Kamera, Test, Top-Story: 19.01.2018

Praxistest Panasonic EVA1: Lückenschließer?

Panasonic liefert seine neue Cine-Kamera EVA1 seit kurzem aus. S35-Sensor mit 5,7 K, EF-Mount und Dual Native ISO bei einem derzeit gängigen Nettopreis von 6.900 Euro, machen die Kamera für viele Anwender interessant. film-tv-video.de hat sie ausprobiert.

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Die Möglichkeit, mit zwei unterschiedlichen Grundempfindlichkeiten drehen zu können, macht die Kamera enorm flexibel – und sorgt in ganz unterschiedlichen Lichtsituationen für sehr schöne, ausgewogenen Bilder, die weder übertrieben scharf noch künstlich aufgehübscht wirken. Die Farbgebung wirkt sehr natürlich und angenehm. Wer in V-Log dreht, hält sich zudem alle Möglichkeiten für die Postproduktion offen.

Eindrucksvoll: selbst wenn man mit ISO5000 oder gar ISO6400 dreht, sehen dieser Bilder noch sauber aus und wirken nicht verrauscht. Ganz generell überzeugen die Bilder der EVA1 vielfach, und codec-bedingte, störende Bildeffekte treten in den hohen Qualitätsstufen praktisch nicht auf. Ebenfalls überzeugend: 14 Blenden Dynamikumfang der Kamera. 

Kamera, Panasonic EVA1, Totale
Die kann schon was — aber sie hat aus Sicht der Tester auch noch etliches Verbesserungspotenzial: EVA1.

Man muss sich aber im klaren darüber sein, dass die Panasonic EVA1 kein automatischer Selbstläufer ist, nach dem Motto »vorne draufhalten und hinten kommen schöne Bilder raus«. Auch wenn Panasonic die Kamera als Allrounder vermarktet, birgt die Bedienung doch einige Tücken — und erfordert es, dass man sich intensiver mit der Kamera befasst und beschäftigt. Dann kann man die Hürden überwinden und Bilder sehr guter Qualität mit der EVA1 erzeugen. Einige alternative Camcorder-Lösungen, etwa von Sony und Canon, bringen aber aus Sicht der Tester eine bessere Basis für weitgehend voraussetzungsfreies Filmen und für den Einsatz als flexibles Arbeitspferd mit.

Fazit

Panasonic hat mit der EVA1 einen Hingucker entwickelt, der in puncto Handling, Kompaktheit und damit erreichbarer Bildqualität echte Qualitäten aufweist. Der Weg hin zu beeindruckenden Bildern, ist aber schwerer, als er sein müsste.

Kamera, Panasonic EVA1, Totale
Panasonic hat mit der EVA1 einen Hingucker entwickelt, der in puncto Handling, Kompaktheit und damit erreichbarer Bildqualität echte Qualitäten aufweist.

An einigen Stellen hat die Kamera aus Sicht der Tester klare Schwächen, etwa bei der Bedienung und bei der Verarbeitung. Einiges wäre durch Software-Upgrades lösbar — mal sehen, was hier noch kommt. Wer die Zeit hat und sie sich auch nimmt, um sich intensiver mit der Kameras zu beschäftigen, der kann mit der Panasonic EVA1 glücklich werden und wird für seine Mühe dann auch mit hervorragenden Bildern belohnt.

So bleibt es eben eine individuelle Entscheidung, ob die Kamera für den jeweiligen Einsatz besser oder weniger gut passt. Am Ende ist es das Gesamtpaket, das für den Einzelnen stimmen muss.

Kommentar: Quo vadis, Panasonic?

Kamera, Panasonic DVX100
Renner aus dem DV-Zeitalter: DVX100.

Blickt man auf Panasonics Kamera- und Camcorder-Historie zurück, so landete der Hersteller schon so manchen Volltreffer: In den Hochzeiten der DV-Band-Aufzeichnung etwa führte Panasonic mit dem AG-DVX100 einen Camcorder ein, der in der Lage war, in 25p aufzuzeichnen, damals noch in SD und auf MiniDV-Band. Dieser Camcorder konnte Dinge, die bei anderen fehlten und bot eine für damalige Verhältnisse recht eindrucksvolle Bildqualität. Er entwickelte sich zu einem echten Arbeitspferd und war sehr erfolgreich.

Auch bei den bandlosen HD-Handhelds gab es immer wieder Modelle, die aus der Palette herausragten und auch die Konkurrenz in Zugzwang brachten.

Kamera, Panasonic AG-AF101
One-Off: Für die AG-AF101 gab es nie einen echten Nachfolger.

Als dann DSLR-Kameras ihre Hochphase im Videobereich hatten, ging Panasonic in die Gegegnoffensive und präsentierte mit dem AF101 den ersten Camcorder überhaupt, der mit großem Sensor und Wechselobjektiv ausgerüstet war – und sich somit gegen die DSLRs positionierte. Der AF101 wies im Unterschied zu den gängigen Handhelds eine völlig andere, kastenartige Bauform auf — und er war sehr erfolgreich und beliebt, weil er einen neuen Look ermöglichte und dennoch wie ein klassischer, kompakter Camcorder zu bedienen war. In den folgenden Jahren sprangen auch andere Hersteller auf diesen Zug auf und es passierte enorm viel in diesem Segment – nur leider nicht mehr bei Panasonic. Statt anzuknüpfen, das Konzept auszubauen und weiter zu verfolgen, vergab der Hersteller seinen Vorsprung, ließ die Entwicklung einschlafen und präsentierte weder einen echten Nachfolger, noch Schwestermodelle für den AF101.

Kamera, Panasonic GH5
Viele Profis aus dem Videobereich nutzen heute auch die diversen Modelle der GH-Baureihe.

Stattdessen pushte Panasonic unter anderem die Videofunktionalität seiner Fotoapparate der GH-Baureihe und baute diese so aus, dass viele Profis aus dem Videobereich heute die diversen Modelle der GH-Baureihe nutzen. Der Fotobereich läuft bei Panasonic aber letztlich so gut wie vollkommen unabhängig von der Profi-Videotechnik vor sich hin.

Kamera, Panasonic Varicam 35
Die Varicam 35 kündigte der Hersteller vor rund drei Jahren an.

Vor gut drei Jahren entschloss sich Panasonic dann auch wieder, im High-End-Segment eine größere Rolle spielen und präsentierte mit der Varicam35 so etwas wie die Panasonic-Alternative zu Arris Alexa.

Kamera, Panasonic DVX200
4K-Handheld mit fest eingebautem Zoom-Objektiv.

Etwas später stellte Panasonic mit dem DVX200 dann wieder einen Handheld vor: Zeitgemäß in 4K und mit größerem Sensor, aber mit einem fest eingebautem Objektiv. Diese – nennen wir es einmal »interessante Kombination« – stellte das Panasonic-Marketing vor echte Herausforderungen: Den Kunden war der Wechselobjektivanschluss offenbar doch wichtiger, als man bei Panasonic dachte. Da funktionierte die GH5 im Fotobereich schon besser – gerade auch für Videoleute.

Kamera, Panasonic EVA1, Totale
Mit der EVA1 geht Panasonic nun wieder in eine andere Richtung.

Und heute? Mit der EVA1 geht es nun wieder in eine andere Richtung. Aber wird aus der Panasonic EVA1 so etwas wie eine neue Produktlinie entstehen? Der Blick zurück auf die Produktpolitik der vergangenen Jahre lässt einen ratlos und sagt letztlich etwas anderes.

Es liegt sicher auch wesentlich an der Unternehmensstruktur von Panasonic mit seinen vielen voneinander unabhängig arbeitenden Firmenteilen, dass es im Videobereich keine durchgängige, logische Produktpalette gibt, dass dort kein stringentes, durchgängiges Konzept verfolgt wird.

Vielleicht braucht man das heutzutage auch gar nicht und es ist erfolgreicher für Unternehmen, immer viele Eisen im Feuer zu haben und darauf zu hoffen, dass bei vielen Angeboten auch immer mal wieder ein besonders erfolgreiches Konzept dabei ist.

Die Modellpolitik der letzten Jahre von Panasonic aus der Außensicht zu verstehen, das muss man aber auch nicht.

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Seite 5: Bauform, Handgriff, Griff
Seite 6: Display, Bedienung, Hometaste/Menü
Seite 7: Autofokus, Gehäuse, Audio, Ausgänge, Laufzeit
Seite 8: Bild, Fazit, Kommentar

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