Kameratest: Canon C300 Mark III
Ein neuer Sensor ziert die dritte Generation der Canon-Kamera C300. Der S35-4K-CMOS-Sensor ist aber bei weitem nicht die einzige positive Neuerung.
Ton
Beim Ton bietet die C300 Mark III fast den Funktionsumfang eines Schultercamcorders. So gibt es vier Audiokanäle, die auch tatsächlich separat aufgezeichnet werden können. Allerdings gibt es dabei kleine Einschränkungen: Auf zwei Kanälen lassen sich die eingebauten XLR-Eingänge nutzen, während auf die anderen Kanäle entweder das interne Mikrofon oder ein externes Mikro über eine 3,5-mm-Klinke angeschlossen wird.
Ob die XLR-Eingänge oder die Miniklinke auf den Spuren 1 und 2, oder 3 und 4 aufgenommen werden sollen, lässt sich im Menü einstellen.
Ein Klinkenstecker entspricht sicherlich nicht ganz dem Wunsch nach professioneller Tonaufzeichnung, aber es gibt dem Anwender immerhin die Möglichkeit, zwei getrennte O-Töne mit einem guten Atmo-Mikrofon zu ergänzen.
Das interne Mikrofon reicht aber gerade mal für Synchronisationsaufgaben: Zum einen ist der Klang schon sehr dünn und auch in der Postproduktion nur mit großem Aufwand aufzupolieren. Zum anderen ist jede noch so kleine Bedienung der Kamera als Trittschall deutlich zu hören, und jedes Bedienelement schlägt sich deutlich hörbar auf der Aufnahme nieder.
Für die Aufnahmen über den Klinkeneingang müssen alle Einstellungen im Menü getätigt werden. Für die XLR-Eingänge können Eingangssignal, Wechsel zwischen manuell und Automatik und Pegel über Bedienelemente am Gehäuse eingestellt werden. Die Pegelräder sind dabei aber etwas arg klein geraten und nur schwer exakt zu bedienen.
Für jedes Kanalpaar gibt es einen Limiter, der zugeschaltet werden kann. Dieser macht seine Aufgabe schon ganz ordentlich, ein gelegentliches »Anzerren« ist aber schon zu hören, wenn sehr plötzlich auftretende, laute Signale auftauchen. Allerdings bleibt das Signal auch für O-Töne noch brauchbar.
Welche der Kanäle man auf dem Kopfhörer hört, kann man im Menü einstellen, und hier gibt es alle erdenklichen Kombinationen. Lediglich die Lautstärke auf dem Kopfhörerausgang ist auch bei maximaler Lautstärke etwas gering.
Alternativen in der Canon C-Serie
Die C300 Mark III ist, wie eingangs schon erwähnt, gewissermaßen eine Verschmelzung vieler Features der C-Serie von Canon.
Von der C500 Mark II mit Vollformat 5,9 K (Infos) unterscheidet sie sich vor allem durch den S35/4K-Sensor. Nur wer wirklich diese Möglichkeit nutzen will, mit noch weniger Schärfentiefe und mehr Bokeh zu gestalten und dafür auch die entsprechenden Objektive hat, hat noch einen Grund, zur C500 Mark II zu greifen.
Von der C200 (Test) unterscheidet sich die C300 Mark III einerseits vor allem durch das Gehäuse der C500, das eine wesentlich rundere Bedienung durch die Nutzertasten erlaubt, andererseits durch den Sensor, der eine besser Dynamik bietet und 4K-Zeitlupe ohne Sensor-Crop mit 120 fps. Dass man in HD bei der C300 Mark III »nur« 180 fps hinbekommt, ist im Marktumfeld fast schon etwas schwach.
Ist es gerechtfertigt, dass die C300 Mark III fast doppelt so viel kostet wie die C200? Das liegt in der Betrachtung der Käufer: Wenn man gerade die Features im Auge hat, die nur die C300 Mark III bietet, dann muss es eben diese sein. Ein Trost für den Mehrpreis sind dabei auch noch das wesentlich bessere Display der C300 Mark III und dass es zwei Tonspuren mehr gibt.
Fazit
Die C300 Mark III ist das, was man als »soliden Performer« bezeichnen könnte. Die Kamera eignet sich sowohl für szenisches Gestalten als auch für dokumentarische Drehs. Für EB-Aufgaben mit einem S35-Sensor ist die C300 Mark III momentan meine erste Wahl, wenn es nicht die oberste Priorität ist, die Kosten so klein wie möglich zu halten.
Die Kamera ist im Umfeld dieser Kategorie zwar nicht übermäßig teuer, aber sie erfordert auch meist noch weitere Investition: in einen Sucher, V-Mount-Adapter, Akkus und ein passendes Rig.
Die manuelle Bedienung, das helle Display und die Zeitlupe in 4K ohne Sensor-Crop sind aus meiner Sicht gewichtige Argumente gegenüber der nur halb so viel kostenden C200. Die Lichtstärke ist zwar nicht überragend, aber insgesamt immer noch sehr gut und reicht auch für die meisten dokumentarischen Aufgaben.
Die Bedienung im manuellen Betrieb ist wirklich gut gelungen, und mit dem Autofokus und dem Focus-Assistenten bietet Canon zwei herausragend gute Funktionen, an die momentan kein anderer Hersteller heranreicht.
Bei der Zeitlupe kann die C300 Mark III zwar nicht mit Sonys FS7 oder der Blackmagic Ursa Mini Pro mithalten, aber 120 fps reichen in den meisten Fällen für den erwünschten Effekt, und das kann die C300 Mark III halt in 4K auch ohne Sensor-Crop.
Mit »nur« 4K scheint die C300 Mark III heute zwar schon fast »von gestern«, aber wenn man sich von der reinen Pixelhuberei verabschiedet und sich auf das Wesentliche konzentriert, erkennt man: Eigentlich spielt das Ganze nur dann eine Rolle, wenn man den Bildausschnitt nachträglich justieren und dennoch UHD als Endprodukt haben will. Dann sind mehr Pixel in der Aufnahme ein echter Vorteil. Aber wie oft kommt das bei mir in der Praxis vor?
Vielleicht fehlt bei der Bildschärfe das Oversampling, um die Schärfe auf das höchstmögliche Niveau für 4K zu pushen, aber die Bilder sind angenehm scharf, mit großer Dynamik. Außerdem bietet die C300 Mark III einen relativ lichtstarken Sensor, und das Raw-Format lässt viel Spielraum in der Postproduktion offen. Aber auch in Rec.709 sind die Farben ausgewogen, Hauttöne immer gut getroffen und die Aufnahmen haben auch hier eine gute Dynamik.
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Seite 5: Menü/Messgeräte, Ventilator, Belichtung/Schärfe
Seite 6: Farbe/Kontrast, AF/Blende/Stabi/Shutter
Seite 7: Bildqualität
Seite 8: Ton, Alternativen, Fazit
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