Kamera, Test, Top-Story: 13.12.2018

Praxistest: Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K

Mit der Pocket Cinema Camera stellte Blackmagic vor gut fünf Jahren eine seiner ersten Kameras vor. Jetzt ist der Nachfolger verfügbar: die Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K. film-tv-video.de hat sie getestet.






Dabei warf die Redaktion einen detaillierten Blick darauf, was der Hersteller aus seinen bisher vorgestellten Kameras gelernt hat – und wie sich das jüngste Familienmitglied in der Praxis schlägt. 

BPM stellte die Kamera für den Praxistest bei film-tv-video.de.

Blackmagic Design ist gut darin, viel Aufmerksamkeit auf seine Produkte zu ziehen. Das hat die australische Firma auch bei der Pocket Cinema Camera 4K (PCC4K) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Noch mehr Aufmerksamkeit gab es vermutlich nur 2012, als der Hersteller die Cinema Camera mit einer Auflösung von 2,5K präsentiert hatte. 2014 legte Blackmagic Design mit der Production Camera 4K nach. Die PCC4K steht mehr in der Tradition dieses Modells als in jener der ersten Pocket Cinema Camera aus dem Jahr 2013. Letztere passte wirklich in die Tasche – bei der PCC4k wird das schon schwer. 

Die Black Magic Pocket Cinema Camera 4k hat einen langen Namen, aber kompakte Baumaße.
Nicht mehr »Pocket«
Die Production Camera 4K war die erste 4K-Raw-Kamera mit wirklich kompakten Ausmaßen. Der Sensor war mit fast Cinema-35 etwas größer.

Das Wort Pocket passt wirklich nicht mehr zur Bauform der Kamera. Im Gegensatz zur ersten Pocketkamera im Handy-Format ist die neue mehr eine »Kinderkamera auf Steroiden«. Einzig mit dem MFT-Mount für die Objektive steht sie in der Tradition des ersten Pocket-Modells. Ansonsten ist sie mehr eine Weiterentwicklung der ersten Production Camera 4K in einer besseren Bauform und mit stark veränderten inneren Werten. Zwar ist der Griff auf der rechten Seite ungewöhnlich groß geraten, aber dennoch hat man dank der Gummierung auch mit kleineren Händen die Kamera fest in der Hand. So komfortabel wie bei einer Canon 5D Mark III oder auch der Panasonic GH5 ist der Griff aber nicht.

Panasonics GH5 (links) lässt sich besser halten als die BM PCC4K.

Die PCC4K ist die erste Kamera von Blackmagic Design, die man auch ohne Zubehör gut aus der Hand benutzen kann. Ein kleines Rig wird der Bildruhe und Bedienung dennoch gut tun. Speziell für die Pocket gefertigten Rigs und Cages schießen ja gerade wieder aus dem Boden. Das Gewicht und die Griffigkeit sind dennoch auch »out of the box« gut, vor allem verglichen mit der Pocket Cinema Camera, die ohne Rig oder Stativ schwer zu verwenden war.

Auf einem Gimbal findet die PCC4K gerade so Platz, denn sie ist doch merklich breiter als die meisten DSLRs. Die Kamera ist zwar ein kleiner »Plastikbomber«, macht aber insgesamt einen soliden Eindruck.

Die PCC4K und die ältere Pocket Cinema Camera im Größenvergleich.

Die Schaltelemente haben wenig Druckpunkt und sind etwas wackelig, aber für diese Preisklasse sind sie gut. Der Touchscreen, der schon fast größer ist als die Pocket Cinema Camera in HD, ist nahtlos integriert und macht einen stabilen Eindruck. Soweit ist der »Formfaktor« der beste, den Blackmagic Design für eine Kameraklasse bisher herausgebracht hat.

Die Eckdaten
Die PCC4K schafft in UHD 60 Bilder pro Sekunde.

Die PCC4K kann in 4K-DCI oder Ultra-HD mit 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen. In HD schafft sie 120 Bilder pro Sekunde im »Window-Mode«, bei dem nur noch ein 2/3-Zoll-Bereich des Sensors verwendet wird. Das verringert zwar die Lichtempfindlichkeit und den Bildwinkel, ermöglicht aber eine Aufnahme von Zeitlupen in 12-Bit-Raw– oder 10-Bit-ProRes-Formaten.

Raw und Zeitlupe in Raw sind für sich schon ein erhebliches Alleinstellungsmerkmal, denn keine andere Kamera in diesem Preissegment liefert diese hohe Bildqualität. Die einzige DSLMs, die dem nahekommen, sind die Panasonic GH5 und GH5s, die in 10 Bit H264 mit 400 Mbit pro Sekunde aufzeichnen können.

Mit 800 Gramm stellt die PCC4K alleine schon ein merkliches Gewicht in der Hand dar, ist aber nicht zu schwer, um noch frei aus der Hand filmen zu können. Bei der Sony FS5 hat man erheblich schwerer zu tragen.

Das Menü der PCC4K zeigt, wieviel Platz auf den Medien ist.

Wahlweise wird auf CFast-2.0- oder SD-Karte aufgezeichnet. Letztere wird aber bei 4K-Raw-Daten sicherlich schlappmachen. ProRes LT mit ca. 365 Mbit pro Sekunde bei DCI-4K-25p und mit 85 Mbit pro Sekunde bei HD ist das kleinste Aufzeichnungsformat, das die Kamera bietet, abgesehen von Proxy. Das eigene Blackmagic Raw ist noch nicht integriert. Für dokumentarische Zwecke ist ProRes mit 520 Mbit pro Sekunde der beste Kompromiss zwischen Platz und Qualität.

Das ISO kann auch währen der Aufnahme mit dem Display eingestellt werden. Leider genau so ruckelig wie bei den Blenden von Fotoobjektiven.

So kann eine 256-GB-Karte etwas über eine Stunde Material speichern. Für Dokumentarfilme kann es ein echtes Problem werden, die Datenflut da noch im Griff zu haben. Dass es kein stärker komprimiertes Format gibt, kann ein Hindernis für dokumentarische Formate sein, bei denen wesentlich mehr Material anfällt als bei geplanten Drehs.

Wer nur auf SD-Karten aufzeichnet, wird in Ultra-HD maximal dieses Format auf eine V60-Karte bekommen. Selbst bei den CFast-2.0-Karten ist 4-DCI Raw nur mit der Oberklasse möglich.

Auch ein 4/3 Zoll Sensor erlaubt ein schönes Bokeh. Hier ein Voigtländer 25mm bei Blende 1.4, ISO 6400 im Film-Modus ohne Bearbeitung.

Der 4/3-Zoll-Sensor mit MFT-Mount macht eine große Bandbreite an Objektiven verwendbar und bietet einen guten Kompromiss zwischen großer Schärfentiefe bei dokumentarischen Aufnahmen und Bokeh bei Szenischem. Wer nicht ausschließlich szenisch arbeitet und nicht jeden Schritt planen kann, der hat mit dem 4/3-Zoll-Sensor den besten Kompromiss für beide Welten. Es ist ohne Probleme möglich, mit einem Bokeh wie bei APS-C zu drehen, vorausgesetzt natürlich, man hat die richtigen Objektive. Einem Vollformat in Sachen Bokeh nachzueifern wird dann natürlich meist vom Platz her schwierig.

Das Display kann noch ganz gut von weiter oben betrachtet werden, aber angenehm arbeiten lässt sich so nicht.

Die Sensordynamik ist mit 13 Blendenstufen angegeben, und hier zumindest bietet sie im Vergleich zur GH5 etwas mehr Dynamik. Für diese Preisklasse ist die Kamera in diesem Punkt herausragend. Bei Außenaufnamen im Gegenlicht kann zwar der Himmel manchmal im Weiß verschwinden, im Schatten oder in Innenräumen bildet die Kamera den Kontrast aber meist gut ab.

Die Anschlüsse der PCC4K sind alle auf einer Seite.

Zwei native ISO-Werte von 400 und 3200 ermöglichen es der PCC4K, als erster in der Familie eine gute Lowlight Kamera zu sein. Das ISO kann von 100 bis auf 25600 gestellt werden. Das 5-Zoll-Display hat mit 1920 x 1080 eine sehr gute Auflösung und ein scharfes, helles Bild. In der Preisklasse ist es zum Erscheinungszeitpunkt das beste verbaute Display auf dem Markt. Hier macht sich aber auch gleich einer der größten Kritikpunkte fest: Der unbewegliche Bildschirm macht den Einsatz der Kamera ohne zusätzlichen Monitor schwierig. Denn die meisten Dreharbeiten finden nicht nur auf Augenhöhe statt.

Seite 1: Die Eckdaten
Seite 2: Anschlüsse und Handhabung
Seite 3: Menü/Display, Außen, ISO und Lowlight mit Videos
Seite 4: Bildeinstellung, Qualität
Seite 5: Ton, DaVinci Resolve
Seite 6: Für wen, Fazit

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