Praxistest: DJI Mavic Air
Mit der Mavic Air hat DJI eine Drohnengröße eingeführt, die sich innerhalb der DJI-Produktpalette zwischen Spark und Mavic Pro einfügt. Sas Kaykha hatte die faltbare Mavic Air für film-tv-video.de eine Woche im Einsatz, um sie ausgiebig zu testen.
Flug- und Trackingmodi
Wie die anderen Drohnen von DJI bietet auch die Mavic Air bietet diverse Flug- und Trackingmodi. Insbesondere auf das Tracking war ich gespannt, denn das ist ja aktuell eine Sache, die auch von vielen Gimbalherstellern beworben wird. Also habe ich einen Freund aufs Fahrrad gesetzt und ihn in einem Park voller Bäume von der Drohne verfolgen lassen. Das funktionierte relativ einfach und erstaunlicherweise extrem gut. Einfach den Modus aktivieren, auf die zu trackende Person tippen und fertig. In unserem Test hat die Drohne den Radfahrer durchgehend verfolgt und ist dabei nie mit Hindernissen kollidiert. Während der Verfolgung kann man auch selbst zum Beispiel die Höhe steuern, oder man gibt in der App den Befehl ein, einen Kreis zu fliegen – und das funktioniert. Natürlich muss die Drohne erst einmal auf Touren kommen, wenn der Radfahrer plötzlich schneller wird. Auch bleibt das zu verfolgende Objekt bei harten Flugmanövern oder Richtungswechseln nicht mittig. Aber alles in allem bin ich ziemlich überzeugt von der Funktion, wenngleich ich sie beruflich wohl eher nicht nutzen würde.
Meine zwei Lieblingseinstellungen bei dieser Drohne sind Sportmodus und FPV. Die Mavic Air ist im normalen Flugbetrieb langsamer als etwa die Pro oder Phantom, daher ist es manchmal von Vorteil, in einen anderen Flugmodus zu wechseln. Den Sportmodus, also Highspeed ohne die ganzen Sensoren und Helferlein, kann man ganz einfach und schnell an einem Knopf an der Fernbedienung aktivieren. Dann gibt die Drohne richtig Gas, allerdings sollte man immer bedenken, dass man keine Unterstützung mehr hat und der Bremsweg sich um einiges verlängert. Auch der Gimbal kommt bei starken Bremsmanövern nicht mehr hinterher und bedankt sich immer mit einem kurzen Nicken.
FPV ((»First Person View«)) ist eigentlich die Bezeichnung dafür, die Drohne nur aus subjektiver Sicht, meistens mit einer Videobrille zu fliegen. Bei Drohnenrennen wird meistens so geflogen, und die Drohne wird nicht mehr stabilisiert, sondern lehnt sich unter anderem in die Kurve. Das ist es, was mit FPV bei der Air gemeint ist. Dieser Modus eignet sich natürlich gut für POV-Aufnahmen. In Verbindung mit dem Sportmodus kommt man aber sehr schnell von den eigentlich ruhigen Flügen für die so geliebten kinoähnlichen Aufnahmen ab und will, wie bereits angedeutet, nur noch Spaß haben und fliegen.
In den vergangenen Jahre waren spektakuläre POV/FPV-Flüge nur kleineren beziehungsweisen Racedrohnen vorbehalten. Mit der Mavic Air geht DJI aber in diese Richtung und baut gleich noch eine gute Kamera und einen Gimbal mit ein. Hier kann ich mir die Air, ähnlich wie Actioncams, als B- oder Crash-Kamera durchaus an einem Filmset vorstellen. Auch Flüge unterhalb der Hausdach- und Baumgipfelgrenze sowie in Gebäuden sollten mit der Air einfacher gehen als mit größeren Modellen. In meiner Wohnung funktionierte das jedenfalls ganz gut.
Ein kurzer Gedanke zum Flugtraining: DJI bietet ja in der App an, virtuell das Fliegen zu üben, ohne den Copter aufsteigen zu lassen. Allerdings muss man dafür eine DJI-Drohne besitzen.
Ein kleiner Tipp für Drohnenanfänger: Bei vielen Playstation-Spielen kann man auch mit einer Drohne fliegen. Das klinge erst einmal albern, hat sich in der Praxis aber als ziemlich gute Trainingsmethode etabliert. Die Steuerung ist oft identisch, wenngleich man bei einem echten Flug natürlich noch viele weitere Dinge berücksichtigen und lernen muss.
Zum Ende noch ein paar Anmerkungen: Ich habe die Air sowohl mit Apple- als auch Android-Geräten getestet. Sie lief auf beiden Systemen gut. Mit Android hatte ich einmal einen Verbindungsabbruch, konnte die Drohne aber über die Fernbedienung wieder zurückholen. Beim Android-Smartphone öffnet sich die App automatisch, sobald man sie am Controller anschließt, und die Video-Proxys sind direkt in der normalen Fotogalerie sichtbar. Beides war bei Apple nicht der Fall.
Es ergibt sicherlich Sinn, in eine Minidrohne auch einen Micro-SD-Slot zu bauen, allerdings war es immer ziemlich umständlich, die Karte rein- oder rauszubekommen. Im direkten Vergleich zur Phantom hatte ich zweimal Kompassprobleme und konnte nicht dort aufsteigen, wo ich es eigentlich vorhatte. Das erste Mal stand ich auf einer Stahlbetonbrücke, das zweite in der Nähe eines Anhängers mit Stahlteilen. Die Phantom hingegen ließ sich nicht irritieren.
Resümee
Alles in allem bin ich sehr erstaunt von der guten Flug- und Bildqualität der Air. Eine Aufnahme hat es sogar in das Video geschafft, das wir drehten, als ich die Drohne testete. Das war an einem Strand, an dem zwar kaum Menschen waren, wo es aber für uns viel entspannter war, sozusagen undercover zu fliegen und die Phantom im Wagen lassen zu können.
Persönlich würde ich die Air der «normalen» Mavic vorziehen, einfach weil sie kompakter ist. Mittlerweile hat DJI jedoch die Mavic 2 vorgestellt, die mit zwei verschiedenen Kamerasystemen (optischer Zoom oder Hasselblad-Kamera) verfügbar sein wird – und die den Drohnenmarkt natürlich wieder etwas aufwirbelt.
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