Kamera, Test, Top-Story: 03.09.2020

Kameratest: Canon C300 Mark III

Ein neuer Sensor ziert die dritte Generation der Canon-Kamera C300. Der S35-4K-CMOS-Sensor ist aber bei weitem nicht die einzige positive Neuerung.








Menü, Messgeräte

Die Oberfläche des Menüs besteht aus zehn Hauptseiten mit bis zu neun Unterseiten: ordentlich Lesestoff also.

Kamera, Canon, C300/III, © Harrer
Die Recording/Media Setup Seite muss man vor jedem Dreh aufrufen, hat aber im Canon-Menü vielleicht nicht die beste Platzierung bekommen.

Die Piktogramme sind zwar recht schnell zu identifizieren, doch es kostet doch einiges an Einarbeitung, wenn man wissen will, auf welche Seite man rasch navigieren muss. Dabei wird es weitgehend vermieden, dass man nach unten scrollen muss: Man sieht also alle Punkte einer Unterseite immer zeitgleich. Die Logik ist sicherlich Geschmackssache — aber aus Sicht der Tester bei der C300 Mark III größtenteils gut gelungen.

Zwei Negativbeispiele: Dass etwa der Timecode sehr weit hinten bei den Systemeinstellungen zu finden ist, scheint den Testern etwa als Manko. Zumal es neben dem Timecode ansonsten kaum noch andere Gründe gibt, sich in diesen Menüpunkt zu verirren, wenn man seine Einstellungen einmal gemacht hat.

Auch das Formatieren der Karte oder Aktivieren/Deaktivieren des Bildstabilisators sind Menüpositionierungen, die man eher unglücklich finden kann — aber man kann diese Funktionen auch auf eine Funktionstaste legen…

Aufgrund der horizontalen Verteilung der Unterseiten ist die Navigation mit dem Drehrad am Gehäuse um einiges komplizierter als mit dem Steuerkreuz auf dem Display. Wer also dennoch oft ins Menü muss, um beispielsweise zwischen Raw und XF-AVC zu wechseln, der hat es mit dem Display sehr viel einfacher.

Kamera, Canon, C300/III, © Harrer
Der Waveform ist nur an zwei Positionen möglich und etwas zu »prominent« platziert. 

Anstelle des Histogramms lässt sich im Menü auch ein Vektorskop einstellen. Die Position der Messinstrumente kann man nur in zwei Positionen festlegen, und die kleine Darstellung lässt sich nicht ändern. Den Waveform-Monitor beim Einrichten eines Bildes gelegentlich mal auf Vollbild schalten zu können, würde den Nutzen erheblich erhöhen. Den Waveform-Monitor gibt es auch in einer RGB-Variante, meist Parade genannt.

Ventilator

In die C300 Mark III ist ein Ventilator eingebaut, Ein- und Auslass des Luftstroms sind klar gekennzeichnet. Man spürt den Luftstrom — aber man hört ihn auch …

Im Menü kann man daher den »Fan-Mode« umstellen. Im Automatikmodus schaltet der sich zwar während einer Aufnahme aus, geht aber danach um so lauter wieder an. Sollte die Kamera während der Aufnahme zu heiß werden, könnte das auch während der Aufnahme geschehen. Im Testbetrieb ist das nicht passiert, selbst dann nicht, als die Kamera für zwei Stunden für Aufnahmen direkt in der Sonne stand.

Wegen des relativ lauten Lüfters ist die C300 Mark III aber vielleicht nicht für Making-Ofs an einem Set oder beim Drehen in einem Tonstudio zu empfehlen, da kann der Lüfter Tonaufnahmen empfindlich stören.

Belichtung und Schärfe mit dem LC-Display einstellen

Neben dem Waveform-Monitor gibt es eine Falschfarbeneinstellung, die sich wie alle Assistenzfunktionen auf Ausgänge, den LCD, Monitorausgang, HDMI oder alle gleichzeitig einstellen lässt. Die Darstellung der Helligkeitsbereiche wird dann in einer sinnvollen Farbkodierung angezeigt. Wer nicht oft mit diesem Werkzeug arbeitet, kann die Farbzuweisungen jederzeit im Menü nachsehen.

Kamera, Canon, C300/III, © Harrer
Die Falschfarbendarstellung kann sehr hilfreich sein.

Der Waveform-Monitor oder die Falschfarbendarstellung sind beim Einrichten der Belichtung hilfreich, für eine einfache Markierung der Helligkeit im Bild ist das Zebra meist praktischer. Dafür bietet die Kamera zwei Speicherwerte, die von 5 bis 95 % in 5-%-Schritten eingestellt werden können. Dabei kann man im Menü auswählen, ob ein Zebra oder beide gleichzeitig angezeigt werden sollen. Ein Wechsel zwischen beiden Zebras mit einer Taste ist nicht möglich.

Das mitgelieferte Display ist wirklich gut, und gerade bei Innenaufnahmen oder an bewölkten Tagen kann man die Belichtung in den Grundeinstellungen gut beurteilen. Selbst bei direktem Sonnenlicht ist das Display noch ganz gut zu nutzen, wenn man die Helligkeit des Monitors auf +50 stellt.

Dabei geht zwar etwas Kontrast verloren und auch die absoluten Highlights verschwinden, aber man erhält immer noch eine gute Einschätzung der Gesamtbelichtung. Bei Werten weit über +50 fällt der Verlust in den hellen Zonen schon deutlich aus. Selbst hinter einem Atomos-Monitorrecorder Shogun muss sich das Canon-Display mit einer Helligkeit von +50 nicht verstecken. Wie alle Displays dieser Kategorie kämpft aber auch der Canon-Schirm mit Spiegelungen.

Der Schärfe-Eindruck des LCD-Displays ist für 4K-Aufnahmen nicht ganz ausreichend — allein schon wegen der begrenzten Größe von 4,3 Zoll gibt es oft Unsicherheiten bezüglich der Schärfe, wenn man keine Assistenzfunktionen verwendet. Das ist natürlich individuell verschieden, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass alles unter einem 7-Zoll-Display für 4K-Aufnahmen eigentlich zu wenig ist.

Doch hier kann eine der größten aktuellen Stärken von Canon-Camcordern brillieren — der Autofokus und die Schärfehilfen wie in der »Focus-Guide«-Funktion. Diese Hilfe zeigt sehr genau an, welche Ebene im Bild scharf ist. Wo sich diese befinden soll, kann man per Touchscreen auswählen.

Das Ganze ist letztlich nur ein kleines Feature, das aber in den meisten Fällen viel besser funktioniert, als jedes Peaking — und das deshalb in diesem Test besonders herausgestellt werden soll: Einfach weil es sehr zuverlässig funktioniert. Im Hintergrund steht natürlich die geballte Autofokus-Technologie von Canon, auch wenn man mit dieser Schärfenhilfe manuell fokussiert.

So funktioniert der Focus Guide: Dabei geben zwei Pfeile an, ob die Schärfeebene hinter oder vor der ausgewählten Ebene liegt und wann die Schärfe exakt sitzt. Allerdings funktioniert die Focus-Guide-Funktion nur bei ausreichendem Kontrast und ausreichender Helligkeit.

Liegt die Helligkeit beispielsweise größtenteils unter 40 %, zeigt einem die Assistenzfunktion an, dass sie hier nicht weiter helfen kann. Ein kurzes Erhöhen des ISO-Wertes schafft hier aber meist Abhilfe, auch wenn es nur zum Einstellen der Schärfe ist. Auch bei Motiven mit geringem Kontrast zeigt die Fokushilfe an, dass sie hier nicht mehr zuverlässig funktioniert.

Ergänzend gibt es aber noch die Ausschnittsvergrößerung, die entweder auf eine oder zwei Stufen eingestellt werden kann. Stellt man diese auf Verdoppelung ein, kann man die nächste Stufe aber immer noch mit der Taste des Menü-Drehrades aktivieren.

Kamera, Canon, C300/III, © Harrer
Im Menü lässt sich schnell mal nachsehen, was die Farben bei der Falschfarbendarstellung bedeuten.

Für das Peaking gibt es ebenso zwei Speicherplätze. Es kann in Weiß, Rot, Grün und Blau dargestellt werden. Die Helligkeit des Peakings kann in 15 Stufen und die Frequenz in 4 Stufen, je nach Kontrast des Bildes, eingestellt werden. Da bei einem Peaking ja immer etwas Vorsicht angesagt ist, bietet das aber eine gute Einstellungsbreite für das Werkzeug. Die Fokushilfe macht hier einen wesentlich besseren Job, und so benötigt man das Peaking meist nur bei sehr kontrastarmen Situationen.

Insgesamt kann man in puncto Belichtung und Schärfe bei der C300 Mark III sagen: Vor allem der Focus Assist macht es einfach, die Schärfe auch in schwierigen Situationen auf dem kleinen Display zu beurteilen. Auch die Belichtung ist in der Kombination dem Zebra und dem Waveform auf dem Display gut zu beurteilen. Für ein mitgeliefertes Display ist es sogar herausragend. Allerdings kann es einen echten Sucher immer noch nicht ganz ersetzen.

Seite 1: Einleitung, Überblick
Seite 2: Technische Eckdaten
Seite 3: Ergonomie, Handhabung
Seite 4: Zubehör, Buchsen/Anschlüsse, Mounts
Seite 5: Menü/Messgeräte, Ventilator, Belichtung/Schärfe
Seite 6: Farbe/Kontrast, AF/Blende/Stabi/Shutter
Seite 7: Bildqualität
Seite 8: Ton, Alternativen, Fazit


Keinen Praxistest mehr verpassen und einfach den Newsletter abonnieren:

Anzeigen: C300-Mark-III-Fachhändler

Anzeigen: C300-Mark-III-Zubehör

 
Autor
Christoph Harrer, Nonkonform

Bildrechte
Nonkonform (9), Harrer (23), Archiv

Schlagwortsuche nach diesen Begriffen
Kamera, Test, Top-Story