Arri kündigt Alexa Mini LF an
Arris Alexa Mini wird es ab Sommer mit einem großformatigen LF-Sensor geben. Drei interne motorisierte FSND-Filter, 12-Volt-Spannungsversorgung, zusätzliche Ausgänge, ein neues Codex Compact Drive und ein kontrastreicher MVF-2 HD-Sucher werden Teil der neuen Alexa Mini LF sein.
Mit kompakter Größe, geringem Gewicht und Large-Format-Sensor will Alexa Mini LF neue kreative Möglichkeiten bieten.
Stephan Schenk, Geschäftsführer von Arri Cine Technik und verantwortlich für den Geschäftsbereich Kamerasysteme von Arri, erinnert sich noch gut an die Vorstellung des LF-Kamerasystems im vergangenen Jahr: »Wir hatten Alexa LF bei der BSC in London gerade präsentiert, und die erste Frage im Anschluss an die Präsentation lautete: »Und wann wird es die Alexa Mini LF geben?«. Das verdeutlicht den Stellenwert, den die Alexa Mini in der Produktionswelt erreicht hat. Sie dürfte zu den erfolgreichsten Produkteinführungen in der jüngeren Arri-Geschichte gehören, und Stephan Schenk bestätigt, dass etliche Tausend davon verkauft wurden.
Dass Arri schon vor einem Jahr anstrebte, die Alexa Mini in die Large-Format-Welt zu transportieren, verwundert nicht. Doch ob es klappen würde, wusste Arri zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einmal selbst: Schlicht und einfach deswegen, weil es technisch eine große Herausforderung ist, in das kompakte Gehäuse der Alexa Mini einen großen Sensor einzubauen und dafür zu sorgen, dass er nicht überhitzt und bei allen Bedingungen ausreichende Leistung liefert. Was ebenfalls noch unklar war: Wie viele Bilder würde eine Alexa Mini mit großem Sensor pro Sekunden aufzeichnen können?
Ein Jahr später ist man bei Arri nun einen Schritt weiter und kann nun guten Gewissens die Alexa Mini LF ankündigen. »Unser Ingenieurteam hat für die Mini LF den Kühlkreis der Alexa Mini optimiert, so dass wir in der Lage waren, den großen Sensor und die dazugehörige Technik im Gehäuse unterzubringen und sogar noch etliche Dinge zu optimieren«, berichtet Stephan Schenk.
Large Format, Bildqualität
Das 2018 eingeführte Large-Format-Kamerasystem von Arri basiert auf einer 4,5K-Version des Alexa-Sensors; er ist doppelt so groß wie der normale Alexa-Sensor und bietet die doppelte Auflösung von Alexa-Kameras des 35er-Formats. Stephan Schenk spricht von der »besten Gesamtbildqualität«, die Large Format biete, und betont, dass DoPs aus aller Welt die LF-Kamera für ihren besonderen Look lieben. Mit ihm ausgestattet, kombiniere sie angenehme Hauttöne, geringes Rauschen und einen hohen Dynamikumfang und liefere in der Summe einen ganz besonderen Bildeindruck.
Das gelte auch für die Mini LF, deren erste Testaufnahmen die involvierten DoPs begeistert hätten, berichtet Schenk. Er sagt: »Im Kamerabereich werfen viele Hersteller mit einzelnen Werten um sich, für deren Ermittlung es aber gar keine standardisierten Tests gibt.« Als Beispiel führt er etwa den Dynamikumfang an und erläutert, dass Arri deshalb von der »Gesamtbildqualität« spreche. Auch deshalb, weil es nicht ausschließlich um einzelne technische Parameter eines Bildes, sondern um einen stimmigen Gesamteindruck gehe.
Highspeed-Fähigkeiten
Ein großes Thema bei Kameras, die unter anderem in der Werbung genutzt werden, ist stets deren Highspeed-Fähigkeit.
Die größere Alexa LF liefert beispielsweise im Panorama-Format bis zu 150 fps, im Open-Gate-Modus immer noch stattliche 90 fps. Für die Alexa Mini LF erwartet Arri bei Open Gate 40 fps, in 4,5K/UHD 60 fps und in HD/2K ca. 90 fps. So könne man nun auch in der LF-Welt mit Bildraten arbeiten, wie man sie aus dem Filmbereich kenne. Zur Erinnerung: Dort liefert die Arriflex 435 bis zu 150 Bilder und die kompaktere Arricam LT rund 50 Bilder pro Sekunde. Ein ähnliches Produktions-Tandem habe man nun auch mit Alexa LF und Alexa Mini LF, sagt Stephan Schenk.
Aufzeichnung
Alexa Mini LF ermöglicht die interne Aufzeichnung von MXF/Arriraw oder MXF/Apple ProRes in einer Vielzahl von Formaten und Seitenverhältnissen und ist die erste Kamera, die mit den neuen Compact-Drive-Aufnahmemedien von Codex ausgestattet ist.
»Die Rückmeldung unserer Kunden war klar: Sie wollten ein Aufzeichnungsmedium, das natürlich günstig, aber vor allem auch zuverlässig sein sollte«, berichtet Stephan Schenk.
Mit dem neuen Compact Drive von Codex habe man das erreicht: Das kleine und leichte, aber solide gebaute 1-TB-Laufwerk biete eine zuverlässige und kostengünstige Aufzeichnungslösung.
Dem Compact Drive steht der neue USB-C Compact Drive Reader zur Seite, der ohne zusätzliche Software oder Lizenzen auf Mac- oder Windows-Computern verwendet werden kann. »Wir haben damit einen ganz geradlinigen Workflow, der ohne irgendwelche Lizenzen auskommt« sagt Schenk. Auch deshalb, weil Codex mit High Density Encoding (HDE) eine ausgeklügelte, verlustfreie Kodierung verwendet, um die Arriraw-Dateigröße während des Herunterladens oder später im Workflow um etwa 40% zu reduzieren. Arriraw Open Gate 4.5K könne mit 24 fps auf einem modernen MacBook Pro kodiert werden.
Mit dem neuen Aufzeichnungsmedium gibt es noch eine weitere Änderung: der Zugang für die Speicherkarte ist nun seitlich an der Kamera angebracht. Dadurch wurde das Gehäuse wegen des Seitendeckels zwar einen Tick breiter, aber die bessere Zugänglichkeit des Slots dürfte das mehr als aufwiegen, findet Stephan Schenk.
Sucher und Display
Der MVF-2-Sucher der Alexa Mini LF verfügt über das kontrastreiche HD-OLED-Display und das gleiche Arricam-Okular wie beim EVF-2-Sucher der Alexa LF.
Darüber hinaus verfügt der MVF-2 über einen großen 4″-Flip-out-Monitor, der das Bild oder das Kamerasteuermenü anzeigen kann und so maximale Flexibilität für verschiedene Kamerakonfigurationen bietet. Der MVF-2 kann auf beiden Seiten der Kamera verwendet werden und wird über ein CoaXPress VF-Kabel mit einer Reichweite von bis zu zehn Meter für den Betrieb von entfernten Kameras angeschlossen.
»Mit dieser Lösung decken wir sehr viele Drehstile ab: Man kann mit dem Sucher arbeiten, aber auch das Display nutzen und das bei Bedarf auch zehn Meter absetzen, was wirklich sehr viel Flexibilität bringt«, erläutert Stephan Schenk.
Robustes Gehäuse
In Anlehnung an die lange Tradition von Arri, robuste und zuverlässige Kameras herzustellen, sei die Alexa Mini LF für eine lange Lebensdauer und einen harten Einsatz unter schwierigen professionellen Bedingungen ausgelegt, so Schenk. Er hebt das strapazierfähige Karbongehäuse hervor, das für einen Temperaturbereich von -20° C bis +45° C getestet sei.
Zubehör
Obwohl die Alexa Mini LF mit fast allen Alexa-Mini-Zubehörteilen kompatibel ist, bietet die neue Kamera einige Verbesserungen bei den Anschlüssen. Jetzt gibt es geregelte 12 V und 24 V Zubehörspannung, einen neuen 6-poligen Audioanschluss, integrierte Mikrofone und ein verbessertes WiFi. Sechs Benutzertasten sind zudem auf der linken Seite der Kamera untergebracht, und Kamera und Sucher haben jeweils eine eigene Sperrtaste.
LPL-Mount
Mit dem LF-System präsentierte Arri vor einem Jahr auch einen neuen Mount: den LPL, der den PL-Mount ablösen soll. Er weist einen größeren Durchmesser und ein kürzeres Auflagemaß auf, wodurch beispielsweise die Signature Primes und alle zukünftigen Large-Format-Objektive klein und leicht gebaut werden können, mit einer großen Offenblende und einem ansprechenden Bokeh – eine Kombination von Eigenschaften, die mit dem PL-Mount nicht möglich wäre.
Stephan Schenk betont, dass es Arri von Anfang an wichtig gewesen sei, die Kompatibilität zu alten PL-Objektiven zu wahren. »Niemand ist abgekoppelt von der PL-Welt, wenn er mit Alexa LF oder Alexa Mini LF dreht«, betont Schenk, denn der PL-to-LPL-Adapter mache das LF-System zu allen existierenden PL-Objektiven kompatibel, sei es Super-35 oder Full Frame. »Wir sind uns bewusst, dass Adapter oft negativ belegt sind, daher war es uns besonders wichtig, den PL-to-LPL-Adapter sehr hochwertig zu konstruieren« sagt Schenk und ergänzt: »Alle, die einmal mit diesem Adapter gearbeitet haben, sind hochzufrieden und schätzen auch, wie einfach der Adapter zu nutzen ist.«
Preise, Verfügbarkeit
Arri Alexa Mini LF soll in der Body-Only-Variante 48.000 Euro kosten. Den Preis fürs neue Codex Compact Drive gibt Arri mit 1.940 Euro an. Mit den ersten Auslieferungen rechnet Arri für den Sommer 2019.
Neue Super-35-Kamera für 2020 geplant
»Mit Large Format sprechen wir den Markt für hochwertige Produktionen an«, sagt Stephan Schenk, »aber klar ist auch, dass nicht jeder mit LF-Kameras drehen kann oder will. Deshalb entwickeln wir aktuell eine neue Super-35-Kamera«, sagt er weiter. Nach aktueller Planung wird Arri die neue Super-35-Kamera im ersten Halbjahr 2020 zeigen können, sagt Stephan Schenk. Und ergänzt: »Aber erstmal freuen wir uns darauf, den Kamerafrauen und -männern mit der Alexa Mini LF ein herausragendes kreatives Tool anbieten zu können, welches eine neue Bildsprache ermöglicht.«