Canon R5 C: Tipps und Tricks
Erst im längeren Praxisbetrieb lernt man, wie man effizienter mit seiner Kamera arbeiten, Stärken optimal nutzen und Schwächen ausgleichen kann. Ein Blick auf die praktische Arbeit mit der R5 C von Canon.
Infos und Tipps zum Fokus
Was manchmal bei der R5 C für Irritationen führt, ist das Autofokus-Verhalten dieser Kamera: Der Autofokus bei der R5 C verhält sich im Video- und Fotobetrieb unterschiedlich. Warum ist das so?
Canon sagt, dass der AF im Videomodus eben auch aus der Cinema-Line stamme und daher eher auf ruhige und sanfte Übergänge setze und nicht primär auf schnelles Erfassen und Tracking von verschiedenen Objekten. Deshalb verhält sich der Autofokus im Video- und im Fotomodus unterschiedlich.
Das ist der Status Quo – aber natürlich weiß man nie, was zukünftige Firmware-Updates noch bringen werden.
Einige kurze Erläuterungen und Tipps zum Autofokus:
- Der Autofokus der R5 C funktioniert bei folgenden Bildraten: 24, 25, 30, 48, 50, 60,100,120. Wenn er auf On gestellt ist, läuft er auch dann, wenn die Kamera nicht aufnimmt.
- Drückt man die Taste »AF On«, fokussiert die Kamera mit maximaler Geschwindigkeit, egal was man im Menü eingestellt hat.
- Ein wichtiges Feature für Interviews ist die Funktion »nur Gesicht«: Verlässt der Protagonist das Bild, bleibt in diesem Modus der Fokus auf der letzten Einstellung und versucht nicht, den Hintergrund zu fokussieren.
- Hat man die Gesichtserkennung aktiviert und es sind mehrere Personen im Bild, kann man mit dem Joystick zwischen diesen wählen.
- Eine weitere interessante Einstellung ist »AF nur um den Fokuspunkt«: Der Autofokus sucht nur in einem bestimmten Bereich vor und hinter dem eingestellten Fokuspunkt. Ein versehentliches Fokussieren auf Dinge weit hinter oder vor dem Objekt ist so also nicht mehr möglich.
- Die Taste, die das Fokusfeld wieder zentriert, ist übrigens »Cancel«.
- Bei einigen adaptierten Sigma-Objektiven kann man die AF-Geschwindigkeit nicht einstellen. Dies sollte man jeweils prüfen.
- Über den EF-RF-Adapter nutze ich ein altes Canon 75-300 und das 50 mm f1.4 ohne Probleme mit Autofokus.
Belegbare Tasten
So gut wie jede Taste der Kamera lässt sich im Videomodus frei mit Funktionen belegen — bis auf das große Einstellrad. Viele Anwender würden sich wünschen, dass hier die Blendensteuerung wäre, so wie das im Fotomodus möglich ist. Im Videomodus ist das aber leider nicht möglich.
Man kann aber auch verschiedenste Menüpunkte auf eine der Tasten legen. Damit lassen sich dann Features wie etwa die Wasserwaage oder der Sensormodus schnell erreichen. Um umzusetzen, muss man der Taste den Punkt »User Setting« zuweisen.
Ich habe mir auf die Taste 10 die Fotofunktion gelegt. So kann ich auch im Videomodus schnell Fotos machen, ohne extra in den Fotomodus umschalten zu müssen. Der Nachteil hierbei ist natürlich, dass diese Fotos letztlich nur Videograbs sind. Da heißt: Kein Raw, aber immerhin in C Log 3 möglich.
Ich habe mir auf die Funktionsknöpfe unter anderem auch den Stabilisator, AF Off, Augentracking, normales Tracking, Peaking sowie Waveform gelegt.
Der Waveform-Monitor hat ein zuschaltbares Spotmeter, das ich gern nutze und das mir eine große Hilfe ist.
Das Peaking empfinde ich als sehr akkurat, und es kommt fast an das der MKIII mit Magic Lantern heran, für mich bis jetzt immer noch die Referenz.
Man muss allerdings etwas mit den Peaking-Einstellungen spielen und gegebenenfalls die Frequenz anpassen – bei aktiviertem Peaking färbt sich nämlich oft das ganze Bild ein, was ich auch schon bei der C70 als störend empfand.
Stabilisierung
Eine weitere, in Bezug auf die R5 C im Internet-Universum kontrovers diskutierte Ausstattung dieser Kamera ist der nicht stabilisierte Sensor.
Auch hier muss man etwas genauer hinschauen, um zu merken, dass diese Entscheidung der Konstrukteure — zumindest aus meiner Sicht — letztlich ein Riesenvorteil ist: Keine Cine-Kamera hat einen stabilisierten Sensor — und in diese Klasse fällt die R5 C nun mal. Gerade im Weitwinkel verursacht der IBIS oft das bekannte und gehasste Gewobbel. Und selbst wenn der Stabi ausgestellt ist, hat man mit Microwacklern zu kämpfen, besonders wenn die Kamera an ein Fahrzeug geriggt ist oder man mit Handkamera arbeitet. Da stabilisierte Sensoren mit Magneten gehalten werden, kommen diese eben irgendwann an ihr Limit.
Der digitale Stabilisator der R5C hingegen croppt zwar etwas ins Bild, liefert aber viel bessere Ergebnisse. Bewusst habe ich mir zusätzlich ein stabilisiertes Objektiv besorgt. Dessen Stabilisator ist meine erste Wahl, und sollte es doch noch mal zu wackelig werden, kommt der digitale IS dazu. Sind sie zusammen aktiviert, steuert die mit dem Stabi belegte Fn-Taste auch den Stabilisator des Objektives, was links am Bildrand angezeigt wird.
Seite 1: Einleitung
Seite 2: Stromversorgung 1
Seite 3: Stromversorgung 2
Seite 4: Fokus-Tipps, Belegbare Tasten, Stabilisierung
Seite 5: Raw, Anamorphoten
Seite 6: Autofunktionen, Objektiv, Fazit