Glas-Recycling: Mit Vintage-Objektiven arbeiten
Altglas in einer besonders attraktiven Form: Sas Kaykha stellt einige seiner Vintage-Objektive vor. Er gibt Tipps, erklärt, wie man mit Vintage-Objektiven umgehen und arbeiten kann — und worin der Reiz dieser Linsen liegt.
Speedbooster
An der GH5 nutze ich den 0.71x Speedbooster und einen M42 auf EF Adapter, um alten Objektiven noch einen zusätzlichen Schuss an Lichtstärke und Weitwinkligkeit zu verleihen.
Zwei Adapter zusammen funktionieren per se, allerdings muss man hier gucken, ob das Vintageobjektiv sich noch auf unendlich fokussieren lässt. Ist das der Fall, lassen sich ziemlich interessante Variationen erzielen. Nehmen wir das Canon FD 50mm 1.4 als Beispiel: Dieses Objektiv liegt aktuell in der Größenordnung um die 80 Euro. Mit einem 0.71 Speedbooster wird daraus also ein 35 mm f1.0 Objektiv. Natürlich muss man dann den Crop des jeweiligen Sensors hinzurechnen.
Bei allen Adaptern gilt: Lieber etwas mehr ausgeben, denn viele alte Objektive bringen schon einiges Spiel mit und wackeln an sich schon viel. Da muss man nicht noch weitere Quellen schaffen. Sollte doch mal etwas zu viel Spiel bleiben — Klebeband hilft. Allerdings kann der Klebstoff über die Zeit die Coatings angreifen.
Wie bereits erwähnt, ergibt es Sinn, sich ein ganzes Set von einem Hersteller zuzulegen.
Ein erster Anhaltspunkt ist hier — wie immer — das Netz. In sozialen Netzwerken gibt es viele Liebhabergruppen. Hier kann man sich einen ersten Überblick verschaffen und auch anhand von User-Fotos und Beiträgen sehen, ob einem der Look einer bestimmten Linse gefällt — oder wie wartungsintensiv sie ist.
Neben Online-Gebrauchtmärkten sollte man auch unbedingt im nahen (Familien-)Umfeld nachfragen, denn oft liegen alte Objektive irgendwo im Regal und verstauben. Sehr empfehlen kann ich die guten alten Kamerabörsen — ja, es gibt sie noch. Dorthin kann man seine Kamera mitnehmen und direkt vor Ort alles ausprobieren. Ein weiterer Vorteil: Ich kann das Objektiv nach Fehlern und Kratzern absuchen.
Was muss man beachten?
In erster Linie sollten die Linsen keine tiefen Kratzer aufweisen. Ein weiteres Problem wird als »Lens Separation« bezeichnet: Manchmal lösen sich die — meist mit Zement — verbundenen Linsenelemente. Anstelle des speziellen Linsenklebers tritt dann Luft ein. Im fortgeschrittenen Stadium sehen die Linsen dann aus, als ob Seifenwasser zwischen den Elementen wäre.
Manche Coatings können Pilzbefall zeigen. Das ist aber leicht zu erkennen, ebenso auch Staubeinschlüsse. Geringen Staub im Inneren kann man meist selbst entfernen. Pilzbefall lässt sich mit speziellen Mitteln oder UV-Licht beseitigen. Glücklich, wer eine alte kaputte Linse zum Testen besitzt …
Alle mechanischen Bauteile sollten funktionieren. Lässt sich die Blende gut drehen? Läuft der Fokus sauber? Auch hier kann man bei geringem Fehlverhalten selbst nachkorrigieren.
Wenn Ölrückstände auf den Blendenlamellen zu sehen sind, sollte man hier genauer testen. Durch das Öl können die Lamellen verkleben und funktionieren dann nicht mehr gleichmäßig.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs in die Welt der Blendenlamellen.
Seite 1: Einleitung
Seite 2: Was spricht für Vintage-Objektive?, Optik-Basics
Seite 3: Wie nutzt man Vintage-Objektive?
Seite 4: Speedbooster, Objektivzustand checken
Seite 5: Blendenlamellen
Seite 6: Tuning, Praxistipp, Link
Seite 7: Auflagemaßtabelle
Keine Story mehr verpassen? Dann einfach den Newsletter abonnieren: