Camcorder-Test: Sony PXW-Z280
Der Z280 von Sony ist ein Halbzöller-Henkelmann. Er schafft QFHD-Auflösung bei bis zu 60p-Framerate und bringt XLR-Buchsen mit. Der Praxistest konzentriert sich aufs Handling und die Funktionalität des Camcorders.
Handling: Pro
Wie bei den meisten Profiprodukten von Sony punktet auch der PXW-Z280 mit guter Verarbeitung und einem angemessen wertigen Eindruck. Die wichtigsten Funktionen sind da, wo man sie vermutet: Hat man schon mal mit einem Sony-Camcorder gearbeitet, findet man sich sofort zurecht.
Das gilt besonders zwischen den ungleichen Brüdern Z190 und Z280: Beide Camcorder verwenden das gleiche Gehäuse. In Bedienung und Handling bieten die beiden Camcorder ebenfalls weitgehend identische Eigenschaften. Sony nutzt bei beiden Modellen das gleiche Bedienkonzept. Die Buttons für die wichtigsten Aufnahmefunktionen sitzen an den gleichen Stellen. Die Menüs sind identisch aufgebaut — bis an den Stellen, wo der Z280 mehr kann, als der Z190.
Die Bedienung erfolgt komplett über Tasten und Regler am Gehäuse, man muss nicht auf einem Touchscreen herumfummeln: aus Sicht der Tester sehr angenehm.
In der Menüstruktur des Z280 findet man sich schnell zurecht, das ist wie erwartet »sony-like«. Sehr gut gefallen hat die Taste »Direct Menu« oben am seitlichen Handgriff. Damit kann auf dem Display oder im Sucher ein Direktanwahlmenü aktiviert werden. Über dieses kann man dann mit einem kleinen Joystick — ebenfalls im Handgriff vorhanden — per Daumen wichtige Aufnahmeparameter wie Gain, Shutter, Iris und Weißabgleich direkt ansteuern.
Generell ist es eine gute, bewährte Lösung, Menü-Settings per Joystick, Cursor-Tasten oder Rädchen einzustellen. Alle davon gibt es beim Z280: einen Daumen-Joystick im Handgriff, ein Cursorfeld neben dem Ausklappschirm und ein Stellrädchen am Body: So findet man in jeder Position einen raschen, einfachen Zugriff.
Durch den weit vorne angebauten LCD-Klappschirm kann man den Z280 auch dann gut nutzen, wenn man ihn an der Schulter abstützt. Das Display ist zudem gut geschützt, wenn es eingeklappt wird.
Auch die Darstellungsqualität des Ausklapp-Displays kann überzeugen, die Schärfe ist recht gut zu beurteilen. Ganz sicher kann man in puncto Schärfe aber letztlich nie sein, das gilt bei allen QFHD-Camcordern mit relativ kleinem Display, denn diese bieten natürlich keine native QFHD-Auflösung. Aber es gibt ja diverse Hilfsfunktionen und größere, externe Monitore …
Das Overlay, das man im Display-Bild einblenden kann, ist recht aufgeräumt und stört nicht übermäßig bei der Bildbeurteilung. Die Overlay-Infos und auch die Marker-Anzeigen sind vielfältig: Center-Marker, Safety-Zone, Aspect-Marker beziehungsweise Aspect-Overlay-Masken stehen bereit. Sie werden exakt und fein genug angezeigt, statt sie nur mit groben, breiten Linien einzublenden. So gibt es etwa allein schon für den Center-Marker vier Varianten, vom großen bis zum kleinen Kreuz.
Am Heck des Z280 ist zusätzlich zum Ausklappschirm auch ein kleiner Sucher eingebaut. Der kann mit einer großen Augenmuschel versehen werden und damit auch bei sehr hellem Umgebungslicht noch eine gute Bildbeurteilung ermöglichen. Obwohl die Bilddiagonale des Suchers klein ausfällt (0,5 Zoll) und nur 2,36 Megapixel schafft, ist der Oled-Sucher des Z280 ein recht angenehmer, hilfreicher Sucher.
Gegenüber dem Z190 reicht er PXW-Z280 auf der Anwenderseite sicher etwas weiter in den Bereich Gestaltung. Allein schon durch die größeren Sensoren wird man hier sicher eher in puncto reduzierter Schärfentiefe aktiv werden, und an diesem Gerät ist auch das Thema HDR sicher ein stärkeres Thema.
Dennoch wird der Z280 sicherlich gleichermaßen im Bereich ENG und Allrounder eingesetzt werden — und auch hier ist dieser Camcorder definitiv zuhause. Das kann man unter anderem auch daran ablesen, dass der Z280 — im Unterschied zum Z190 — standardmäßig umfassende Streaming-Funktionalität mitbringt. Man kann den Z280 etwa mit USB-Sticks für LTE- oder WLAN-Nutzung bestücken. Damit stehen Netzwerkfunktionen bereit, so etwa XDCAM Air, der cloud-basierte Workflow von Sony für die Nachrichtenproduktion.
Der Z280 bietet auch Proxy-Aufzeichnung: Man kann parallel zur Aufzeichnung in voller Qualität auf SxS auch gleich ein sehr kompaktes Format mit kleineren Dateien auf eine SD-Speicherkarte aufnehmen (Proxy-Audio: XAVC-Proxy, AAC-LC, 128 kbps, 2 Kanäle; Proxy-Video: XAVC-Proxy, AVC/H.264 Main Profile 4:2:0 Long GOP, VBR). Die Proxy-Dateien kann man etwa vorab schon per Speicherkarte oder File-Transfer an Kunden oder Sender verschicken.
Das fest eingebaute Objektiv des Z280 stammt von Fujinon und ist ein 17fach-Zoom. Der Fokusring der Optik ist mechanisch mit den Linsen verkoppelt und bietet einen definierten Anschlag. Man kann also Entfernungen am Ring markieren und sie dann exakt ansteuern.
Es gibt aber natürlich auch einen Autofokus und einen intelligenten, wirklich nutzbaren Face Detection AF, der sehr zuverlässig funktioniert.
Mit dem Face Detection AF des Z280 wird der Autofokus auf eine neue Qualitätsebene gehoben: Man kann sich als VJ in fast allen Situationen auf diese Automatik verlassen: Solange ein Gesicht im Kamerabild auftaucht, kann man damit sicher scharfstellen und die Schärfe auch sehr gut automatisiert nachziehen. Auch wenn man vollkommen alleine dreht und keine Möglichkeit hat, die Schärfe manuell zu ziehen, kann man so sehr gut arbeiten. Den Face Detection AF kann man auch auf eine Assign-Taste legen, um sie jederzeit per Tastendruck zu aktivieren.
Alle Bedienringe am Objektiv sind fest verkoppelt. Fokus, Zoom und Blende können also sicher und exakt manuell gesteuert werden, weil alle Ringe mechanisch mit den optischen Elementen des Objektivs verkoppelt sind. Durch die Bedienringe mit Anschlag hat man etwa ein viel besseres Gefühl, an welchem Punkt die Schärfe liegt. Außerdem sind schnelle Reißzooms damit sehr gut umsetzbar.
Die Zoomwippe am seitlichen Handgriff ermöglicht fein abgestimmte Zoomfahrten. Besonders am langen Ende braucht man natürlich einen Bildstabilisator, und der kann ebenfalls überzeugen.
Die Bedienelemente für Auto / Manual Focus, Iris, Macro und SteadyShot direkt vorne an der Optik zu positionieren, ist nicht nur logisch, sondern zudem sehr praktisch.
In den PXW-Z280 ist ein variabler, stufenloser ND-Filter eingebaut. Wenn man während des Drehens beispielsweise von einer hellen Umgebung draußen in ein dunkles Zimmer wechselt und mitgeht, kann man damit nahtlos den ND-Filter verwenden und muss nicht unbedingt schneiden.
Apropos Belichtung: Das Peaking im PXW-Z280 ist sehr fein justierbar. Im Gegensatz zu anderen Camcordern dieses Herstellers, bei denen nur drei Abstufungen möglich sind, kann am Z280 Frequenz und Stärke des Peakings fein abgestuft werden.
Der Z280 bietet vier Audiokanäle. Alle vier kann man mit Rädchen am Camcorder manuell pegeln. Zum Belegen der vier Kanäle stehen verschiedene Quellen bereit: Externe Signale können an zwei XLR-Buchsen im Handgriff des Z280 angeschlossen werden. Zudem steht das eingebaute Stereomikrofon bereit und außerdem können Audio-Funkstrecken von Sony über einen MI-Schuh verwendet werden. Einen zweiten MI-Schuh für weiteres Zubehör kann man gleichwohl nutzen.
Zehn Assign-Buttons hat Sony auf dem Body des Z280 verteilt. Die meisten davon sind von Haus aus auch schon sinnvoll belegt, sie können aber bei Bedarf auch mit etlichen anderen Funktionen definiert werden.
Immer wichtig: Der PXW-Z280 bietet auch einen Full-Auto-Modus. Schließlich können im News- und Dokumentarbereich immer auch mal hektische Aufnahmesituationen entstehen und dann einen entscheidenden Zeitvorteil bieten.
In bestimmten, schwierigen Lichtsituationen rauscht das Bildsignal des Z280 deutlich sichtbar. Wenn man die elektronische Verstärkung aber auf maximal 9 dB begrenzt und die Rauschunterdrückung auf »Low« setzt, sieht das aber auch in kritischen Situationen noch recht manierlich aus.
Die große Vielfalt der Codecs in diesem Camcorder gibt Flexibilität für unterschiedlichste Anwendungsfälle von Projekten und Kundenanforderungen. So erlaubt etwa der MPEG-HD422-Codec den meist unkomplizierten Einsatz in älteren, etablierten Infrastrukturen.
Viele der in Camcordern angebotenen I/O-Optionen braucht man dann in der Praxis eigentlich gar nicht — aber wenn doch, dann kann es eben entscheidend sein. Deshalb kann eine relativ umfangreiche Ausstattung von Schnittstellen, wie beim Z280, wirklich nie schaden. An einem Camcorder auch die Ausgabe von QFHD in voller Pracht zu ermöglichen, das bringt der Z280 mit HDMI und 12G-SDI: Gut für externe Monitore und Recorder.
Immer noch hilfreich: Dreht man im HD-Betrieb, kann man die Brennweite um den Faktor 2 digital verlängern, und das fast ohne Qualitätsverluste im Bild — bei schlechten Bildverhältnissen kann sich ein etwas stärkeres Bildrauschen einschleichen, bei guten Bildverhältnissen bleibt alles astrein.
Seite 1: Einleitung, Bruder
Seite 2: Eckdaten, Besonderheiten
Seite 3: Handling Pro
Seite 4: Handling Contra, Fazit
Seite 5: Tabelle
Keinen Test mehr verpassen? Einfach hier den Newsletter abonnieren.