Audio: 13.04.2021

Hilfreiche App: Animetra Recording Assistant

Mikrofone richtig aufstellen und besseren Klang erreichen – die Animetra App will dabei helfen.

Die Einrichtung eines Stereo-Hauptmikrofonpaars kann eine hochkomplexe Angelegenheit sein, bei der man eine ganze Reihe von Parametern für die Mikrofonierung berücksichtigen muss. Zudem müssen die Klangquellen wohltariert platziert werden, damit das gewünschte Ergebnis erreicht wird. All das perfekt zu beherrschen, bedarf umfangreicher Praxiserfahrung und ist besonders in ungewöhnlichen und extremen Aufnahmesituationen auch für Profis immer wieder eine Herausforderung. 

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Mikrofone richtig aufstellen und besseren Klang erreichen – die App Animetra Recording Assistant soll dabei helfen.

Der Münchener Mediencontent- und App-Entwickler Animetra setzt hier mit seiner neuen App »Animetra Recording Assistant« an, mit der sich Aufnahmen im Voraus planen und überprüfen lassen. Das Tool erlaubt die Einrichtung eines virtuellen Aufnahmesetups inkl. Klangquellen und dem Stereo-Hauptmikrofonpaar im 3D-Raum und stellt dabei die resultierende Panoramaverteilung – also die Hörereignisrichtungen – in einem visuellen Stereobild in Echtzeit dar. Auf diese Weise lassen sich die einzelnen Aufnahmeparameter verändern und das Ergebnis immer direkt überprüfen, noch während man den Finger am Einstellungs-Slider hat.

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Klangquellen werden unterschieden in Punktschallquellen und Körperschallquellen.

Klangquellen werden dabei unterschieden in Punktschallquellen und Körperschallquellen. Für letztere stehen sechs verschiedene Körperformen zur Verfügung, z.B. Kuchenstücke, bzw. Ringsegmente, um Orchestersektionen zu repräsentieren, oder abgeschrägte Quader für Choraufstellungen auf einem Podest. Schallquellen lassen sich verschieben, drehen und skalieren, benennen, farblich anpassen und mit einem Icon versehen. Dabei helfen auch zahlreiche Instrumental-Presets, mit denen sich Ensembles schnell aufbauen lassen. Eine Snapping- und eine Duplizieren-Funktion erleichtern das Einrichten. Für das Mikrofonpaar gibt es ebenso Presets – von üblichen Standards wie ORTF oder Blümlein sowie bekannten Mikrofon- und Mobilrecorder-Modellen. Außerdem steht ein A/B-Vergleich zur Verfügung, um schnell zwischen zwei Varianten hin- und herzuschalten.

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Besonders hilfreich zum Finden geeigneter Aufstellungen ist die sogenannte »Stereo Recording Area Map«, kurz »SRA-Map«.

Besonders hilfreich zum Finden geeigneter Aufstellungen ist die sogenannte »Stereo Recording Area Map«, kurz »SRA-Map«. Sie färbt die Aufnahmeumgebung entsprechend der Panoramawerte ein, die sich in einem bestimmten Bereich ergeben – schiebt man also eine Klangquelle in einen roten Bereich, wird sie rechts erklingen und in einem blauen Bereich entsprechend links. Eine violette Schraffierung warnt zudem vor phasenproblematischen Gebieten.

Dieser WYSIWYG-Ansatz ermöglicht es Audio-Laien, durch einfaches Ausprobieren geeignete Parameter zu finden, ohne sich mit Begriffen wie Aufnahmewinkel, Ausdehnungsbereich u.ä. auseinanderzusetzen. Die App kann aber auch für Fortgeschrittene und Auszubildende eine gute Stütze auf dem Weg sein, Aufnahmetheorie zu verinnerlichen.

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Der Ansatz der App ermöglicht es Audio-Laien, durch einfaches Ausprobieren geeignete Parameter zu finden.

Für Profis dürfte zudem das von Desktop-Anwendungen inspirierte Speichersystem inkl. »Neu«, »Öffnen, »Speichern«, »Speichern als…« und »Hinzuladen«, aber auch die »Teilen«-Funktion interessant sein. Mit letzterer lassen sich Projekte in einen formatierten Infotext mit allen Parametern wandeln und zusammen mit einem Übersichtsbild ans Team senden oder per Clipboard in einer Textdatei speichern.

Die App bietet aber nicht nur einen praktischen Mehrwert, sondern auch einige technische Innovationen. Bei der Entwicklung des zugrunde liegenden Algorithmus‘ wurde bewusst auf eine Reihe mathematischer Vereinfachungen verzichtet, die sonst bei vergleichbaren Berechnungsmodellen eingesetzt werden. Dadurch wird die Schallausbreitung geometrisch korrekt nachvollzogen (im Rahmen einer frequenzunabhängigen Ausbreitung im Freifeld mit einer fixen Schallgeschwindigkeit von 343,2 m/s).

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Für Körperschallquellen stehen sechs verschiedene Körperformen zur Verfügung.

Konkret wurde berücksichtigt:

  • Der Schall einer Schallquelle tritt nicht parallel auf die beiden Mikrofone ein, sondern in unterschiedlichen Winkeln (gilt nur, wenn die Mikrofonkapseln einen Abstand haben).
  • Bei einer Laufzeitstereofonie entsteht auch Intensitätsstereofonie, da die Mikrofone andere Positionen haben und daher abhängig von den Positionen der Schallquellen auch unterschiedliche Pegel aufnehmen können.
  • Winkel müssen 3-dimensional berechnet werden, sie weisen z.T. deutliche Unterschiede zu einer rein 2-dimensionalen Kalkulation von oben auf.
Die Animetra-App berücksichtigt, dass es bei einer Laufzeitstereofonie auch Intensitätsstereofonie gibt.

In sonst üblichen Verfahren werden diese Gegebenheiten nicht berücksichtigt, um den Aufnahmebereich (dort werden Schallquellen zwischen 100 L und 100 R abgebildet) auf einen einfachen Winkel herunterbrechen zu können. Das bietet als  grobe Faustregel zwar einige Vorteile, wenn man keine technischen Hilfsmittel zur Bestimmung der Aufnahmeparameter hat, mit einer Software sind solche Vereinfachungen aber eigentlich nicht mehr notwendig. Das ermöglicht dann speziell für ausgefallene Aufnahmeverhältnisse authentischere Werte, z.B. bei Ensembles mit großen Höhenunterschieden oder Schallquellen, die sich in der direkten Nähe oder hinter den Mikrofonen befinden. Gerade in Kombination mit der SRA-Map kann die App daher auch aus fachlich-theoretischer Sicht spannend sein, da sich so nun Aufnahmeverhalten von verschiedenen Mikrofonsetups übersichtlich und akkurat betrachten und vergleichen lassen.

Der »Animetra Recording Assistant« ist auf Englisch und Deutsch im Apple App Store und im Android Play Store erhältlich.