Praxistest Canon R5: Zu viel erwartet?
R5: Gamechanger für DSLR-Filmer? Ein Praxistest mit dem jüngsten Filmer-Fotoapparat von Canon.
Postproduction
Anders als für ProRes Raw gibt es für Canon Raw in Premiere mehr Einstellmöglichkeiten: Farbtemperatur, Färbung, Belichtung sowie Farbraum und Gamma lassen sich direkt einstellen.
So kann man das Gamma etwa in Canon Log 3 einstellen, um dies dann weiter mit Lumetri zu bearbeiten. Das Material lief auf einem i9-Prozessor mit RTX-2080-Karte bei 1/4-Auflösung ungerendert flüssig, auch mit einer Farbkorrektur.
Noch mehr sagt mir die Postproduction von R5-Material mit DaVinci Resolve zu: Wenn man im Camera-Raw-Tab das Decoding auf Clip stellt, erhält man, wie bei BlackMagic Raw, Zugriff auf alle Raw-Parameter. Hier konnte ich die Videos in einem in 4K angelegten Projekt auch mit zwei Nodes für LUT und Schärfe in voller Auflösung abspielen.
Das Raw-Material der R5 lässt sich wunderbar graden, und mit den tollen Canon-Farben hat man schon ein sehr gutes Ausgangsmaterial. Über die Highlight-Kontrolle im Raw-Panel lässt sich ein überbelichteter Himmel schön zurückholen — und man merkt schnell, dass das Raw-Material Substanz und Tiefe hat.
Auch wenn man in H.265 dreht, steht einem Canon Log 3 zur Verfügung. Dies lässt sich ohne LUT bereits einfach in ein kontrastreiches Endprodukt verwandeln, da das Gamma von Canon Log nicht ganz so flach ist.
Fazit
Es ist schon faszinierend, 8K Material mit einer so kleinen Kamera in eine 4K-Timeline zu laden und immer noch 50 % rauszoomen zu können. Zugleich stellt sich aber natürlich die Frage, wie oft man so etwas, gerade in Raw, wirklich braucht. Und hier entsteht eine gedankliche Brücke zu den Aufnahme-Limits: Stören mich die Limits der Kamera wirklich?
Ebenso wie bei der S1H ist das 10-Bit-Log-Material der Canon R5 so hochwertig, dass man Raw wohl nur gezielt situativ einsetzen wird: Bei Einstellungen, für die viel CGI vorgesehen ist, oder bei kritischen Lichtverhältnissen zum Beispiel. Diese Aufnahmen sollten sich meistens in Grenzen halten — und somit könnte man theoretisch auch mit den Aufnahme-Limits klarkommen. Der 4K-HQ-Modus ist bis dato allerdings ebenfalls limitiert, lediglich 4K-LQ und der oversampled APSC- Crop laufen durch.
Vielleicht war es von Canon nicht ganz so klug, erst mal in der R5 sehr viel Funktionalität prinzipiell anzubieten, die man dann in der Praxis aber wieder kassieren, beschränken und dämpfen muss. Einige Enthusiasten wird das sicher einbremsen und enttäuschen, obwohl sie insgesamt mit der R5 vielleicht doch ganz gut bedient wären.
Wenn man nämlich nicht unbedingt lange Konzerte filmen will und sich bei den hohen Auflösungen auf Takes beschränkt, die jeweils nicht länger als 10 Minuten lang sind, dann wird man die Überhitzungswarnung wahrscheinlich so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Hat man unter diesen Prämissen alle seine Aufnahmen zusammen, kann man sich im Schnitt auf sehr hochwertiges und gut zu bearbeitendes Material freuen.
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