Praxistest: Sony-Kamera FX6
Was kann Sonys neue FX6? film-tv-video.de hat die jüngste Kamera der Cinema Line ausprobiert.
Eckdaten
Die FX6 ist eine Produktionskamera mit internem ND-Filter und Tasten für die wichtigsten Bedienelemente auf der linken Seite. Was zuerst auffällt: Die Kamera ist extrem klein und leicht. Sie lässt sich mit einem seitlichen Handgriff sowie einem Tragegriff, der auch XLR-Anschlüsse besitzt, aufriggen.
Der Monitor ist variabel über ein kleines Rail-System verstellbar und kann über eine Rosette an verschiedenen Punkten am Body oder am Tragegriff montiert werden. FX9-Nutzer dürften hier vielleicht etwas neidisch auf die runden Rods des Sucherdisplays schauen, denn sie ermöglichen ein exakteres und flexibleres Verstellen als die eckigen des größeren Schwestermodells.
Nackt wiegt der Body nur 890 g. Den nackten Body bietet Sony übrigens unter der Bezeichnung ILME-FX6V an, im Handel findet man aber auch einen Kit mit Zoomobjektiv unter der Bezeichnung ILME-FX6VK.
Sensor, Objektive, Stabilisierung
Der Vollformatsensor (35 mm, CMOS) löst mit effektiven 10,2 Megapixeln auf und ist rückwärtig belichtet. Diese Daten erinnern stark an den in der A7SIII eingebauten Sensor. Auch der Prozessor scheint ähnlich, wenn nicht sogar identisch zu sein.
Einen stabilisierten Sensor besitzt die FX6 aber nicht, da hier der Platz für die ND-Filter gebraucht wurde. Die Gyro-Stabilisierung, also die Aufzeichnung der Gyrodaten für eine software-seitige Stabilisierung, ist aber an Bord. Die Gyrodaten können in der Sony-Software Catalyst Browse ausgelesen und angewandt werden. Post-Stabilisierung bringt allerdings immer einen Crop des Bildes mit sich.
Über den E-Mount finden aktuell 58 Sony-E-Mount-Objektive direkten Anschluss an die Kamera. Sony selbst wird die Kamera übrigens zumindest in Deutschland nur als Body-Only-Variante zum Nettopreis von 5.500 Euro anbieten. Kit-Versionen sind vom Hersteller selbst — zumindest in Deutschland — nicht vorgesehen, es gibt aber durchaus Kit-Versionen bei Händlern, auch ILME-FX6VK.
Aufzeichnung, Codecs
Die FX6 nimmt 4K mit bis zu 120p (S&Q Mode = Slow & Quickmotion) auf, das Ganze im XAVC-I-Codec mit 4:2:2 und 10 Bit.
Der XAVC All Intra Codec liefert 10-Bit 4:2:2-Aufnahmen in DCI 4K (4.096 x 2.160 bis zu 60p), 4K UHD (3.840 x 2.160 bis zu 120p) und Full HD (1.920 x 1.080 bis zu 240p). Außerdem kann auch im weniger speicherplatzfressenden Long-GoP Modus aufgenommen werden. H.265, wie es unter anderem die Fotokamera A7SIII anbietet, beherrscht die FX6 nicht.
ISO und ND-Filter
Als Base-ISO stehen 800 und 12.800 zur Verfügung. Maximal lassen sich ISO 409.600 einstellen.
Der integrierte und linear verstellbare ND-Filter ist ziemlich praktisch: Die einzelnen ND-Stufen lassen sich ganz nach Belieben belegen, weil sie elektronisch und nicht mechanisch funktionieren. So kann man etwa eine 1/4, 1/64, 1/128 Kombination einstellen oder Auto-ND nutzen. Auch nahtlose Übergänge zwischen den Stufen sind möglich.
Den Dynamikumfang gibt Sony mit 15+ an, allerdings dürften die Praxiswerte wie bei allen Kameras etwas niedriger ausfallen.
Fast Hybrid AF
Einen Autofokus, der unter anderem Augenerkennung aufweist, bietet die Kamera natürlich auch, und er funktioniert selbst bei der HFR-Einstellung mit 120 Bildern pro Sekunde. Bei dessen Bedienung wird der Anwender aber an den 90er-Rap-Hit »U Can’t Touch This« von MC Hammer erinnert, denn im Unterschied zur DSLR-Kamera Sony A7SIII ist das Autofokus-Tracking bei der FX6 anders konfiguriert: Bei der A7SIII tippt man fürs AF-Tracking einfach auf die Stelle auf dem Display, an der sich das zu trackende Objekt befindet – und los geht’s. Bei der FX6 hingegen muss man das Tracking zunächst über eine Taste aktivieren. Dann kann man das Kästchen im Display auf das zu trackende Objekt verschieben. Will man das während des Drehs ändern und erneut nutzen, muss man das AF-Tracking etwas umständlich wieder aufrufen. Das ist letztlich ziemlich nervig und kann hoffentlich durch ein Firmware-Update irgendwann behoben werden.
Was aber wiederum ziemlich hilfreich ist: Man kann bei der FX6 während des Augen-Trackings mit dem Fokusring des Objektives zwischen verschiedenen Personen wechseln.
Smarter Handgriff
Der seitliche Griff, der sich leicht montieren und demontieren lässt, ist verstellbar, er hatte zumindest beim Testmuster etwas Spiel. Über diesen Handgriff lassen sich unter anderem Blende oder ND über ein Rad steuern sowie die Aufnahme starten und stoppen. Des weiteren befindet sich vorne eine Zoomwippe, und einen Fn-Button bietet der smarte Griff auch.
Weitere Bedienelemente
Wo wir gerade bei den frei belegbaren Funktionstasten sind — die FX6 weist neun Stück davon am Body, den Griffen und am Display auf. Am Display stehen auch Peaking– und Zebra-Tasten zur Verfügung, der Bildschirm misst 3,5 Zoll Bilddiagonale und bietet 1.280 x 720 Bildpunkte. Einen separaten, integrierten Sucher besitzt die Kamera leider nicht.
Anschlüsse, Speicherkarten
Die Anschlüsse sowie Gehäusefugen der FX6 sollen laut Sony eine verbesserte Abdichtung erhalten haben, um Sand und Spritzwasser fernzuhalten.
Apropos Anschlüsse: Hier bietet die FX6 in Relation zur Baugröße recht viel, unter anderem auch eine 12G-SDI-Schnittstelle, die für externe 16-Bit-Raw-Aufnahmen genutzt werden kann. Zusätzlich kann man den HDMI-Ausgang für einen Monitor nutzen. Raw lässt sich mit maximal 60p aufnehmen. Ein Atomos Recorder etwa zeichnet den 16-Bit-Stream der Kamera in ProRes Raw auf.
Weiter bietet die Kamera Timecode, integriertes WiFi und Vierkanal-Audioaufzeichnung (über XLR-Schnittstelle, Multi-Zubehörschuh und integriertes Stereo-Mikrofon).
Für die Speicherung verfügt die neue Kamera über zwei Steckplätze, die nicht nur mit SDXC-Karten der Geschwindigkeitsklassen UHS-I und UHS-II kompatibel sind, sondern auch mit CFexpress-Karten Typ A, die eine höhere Gesamtkapazität haben und höhere Lese- und Schreibgeschwindigkeiten ermöglichen.
Die neuen CFexpress Typ A Karten werden auch bei der A7SIII für die »großen« Aufnahmeformate gebraucht. Aktuell sind diese Karten noch extrem teuer. Während des Tests steckte eine Sony 160 GB CFexpress Karte mit 800 MB/s Lese- und 700 MB/s Schreibgeschwindigkeit in der Kamera. Während der Testphase hatte ich keinerlei Ausfälle mit dieser Karte, was aber auch zu erwarten sein sollte.
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