Test: UHD-Mini-Handheld AG-CX10
Totgesagte leben länger — das hat sich möglicherweise auch Panasonic zu Herzen genommen. Denn mit dem AG-CX10 hat der Hersteller einen kompakten, neuen UHD-Handheld mit kleinem Sensor vorgestellt: Obwohl das eine Gerätekategorie ist, die viele schon tot wähnten.
Bei der Deutschland-Premiere des AG-CX10 stellte Panasonic dessen Consumer-Brüder HC-X1500 (Endkunden-Listenpreis rund 1.700 Euro) und HC-X2000 (Endkunden-Listenpreis rund 2.200 Euro) vor (Meldung). Darüber gibt es bei film-tv-video.de ein Video — und schon das zeigte: Auch Handheld-Camcorder mit kleinem Sensor wecken durchaus noch reges Interesse. Offenbar will doch nicht jeder mit einem Fotoapparat drehen und es braucht vielleicht auch nicht jeder einen großen Sensor.
So bietet der kleine UHD-Handheld CX10 von Panasonic zum Endkunden-Listenpreis von rund 2.700 Euro viele Annehmlichkeiten eines modernen Camcorders und kann ohne weiteres Zubehör onboard mit UHD-50P-Aufzeichnung in 10 Bit (4:2:0) beeindrucken — mit weniger Auflösung geht auch 10 Bit in 4:2:2. Schließt man einen externen Recorder an, geht sogar noch mehr.
Der CX10 ähnelt dem X2000, besitzt aber neben dem XLR-Henkel zusätzlich auch eine NDI/HX-Schnittstelle und soll dank zukünftiger Firmware-Updates auch den AVC-Intra 100 Codec bieten. Weiter ist der CX10 mit einem Ethernet-Anschluss bestückt und einen Micro-USB und USB-Host Type A.
Dennoch wirkt der CX10 trotzdem irgendwie etwas aus der Zeit gefallen. Zum einen hat er nur einen 1/2,5-Zoll-Sensor, und solche Sensoren gibt es hauptsächlich noch bei Consumer-Modellen. Zum anderen prangt im Henkel des Camcorders eine eingebaute LED-Leuchte, die wirklich sehr laut nach »Amateur« schreit.
Aber vielleicht kann der CX10 im Praxistest ja trotzdem Stärken offenbaren? Denn auch wenn die Bauform und die Sensorgröße des CX10 derzeit aus der Mode geraten sind, kann ein Camcorder mit 1/2,5-Zoll-Sensor und einem sehr kompakten Formfaktor schließlich vor allem für VJs und im News-Bereich, aber auch als unauffälliges Arbeitsgerät für Dokumentarfilme seine Berechtigung haben — mal sehen, wie sich der neue Panasonic-Handheld im Praxistest schlägt.
Auch wenn der DSLR/M-Boom und Hybridmodelle den Markt in der Preiskategorie des CX10 weitgehend beherrschen, gibt es eben doch Einsatzgebiete, in denen ein klassischer Handheld-Camcorder sehr viel komfortabler ist. Die Kamera bietet alles in einem Gehäuse, erfordert weder ein Rig, noch das Mitführen weiterer Objektive — und im vorliegenden Fall nicht mal ein zusätzliches Augenlicht. Außerdem steht die CX-Reihe bei Panasonic auch für die Wireless-Geräte-Generation mit Live-Streaming und Fernbedienung per Smartphone oder Tablet.
Eckdaten: Sensor/Objektiv
Auch wenn kleinere Sensoren mittlerweile nicht mehr in Mode sind, weil es damit schwierig ist, schöne Unschärfen zu erzeugen, hat die große Schärfentiefe auch ihre Vorteile — selbst bei geöffneter Blende muss man sich weniger Sorgen um die Schärfe machen, vor allem wenn man reportageartig arbeitet oder News dreht und dabei auch unter einem gewissen Zeitdruck steht. Dank Live-Streaming bietet sich dieser Camcorder auch als »Einer-für-Alles« an, etwa für Youtuber, die im Stile eines Videoblogs drehen oder weitgehend dokumentarisch arbeiten.
Der Sensor bietet exakt die erforderliche Auflösung von 8,29 Millionen effektiven Pixel, die man für UHD braucht. Ein DCI-4K-Format oder Raw-Aufzeichnung bietet der Camcorder ohnehin nicht, weshalb sich weitere Diskussionen über die Auflösung erübrigen.
Das fest integrierte 24fach-Zoomobjektiv reicht in puncto Brennweite von 4,12 bis 98,8 mm, umgerechnet auf Kleinbildverhältnisse sind das rund 25 bis 600 mm. Das ist einerseits schon nahe dran an einem recht starken Weitwinkel und stellt auch im Telebereich schon einiges dar. Mehr braucht man für dokumentarische Zwecke meistens gar nicht.
Für Dreharbeiten im Stile einer Doku-Soap in sehr engen Wohnräumen mit mehreren Protagonisten reicht die WW-Leistung sicherlich nicht, es ist aber auch in einem kleinen Raum zumindest eine amerikanische Einstellung bis zu den Knien machbar.
Im Vergleich mit anderen Camcordern in diesem Formfaktor dürfte der CX10 das weitwinkligste Objektiv auf dem Markt mitbringen. Die minimale Objektdistanz ist mit 10 cm am weitwinkligen Ende auch recht eindrucksvoll.
Im Gegensatz zu Bridgekameras wie der FZ2000 mit 1-Zoll-Sensor bleibt das Weitwinkel aber auch bei UHD-Aufnahmen vollständig erhalten, und das ist gerade hier ein enormer Unterschied.
Die Lichtstärke des Objektivs wandert — wie üblich in dieser Bauform und Preiskategorie — abhängig vom Zoomfaktor: Was bei Blende 1.9 im Weitwinkel anfängt, endet bei 4.0 im Telebereich (ab 560 mm). Am Weitwinkelende ist der Camcorder also vergleichsweise lichtstark. Der Abfall von mehr als zwei Blenden im Telebereich ist zwar ärgerlich, aber aufgrund der 24fachen Brennweite kaum zu vermeiden und immer noch vergleichsweise gut.
Wer eine kontinuierliche Blende über den gesamten Zoombereich erzielen will, muss also auf F4 abblenden, was in den meisten Fällen kein Problem sein dürfte, da man diese Zoomstrecke sowieso fast nur bei Außenaufnahmen nutzen kann. Bei kurzen Zoomfahrten in Innenräumen reicht es meist, mit Blende F2.8 zu drehen.
Der Camcorder verfügt über einen 5-Achsen-Bildstabilisator, der sogar in Regionen bis ungefähr 500 mm (KB) noch kurzzeitig ruhige Aufnahmen aus der Hand erlaubt. Jenseits solcher Zoompositionen wird es schon sehr schwierig, eine Aufnahme auch nur fünf Sekunden ruhig zu halten.
Neben dem normalen Stabilisierungsmodus gibt es auch noch einen extremen Modus, der hier etwas helfen kann, dann aber auch wirklich stark anruckt, wenn man es nicht mehr schafft, die Kamera ruhig genug zu halten. Zudem gibt es auch einen Stativmodus, der die Kamera nur vertikal stabilisiert und bei Schwenkbewegungen keinen — oder kaum einen —zusätzlichen, sanft dämpfenden Abbremseffekt erzeugt.
Eckdaten: Aufzeichnung
Für die Aufzeichnung stehen HD und UHD (unter anderem) in 25p/50p mit einer ganzen Reihe verschiedener Formate und Container-Varianten zur Verfügung.
Wer allerdings 10 Bit in 4:2:2 will, der ist auf HD mit maximal 50p im P2-Format beschränkt. In Quicktime gibt es auch bei UHD 10 Bit im HEVC-Codec (H265), allerdings mit einer Farbabtastung von 4:2:0. Die maximale Datenrate ist hier 200 Mbps in Long-GOP.
Die 1080p/10 Bit/4:2:2 mit AVC-G25 Long-GOP steht eine Datenrate von 50 Mbps bereit. Wer in 720 aufzeichnen will, der kann das lediglich im AVCHD-Format.
Da auch Zeitlupenaufnahmen mittlerweile schon zum Standard gehören, ist auch der CX10 dafür vorbereitet. Frameraten bis 100 Bilder in HD und 8 Bit sind möglich, wenn eine Frequenz von 50 Hz eingestellt ist. In 60 Hz sind 120 Bilder möglich.
Der Wechsel in den Zeitlupenmodus erfordert einen Neustart, der dauert aber nicht mal zwei Sekunden. Dennoch ist das ein nerviger, zusätzlicher Menüschritt, der heute eigentlich nicht mehr notwendig sein sollte.
Allerdings war in dem getesteten Modell noch die Software-Version 0.3 installiert, ein finales Release könnte weitere Verbesserungen mit sich bringen. Dass es sich derzeit noch nicht um eine endgültige Firmware handelte, das war an mehreren Stellen zu bemerken, so wurde etwa während der Aufnahme nicht immer ein Record-Symbol im Display angezeigt. Weiter konnte das Wiedergabemenü noch keine P2-Daten wiedergeben, die man aber aufzeichnen kann. Es wird also sicherlich noch einige Bug-Fixes und Verbesserungen geben.
Eckdaten: Audio
Der Camcorder bietet zwei XLR-Eingänge am optionalen Henkel. Hier kann auch ein Mikrofonhalter angeschraubt werden. In den Camcorder-Body direkt eingebaut, gibt es ein Stereomikrofon.
Je nach Aufnahmeformat kann in 16 Bit AAC oder bei P2 in 24 Bit ein unkomprimierter Ton aufgenommen werden. In P2 kann man auch vier Kanäle aufnehmen, wobei — zumindest beim Testgerät — zwei immer stumm blieben. Kann sein, dass sich das mit neuerer Firmware noch ändert.
Für die XLR-Anschlüsse stehen alle wichtigen Schaltelemente am Henkel bereit: Manuelle Pegelräder und die Option, die Eingänge zwischen Line, Mic und Phantomspeisung umzuschalten. Ansonsten muss man das Audiomenü konsultieren.
Eckdaten: Anschlüsse
Der HDMI-Ausgang kann ein UHD-Bild mit bis zu 59,94 Hz in 10 Bit und 4:2:2 ausgeben.
Es gibt also die Möglichkeit, hier einen externen Recorder anzuschließen und hier mehr Bildqualität aufzuzeichnen, als das onboard möglich ist.
Der 3G-SDI-Anschluss, gibt nur ein HD-Signal aus.
Eckdaten: Ausstattung
Die grundlegende Ausstattung jedes üblichen Handhelds, wie ND-Filter, eine Zoomwippe am Gehäuse und eine zweite am Griff, bietet natürlich auch der CX10.
Ein WLAN-Modul für die Fernsteuerung mit dem Tablet oder Handy ist auch integriert. Die entsprechende Software HC ROB gibt es im Apple-App-Store und im Google-Playstore. Zusätzlich erlaubt der Camcorder das Streaming über RTSP/RTMP und RTMPS-Protokoll, um HD-Videos live in Youtube, Facebook oder Twitch streamen zu können. Dabei ist es möglich, die Videos gleichzeitig auf SD-Karte aufzuzeichnen. Das sind Funktionen, die aktuell natürlich besonders attraktiv sind.
Der kompakte Camcorder wiegt betriebsbereit 1,5 kg (inklusive Akku und mit aufgeschraubten Handgriff). Insgesamt ist er leicht frontlastig.
Bedienung und Handling
Insgesamt macht das Plastikgehäuse des CX10 einen recht soliden Eindruck. Der Display-Mechanismus wackelt nicht, lässt sich mit mäßigem Druck verstellen und bleibt in der gewünschten Position.
Die Frontlastigkeit des CX10 macht ein bequemes, freihändiges Führen eigentlich nur dann möglich, wenn man ihn mit der rechten Hand am Henkel oder in der Trageschlaufe trägt und mit der linken Hand am Objektiv abstützt. Will man einhändig Drehen, muss man mit der rechten Hand spürbar dagegen arbeiten.
Die Zoomwippe ist wie bei den allermeisten kompakten Handhelds etwas zu leichtgängig und lässt nur drei differenzierte Zoomgeschwindigkeiten zu. Einen wirklich differenziert durchfahrbaren Motor wie bei einem 2/3-Zoll-Broadcast-Zoom darf man sicher nicht erwarten, aber für die Baugröße und Preisgruppe des CX10 kann man ganz gut damit arbeiten. Vor allem beim Abstoppen des Zooms ruckt die Bewegung aber immer ein bisschen zu abrupt. Besonders flott ist der Zoom aber auch im schnellsten Modus leider nicht: Um den gesamten Brennweitenbereich zu durchfahren, braucht man rund 3,5 sec.
Im Test ist kein Abweichen von der Parfokalität aufgefallen: Der Camcorder kann also problemlos die Schärfe halten, ohne dass ein Nachjustieren während der Zoomfahrt sichtbar wäre.
Am Objektiv gibt es zwei Bedienringe, die aber keinen Anschlag bieten und nicht mechanisch verkoppelt, sondern endlos drehbar sind. Der Schärfe- und der Blenden/Zoom-Ring haben leider viel Spiel, und sie rutschen beim Bedienen immer etwas in ihrer Fassung hin und her. Vor allem der Schärfering macht dabei auch deutliche Geräusche, die unter Umständen auch auf dem internen Mikrofon zu hören sein könnten.
Der Blendenring kann auch mit der Zoomfunktion belegt werden — allerdings erfordert das Umschalten immer den Weg ins Menü, es gibt keine mechanische Umschaltung. Der Motorzoom ist auch beim Arbeiten mit dem internen Mikrofon in den Aufnahmen nicht zu hören. Das leise Surren des Camcorder-Lüfters hingegen schon, wenn man über das eingebaute Mikrofon in ruhigen Räumen aufnimmt.
Wie bei allen kompakten Camcordern empfiehlt es sich daher, ein externes, entkoppeltes Mikrofon zu verwenden. Das funktionierte im Test auch mit der mitgelieferten Mikrofonhalterung, die man an den Henkel montieren kann.
Die Ringe für Schärfe und Blende dienen, wie schon erwähnt, nur als Geber für die Motoren im Objektiv. Es lassen sich also keine Punkte für das Ziehen der Schärfe einstellen. Immerhin gibt es aber eine Entfernungsanzeige im Display, und man kann damit die Schärfe auf einen bestimmten Punkt ziehen.
Die Entfernungsanzeige kann man zwischen einer Prozent- und einer Meter-Anzeige umstellen, den Zoomfaktor kann man entsprechend als Faktor oder Prozentzahl anzeigen.
Wie bei einem Objektivmotor üblich, hängt die Stärke der Schärfeverstellung von der Geschwindigkeit ab. Dabei geht der CX10 sehr rapide von feiner zu schneller Einstellung über. Das ermöglicht es, schnell auf den richtigen Punkt scharfzustellen, und das Ganze ist daher auch recht praxistauglich umgesetzt. Benutzt man den Autofokus, kann man diesen mit einer manuellen Einstellung kurzfristig korrigieren — oder auf den richtigen Weg bringen.
Eine spezielle AF-Push-Taste gibt es beim CX10 nicht, lediglich den Wechsel zwischen manuellem und automatischem Betrieb. Man kann aber einen Push-Autofokus oder die Push-Automatikblende jeweils auf eine der Funktionstasten legen.
Auch die Zeitlupenfunktion, die im Systemmenü versteckt ist, kann man auf eine der Funktionstasten legen.
Allerdings gibt es nur fünf frei belegbare Tasten am Gehäuse, andere Funktionen kann man im Icon-Menü auf dem Funktionsrad unterbringen.
Will man ausschließlich mit manuellen Einstellungen drehen und auch Push-Autofokus und Push-Autoblende verwenden, hat man nicht genügend Tasten zur Verfügung.
Man muss sich also erst einen Workflow einrichten und die Funktionen auf dem Funktionsrad vielfach nutzen. Hierbei handelt es sich um ein Schnellmenü, um Weißabgleich, Gain, den Shutter und die Kopfhörerlautstärke einstellen zu können, das mit dem Icons-Option ein weiteres kleines Menü mit den Funktionstasten und den Scene Files bietet.
Auch wenn sich der Camcorder prinzipiell an der Bedienung eines großen Handhelds orientiert, gibt es aufgrund der recht geringen Baugröße weniger Tasten und einige Einschränkungen. Die Bedientasten sitzen fast alle auf der linken Geräteseite. Die Tasten geben leider so gut wie keine taktile Rückmeldung, es ist schwer, einzelne Funktionen blind zu bedienen.
Mit dem Rad ist das etwas besser, aber der Druckpunkt ist auch dort kaum zu spüren. Zudem ist das Rad ziemlich klein und selbst mit mittelgroßen Händen und Fingern teilweise schwer zu bedienen.
Unverständlich: Wieso platzierten die Panasonic-Ingenieure die Weißabgleichstaste hinter dem Ausklapp-Display? Insgesamt gehört das Weißabgleich-Handling ganz sicher nicht zu den Highlights des CX10: Will man mit der Weißabgleichstaste zwischen Presets und den zwei Speicherplätzen wechseln oder einen Weißabgleich ausführen, muss man in das Schnellmenü gehen, das über das Drehrad aktiviert wird.
Wenn die grundlegenden Funktionen, wie Auflösung, Datenrate, Einstellungen für Scene Files und Nutzertasten einmal im Menü definiert sind, muss man nur noch selten in das normale Menü eintauchen. Wer allerdings in UHD dreht und eine Zeitlupe nutzen will, muss erst das Format in 8 Bit HD wechseln, dann »Superlangsam« einstellen und, wenn man die vollen 120 fps nutzen will, auch noch auf NTSC wechseln. Das würde man sich einfacher wünschen.
Die bei vielen Panasonic-Camcordern übliche VFR-Funktion, bei der man individuell Frameraten zwischen 1 bis 50 einstellen kann, gibt es — zumindest in der getesteten Version des Menüs —nicht.
Für Zeitrafferaufnahmen gibt es eine Timelapse-Funktion: Man kann im Aufnahmemodus »Intervallzeit« einstellen, dann kann man eine Zeit von bis zu fünf Minuten pro Aufnahme einstellen.
Wie schon angemerkt, befand sich das Menü im Testgerät noch in Version 0.3 und erlaubt daher möglicherweise noch keine abschließende Bewertung. Dennoch soll nicht unerwähnt bleiben, dass das Menü sehr träge und langsam reagierte. Oft dachte man, eine Taste sei vielleicht nicht richtig gedrückt, bis das Statusmenü sich dann doch bequemte, den neuen Zustand auch noch anzuzeigen …
Vor allem beim Einstellen braucht man viel Geduld, bis die einzelnen Menüpunkte auf die Kommandos reagieren.
Die Oberfläche der App HC ROP, ist hingegen eine Verbesserung gegenüber älteren Versionen von Panasonic und erlaubt die Fernsteuerung der Kamera, auch beim Zoom und der Schärfe. Allerdings sind die zahlreichen Bedienelemente sehr klein und auf einem Handy wiederum schwer zu bedienen.
Display/Sucher und Monitoring
Sowohl der Sucher als auch das Ausklapp-Display sind erstaunlich gut für einen Camcorder dieser Klasse. Die 2,7 Millionen Pixel Auflösung im Display ermöglichen es, die Schärfe bei UHD-Aufnahmen auch unter widrigen Umständen noch zu beurteilen. Das Display ist schärfer als alles, was Panasonic bei seinen MFT-Modellen zur Zeit bieten kann. Das CX10-Display übertrifft auch das 5-Zoll-Display der PCC 4K von Blackmagic (Test) in puncto Bildschärfe.
Das Panasonic-Display reflektiert und spiegelt aber stark. Je nach Blickwinkel verwandelt es sich bei direktem Sonnenlicht schnell in einen Spiegel, auf dem dann fast gar nichts mehr zu erkennen ist.
Eine einfache Lichtschutzblende oder das Abschatten mit dem eigenen Körper ermöglichen es aber meistens, eine Position zu finden, in der man das Display einigermaßen gut verwenden kann. Auch Bewegungsunschärfen werden ohne irritierende Schlieren angezeigt.
Einen Waveform-Monitor oder ein Vektorskop gibt es beim CX10 leider nicht. Einblendungen auf dem Display lassen sich einzeln an- und abstellen, das Display lässt sich fast vollständig von Einblendungen befreien — das geht mit nur einer Taste. Im Standard-Modus ist das Display aber mit recht vielen Einblendungen vollgepackt, da stechen die wichtigsten Parameter nicht immer heraus: Information Overflow.
Der Sucher bietet ebenso wie das Ausklapp-Display ein gestochen scharfes Bild, macht aber einen leicht gelberen Farbeindruck als das Display. Die Augenmuschel ist zwar breit gezogen, aber für Brillenträger insgesamt etwas zu klein. Man schafft es aber auch mit Brille, das Umgebungslicht einigermaßen auszuschließen und etwa die Belichtung beurteilen zu können.
Eine Lupenfunktion vergrößert bei Bedarf einen Bildausschnitt auf das Doppelte. Zudem bietet Panasonic eine Kantenaufsteilung für das Display an, und es gibt auch Peaking, in der deutschen Sprachversion »Spitzwert« genannt.
Das Peaking steht in den Farben Rot, Grün und Blau zur Verfügung. Allerdings fallen alle drei Stufen bei hohen Bildkontrasten sehr stark aus, selbst die geringste Stufe ist nur beschränkt verlässlich.
Bei sehr geringen Kontrasten reicht meist schon die mittlere Stufe. Oft reichen aber schon die Auflösung des Displays und der Sucher aus, um die Schärfe zuverlässig beurteilen zu können.
Sehr hilfreich ist die Anzeige des Horizonts am Bildrand in Form von zwei kurzen Linien. Gelbe Balken über oder unter der Linie zeigen die Stärke der Schräglage an.
Das Zebra kann beliebig von 0 bis 100% eingestellt und per Taste zugeschaltet werden. Generell kann aber auch die Belichtung gut mit dem Display beurteilt werden.
Funktionen und Menü
Das Menü, das Panasonic beim CX10 angelegt hat, ist im Grunde leicht zu durchschauen und zu verwenden, einige Funktionen wurden aber an seltsamen Stellen platziert. Warum etwa das Aufnahmeformat unter den Systemeinstellungen sehr weit unten im Hauptmenü angeordnet ist, erschließt sich nicht, und das Navigieren in diesen Bereich kostet unnötig viel Zeit. Glücklich sind jene, die immer mit den gleichen Parametern drehen. Alle anderen, die mal in HD und mal in UHD drehen oder Zeitlupe nutzen wollen, müssen den langen Weg ins Format-Untermenü gehen.
Dass man im einen oder anderen Untermenü gar nicht gleich alle Parameter auf einer Seite sieht, sondern erst lange nach unten scrollen muss, ist umständlich. Zudem sind die deutschen Begriffe teilweise etwas seltsam, sodass man sich mit der englischen Version leichter tut. Panasonic verwendet auch zahlreiche Abkürzungen im Menü, die man dann erst mal im Handbuch suchen muss, um zu verstehen, was denn eigentlich gemeint ist.
Nach dem Aktivieren des Menüs kann mit dem Push-Select-Rad navigiert und per Druck der entsprechende Menüpunkt ausgewählt werden. Wem das Menü über das Rad zu träge reagiert, der kann auch den Touchscreen verwenden, wenn man denn mit den Fingerabdrücken auf dem Display kein Problem hat.
Bis auf eine Clear-Scan-Funktion bietet das Menü aber die wichtigen Funktionen, die man von einem Camcorder erwartet. Neben der Automatik, die vom Handgriff aktiviert werden kann, gibt es einen gut arbeitenden Limiter, den man im Menü aktivieren muss.
Gain wird über das Schnellmenü in 1-dB-Schritten eingestellt und geht zunächst bis 30 dB. Einen schnellen Wechsel zwischen drei voreingestellten Stufen gibt es also nicht. Wer noch mehr benötigt, kann theoretisch die beiden Stufen »Superverstärkung« und »Superverstärkung Plus« aktivieren. Diese sind allerdings so rauschbehaftet, dass sie fast nur noch als Stilmittel eingesetzt werden können. Einen Infrarotmodus gibt es auch.
Auch einen digitalen Zoom bietet der CX10. Die 2-, 5- und 10fache-Vergrößerung erlaubt aber nur, einen entsprechenden Bildausschnitt zu vergrößern. Das mag hilfreich sein, um etwas weit Entferntes auf dem Display besser sehen zu können, ansonsten kann eine solche Bildausschnittsvergrößerung aber problemlos in der Postproduktion eingestellt werden — und meistens in besserer Qualität.
Sechs Presets für die Bildparameter, Scene Files genannt, können über das Schnellmenü aktiviert werden. Die Speicherplätze können auch für eigene Einstellungen genutzt werden. Dazu gibt es viele Parameter, um sich das Bild anzupassen, Schwarz- und Weiß-Pegel, acht Gammakurven und Detail oder Haut-Detail, Knie, Sättigung, Chroma Phase, eine Farbmatrix, der Chroma-Pegel und weiteres.
Der Autofokus verfügt über einen normal schnellen Modus, der in den meisten Fällen aber pumpt. Alternativ kann man einen langsamen Modus einstellen. Dieser arbeitet tatsächlich sehr gemächlich, pumpt aber dafür auch nicht. Wer also mit Automatikschärfe arbeiten will, hat damit eine funktionierende Alternative, die zwar keinen Reißschwenks folgen kann, aber längere Neigebewegungen konnte der Camcorder damit immer gut und präzise scharfstellen — auch bei langen Brennweiten.
Das Face-Tracking gab es zwar im Menü, es ließ sich aber nicht erfolgreich aktivieren und konnte somit in diesem Test auch nicht ausprobiert werden.
Aufnahmemodi und Lowlight
In den Grundeinstellungen bietet die Kamera erst einmal ein scharfes und differenziertes Bild — und das gilt für den gesamten Brennweitenbereich. Da das Objektiv fest verbaut ist, können Verzeichnungen einfach herausgerechnet werden, und so bietet der CX10 auch im Weitwinkel fast keine fassförmigen Verzeichnungen.
Nur im Weitwinkel hat der Camcorder bei Blende F1.9 etwas mit chromatischer Abberation zu kämpfen, die aber nur bei sehr genauem Hinsehen zum Bildrand sichtbarer wird. Verglichen mit Weitwinkelobjektiven wie dem Vario X 12-35mm von Panasonic auf einer GH5, ist die Performance bei offener Blende im CX10 immer noch besser. Der Unterschied zwischen HD und UHD ist deutlich sichtbar, auch wenn die Kamera schon in HD eine hohe Bildschärfe erreicht.
Wer volles 10 Bit in 4:2:2 will, der ist auf HD beschränkt und muss das P2-Format von Panasonic nutzen.
In UHD gibt es ebenso noch eine Version in 10 Bit mit dem HEVC-Codec, allerdings dann in einer Farbkompression von 4:2:0. So kann man ein 10-Bit-UHD-Signal in 200 Mbps quetschen, und auch die Bildung von sichtbaren Kompressionsartefakten bei schnellen Bewegungen war erstaunlich gering. Nur bei sehr starker Vergrößerung waren solche wirklich erkennbar. Für normales dokumentarisches Filmen dürfte das aber keine Rolle spielen.
Bei einfachen Farbkorrekturen mit einer Dreiwege-Farbkorrektur und einigen Curves waren keine Unterschiede zwischen P2 10 Bit und HEVC 10 Bit zu bemerken. Auch waren Farbauswahlen bei beiden gleichwertig einfach/schwer auszuführen, hier scheint die sehr viel größere Auflösung in UHD zu demselben Ergebnis zu führen wie 4:2:2 in HD. So ist das HEVC-Format in UHD ein guter Kompromiss, um 10 Bit in UHD mit einer relativ geringen Datenrate zu bekommen.
Das Standard-Scene-File bietet ein videotypisches, aber ausgewogenes Bild in puncto Kontrast und Schärfe. Allerdings gibt es hier auch immer ein ganz leichtes Farbrauschen in den dunklen Bildbereichen — auch ohne zusätzliche Verstärkung. Dabei neigt die Kamera beim Weißabgleich etwas zu Grün- und Blaustichen, während bei dem Farbrauschen vor allem Magenta dominant hervorsticht.
Ganz anders in den Einstellungen des Scene-Files Cine V. Hier werden die Farben gehörig übertrieben, und das Bild hat merklich dominantere Schwärzen, so dass schnell auch Details in den Schatten komplett verloren gehen.
Wer also ein kontrastreiches Bild mit etwas knalligeren Farben will, der kann »Cine D« mit einem »Filmlike Gamma« verwenden. Dabei wird aber auch das Farbrauschen deutlich sichtbarer, und beim Gain sind schon 18 dB eigentlich zu viel für den normalen Einsatz.
Das Scene-File Fluo verwendet eine leicht andere Farbmatrix und Spark, ein anderes Schwarzgamma mit etwas stärkeren Schatten.
Für dokumentarische Zwecke empfiehlt sich letztlich die Standard-Option, da diese in der Regel keine Nacharbeit erfordert, die man eventuell auf die cinema-benannte Farbmatrix umstellt.
Bei der Zeitlupe mit 100 Bildern gibt es einen leicht sichtbaren Schärfeverlust gegenüber dem normalen HD-Bild im selben Codec. Der Effekt ist zwar nicht stark, aber auf einem 43-Zoll-Bildschirm doch zu bemerken.
Der Rolling-Shutter-Effekt ist minimal und in normalen Drehsituationen nicht zu bemerken.
In der Grundeinstellung ist die Kamera nicht sonderlich lichtstark. Ein Punkt, bei dem sich die hohe Pixeldichte auf einem kleinen Sensor bemerkbar macht.
Das leichte Farbrauschen in dunklen Bereichen wird beim Erhöhen des Gain nur unwesentlich schlimmer. Gerade für dokumentarische Zwecke lässt sich selbst 24 dB Gain im normalen Gamma-Modus noch gut einsetzen. Das Rauschen ist bei 24 dB zwar deutlich sichtbar, aber nicht so dominant, dass es den Bildeindruck oder gar die Bildschärfe ruiniert.
Mit 30 dB Gain ist man auch in den Standardeinstellungen schlagartig an einem Punkt angekommen, an dem das Rauschen dominant wird. Dazu gibt es noch die beiden Optionen »Superverstärkung« und »Superverstärkung Plus«, die — wie schon erwähnt — fast nur noch für Effekte brauchbar sind: Das Rauschen überlagert jeden Detailgewinn. So ist der CX10 definitiv kein Low-Light-Spezialist, kann aber zumindest bei Aufnahmen unter Straßenlaternen und bei Zimmerlicht noch gute Bilder mit einem erträglichen Maß an Rauschen liefern.
Die eingebaute Tageslicht-LED (rund 5.000 K) im Handgriff ist dimmbar und ergibt sogar einen gewissen Sinn.
Zwar kann die LED-Leuchte kein Kopflicht-Panel ersetzen, doch bietet sie eine gute Möglichkeit für eine leichte Aufhellung des Vordergrunds und ein Augenlicht.
Dabei ist der Lichtkegel relativ weit gefächert, zeigt aber im Vergleich zur Weitwinkelposition des Objektivs auf 1 m Entfernung schon eine deutliche Vignettierung und ist damit weit davon entfernt, einen ganzen Raum aufhellen zu können.
Bereits in 2 m Abstand hat die Lampe fast alle Kraft verloren. Trotz Abdeckscheibe über den LEDs ist die Lampe noch ziemlich giftig und kann beim Interviewpartner schnell zu Irritationen führen.
Wer zusätzlich einen Frost oder eine Apricot-Folie anbringt, der hat aber ein nützliches Aufhelllicht für schnelle Statements und O-Töne.
Fazit
Auch wenn sowohl die Bauform als auch die Sensorgröße aus der Mode geraten sind, hat ein Camcorder mit 1/2,5-Zoll-Sensor und einem sehr kompakten Formfaktor vor allem für VJs und News, aber auch als unauffälliges Arbeitsgerät für Dokumentarfilme seine Berechtigung.
Auch Youtuber haben mit der CX10 einen guten All-in-One Camorder, der für die Größe aber doch schon wieder etwas schwer für Selfie-Blog-Aufnahmen aus der Hand ist.
Einzig die etwas geringe Lichtempfindlichkeit ist eine ernsthafte Schwäche des CX10. Die Handhabung ist im manuellen Betrieb etwas gewöhnungsbedürftig.
Wirklich überzeugend ist das eingebaute Display, das sich gut eignet, um die Schärfe und Belichtung auch bei UHD-Aufnahmen noch beurteilen zu können.
Mit 10-Bit-HEVC in UHD erfüllt der CX10 von Panasonic eine wichtige Qualitäts-Anforderung, um zukunftssicher zu sein. Dabei sorgt der HEVC-Codec für geringe Datenraten in 10 Bit, und die Farbkompression von 4:2:0 ist hier bei normalen Dreharbeiten und normaler Farbkorrektur/Look-Design ohne extreme Stilmittel kein Problem.
Das relativ gute Weitwinkel, der 24fach-Zoom und der Bildstabilisator machen den CX10 zu einem »Alles-in-einem«-Camcorder. Er passt, um einen ganzen Dreh zu absolvieren — mal ausgenommen vielleicht eine Doku über Tiny-Houses oder Skateboard-Videos.
Die sehr lange Akkulaufzeit überzeugt, und die eingebaute LED-Leuchte, die man als Augenlicht durchaus verwenden kann, reicht für News oder um ein paar Statements abzuholen.
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