Versunkene S8- und 16-mm-Schätze heben
Es gibt viele Möglichkeiten, vorhandenes Filmmaterial im Super-8- oder 16-mm-Format auch in der digitalen Ära zugänglich zu machen. Film-Digital aus Wedemark bietet verschiedene Methoden dafür an: als Dienstleistung und zum Selbermachen. Nun hat das Unternehmen neue Produkte dafür entwickelt.
Wenn man aber sehr viel Filmmaterial besitzt und/oder seine Filme nicht in fremde Hände geben will, dann kann man auch auf den Gedanken kommen, die Digitalisierung selbst zu realisieren. Dafür kann man sich einen Scanner oder Filmabtaster kaufen, wie etwa den 8-mm-Filmscanner Flashscan HD von MWA Nova, um nur ein Beispiel zu nennen. Für einen solchen Scanner muss man allerdings so tief in die Tasche greifen, dass man ihn entweder gewerblich nutzen und selbst Dienstleister werden muss, oder sehr viel Enthusiasmus und ein stattliches Hobbybudget mitbringen muss, wenn man ihn privat kaufen und nutzen will: Preise jenseits von 20.000 Euro muss man für einen einigermaßen hochwertigen Scanner investieren.
Lösungen für Selbermacher mit kleineren Budgets bietet Film-Digital an. Die Grundidee ist dabei eigentlich ganz einfach: Ein Projektor wird mit einer Kamera kombiniert. Dabei können sowohl schon vorhandene Projektoren, wie auch vorhandene Videokameras oder Fotoapparate genutzt werden. Der Projektor wird in puncto Filmtransport und Beleuchtung umgebaut, dann wird anstelle des Projektionsobjektivs eine Spezialoptik eingesetzt und diese stellt auch die Verbindung zum Objektiv-Mount eines Camcorders oder einer DSLR her.
Dieses Grundthema hat Film-Digital in den vergangenen Jahren immer weiter verfeinert und diverse technische Optionen, sowie erweiterte Bedienmöglichkeiten geschaffen: Heute kann man den Filmtransfer mit einem System von Film-Digital auch per App vom Handy oder Tablet aus steuern und überwachen, wenn man die maximale Ausbaustufe wählt — man kann aber nach wie vor auch viel einfacher in das Thema einsteigen. Somit bietet Film-Digital mittlerweile Lösungen für unterschiedlichste Budgets an.
Grundprinzip
Die großen Sensoren von DSLRs und SLS-Camcordern (APS-C, Vollformat und S35) erlauben es im Zusammenspiel mit einem für den Nahbereich optimierten Objektiv, Filmbilder direkt auf den Sensor zu projizieren. So können etwa die Camcorder C300 (Test C300, Test C300 Mk II) oder C100 (Test C100, Test C100 Mk II) von Canon, aber auch Digital-Camcorder anderer Hersteller, sowie verschiedene DSLRs im Zusammenspiel mit der Spezialoptik von Film-Digital direkt vor den Projektor montiert werden. Auf diese Weise kann Bildmaterial, das bisher nur auf Film vorliegt, schnell und ohne großen Aufwand in vergleichsweise hoher Qualität digitalisiert werden. Für die Aufzeichnung kann man auch einen Digitalrecorder wie den Shogun von Atomos verwenden und damit sogar in 4K aufnehmen.
Der Projektor muss für die Überspielung entweder vom Kunden selbst, oder von Film-Digital zum Transferprojektor umgerüstet werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vom Projektor und von der verwendeten digitalen Kamera abhängen. In jedem Fall wird die Beleuchtungsquelle durch ein von Film-Digital entwickeltes, in der Helligkeit steuerbares LED-Element ersetzt. Dann ist noch das Spezialobjektiv erforderlich, das anstelle des Projektionsobjektivs im Projektor sitzt.
Ausbaustufen
Je nach der gewünschten Kombination aus Projektor und Kamera sind verschiedene Modifikationen nötig oder möglich und dadurch unterschiedliche Komfortstufen in der Bedienung erreichbar. Film-Digital bietet diese Modifikationen in Form von Modulen an. Bevorzugt modifiziert Film-Digital Studio-Super-8-Projektoren, etwa von Bauer oder Elmo.
Am meisten Möglichkeiten eröffnen sich derzeit, wenn man einen T610 von Bauer als Projektor verwendet und Film-Digital alle Motoren und Getriebe an diesem Projektor durch Schrittmotoren ersetzt. Dann kann dieser Projektor komplett via WLAN von einem Handy, Tablet oder PC aus fernbedient werden, gleichzeitig bleibt er aber auch mechanisch über das Drehrad direkt am Projektor bedienbar.
Weitere Details zu einem solchen voll umgebauten System und auch zu einfacheren und preisgünstigeren Modifikationsstufen sind in einem früheren Artikel von film-tv-video.de beschrieben.
Neue Entwicklungen
Beim S8-Transfer mit den bisher verfügbaren Spezialobjektiven von Film-Digital wird in der Kamera ein seitenverkehrtes Bild aufgezeichnet, das man nachträglich mit einem Schnittsystem digital spiegeln muss. Nun hat Film-Digital aber auch eine Winkeloptik entwickelt, die das Bild seitenrichtig in die Kamera projiziert. Die ermöglicht es zudem, die Kamera nicht mehr direkt in der Projektionsachse installieren zu müssen, sondern um 90 Grad gedreht neben dem Projektor. Das wiederum hat den Vorteil, dass sich Kamera und Filmspulen nicht ins Gehege kommen, auch wenn man große Filmspulen am Projektor einsetzt.
Eine weitere, noch ganz neue Entwicklung von Film-Digital geht in Richtung Ton: Bei der Branchenveranstaltung Hamburg Open zeigte das Unternehmen eine Projektormodifikation, die den Ton direkt hinter dem Tonkopf des Projektors abnimmt und einem externen Vorverstärker zuführt: Das Ergebnis ist ein deutlich geringeres Tonrauschen und somit eine deutlich verbesserte Tonqualität. Wer also vertonte S8-Filme kopieren will, für den hat Film-Digital bald eine Lösung, die zu wesentlich besseren Audioergebnissen führt.
Preise
Das Transferobjektiv bietet Film-Digital derzeit für 1.690 Euro an. Die Beleuchtungseinheit inklusive Helligkeitssteuerung gibt es in zwei Varianten für 185 und 215 Euro. Fertig modifizierte Projektoren sind für 580 oder 595 Euro erhältlich (alles Endkundenpreise inklusive Mehrwertsteuer, ohne Versand).
Einfache Komplettpakete, mit denen man im Filmmodus digitalisieren kann, bestehend aus modifiziertem T610-Projektor, Optik, DSLR (EOS 600D), externem Regler und allen erforderlichen Kabeln, kosten 2.290 Euro.
Um ein Einzelbildsystem aufzubauen, das die oben angerissenen Komfortfunktionen bietet, ist zudem ein Paket mit Schrittmotor-Treiber-Einheit und Steuereinheit für Einzelbild-Transfer nötig, das in Versionen für 1.990 und 2.390 angeboten wird.
Für das neue Winkelobjektiv, das die seitenrichtige Aufzeichnungen in der Kamera ermöglicht und somit die Nachbearbeitung der Aufzeichnung an einem Schnittsystem überflüssig macht, steht noch kein Preis fest.
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