera und dann die Drohne nach rechts oder links aus, und die Avata fliegt beim Betätigen des Gashebels dann dorthin. So verhält es sich auch mit dem Auf- und Absteigen. Handgelenk nach vorne, Drohne fliegt nach unten. 

Gerade für Einsteiger ist viel leichter, mit der Drohne zu fliegen.

In der Brille erscheint im Bild ein kleiner Kreis, um zu verdeutlichen, in welche Richtung die Drohne fliegt. Die Drohne fliegt jeweils dahin, wo der Kreis hinzeigt. Somit steuert man eigentlich die Kamera und den Kreis, die Drohne fliegt dann in die entsprechende Richtung. Dies ist gerade beim Flug mit einer Brille sehr praktisch, weil man ja durch diese die Fernsteuerung und Drohne nicht sieht. Wie anfangs erwähnt, ist es somit gerade für Einsteiger viel leichter, mit der Drohne zu fliegen. Es ähnelt noch mehr einem Videospiel.

Das Fliegen ähnelt einem Videospiel.

Da die Drohne sozusagen der Kamera folgt, muss man sehr feinfühlig vorgehen, um ruhige Aufnahmen zu erreichen. Beim Steilflug nach oben hat man sofort nur den Himmel im Bild, hinunter kommen dann die Beine ins Sichtfeld. Auch Parallelflüge sind mit dem Controller nicht möglich.

Wichtig ist, immer daran zu denken, dass man eine Bewegungssteuerung hält. Man kann die Hand also nicht mal eben ausschütteln oder den Controller beiseite legen. Beim Fliegen ist es also von Vorteil, ruhig zu stehen und sich nicht anrempeln zu lassen.

Alles in allem bin ich aber sehr erstaunt von der Bewegungssteuerung: Sie ermöglicht ein komplett neues Flugerlebnis und wäre bei mir neben einer normalen Fernbedienung auf jeden Fall immer mit dabei.

Die Bewegungssteuerung ermöglicht ein komplett neues Flugerlebnis.

Auf der Oberseite des Controllers befinden sich die drei wichtigsten Tasten.

Mit der roten Lock-Taste kann man die Propeller starten und die Drohne auf eine Startflughöhe bringen. Dies geschieht automatisch, ebenso wie das Landen. Ein Doppelklick startet die Drohne, Klick und dann gedrückt halten bringt sie nach oben.

Die geriffelte Taste stoppt die Avata beim Betätigen sofort.

Die große geriffelte Taste ist zwar kein KillSwitch, stoppt aber die Avata beim Betätigen sofort und lässt sie an Ort und Stelle hoovern. Dies ist auch ganz hilfreich, wenn man den Controller mal beiseitelegen will. Über die M Taste lässt sich zwischen den drei Flugmodi Normal, Sport und Manual wechseln. Links sitzt eine Rec. Taste, und mit einem Schalter auf der rechten Seite schaltet man den Controller an bzw. koppelt ihn.

Eine Handschlaufe sichert die Bewegungssteuereinheit am Handgelenk, allgemein macht das Ganze einen sehr Wii–mäßigen Eindruck.

Gerade für Innenräume ist diese Drohne sehr gut geeignet.

Da die Tasten ähnlich wie in richtigen Flugzeugen alle eine unterschiedliche Textur und Größe haben, kommt man schnell zurecht, ohne hingucken zu müssen.

Die Avata selbst macht einen extrem robusten Eindruck und sollte auch einige leichte Bruchlandungen verkraften. Gerade für Innenräume ist diese Drohne natürlich sehr gut geeignet. Meinen Erstflug habe ich ohne Probleme in einer Wohnung absolviert.

Durch die extreme Power ist die Avata natürlich etwas lauter als eine Mavic oder Air.

Eine wichtige und auch nervige Sache sind allerdings der Micro-SD-Kartenslot und der USB-C Anschluss. Diese sind etwas von den Propellern verdeckt, und es ist extrem fummelig, ein USB-C Kabel anzuschließen oder eine Karte zu entfernen.

Da hier alles sehr eng ist, sollte tunlichst darauf geachtet werden, die Abdeckung richtig zu schließen. Sollte ein Schleifgeräusch von den Propellern kommen, sollte man zuerst diese Abdeckung checken.

Durch die extreme Power ist die Avata natürlich etwas lauter als eine Mavic oder Air. Diese Kraft kommt schon im Sport Mode zur Geltung, und nach kurzer Eingewöhnung kam ich auch bei höheren Geschwindigkeiten sehr gut mit der Bewegungssteuereinheit klar. Der Sport Mode soll übrigens eine Art M Mode mit allen Sicherheitsfunktionen des N Mode sein. Also ein Mix aus beiden sozusagen.

Besonderes Flugerlebnis – mit der DJI Avata.

Je nachdem welche Stabilisierung gewählt wird (man kann sie auch ganz abstellen), ändert sich der Bildeindruck. RockSteady stabilisiert das ganze Bild leicht, hat aber den FPV Look.

HorizonSteady stabilisiert den Horizont, somit dreht sich die Avata nicht mehr in die Kurven ein, und das Bild verhält sich wie bei einer (Cine) Drohne. Im Video sind Szenen mit beiden Arten der Stabilisierung zu sehen.

Das Koppeln von Drohne, Controller und Brille funktioniert relativ einfach. Zur Not die Koppeltasten lange gedrückt halten, bis es piept, und das jeweilige Gerät in den Kopplungsmodus geht.


Testvideo DJI Avata.

Da die Software für das Mobiltelefon bei unserem Test noch nicht im Endstadium war, konnte ich mich leider nicht damit verbinden. In unserem Fall hatte dies zur Folge, dass ich mich nicht registrieren und somit nur extrem eingeschränkt fliegen konnte. Ich glaube, bis zu einer Entfernung von 100m ging es. Darum sind die Szenen vom Golfclub im Video leider auch nur sehr kurz geraten.

Die Fly More Combo enthält eine Dreifach-Ladestation sowie zwei Akkus.

Über das integrierte Geo Fencing GEO 2.0 werden Lufträume und Sicherheitszonen erkannt und verhindern so ein Hineinfliegen bzw. Starten.

Schaltet man das AirSense ein, wird man vor sich nähernden Flugzeugen oder Hubschraubern gewarnt. Die Drohne selbst ist dann ebenfalls für die Flugüberwachung sichtbar. Durch Infrarot- und nach unten gerichtete Lichtsensoren liegt die Avata auch in Innenräumen ohne GPS ruhig in der Luft.

Das Bild der Avata verhält sich eher GoPro–ähnlich: je schöner das Wetter, desto schöner die Aufnahmen.
Post

Die Videos kamen beim Rechner in 8 Bit 420 D-Cinelike an. Dementsprechend gestaltete sich die Korrektur als nicht ganz einfach. Für D-Cinelike der Avata gibt es (noch) kein LUT, ein schnelles Grading ist gerade wegen der ganzen Automatikfunktionen bei der Bildaufnahme nicht so leicht möglich. Hier liegen die Mavic und auch Air 2S noch weit vorne. Aber diese Drohnen sind ja auch explizit zum Filmen gedacht, das muss man immer bedenken.

Das Bild der Avata verhält sich eher GoPro–ähnlich: je schöner das Wetter, desto schöner die Aufnahmen.

Ich rede hierbei aber von extremeren Eingriffen in der Bildkorrektur. Das D-Cinelike Material an sich hat einen angenehmen Look, eigentlich bräuchte man nur etwas den Kontrast und die Sättigung anzuheben, nur bei der Anpassung an etwaige andere Kameras muss man dann mehr Zeit investieren.

Fazit

Schon mit dem Motion Controller hat es Spaß gemacht, die Avata zu fliegen. Wobei, was heißt »schon«: Es ist ein gänzlich neues Flugerlebnis, das auf seine eigene Art süchtig machen kann.

Ja, Gestensteuerung ist die Zukunft, allerdings profitiert man in diesem Fall bei feineren Flugmanövern dann doch von einer ruhig in den Händen liegenden normalen Fernsteuerung. Diese kann man sich aber wie gesagt einfach dazukaufen. Und dann macht dieser kleine Flitzer besonders Spaß, gerade im FPV Modus.

DJIs eigenes Ökosystem lässt den Nutzer die ganzen Geräte einfach miteinander kombinieren, und die digitale Übertragung liefert ein hervorragendes Bild. Hier baut DJI parallel zu den ganzen (DIY) analogen FPV Drohnen also eine Alternative auf.

Die geschützten Propeller sind ein echtes Plus.

Durch die geschützten Propeller ist einer der Hauptabsturzgründe (neben dem SuperDAU) eliminiert, dadurch eignet sich die Avata sehr für Flüge in Innenräumen. Neben dem ganzen Spaß, den das Fliegen bringt, können Videoproduktionen mit der Avata schnell, einfach und sicher Drohnenaufnahmen im FPV Look erstellen.

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