Kamera-Praxistest: Red Komodo
Die kompakte 6K-Kamera Komodo von Red im Praxistest bei film-tv-video.de.
Formate
Red Raw kann man in drei Stufen aufnehmen: HQ, MQ und LQ. Relativ selbsterklärend, auf der Red-Homepage gibt es zusätzlich noch Side-by-Side-Vergleiche.
Da Raw zumindest bei Arri und Red ja unkomprimiert bedeutet, nimmt die Komodo immer ein 1:1 Bild des Sensors auf, was in einem Crop bei Formaten unterhalb von 6K resultiert. Das bedeutet in der Praxis, dass der Bildausschnitt kleiner wird, wenn man von 6K auf 5K, 4K oder 2,7K geht.
Über das Menü der Kamera kann man relativ schnell die Aufnahmeformate wechseln, die sehr übersichtlich sind:
- 6K (6.144 x 3.240) 17:9 bis 40P (6K bietet auch 16:9)
- 5K (5.120 x 2.700) 17:9 bis 50P
- 4K (4.096 x 2.160) 17:9 bis 60P
- 2K (2.048 x 1.080) 17:9 bis 120P
Gegenüber den großen Kameramodellen von Red ist die Komodo natürlich etwas limitiert, wenn man sich die möglichen Framerates betrachtet.
Alternativ zur Raw-Aufzeichnung kann man intern auch in ProRes aufnehmen.
Praxis
Die Kamera macht beim Anfassen sofort einen wertigen und robusten ersten Eindruck. Alles ist stabil gebaut — und das privilegiert diese Kamera natürlich auch als B- oder Crashcam. Die Maße sind ähnlich wie die der Z Cam E2-F6 (Test), bei geringerem Gewicht.
Mit dem Handy als Vorschaumonitor und ohne zusätzliche Griffe passt die Komodo auch gut auf einen Gimbal. Hier merkt man auch ein weiteres Mal, in welche Nische sich die Komodo einpassen will: Crash- oder Gimbal-B-Cam, kleinere Produktionen oder Ein-Mann-Crews.
Aufgeriggt mit dem Tilta-Gear wird die Komodo dann etwas größer, aber auch hier muss ich sagen, dass sie sehr gut zu bedienen war und schön in der Hand lag. Lediglich die Rec-Taste ist bei der Nutzung eines seitlichen Griffes etwas fehlplatziert. Aber auch in Bezug auf diesen Kritikpunkt gibt es Abhilfe: Es gibt für die Komodo natürlich auch Griffe mit integrierter Rec-Taste. Im Test habe ich die Aufnahmen einfach immer über das Display oder die App gestartet.
Natürlich kann man sich die Komodo mit dem red-eigenen Zubehör wunderbar zurecht bauen — allerdings wird das ziemlich kostspielig. Also lohnt es sich, den Blick auf Drittanbieter wie Smallrig, Wooden Camera oder Tilta zu richten.
Der Tophandle von Tilta lässt sich über den Blitzschuh und mit einer separaten Schraube befestigen und kann per Knopfruck gedreht werden, um etwa die Sicht auf das Display freizugeben. Der Sidehandle von Tilta ist ebenfalls schlau entworfen und lässt sich per Quickrelease an der Natoschiene des Cages befestigen.
Der von uns genutzte V-Mount-Adapter von Tilta bietet neben der Stromversorgung der Kamera noch weitere Stromanschlüsse, um Zubehör zu versorgen. Eine Sache ist mir dabei aber aufgefallen: Ist die Kamera aus und der V-Mount-Akku steckt noch am Adapter, leuchtet an diesem permanent eine blaue LED, die natürlich auch irgendwie gespeist werden will …
Um einen Anhaltspunkt für die Rig-Kosten zu geben: der Tilta-Cage kostet rund 130 US-Dollar, der Tophandle rund 60 US-Dollar, der seitliche Griff mit Holzschale rund 80 US-Dollar, der V-Mount-Adapter rund 140 US-Dollar.
Dann steht man nur noch vor der Wahl des Monitors, hier würde sich einer mit Kontrolle über die Kamera anbieten, wie es ihn etwa von SmallHD gibt. Dann kommen natürlich wieder Kabel dazu.
In unserem kurzen Test stand mir hingegen lediglich ein iPhone als Vorschaumonitor zur Verfügung… Das hat der ganzen Sache aber letztlich etwas mehr Würze verliehen, wie im weiteren ausgeführt wird.
Das Peaking im kamerainternen Display ist sehr gut, allerdings ist der Bildschirm nur von oben einsehbar, und die Red-App auf dem Handy bietet (noch) kein Peaking an. Daher war bei manchen Einstellungen etwas Akrobatik gefragt.
Der Autofokus der Komodo befindet sich — vorsichtig ausgedrückt — derzeit noch eher im Versuchsstadium. Aber wirklich gefehlt hat mir diese Funktion nicht, denn mit dem wirklich sehr guten Peaking kann man problemlos manuell scharfstellen.
Bei der App hakt es noch ein bisschen, die Umstellung zwischen Fullscreen und Bedienelementen braucht manchmal mehrere Anläufe.
Aus der Hand ohne Rolling-Shutter-Effekte zu filmen, ist natürlich ein Traum. Die Aufnahmen sehen logischerweise viel filmähnlicher aus, was im zusätzlichen Zusammenspiel mit der Red Color Science für beeindruckende Bilder sorgt.
Mit den Griffen von Tilta ließ sich die Kamera übrigens wunderbar bedienen. Ich habe sie auch öfter nur am kleinen seitlichen Griff ohne Anstrengung gehalten oder getragen. So hat man einen »Run and Gun«-Würfel, der unkomprimiertes Raw intern aufnimmt. Ein solch praktisches Package gibt es nicht so oft.
Mit dem RF-auf-EF-Adapter mit integriertem ND-Filter könnte man noch auf stabilisierte Objektive von Canon zurückgreifen und hätte so ein gutes Hand-Setup.
Da die Komodo nicht so lichtstark ist wie die teureren Red Modelle, muss man bei 1.000 ISO schon checken, ob einem das Bild noch gefällt. Nicht zu unterschätzen ist aber in diesem Zusammenhang die Kombination mit dem De-Noiser in DaVinci Resolve. Über »Flashing Pixel Adjust« kann man weiterhin gnadenlos defekte Pixel im Bild ausbügeln.
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