Kamera, Test, Top-Story: 29.10.2019

Praxistest: Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K

Die Pocket Cinema Camera 6K (PCC6K) von Blackmagic bietet gegenüber der PCC4K mehr Auflösung und einen größeren Sensor. film-tv-video.de hat sie ausführlich getestet.









Den Mini-XLR-auf-XLR-Adapter sollte man noch fixieren.
Ton

Für eine Kamera dieser Baugröße hat Blackmagic Design die Tonaufzeichnung gut gelöst, sie ist den meisten DSLMs ohne zusätzliche XLR-Adapter überlegen. Ein entscheidender Vorteil ist vor allem, dass es mit dem Mini-XL-Stecker eine Möglichkeit gibt, eine Quelle über einen symmetrischen Stecker aufzunehmen. Das erlaubt auch den Einsatz längerer Kabelverbindungen.

Ein entscheidender Vorteil ist der Mini-XL-Stecker, der eine Quelle für symmetrische Stecker anbietet.

Allerdings braucht man noch einen Adapter von Mini-XLR auf XLR, was nicht immer einfach zu bekommen ist. Hier steht auch eine Phantomspeisung bereit. Der Mini-XLR-Eingang rauscht hörbar weniger als die kleine Klinke, die aber für O-Töne und Atmos noch gut eingesetzt werden kann. Da es sich bei der Mini-XLR-Verbindung um einen weiblichen Stecker handelt, kann man Lavaliermikrofone wie das Røde Lavalier MiCon nicht direkt verwenden, da diese auch immer mit einer Buchse enden.

Das interne Mikrofon nimmt jede noch so kleine Bewegung oder Bedienung mit auf: am Anfang (Oval) die Waveform beim Verändern der Blende mit dem Rad; danach Menschen, die im Hintergrund reden (Quadrat).

Das interne Mikrofon wäre vom Klang her für Atmos ganz gut zu verwenden, allerdings zeichnet es sowohl den internen Lüfter als auch jede Bedienung der Kamera mit auf. Am lautesten schlägt sich das Blendenrad nieder; aber auch die Tasten, das Ziehen der Schärfe am Objektiv und der Zoom-Motor des Canon 18-80 sind deutlich zu hören. Der Lüfter dürfte vor allem bei »leisen« Atmos ein großes Problem sein.

Die Stereoklinke kann nur auf einer Audiospur aufgenommen werden.

Für dokumentarische Zwecke ist ein entkoppeltes Mikrofon selbst für Atmos Pflicht. Es kann über die kleine Klinke angeschlossen werden. Die Stereoklinke kann aber nur auf einer Audiospur aufgenommen werden. Dann ist die zweite Audiospur für den Mini-XLR-Eingang frei, über den ein anderes Mikrofon oder eine Funkstrecke aufgezeichnet werden kann.

Die PCC6K bietet keine Möglichkeit, einen Limiter zu aktivieren oder zu deaktivieren.

Die PCC6K bietet keine Möglichkeit, einen Limiter zu aktivieren oder zu deaktivieren. Dennoch scheint eine Form von Limiter immer zu arbeiten. Das verhindert zumindest, dass der Ton bei Übersteuerung gleich komplett unbrauchbar ist. Leider ist der Limiter auch nicht besonders schnell, und so kommt es bei starken Übersteuerungen zumindest anfangs noch zu Verzerrungseffekten.

Blackmagic, PCC6K, Screen, © Harrer
Die Register unten stellen alle einen eigenen Arbeitsraum dar. Am Anfang kann man Edit, Fusion und Fairlight ignorieren. In Media importiert, sichtet und beschriftet man die Medien …
Blackmagic, PCC6K, Screen, © Harrer
… in Cut schneidet man sie zusammen, ohne Tastaturkürzel kennen zu müssen …
DaVinci Resolve

Eine DaVinci-Resolve-Lizenz wird mitgeliefert. Damit besitzt man nicht nur eine hervorragende Software zum Entfernen von Bildrauschen oder Entwickeln der Raw-Bilder, sondern auch eines der umfangreichsten Postproduktionsprogramme überhaupt, das Medienmanagement, Schnitt, Compositing, Farbkorrektur und Audiomischung auf einer Oberfläche vereint. In dieser Liga spielen sonst nur noch Autodesk Smoke und Flame. Und wer mit der Pocket Cinema Camera 6K dreht, wird zumindest eine leichte Bearbeitung der Clips in Farbe und Kontrast als gegeben sehen.

… in Color verwendet man Raw-Einstellungen, den Denoiser und Color Wheels
… und in Deliver exportiert man den fertigen Film oder die einzelnen Clips.

Im Blick auf das Endprodukt ist dieser Mehrwert von DaVinci Resolve auch nicht ganz zu vernachlässigen. Selbst wer nur ein Tool zum Sichten und Sortieren oder Erstellen von Proxys braucht, um dann in einem anderen Programm zu schneiden, hat hier hervorragende Werkzeuge. Das Material kann bis ProRes ganz gut von einer schnellen HDD geschnitten werden.

Wer Blackmagic-RAW-Aufnahmen im Stapel exportieren will, um sie in einem anderen Schnittprogramm verwenden zu können, legt sie einfach in die Timeline und wählt in Deliver mit dem Format »Individual Clips« aus.

USB3 funktioniert bei 4K nicht mehr reibungslos. Raw benötigt dann schon eine schnelle interne oder eine schnelle über USB-C oder Thunderbolt angeschlossene SSD. Allerdings bietet Resolve auch hier einige Hilfsmittel, beispielsweise den Proxy-Mode, mit dem sich 4K-Raw-Dateien auch noch von einer normalen internen Laptop-HDD schneiden lassen, solange man kein Multicam verwendet.

Wer sich ein bisschen mit dem Grading beschäftigt, kann schnell mehr aus den Aufnahmen herausholen als aus Aufnahmen jeder 8-Bit-DLSR oder DSLM oder sogar der wenigen 10-Bit-Varianten, die es gibt. Beim Denoising hat sich gezeigt, dass selbst Material mit 25600 ISO noch ein erträgliches Rauschen zeigt, ohne dass der Schärfeverlust sehr groß wäre.

Der Spatial Denoiser (unten) in DaVinci Resolve 16 bei einer Aufnahme mit ISO 8000 (oben).

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Seite 4: Handhabung 2
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Seite 6: Bildqualität
Seite 7: Ton, Resolve
Seite 8: Wer?, Fazit, Anmerkung

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