C700-Praxistest: Bloß keine Aufregung
Bei einer Produktion für Microsoft nutzte Tobias Körtge vor kurzem eine C700 von Canon. Seine dabei gesammelten Praxiserfahrungen teilte er mit film-tv-video.de.
Modulares Design
Bei der C700 hat sich Canon vom bisherigen Hochkantdesign seiner C-Baureihe verabschiedet. Die C700 erinnert stattdessen auch äußerlich eher an die 4K-Kameras der F-Baureihe von Sony, etwa die F55 (Test), oder an die Amira (Infos) von Arri.
Sie ist modular konstruiert, sie lässt sich für Einmann-Drehs ebenso konfigurieren, wie für Drehs mit Assistenten. Abhängig davon, ob man die Kamera alleine oder mit einem Assistenten bedient, wird man sie zweifellos unterschiedlich aufriggen. Mehr zu diesem Aspekt im Abschnitt Handling.
Tobias Körtge sagt, dass die C700 in betriebsbereitem Zustand in einer ähnlichen Gewichtsklasse wie Arris Amira antritt, vielleicht einen Tick schwerer. In der Regel werde man diesen Kameratypus aber ohnehin immer im Zusammenspiel mit einem Tragesystem nutzen, etwa mit dem Easyrig-System, sodass es letztlich nicht auf ein paar hundert Gramm Gewicht ankomme.
Beim Einsatz auf einem Gimbal spiele das Gewicht allerdings schon eine Rolle — und hierfür eignet sich die C700 aus Körtges Sicht nur sehr bedingt. »Nicht ohne Grund ist etwa die kompakte Alexa Mini ein so großer Renner und wird sehr gern und intensiv genutzt«, erklärt Körtge.
Bedienung, Menü
Kameraleute, die schon mit anderen Canon-Kameras der C-Baureihe (Test: C300/II) gearbeitet haben, dürften sich mit der C700 sehr schnell zurechtfinden, so Körtge. Auch wer eher mit Kameras anderer Hersteller arbeitet, kann sich aber aus seiner Sicht vergleichsweise schnell einfinden.
»Es gibt durchaus auch Parallelen zur Amira«, merkt Körtge an. »Der eine oder andere Blick in die Bedienungsanleitung ist aber— zumindest in der Umstiegsphase oder beim Erstkontakt — aber doch kaum zu vermeiden, wenn man weiter in die Tiefe geht.«
Die Kamera bietet auf der linken Seite ein Bedien-Panel mit zugeordneten Knöpfen. Das Ganze gibt es optional auch noch als zusätzliches, zweites, abnehmbares und separat oder auf diverse Arten an der Kamera montierbares, kabelgebundenes Bedien-Panel.
Diese flexible Form der Bedienung wertet Körtge als Plus: »Das macht die Arbeit besonders im Zusammenspiel mit einem Assistenten deutlich einfacher und leichter. Was aus meiner Sicht fehlt, ist ein Ein-/Ausschalter auf dem separaten Panel.«
Wer lieber ohne das optional verfügbare Panel arbeiten will, kann alle Einstellungen auch mit dem integrierten Display erledigen.
Über ein achtpolige Fernbedienungskabel lässt sich die Kamera zudem auch per RC-V100-Fernbedienung steuern.
Die Kamera bietet diverse Record-Tasten, sodass sich die Aufzeichnung aus unterschiedlichsten Positionen immer bequem starten lässt.
Assign-Tasten, mit denen sich häufig genutzte Funktionen mit der jeweiligen Taste direkt aufrufen lassen, bietet die C700 ebenfalls — wenngleich das auch noch ein, zwei mehr sein dürften, findet Tobias Körtge.
»In der Summe würde ich sagen, man kommt gut mit der Kamera zurecht, die Knöpfe sind an den richtigen Stellen, man gut damit arbeiten, die Menüführung ist gut gelungen.«
Ein kleiner Kritikpunkt von Körtge, der sich aber möglicherweise mit neueren Software-Versionen erledigen könnten: Wenn man in 4K dreht und dann höhere Bildraten einstellt, stellt die Kamera automatisch einen Crop ein, nutzt also nur einen Teil der Sensorfläche. Der bleibt allerdings auch dann erhalten, wenn man wieder auf die reguläre Bildrate zurückgeht und muss dann manuell umgestellt werden.
Positiv fiel Körtge auf, dass die C700 schneller bootet, als die meisten vergleichbaren Kameras.
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Seite 5: Supportsystem, OLED-Sucher
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Seite 7: Objektive, Anamorphotische Aufzeichnung, Bildqualität
Seite 8: Fazit