Lightworks 14.5: Der Rechtsklick-Editor
Lightworks ist immer noch ein relativ unbekanntes Schnittprogramm, obwohl es durch die Übernahme von Editshare und eine kostenlose Version 2010 eine etwas breitere Bekanntheit erreicht hat.
Effekte und Titel/VFX Register
Das dritte Register in der festen Anordnung ist für das Hinzufügen und Bearbeiten von Effekten verantwortlich. In der freien Fensteranordnung kann mit dem »Effects«-Button auf den Effekte-Browser zugegriffen werden. Die Trimfähigkeiten der Timeline stehen auch im VFX-Register weiterhin zur Verfügung. Das Browser-Fenster mit den Effekten ist gleichzeitig auch für die Einstellungen der Effekte verantwortlich. In der festen Fensteranordnung können Effekte nur hier verwendet und eingestellt werden und die Scopes, hier »Videotools« genannt, stehen nur hier zur Verfügung.
Zur Waveform-, Parade- und Vectorscope-Darstellung wurde ein Histogramm hinzugefügt. Mit dem in diesem enthaltenen Magnifier kann man Teile des Bildes mit einer Lupenfunktion betrachten. Die Effekte werden durch Doppelklick oder Legen auf einen Clip hinzugefügt und können dann im Settings-Fenster bearbeitet werden. Um Bilder zu beschneiden oder in sie hineinzuzoomen, gibt es die DVE-Effekte, auch für Bewegungen in 3D. Die Position eines Clips kann damit auch mit der Maus im Monitor-Fenster festgelegt werden. Ansonsten erfolgen die Einstellungen im Settings-Fenster. Wie in fast allen Kategorien von Effekten sind die meisten Effekte Presets eines Effektes oder eine Zusammenstellung mehrerer Effekte, beispielsweise diverse Positionen für Bild-im-Bild-Effekte.
Neben der Deckkraft gibt es »Compositing-Modes«, die in einem eigenen Filter versteckt sind. Die Drei-Wege-Farbkorrektur, die jedem Clip schon angefügt wurde, verfügt über die üblichen Farbkreise und Kontrastregler. Doch Lightworks hat hier tatsächlich mehr zu bieten als die meisten anderen Schnittprogramme. So kann man selbst festlegen, wie stark sich die Regler für Schatten, Mitten und Highlights auf die anderen Beiden auswirken. Bei 8-Bit-Material kann das schnell zu Banding führen, doch da sehr viel gezielter einzelne Helligkeitsbereiche angesteuert werden können, sind wesentlich weitreichendere Einstellungen möglich, ähnlich wie im Log-Modus in DaVinci. Dazu gibt es RGB-HSV-Slider und Curves, mit beliebig setzbaren Punkten.
White-Balance-Picker für Weiß, Mitten und Schwärzen erlauben einen exakten automatischen Weißabgleich. Einen Farbtemperatur-Regler gibt es auch. Eine selektive Farbkorrektur mit denselben Optionen bietet zusätzlich die Möglichkeit, bis zu vier Farb- und Helligkeitsspektren aus dem Bild auszuwählen und getrennt zu bearbeiten. Dazu gibt es noch einige Effekte wie »Negativ« oder »3-Ton« und Presets, von denen einige auch Filter mit Farbverläufen kombinieren. Alle Effekteinstellungen mit einer Stoppuhr und die Übergänge aus der Mix-Sektion lassen sich mit Keyframes animieren. Bézier-Kurven beherrscht Lightworks allerdings nicht.
Unter »Key« findet man einen halbwegs brauchbaren Chromakey; er beinhaltet zwar eine Spillunterdrückung, aber für durchsichtige Fläche oder feine Details bietet er zu wenig Korrekturoptionen. Dazu gibt es einen Luma Key und einen Image Key, der einfach nur ein Standbild über das Video platziert. Hier kommt dann gleich eine Eigenheit von Lightworks zu Tage: Man kann mit den Effekten schon Farbflächen oder Bilder als Effekt mit einem Clip kombinieren. Anordnen kann man diese dann im Routing-Fenster, im Effekt-Fenster kann die Reihenfolge der Effekte nicht verändert werden. Im Routing-Fenster sieht man Reihenfolge der Effekte und eingefügten Bildelemente in einem Nodebaum. So lassen sich auch komplexere Effekte anhand der Baumstruktur zusammenbauen, beispielsweise das getrennte Bearbeiten zweier Teile des Bildes, ohne dass man in der Timeline mit zusätzlichen Ebenen arbeiten muss. Auch Texte lassen sich auf diese Weise fest mit einem Clip verknüpfen.
Sobald ein Titel oder ein Bild aus dem Effekt-Fenster eingefügt ist, wird eine FX-Spur hinzugefügt, in der diese Elemente dann zu sehen sind. So kann auch festgelegt werden, wie sich Effekte auf nachfolgende auswirken. Mit »Color Mask« lässt sich ein Farbbereich maskieren, der sich dann auf alle nachfolgenden Filter auswirkt, beispielsweise ein Weichzeichner für Hauttöne. Mit einem Weichzeichner, zwei Scharfzeichnern – einer davon ganz gut für Bildkanten – und einem Glow-Effekt endet aber die Effekt-Palette auch schon fast wieder. In der Kategorie »Matte« findet man Farbflächen und Formen.
Wer Boris FX, Grafitti oder Fusion verwenden will, findet die entsprechenden Anbindungen unter Plugins. Die Zusammenarbeit mit Boris FX und Grafitti konnten wir leider nicht testen. Das Öffnen eines Clips in Fusion war problemlos; er wird dort bearbeitet und nach dem Rendern automatisch in Lightworks importiert.
Alle fehlenden Effekte wie Tracking, Bildstabilsierung, Partikel-Emitter, 3D-Text können damit auf jeden Fall kostenlos eingebaut werden. Aber Fusion ist nicht ganz so leicht zu erlernen. Die Grundlagen für Bildstabilisierung und Texte sollte man aber nach einer Stunde beherrschen können. Die Lightworks-Textfilter ist sehr einfach und bieten die Grundlagen mit Schatten und Umrandung. Es gibt auch Presets für Schreibmaschine und Lauftexte. Mit Fusion, Grafitti und Boris FX lassen sich im Grunde alle fehlenden Effekt- und Textfunktionen ergänzen, auch wenn man zwei weitere Nutzteroberflächen erlernen muss. Gespeicherte Effekt-Vorlagen lassen sich auch mitnehmen oder verschicken.
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