Gimbal-Praxistest: DJI RS 3 Pro
Der Kamera-Stabilizer Ronin RS 3 Pro von DJI im Test. Lohnt sich der Umstieg?
Überblick, Eckdaten
Für 869 Euro bekommt man den RS 3 Pro als Basis-Kit. Die ebenfalls verfügbare Pro-Combo kostet 1.099 Euro. Neben einem Fokusmotor enthält die Pro Combo auch das Tracking-System RavenEye — und dass sich das definitiv lohnt, sei an dieser Stelle einfach schon mal vorweggenommen.
RavenEye ist ein zusätzliches, separates Modul, das man unter der Kameraplatte montiert und das vom Gimbal mit Strom versorgt wird.
Im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger RS 2 ist der RS 3 Pro etwas größer, die Arme sind länger und man hat mehr Platz, um auch größere Kameras auf dem Gimbal zu montieren.
Das erweitert noch einmal die Kamera-Kompatibilitätsliste, denn schon den RS 2 konnte man problemlos mit einer Komodo, FX6 oder C70 nutzen.
Gerade auch wegen des für Herbst angekündigten Funkübertragungssystems von DJI richtet sich der RS 3 Pro definitiv auch an professionelle Produktionen.
Was einem sofort auffällt, ist das größere Display mit 1,8 Zoll Bilddiagonale. Das sind 28 % mehr Bildfläche als beim Vorgänger.
Außerdem gibt es nun Mode-Schalter an der rechten Seite des Gimbals. Dadurch kann man sehr einfach und direkt in einen anderen Gimbal-Mode wechseln. Das ging beim RS 2 nur über das Display und war teils etwas mühselig, hier ist die neue Lösung beim RS 3 Pro sehr viel besser.
Wechseln kann man zwischen den Modi Pan&Tilt Follow, Pan Follow und FPV. Den FPV-Mode kann man auch mit seiner eigenen Einstellung wie etwa 360Roll oder Ähnlichem belegen.
Rein äußerlich nicht sichtbar, aber beim ersten Einschalten definitiv zu hören, sind die automatischen Achsensperren. Hier schieben sich die Sperrschalter physikalisch auf »zu«, sobald man in den Standby-Modus geht. Wenn man den Gimbal komplett abstellt, klappt er sich automatisch zusammen.
Ebenfalls neu und definitiv in die richtige Richtung weisend ist die Bluetooth-Verbindung zwischen Gimbal und Kamera. Schon jetzt kann man hierüber die Aufnahme starten und stoppen — hoffentlich kommen in Zukunft mit späteren Firmware-Updates noch weitere Funktionen hinzu.
Schließlich gilt: Je mehr Kabel und Equipment man an einem Einhand-Gimbal benötigt, desto schwerer ist er zu bedienen, und desto unruhiger und ruckeliger werden die Aufnahmen. Hier könnte also die tiefere kabellose Integration zwischen Kamera und Gimbal das Handling und letztlich auch die Ergebnisse verbessern.
Das Wichtigste an einem Gimbal sind natürlich die Stabilisierungseigenschaften. Hier hat es DJI geschafft, die Stabilisierungseigenschaften nochmals zu verbessern. Das gelingt mit einem neuen Stabilisierungsalgorithmus und mit stabileren Carbon-Armen, die auch noch schichtweise aufgebaut sind (anstelle des Carbon-Verbunds des RS 2). DJI selbst spricht hier von 20 % Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger — und tatsächlich spürt und sieht man einen Unterschied.
Ebenfalls besitzt der RS 3 Pro die Supersmooth-Funktionalität – hierbei wird die Motorleistung erhöht, was gut für lange Brennweiten oder Autofahrten ist.
Optional steht auch das separat erhältliche Lidar-System zur Verfügung, das der Hersteller aus dem Ronin 4D übernommen hat. Man kann es oben auf der Kamera befestigen und hat neben dem Laser-Auge auch noch eine zusätzliche Kamera mit 30-mm-Objektiv. Das Bild dieses Objektivs kann man auf dem Gimbal-Display darstellen.
Das Lidar-System bietet sowohl Objekt- als auch Fokus-Tracking in Verbindung mit dem Fokusmotor an. Auf dem Bildschirm hat man die Auswahl zwischen dem Weitwinkel und dem Spotmodus. Beim Weitwinkel werden Objekte wie etwa Gesichter oder Augen automatisch erkannt und verfolgt, die Spot-Version funktioniert ähnlich wie das RavenEye-System – Kästchen ziehen, und schon wird getrackt.
In Verbindung mit dem neuen und stärkeren Fokusmotor hat man hierdurch ein sehr gut funktionierendes Autofokussystem für alle manuellen Objektive. Man braucht also theoretisch gar kein RavenEye-Tracking mehr. Warum es trotzdem hilfreich ist, steht weiter unten im Text.
Die Tracking-Leistung quantifiziert der Hersteller im Vergleich zu RavenEye mit 60% höherer Leistung. Das ist natürlich durchaus eine Ansage, denn auch RavenEye funktioniert wirklich schon sehr gut.
Das Lidar-System kann man übrigens auch autark, ohne Gimbal nutzen, also ohne Stabilisierung nur als Tracking- und Autofokussystem für die Kamera.
Wie eingangs bereits erwähnt, hat DJI ein Funkübertragungssystem vorgestellt, wie es beim Ronin 4D zur Verfügung steht. Der Sender wird ähnlich wie RavenEye unter der Kameraplatte montiert und vom Gimbal mit Strom versorgt.
Ebenfalls bekannt vom Ronin 4D ist der optional verfügbare Remote-Bildschirm, an dem man zusätzliche Handgriffe zur besseren Steuerung von Gimbal und Fokus anbringen kann, um diesen dann aus bis zu 6 km Entfernung zu steuern. Der Funkmonitor ist mit einem Gyroskop ausgestattet und erlaubt somit auch die Fernbedienung per Bewegungssteuerung: Schwenkt man den Bildschirm, schwenkt auch der Gimbal entsprechend mit.
Einiges davon klingt ziemlich ähnlich wie bei der Funktionsweise von RavenEye über das Handy — nur eben viel professioneller und praktischer. RavenEye funktioniert beispielsweise in Innenräumen nicht sonderlich weit, während Testvideos des Funkmonitors aus dem Internet zeigen, dass DJI mit den angegebenen 6 km Reichweite des neuen Systems nicht übertrieben hat.
Neben den bisher schon beschriebenen, vielen neuen Features des RS 3 Pro, gibt es ein weiteres Ausstattungsdetail beim neuen Gimbal, von dem man vermutlich in Zukunft mehr hören wird: der RS SDK. Damit öffnet DJI sozusagen den Programmier-Code auch für Drittanbieter, und die können ihre Produkte damit besser in die Gimbal-Software integrieren. Daher könnte das Ökosystem für den RS 3 Pro in Zukunft stetig erweitert werden.
Seite 1: Einleitung, Video
Seite 2: Überblick, Eckdaten
Seite 3: Praxis
Seite 4: Lidar, RavenEye, Video
Seite 5: Fazit