Qvest realisierte Dual-Operator-Tonmischung für Rotor Film
Rotor Film in Babelsberg nutzt eine Dual-Operator-Installation mit zwei Avid-S6-Mischkonsolen.
Kinofilme und hochwertige TV-Produktionen werden heute auch im Audiobereich immer anspruchsvoller produziert — etwa auch mit immersiven Audioformaten wie Dolby Atmos. Ganz vorne, an der Speerspitze dieser Entwicklung, arbeitet auch Rotor Film und hat in den letzten Jahren kontinuierlich in diesem Bereich weiter investiert und konkrete, teilweise auch sehr komplexe Projekte umgesetzt. Als Systemintegrator installierte Qvest dort eine Dual-Operator-Tonmischung mit zwei Avid-S6-Mischkonsolen — für einen Sound, der das Spitzenniveau großer Hollywood-Studios bietet.
Immersive Audioproduktion boomt
»Die Ansprüche an Bild und Ton sind heute auf einem außerordentlich hohen Niveau. Ebenso wie der Zeitdruck, unter dem wir stehen«, sagt Martin Frühmorgen, Geschäftsführer der 2010 gegründeten Rotor Film GmbH aus Potsdam. »Die Produktionen werden immer größer, die Workflows immer moderner. Wir müssen in neue Technologien investieren, um mit dieser Entwicklung Schritt halten und wettbewerbsfähig bleiben zu können«, erläutert Frühmorgen. Es sei heute unabdingbar, sich kontinuierlich mit neuen Video- und Audiotechnologien wie 4K, Imax, Dolby Vision und modernen Audioformaten wie Dolby Atmos auseinanderzusetzen.
Das Interesse an immersiven Audio-Erlebnissen speist sich auch vor allem aus dem anhaltenden Boom der Streaming-Dienstleistungen wie Amazon, Apple, Disney oder Netflix. Das sorgt bei den Dienstleistern für volle Auftragsbücher in der Postproduktion.
Laut Martin Frühmorgen bewirkt das in Kombination mit dem Anspruch, neue Technologien rasch umzusetzen, auch eine Downside: »All das führt zu einem extrem hohen Zeitdruck.« Schneller und effizienter zu arbeiten — aber bei weiterhin höchstem Qualitätsanspruch, diese Anforderung musste Rotor Film lösen. Gemeinsam mit Qvest wurde daraus eine Dual-Operator-Tonmischung mit zwei Avid-S6-Mischkonsolen entwickelt und umgesetzt.
Im unten eingebetteten Video erläutern Martin Frühmorgen, Geschäftsführer Rotor Film, Gregor Bonse, Creative Lead & Re-recording Mixer Rotor Film, und Jonathan Baker, Solution Architect Qvest, die Herausforderungen des Projekts und geben Einblicke in die zukünftigen Möglichkeiten durch den Einsatz einer Dual-Operator-Audiokonsole für immersive Audioproduktionen.
Firmenvideo: Tonmischung und Grading-Studio von Rotor Film in Babelsberg.
Dual-Operator-Konsole nach US-Vorbild
»Wir brauchten einen Partner, auf den wir uns verlassen können, der unser Tempo mithalten kann und der die Technologien in unserer Branche kennt«, erinnert sich Frühmorgen an eine entsprechende Marktevaluierung im Jahr 2019. Konkret ging es damals um ein Projekt, ein Mischpult mit einer Avid S6 in eine »Mehrplatzversion« für Mischpultmeister zu erweitern. Ziel war es, zunächst das größte Studio der Postproduktions-Firma in Potsdam nach dem Vorbild US-amerikanischer Unternehmen auf eine Dual-Operator-Station zu erweitern. Dafür fand das Team von Rotor Film in Qvest den idealen Partner: »Wir kommen aus dem inhaltlichen Bereich, Qvest kennt sich mit den Workflows und Technologien aus. Wir mussten unsere teils hoch komplexen Abläufe also nicht erst erklären.«
Herausforderung fürs Netzwerk
Kein Wunder also, dass auch für Jonathan Baker, Solutions Architect bei Qvest, der zeitliche Aspekt im Mittelpunkt stand, als es im Jahr 2020 an die Implementierung der beiden neuen Avid-S6-Konsolen in eine Dual-Operator-Einheit ging: »Die größte Herausforderung für uns war, dass es schnell und unkompliziert gehen musste und die Ausfallzeiten so kurz wie möglich sein sollten«, so Baker. Solche Dual-Operator-Bedienungen mit S6-Konsolen sind weltweit noch selten. Daraus ergibt sich auch die Herausforderung für die Netzwerktechnik, weil unter anderem definiert werden muss, welches Modul wann welches Signal bekommt und wieviel Traffic wohin geschickt werden soll.
Konkrete praktische Vorteile der Avid-S6-Mischkonsole benennt Gregor Bonse, Creative Lead & Re-recording Mixer bei Rotor Film: Mit der Konsole seien Mischtonmeister heute in der Lage, »Dinge zu tun, die man früher mit Harrison oder DFC machen konnte.« Während er früher beispielsweise auf Signalpegel angewiesen war und sich damit nicht präzise orientieren konnte, ist es mit der S6 möglich, Sounds, Effekte oder gesprochene Sätze von Schauspielern zu erkennen, bevor sie ins Mischpult kommen. »Man kann sogar sehen, ob als nächstes ein kurzer oder langer Satz folgt«, so Bonse. Ein weiteres Beispiel für die Neuerungen mit der S6 sei die Möglichkeit, Geräusche, Effekte, Musikstücke oder einzelne Instrumente in einzelne VCA-Gruppen zu unterteilen und an der Konsole auffalten zu können. »Das war früher so gut wie gar nicht möglich«, ordnet Bonse dieses Feature des neuen Systems ein.
Begeistert zeigt sich der Tonexperte von den individuellen Konfigurationsmöglichkeiten der von Qvest implementierten Konsole. »Ich kann mit der S6 direkt am Kanal arbeiten und über Dynamic Processing gehen oder per Touch-Bedienung in der Center Sektion arbeiten.«
Das modernste Studio Europas
Martin Frühmorgen zieht nach der Zusammenarbeit mit Qvest eine Bilanz mit Superlativen: »Mit den neuen Implementierungen verfügen wir jetzt über ein Misch- und Grading-Studio, das sicherlich das modernste in ganz Europa und eines der wenigen großen Dolby-Atmos-Studios in Deutschland ist.«
Der große strategische Vorteil liege darin, dass Rotor Film durch die modulare Konzeption nunmehr in der Lage sei, auch seine Studios D, E und F jederzeit und rasch an individuelle Aufträge und Projekte anpassen zu können. Man kann Module austauschen, Konsolen verkleinern oder vergrößern und individuelle Bedürfnisse von Mischtonmeistern berücksichtigen.
Das ist in erster Linie für den Wettbewerb mit internationalen Marktbegleitern relevant, da in Babelsberg neben nationalen Produktionen auch internationale Produktionen entwickelt werden. Dafür müssen sich moderne Mischkonsolen je nach Bedarf effizient einrichten lassen. Das gilt laut Frühmorgen vor allem dann, wenn Mischtonmeister aus dem Ausland anreisen, um in Babelsberg arbeiten zu können: »Diese Experten sind professionelle Studios gewohnt, die man in London oder den USA findet. Mit unserem Studio bieten wir eine absolute Produktionssicherheit und hochmoderne technologische Ausstattung auch für internationale Produktionen.«
Die Tatsache, dass das 64-Kanal-Mischpult dank Qvest nun in zwei Mischpulte aufgeteilt werden kann, um duales Arbeiten zu ermöglichen, unterstützt die Projektarbeit von Externen. Damit ist Rotor Film jetzt dank der Projektumsetzung mit Qvest in der Lage, einzelne Module während des laufenden Betriebs untereinander auszutauschen. Oder wie Martin Frühmorgen es einordnet: »Wir müssen uns nicht vor den großen Studios in England oder den USA verstecken.«