Kamera, Test, Top-Story: 23.11.2013

Taschenspieler: Die Pocket Cinema Camera von Blackmagic

Ein Fotoapparat, der Bilder macht — aber keine Fotos: Mit der Pocket Cinema Camera (PCC) stellt Blackmagic eine extrem kompakte digitale Filmkamera mit Super-16-Sensor und MFT-Objektivanschluss vor. film-tv-video.de hat die Kamera im Praxistest ausprobiert.

Um einer möglichen Enttäuschung gleich mal vorzubeugen: Die von film-tv-video.de getestete Pocket Cinema Camera (PCC) konnte noch keine Raw-Daten aufzeichnen. Diese Funktion wurde leider erst nach Abschluss des Tests per Firmware-Update verfügbar, konnte also noch nicht ausprobiert werden. Aber bei anderen Aspekten der Kamera, zu denen dieser Test Aussagen enthält, bleiben Aktualität und Relevanz erhalten — und das sind nicht wenige.

Zum Testzeitpunkt war die Aufzeichnung mit der Pocket Cinema Camera (PCC) ausschließlich in ProRes 422 HQ mit 10-Bit-Quantisierung möglich, einem Codec, der neben der Raw-Aufzeichnung in der PCC aber auch weiterhin zur Verfügung steht — und zweifellos auch in Zukunft von vielen Nutzern eingesetzt wird, weil diese Aufzeichnungsvariante einen ganz guten Kompromiss aus Speicherbedarf und filmischem Look darstellt. Die Hardware und alle anderen Funktionen der Kamera sind auch nach dem »Raw-Update« gleich geblieben, der Test behält also — wie eingangs erläutert — in allen anderen Aspekten bis auf weiteres seine Gültigkeit.

Damit ist auch gleich ein wichtiger Punkt angesprochen, der heutzutage auf alle Gerätetests zutrifft: Es kann sich nach Ende des Tests durch Software-Änderungen an den Geräten immer noch das eine oder andere verändern, jeder Test stellt nur noch eine Momentaufnahme dar.

Der unauffällige Hingucker

Im normalen Straßenbild fällt man mit der PCC nicht auf, solange man sie nicht mit riesigen Objektiven kombiniert oder anderweitig auffällig aufriggt. Sie ist klein und dezent, der Uneingeweihte hält sie für einen kleinen Fotoapparat.

Ganz anders war das bei der ersten Vorstellung der PCC im professionellen Umfeld: Da fiel die PCC sofort auf. Blackmagic hatte zunächst mit der Vorstellung der größeren Digital Cinema Camera (Test), einer 2,5-K-Raw-Kamera zum Sensationspreis, einen ersten Paukenschlag im Kamerabereich gesetzt und viel Bewegung in den Kameramarkt gebracht. Dann schob das Unternehmen die superkompakte und nochmal wesentlich preisgünstigere PCC nach und zog damit erneut die Aufmerksamkeit der Anwender auf sich. Mittlerweile weckt Blackmagic mit seinen Kameraneuheiten mehr Aufmerksamkeit als Red, der bisherige Star des Digitalfilmkamera-Zeitalters.

Gerade die zur NAB2013 vorgestellte kompakte Pocket Cinema Camera stieß unter all den viel größeren, schwereren und teureren Kameras auf großen Anklang: Klein und mit einem Nettopreis von rund 800 Euro auch sehr preisgünstig, kompatibel zu einer großen Auswahl vergleichsweise günstiger MFT-Objektive, war sie das materialisierte Versprechen, den derzeit angesagten Filmlook für noch breitere Anwendungsfelder greifbar zu machen. Unmittelbar nach der ersten Ankündigung der PCC gingen bei den Händlern weltweit zahlreiche Vorbestellungen für diese Kamera ein.

Erfüllt die PCC die in sie gesetzten Hoffnungen und Erwartungen der Anwender? Eine erste Antwort darauf soll dieser Praxistest geben. Und wie schon eingangs erwähnt: Die Kamera, die film-tv-video.de zum Test vorlag, repräsentiert bis auf die Raw-Aufzeichnung den aktuellen Stand dieses Geräts.

Anmutung, erster Eindruck

Das Design der PCC ist wesentlich besser gelungen, stimmiger und gefälliger, als das der größeren, klobigen BMCC — und damit ist keineswegs nur der schiere Größenunterschied gemeint. Die PCC wiegt ohne Akku und Objektiv rund 350 g. 12,8 cm Breite und 6,6 cm Höhe  entsprechen ungefähr der Frontseite eines iPhone 5. Mit 3,8 cm Tiefe ist die Kamera kaum dicker als die meisten kompakten Fotoapparate. Auf den ersten Blick denkt man unwillkürlich, einen kompakten Fotoapparat vor sich zu haben.

Die PCC erreicht einen mechanisch und haptisch hochwertigen Eindruck. Der Body wirkt stabil, die Tasten präzise. Das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung ist überwiegend mit einem recht griffigen, schwarzen Überzug beschichtet. Mit kleinen (Pancake)-Objektiven bestückt, liegt die Kamera gut in der Hand, wenn man sie wie einen kompakten Fotoapparat greift. Diese Art, die Kamera zu halten, wird von der Lage des Auslösers unterstützt, der wie sonst bei Fotoapparaten üblich, griffgünstig für den rechten Zeigefinger positioniert ist. Soll die Kamera mit größeren, schwereren Objektiven genutzt werden, wird man sie mit Stützen, Cages oder Rigs kombinieren (müssen), wenn man aus der Hand oder von der Schulter drehen will.

Auf der Rückseite der Kamera befindet sich ein integriertes 3,5-Zoll-Display. Die Bedienung erfolgt überwiegend per Bildschirmmenü und neben dem Display angeordnete Cursor-Tasten, sowie über weitere, dezidierte Bedienknöpfe.

Auf der linken Seite des Gehäuses befinden sich die sichtbaren Anschlüsse, am Boden der Kamera sind hinter einer Klappe Akkufach, Speicherkarten-Slot und eine USB-Buchse versteckt. Oben und unten weist das Gehäuse ein jeweils ungefähr mittig angeordnetes 1/4-Zoll-Stativgewinde auf.

Innenleben und Eckdaten der Kamera

Die Pocket Cinema Camera (PCC) ist mit einem Sensor ausgerüstet, dessen aktives Bildfenster ungefähr dem des im Super-16-Formats entspricht. Das tatsächlich in der PCC genutzte Bildfenster misst 12,48 x 7,02 mm. Der Bildwandler erzeugt ein Bildsignal mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten. Die Bilder in dieser oft auch »Full HD« genannten Auflösung stehen mit Bildraten von wahlweise 23,98/24/25/29,97 oder 30 fps zur Verfügung.

Der Sensor soll ganz ähnlich aufgebaut sein, wie der in der schon verfügbaren Cinema Camera, nur eben mit einem kleineren Bildfeld. Weitere Angaben zum Bildwandler, der in der Kamera steckt, macht der Hersteller nicht, man kann aber davon ausgehen, dass es ein CMOS-Sensor ist.

Den Kontrastumfang der Kamera gibt Blackmagic mit 13 Blendenstufen an. Die PCC kann seit dem jüngsten Update (Mitte November 2013) wahlweise ProRes-422-(HQ)-Dateien in 10 Bit, oder — mit dem jüngst erfolgten Update — 12-Bit-Raw-Daten im Cinema-DNG-Format auf schnelle SD-Speicherkarten aufzeichnen.

Objektive finden an einem aktiven MFT-Bajonett Anschluss. Im Audiobereich ist die Kamera mit einem Stereomikrofon und einem Mono-Lautsprecher bestückt.

Der 3,5-Zoll-Monitor auf der Geräterückseite bietet eine Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten.

Es gibt an der linken Seite der Kamera Buchsen für Fernsteuerung per Lanc-Protokoll (2,5-mm-Stereo-Miniklinke), Kopfhörer und Mikrofon (jeweils 3,5-mm-Stereo-Miniklinke), eine Micro-HDMI-Buchse (Typ D) und eine Buchse für 12-V-Gleichspannungsversorgung. Unter der Klappe im Kameraboden befindet sich neben Akku und Speicherkartenslot ein USB-2.0-Anschluss in Mini-B-Ausführung.

Wofür eignet sich die PCC?

Letztlich wird immer der Markt — und in diesem Fall die Summe aller Anwender — entscheiden, wofür eine Kamera wirklich genutzt wird und/oder gut geeignet ist. Der Hersteller macht letztlich immer nur Vorschläge. Und die klingen bei Blackmagic sogar ein bisschen lustig, denn auf der Website steht zu den Einsatzgebieten der Pocket Cinema Camera: »(…) ideal für Dokumentarfilme, Independent Filme, Reportagen, Musikfestivals, ENG, Protestmärsche und sogar Kriegsgebiete.«

Der Hersteller selbst verstärkt also den Eindruck, die PCC sei unter anderem auch das, was im angelsächsischen Sprachraum als Speedshooter-Kamera oder Run-and-Gun-Equipment umschrieben wird: Eine Kamera also, mit der man schnell und auch in Streßsituationen Bilder und Töne aufnehmen kann, die man bei Bedarf dann sehr rasch publizieren kann. Das ist die PCC aus Sicht der Tester aber definitiv nicht.

Ihre Stärken liegen in ganz anderen Bereichen, die sie viel eher als Backup- und B-Kamera für die Einsatzbereiche definieren, in denen man auch andere Raw-Kameras nutzt oder nutzen würde — und das sind eben in der Regel keine zeitkritischen Reportagen, in denen die Kamera schon das fertige, sendefähige Bild ausgeben soll. Die PCC eignet sich vielmehr dafür, optimales Ausgangsmaterial für eine tiefergehende Postproduktion inklusive Grading aufzunehmen, für die man sich aber dann auch entsprechend Zeit nehmen sollte.

Ganz zweifellos kann man die PCC problemlos in der Jackentasche mitführen und kann dann auch mal spontan damit drehen — aber eine Schnappschusskamera ist die PCC eher nicht. Das soll keineswegs bedeuten, dass sie kompliziert zu bedienen wäre, ganz im Gegenteil — aber man sollte schon wissen, was man tut, wen man sich auf diese Kamera einlässt und sie wirklich vorteilhaft nutzen will.

Wie schon die Cinema Camera von Blackmagic, ist auch die PCC nicht vorrangig darauf abgestimmt, schon in der Kamera das fertige Bild herzustellen, was hingegen in »normalen« Videokameras das Ziel ist und mit allerlei Optimierungsfunktionen und Automatiken unterstützt wird. Die PCC soll hingegen vielmehr ein Bild erfassen, das dann in der Postproduction möglichst viel Spielraum für die finale Bildgestaltung lässt. Das sind zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen, die beide ihre Berechtigung haben, aber auch jeweils andere Akzente und Gewichte im Arbeitsablauf oder »Workflow« nach sich ziehen.

Etwas überspitzt könnte man sagen: Nur wenn man die Zeit, Gelegenheit und Fähigkeit hat, mit den von der PCC aufgenommenen Bildern in der Nachbearbeitung per Grading zu arbeiten, ergibt das Drehen mit dieser Kamera überhaupt einen Sinn.

Dass die PCC in ihrem vollen Namen den Begriff »Cinema« führt, kann man für eine Kompaktkamera mit HD-Auflösung hochgestochen und übertrieben finden, aber es hat andererseits auch eine gewisse Berechtigung, wie die weiteren Abschnitte dieses Artikels aufzeigen.

DSLR oder PCC?

Aufgrund ihrer Größe, ihres geringen Gewichts (355 g), ihrer Ausstattung natürlich auch ihres Preises konkurriert die Pocket Cinema Camera letztlich auch mit DSLRs und kompakten, spiegellosen Systemkameras. Im Vergleich mit diesen Konkurrenten hat die PCC Vor- und Nachteile.

Es kann ein Vorteil sein, wenn man mit dem gleichen Gerät Fotos und Videos produzieren kann. Das geht aber mit der PCC nicht, denn sie hat keinen Foto-Modus, und auch solche Dinge wie einen eingebauten Blitz oder eine Blitzsynchronisierung gibt es nicht. Die PCC ist klar und eindeutig auf Bewegtbild ausgelegt, was wiederum in der Bedienung ein Vorteil gegenüber dem Video-Modus bei Fotoapparaten ist.

Die meisten Fotoapparate bieten hingegen nur 8-Bit-Video an, während die PCC im ProRes-Modus mit 10 Bit und im Raw-Cinema-DNG-Modus mit 12 Bit Quantisierung aufwarten kann. Je nach Projekt und Zielmarkt  kann dieser Unterschied spielentscheidend sein und er spricht in jedem Fall für die PCC.

Die Konzentration der PCC auf Bewegtbild merkt man auch unter anderen Aspekten: Während viele DSLRs mit Moiré-Erscheinungen (Aliasing) zu kämpfen haben, war das im Test für die PCC letztlich kein Thema. Auch der bei vielen DSLRs massive Rolling-Shutter-Effekt spielt bei der PCC keine so große Rolle. Die Bilder, die man mit der PCC aufnimmt, sehen beileibe nicht aus wie von einer Global-Shutter-Kamera, aber von den heftigen Rolling-Shutter-Artefakten, die viele DSLRs produzieren, ist sie mindestens ebensoweit entfernt.

Obwohl exklusiv für Bewegtbild ausgelegt, wozu im Normallfall auch Ton gehört, ist die dafür notwendige Audiosektion bei der PCC sehr mager ausgestattet — magerer sogar, als bei einigen DSLRs. Wenn es also auf den O-Ton ankommt, bietet die PCC keine Vorteile gegenüber Fotoapparaten, sondern zieht im einen oder anderen Fall sogar eindeutig den Kürzeren.

Die PCC hat ein im Vergleich zu hochwertigen Fotoapparaten kleineres Bildfenster. Das führt unter anderem dazu, dass der weitaus größte Teil der Objektive, die man an die PCC ansetzt, im Telebereich operiert (mehr dazu im Abschnitt »Objektive«). Man wird sich also schwertun, Objektive mit weitwinkliger Bildwirkung und hoher Abbildungspräzision für die PCC zu finden, außerdem erschwert die Telewirkung natürlich das wackelfreie Drehen aus der Hand.

Drehvorbereitung: Akku und Speicherkarte

Mit der PCC liefert Blackmagic ein Netzgerät und einen Akku aus. Anders als die Cinema Camera, bei der der Akku fest eingebaut ist, hat die PCC einen Wechselakku und Blackmagic hat sich für eine gängige Größe entschieden: In das vom Kameraboden aus zugängliche Akkufach passt ein Lithium-Ionen-Akku des Typs EN-EL20, solche Akkus kennt man von Nikon-Kameras. Dieser Akkutyp ist gängig und weit verbreitet, sodass es leicht ist, weitere Akkus zu beschaffen.

Und das sollte man auch tun, denn mit nur einem Akku kommt man nicht weit: Bei maximaler Display-Helligkeit, die man in sehr vielen Drehsituationen braucht (mehr dazu im Abschnitt »Display«), war der Akku im Test teilweise schon nach einer halben Stunde Betriebsdauer der Kamera leer. Wohlgemerkt: Betriebsdauer der Kamera mit einigen kurzen Aufnahmeabschnitten, nicht bei durchgehendem Aufnahmebetrieb. In anderen Fällen reichte der Akku auch mal eine Stunde, aber mehr war nie drin. Zudem ist die Akkuanzeige der PCC, wie auch schon die bei der BMDCC, sehr ungenau. Startet man den Dreh, sind im Glücksfall noch 100 % Akkuleistung abzulesen, kurze Zeit später springt die Anzeige schon auf 80%. So geht das dann schnell weiter. Kurzum: Zusatz-Akkus sind in jedem Fall Pflicht.

Blackmagic liefert kein separates Ladegerät mit der Kamera aus, der Akku wird in der Kamera geladen, wenn das Netzgerät angeschlossen und die Kamera ausgeschaltet ist. Ob der Ladevorgang läuft und wie weit der Akku schon geladen ist, darüber geben aber in dieser Situation weder das Ladegerät noch die Kamera Auskunft: Es gibt keine LED- oder sonstige Anzeige dafür, sondern man muss die Kamera einschalten, um zu sehen, wie voll der Akku ist. Es empfiehlt sich also in jedem Fall, zusätzlich zu weiteren Akkus auch gleich noch ein separates Ladegerät zu kaufen. Man kann natürlich auch auf externe Spannungsversorgung der Kamera per Akkugürtel oder ähnliches umstellen, das macht aber den Charme der kompakten Einheit zunichte.

Aufgezeichnet wird bei der PCC auf SD-Speicherkarten. Das ist an sich recht positiv, denn die sind weit verbreitet, schön kompakt und wesentlich preisgünstiger als CF-Speicherkarten oder gar die SSDs. auf die die Cinema Camera speichert. Allerdings ist die PCC bei den Speicherkarten ziemlich wählerisch: SD-Speicherkarten, die die PCC nicht für geeignet hält, zeigt sie entweder gar nicht an oder lehnt sie per Display-Anzeige ab.

Dass leistungsfähige Speicherkarten notwendig sind, ist logisch: Die PCC produziert schon im ProRes-Aufnahmemodus 220 Mbps, die erst mal weggeschrieben werden müssen. Diese Zahl gibt auch einen Hinweis darauf, dass das Drehen mit der PCC speicherhungrig ist, man sollte also stets eine ordentliche Anzahl von Speicherkarten mit größerer Speicherkapazität bereitlegen, wenn man länger drehen will. Als Anhaltspunkt: Wenn man in ProRes mit 25 fps aufzeichnet — also aus Sicht von Raw-Freunden nur mit gebremsten Schaum unterwegs ist — dann passen auf eine 64-GB-Karte rund 45 Minuten Material.

Prinzipiell kommen schnelle SDHC– und SDXC-Speicherkarten als Speichermedien in Frage. Auf der Firmen-Website nennt Blackmagic eine Auswahl von Speicherkarten, mit denen die Aufzeichnung definitiv funktionieren soll. Man sollte aber in jedem Fall nur sehr leistungsfähige Karte fürs Aufzeichnen nutzen, vor allem für die Aufzeichnung in Raw empfiehlt Blackmagic SD-Karten, die sehr hohe Datenraten bewältigen können. Konkret heißt das: Im Test ließ sich beispielsweise eine Class-6 SDHC-Karte von Transcend nicht nutzen. Erst mit einer schnelleren ExtremePro von SanDisk gelang die Aufzeichnung.

Anders als man das von vielen anderen Fotoapparaten, Videokameras und Audiorecordern her kennt, lassen sich Speicherkarten in der PCC nicht formatieren, sondern die PCC akzeptiert nur vorfomatierte Karten. Man muss also die Karten zuerst am Rechner in HFS+ oder FAT formatieren, bevor man sie nutzen kann.

Da man in der Kamera auch keine einzelnen Clips von der Speicherkarte löschen kann, sollte man beim Dreh definitiv einen gewissen Vorrat vorformatierter Speicherkarten dabei haben, oder — vielleicht noch besser — für rasch möglichen Zugriff auf einen Rechner sorgen, mit dem man Karten jederzeit formatieren, Material kopieren und sichten kann. Zum Drehequipment der PCC gehört also auch aus diesem Aspekt heraus letztlich immer auch ein Rechner.

Objektive

Blackmagic liefert die Kamera ohne Objektiv aus. Über den aktiven Micro-Four-Thirds-Anschluss (MFT) lassen sich zahlreiche MFT-Optiken nutzen. Die Pins des MFT-Anschlusses versorgen die MFT-Objektive mit Spannung und stellen die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv her: Es können also Objektive mit integrierter Bildstabilisierung genutzt werden und die Blende lässt sich von der Kamera aus steuern. Für den MFT-Wechselobjektivanschluss werden zahlreicher Objektive angeboten: MFT-Optiken haben etwa Zeiss, Voigtländer, Olympus, Panasonic und Leica im Programm.

Der Four-Third-Standard ist im Grunde bis auf die Baugröße des Mounts identisch mit MFT und man kann mit einem Zwischenring problemlos darauf adaptieren. Das eröffnet auch eine größere Auswahl an Automatik-Objektiven von Olympus, denn dieser Hersteller fertigt seit vielen Jahren sehr hochwertige Foto-Objektive für diesen Mount.

Per Adapter lassen sich auch 35-mm-Objektive von Canon, Nikon oder Arri nutzen. Neben den dafür nötigen EF-, F- und PL-Adaptern gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, darunter auch C-Mount-Adapter. An der PCC können somit auch viele 16-mm-C-Mount-Objektive verwendet werden. In diesen Fällen wird aber keine elektrische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera hergestellt, die Objektivsteuerung von der  Kamera aus funktioniert in diesen Fällen nicht, man muss Blende und Schärfe manuell einstellen.

Ein wichtiger Aspekt beim Thema Objektive besteht allerdings darin, dass die PCC nur einen Teil des Bildfensters der allermeisten dieser Objektive nutzt. Das gilt selbst für MFT-Objektive, die man direkt, ohne Zwischenring oder Adapter an die PCC ansetzen kann. MFT-Objektive sind nämlich für ein größeres Bildfenster berechnet, weil die meisten MFT-Fotoapparate ein Bildfenster von 17,31 × 12,98 mm aufweisen, das also deutlich größer ist als die 12,48 x 7,02 mm der PCC. Deshalb stimmen die Brennweitenangaben auf dem Objektiv nicht mit dem Bildwinkel überein, den man beim Einsatz des jeweiligen Objektivs an der PCC erreicht: es tritt eine Verlängerung ein.

Bei MFT-Objektiven wird die Brennweite ungefähr mit dem Faktor 3 verlängert. Praktisch alle Objektive, die man an der PCC nutzt, sind dadurch eher im Telebereich angesiedelt.

Im Zusammenspiel mit aktiven MFT-Optiken kann bei der PCC eine Blendenautomatik genutzt werden: Drückt man in diesem Fall an der Kamera die Taste »Iris«, dann wird die Blende so eingestellt, dass der maximale Dynamikumfang der Kamera ausgenutzt, also am oberen Ende der Helligkeitsskala nichts abgeschnitten wird.  

Handling, Ausstattung, Bedienung

Mit einem kleineren Objektiv ist es möglich, mit der PCC extrem unauffällig zu drehen. In etlichen Drehsituationen kann das aus ganz verschiedenen Gründen ein echter Vorteil sein. Dabei wird man dann in der Regel aus der Hand drehen. Um dabei gute, relativ wackelfreie Ergebnisse zu erzielen, muss man aber ein extrem weitwinkliges Objektiv auftreiben, denn das S16-Bildfenster der PCC sorgt schon bei MFT-Objektiven für eine Verlängerung der Brennweite — ungefähr um den Faktor 3: Ein 50-mm-Objektiv produziert also auf der PCC ungefähr den Bildausschnitt, den auf einem MFT-Fotoapparat ein 150-mm-Objektiv erzeugt (mehr dazu im Abschnitt Objektive).

Mit größeren Objektiven ist es nahezu unumgänglich, Rigs, Stative oder Stützen zu verwenden, wenn man mit der PCC drehen will. Dabei kann die eigentlich angenehme, geringe Baugröße der PCC für zusätzliche Herausforderungen sorgen: Setzt man etwa einen etwas größeren Objektivadapter oder ein stattlicheres Objektiv an die Kamera, ragt dieses Zubehör sehr rasch unten über den Boden der Kamera hinaus und weil die Kamera sehr flach ist, kann man sie dann — abhängig vom verwendeten Stativ — nicht mehr auf der Stativplatte festschrauben oder zumindest nicht mehr sauber ausbalancieren. Man braucht in solchen Fällen also einen Riser, Cage oder eine andere Art von Zwischenplatte oder Unterbau — oder man muss sich nochmal andere Lösungen einfallen lassen.

Hat man diese Klippen überwunden, macht das Drehen mit der PCC durchaus Spaß, denn die Kamera ist im Grunde sehr einfach zu bedienen und die Bildqualität, die man erreichen kann, ist überraschend gut (mehr dazu im Abschnitt »Bildeindruck«). Die Mühe kann sich also lohnen.

Das Menü ist übersichtlich, man muss nicht lange nach den Funktionen suchen, denn so viele einzelne Menüpunkte gibt es gar nicht. Die Menüeinteilung und Steuerung folgt weitestgehend dem, was man von Blackmagics Cinema Camera (BMCC) kennt (Test) — und hier liegt auch ein kleiner Kritikpunkt begraben: Anders als die größere BMCC hat die PCC keinen Touchscreen, was angesichts der viel kleineren Display-Größe sicher sinnvoll ist und viele Anwender ohnehin besser finden werden. Die Einstellung der PCC-Menüs erfolgt also per Cursor-Tastenfeld. Das läuft überwiegend gut, aber wenn es etwa um die Eingabe von Metadaten geht, passen Bedienung per Cursor-Tasten und das Bildschirmmenü nicht optimal zusammen: Es dauert ewig, bis man mit den Pfeiltasten auf der Bildschirmtastatur hin und her rangiert und etwas eingegeben hat.

Die Iris-Taste der PCC funktioniert nur im Zusammenspiel mit aktiven MFT-Optiken (siehe Abschnitt »Objektive«). Die Fokus-Taste hat hingegen auch bei anderen Objektiven eine Funktion: Damit wird das farbige Peaking eingeschaltet, das scharfgestellte Kanten betont. Drückt  man die OK-Taste zweimal, sieht man auf dem Display einen Ausschnitt aus dem Kamerabild in 1:1-Pixel-Darstellung, also einen unskalierten Bildausschnitt.

Dann gibt es auf der Geräterückseite noch die Einschalt- und die Menü-Taste, oben drauf den Auslöser und  Tasten für die Wiedergabesteuerung — das war’s: keine User- oder sonstige Funktionstasten, alles weitere muss per Menü eingestellt werden. Zwar findet man im übersichtlichen Menü schnell Weißabgleich/Farbtemperatur, Shutter Angle, Zebra und die Einstellmöglichkeit für das Aufzeichnungsformat oder die Empfindlichkeit, aber man muss dafür eben stets in die Menüeinstellungen gehen. Das gilt auch für die Audioeinstellungen und den Audiopegel.

Über einen schmalen Statusbalken am unteren Bildrand wird der Anwender über den aktuellen Status der Kamera informiert. Was es allerdings überhaupt nicht gibt, ist eine Audiopegelanzeige.

Die Tester fanden auch die Einstellung von Farbtemperatur/Weißabgleich etwas grob abgestuft: Hier wären ein paar mehr Zwischenstufen sinnvoll, da es ja keinen echten Weißabgleich gibt, sondern man nur aus vorgegebenen Werten auswählen kann. Will man nämlich mit der PCC doch mal direkt in der Kamera »fertige Bilder« erzeugen, die man nicht nachbearbeiten will, dann ist das zwar prinzipiell möglich, wenn man die PCC nicht in den Film- sondern in den Video-Modus versetzt, aber die grobe Abstufung der Farbtemperatur-Werte steht diesem Unterfangen dann trotzdem im Weg.

Die »normale« Empfindlichkeit der PCC beträgt 800 ISO, einstellbar sind Werte zwischen 200 und 1.600 ISO, die dann per elektronischer Verstärkung oder Dämpfung erreicht werden.

Den Shutter stellt man bei der PCC mit Winkelwerten ein, obwohl es natürlich keine rotierende Blende bei der Kamera gibt. Und natürlich erfolgt auch diese Einstellung mit festen Vorgaben: 180 Grad entspricht dabei — bei einer Bildrate von 25 fps — einer »normalen« Shutter-Einstellung von 1/50, während niedrigere Einstellungen zu kürzeren Zeiten führen. Im Test musste der Shutter an einem ganz normalen Herbsttag und 200 ISO Empfindlichkeit durchaus auch mal auf 45 Grad gestellt werden, um Überbelichtungen zu vermeiden, weil die Blende am Objektiv keine kleinere Öffnung mehr hergab. Will man den dann auftretenden leichten Stroboskopeffekt vermeiden, muss man statt Shutter eben ND-Filter verwenden, was aber beim Arbeiten mit der PCC ein Objektivthema ist, da die Kamera keine eingebauten ND-Filter bietet — bei der geringen Baugröße aber auch durchaus einleuchtend.

Schön wäre es, wenn die PCC während der laufenden Aufnahme anzeigen würde, wie lange man noch auf die eingelegte Speicherkarte aufzeichnen kann. Das tut sie leider nicht und deshalb wird man beim Drehen immer wieder vom Ende einer Aufnahme überrascht — besonders wenn man etwa mit Speicherkarten arbeitet, die 16 oder weniger GB Kapazität haben.

Besondere Bildfunktionen

Eine höhere Bildrate als 30 fps in 1.080 ist mit der PCC zumindest derzeit nicht möglich. Somit lassen sich auch keine nennenswerten Zeitlupenaufnahmen mit der Kamera realisieren. Eine Intervallfunktion gibt es aber, so dass Zeitrafferaufnahmen möglich sind: Mit festen, im Menü auswählbaren Werten.

Für die Beeinflussung des Looks, in dem die Kamera aufzeichnet, unterscheidet die PCC beim Menüpunkt »Dynamic Range« zwischen »Film« und »Video«. Wählt man »Film« aus, wird mit einer logarithmischen Gammakurve aufgenommen und so der komplette Dynamikumfang der Kamera von 13 Blendenstufen aufgezeichnet — wenn man richtig belichtet oder im Zusammenspiel mit MFT-Objektiven die Blendenautomatik nutzt. Wählt man »Video«, wird aus den Bildsignalen, die vom Sensor kommen, ein normales HD-Videosignal generiert. Damit sollen »fertige« Videoaufnahmen mit der Kamera möglich werden, was aber — wie schon erwähnt — nicht selten eine theoretische Möglichkeit darstellt, weil es keinen echten Weißabgleich gibt, sondern nur eine grobe Farbtemperatureinstellung.

Die PCC kann im Menüpunkt »Dynamic Range« zwischen »Film« und »Video« umgeschaltet werden. Das Video zeigt, wie sich das in der Aufzeichnung auswirkt. Aufnahmen im Filmmodus wirken flau und entsättigt, sie lassen aber mehr Spielraum im Grading.

Auch die Anzeige auf dem integrierten Display oder einem per HDMI angeschlossenen externen Monitor kann man zwischen »Film« und »Video« umschalten. Dadurch ist es möglich, zwar im Film-Modus aufzuzeichnen, was in der Regel zu kontrastarmen, entsättigten Bildern führt, die aber eben alle Reserven für die spätere Look-Gestaltung bieten, während man schon während der Aufnahme auf dem Display oder einem externen Monitor ein »normales« Bild im Video-Look sehen kann.

Display

Die PCC ist mit einem fixen, nicht mechanisch nicht verstell- oder schwenkbaren 3,5-Zoll-Display ausgerüstet, das eine Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten bietet. Darüber stellt der Filmer per Menü alle wichtigen Funktionen ein, und darüber beurteilt er auch das Bild. Letzteres ist bei Außendrehs in normalem Tageslicht aber nahezu unmöglich. Befindet sich die Kamera zudem noch in einer Position, in der man keinen relativ senkrechten Blick auf das Display hat, verschlechtert sich die Ablesbarkeit nochmal deutlich. Nur wenn man die Hand schützend ums Display legt, und senkrecht darauf blicken kann, lässt sich in helleren Umgebungen das Bild auf dem Display noch einigermaßen erkennen. Doch selbst dann bleibt es schwierig, die korrekte Schärfe zu treffen. Das Bild sieht bei hellem Umgebungslicht einfach zu schwammig und zu kontrastarm aus. Im Test an einem der letzten schönen Herbsttage trat dieser Effekt besonders eklatant auf – und das ist ein klares Manko.

Bei Nachtdrehs geht das besser, dann lässt sich mit dem zuschaltbaren grünen Peaking und der Pixel-Mapping-Funktion die Schärfe sogar einigermaßen sicher einstellen.

Letztlich wird man aber um eine irgendwie geartete Lupe, die das Display vor Umgebungslicht schützt, in der Praxis kaum herumkommen — oder man setzt einen separaten Suchermonitor mit HDMI-Eingang ein. Letzteres kann auch aus einem weiteren Grund sinnvoll sein: Trotz Pixel-Mapping-Funktion und farbigem Peaking  ist es oft schwer, auf dem kleinen Display die Schärfe mit letzter Sicherheit zu beurteilen.

Am unteren Bildrand des Displays stellt die PCC die eingestellten Eckdaten der Kamera dar: Hier werden Codec, Blende, Bildrate, Timecode, Shutter, Empfindlichkeit, Farbtemperatur und Akkuleistung dargestellt. Das ist übersichtlich und sorgt für einen schnellen Überblick.

Anschlüsse

Bei den Anschlüssen bleibt Blackmagic bei der Pocket Cinema Camera — bei der geringen Baugröße des Geräts natürlich auch notgedrungen — vergleichsweise sparsam: Die kompakte Kamera bietet einen Micro-HDMI-Ausgang für das Monitoring oder auch den Anschluss eines externen Festplattenrecorders, einen 12-V-DC-Stromanschluss, sowie einen Stereo-Miniklinken-Eingang (Mic-/Line-Pegel) für ein Mikrofon, eine weitere Stereo-Miniklinkenbuchse für den Kopfhörer und eine LANC-Fernbedienungsbuchse.

Für die Buchsen gibt es keine Abdeckung, hier muss man sich selbst behelfen und Vorsorge treffen,  wenn bei einem Dreh die Gefahr besteht, dass Feuchtigkeit eindringen könnte.

Die USB-Buchse unter der Akkuklappe ist für Software-Updates der Kamera gedacht.

Metadaten

Die PCC bietet eine einfache Möglichkeit, um Metadaten einzugeben. Richtig komfortabel ist das — wie im Abschnitt »Handling, Ausstattung, Bedienung« erläutert — jedoch nicht, weil man mit den vier Cursor-Tasten mühsam die Buchstaben auf der auf dem Display dargestellten Tastatur suchen und auswählen muss. Immerhin: prinzipiell ist es möglich, diese Funktion zu nutzen. Blackmagic gibt an, dass Programme wie FCP X (aktueller Test) oder DaVinci Resolve (Test) auch in der Lage sind, diese Daten für die Postproduktion zu übernehmen.

Nachbearbeitung

Die PCC bot in der getesteten Version — wie eingangs erwähnt — ausschließlich die Möglichkeit, in ProRes 422 (HQ) aufzuzeichnen. Mittlerweile hat ein Software-Update auch die Raw-Aufzeichnung in Cinema DNG ermöglicht.

Die ProRes-Aufzeichnung hat den Vorteil, dass weniger große Dateien anfallen und dass man dieses Material ohne weitere Konvertierschritte nutzen kann. In der Praxis wird man das Material aber in den meisten Fällen definitiv einer Farbkorrektur unterziehen, denn man wird ja mit der PCC eher im Film-Modus drehen, also kontrastarme, entsättigte Bilder in die Postproduction mitbringen. Will man aus einer Kamera einen fertigen Video-Look erhalten, dann gibt es dafür viele andere Kameras, von denen sich aus Sicht der Tester sehr viele für diesen Zweck besser eignen.

Ein Blick in die gängigen Plattformen wie Vimeo oder Youtube bestätigt diese Einschätzung: Testaufnahmen, die mit der PCC gedreht wurden, wurden meist noch in DaVinci Resolve oder auch in Premiere (Test) oder Final Cut Pro einer ersten Farbkorrektur unterzogen (Test Baselight). Über diesen Weg lässt sich aber erstaunlich viel aus dem Material herausholen. Hier bietet die PCC sehr viel für wenig Geld. Das unterstreicht auch noch einmal, dass diese Kamera nicht für ganz schnelle Jobs gemacht ist, denn ohne das Material anzufassen, geht meist nichts.

Immerhin: Da sich das Material auf schnellen SD-Karten befindet, ist es sehr leicht und auch vergleichsweise schnell möglich, die rohen Szenen sogar direkt auf der Speicherkarte oder nach einem vergleichsweise zügigen Kopiervorgang auf dem Rechner zu bearbeiten.

Bildeindruck

film-tv-video.de testete die PCC mit zwei Festbrennweiten aus der Classic Collection von Voigtländer: einem 25 mm/F 0.95 Nokton mit MFT-Anschluss und einem 50 mm/F1.1 mit Leica-M-Anschluss, das per Adapter verwendet wurde. Diese beiden robusten, lichtstarken Objektive wiegen knapp über 400 g und kosten jeweils rund genausoviel wie die Kamera selbst.

Man muss bei der PCC, wie auch schon bei der BMCC, ein besonderes Auge darauf haben, dass man nicht überbelichtet — den Rest erledigt man dann in der Postproduction: Diese etwas überspitzte Darstellung trifft auch bei der PCC im Grunde den Kern. Dann kann man mit der PCC eine HD-Bildqualität erreichen, die tatsächlich einen filmischen Touch hat, auch wenn wegen des nochmal kleineren Bildfensters als bei der BMCC, das Schärfentiefeverhalten der PCC eher an 16-mm-Aufnahmen als an 35-mm-Film erinnert. Dennoch gibt es keine andere Kamera in der Preisklasse der PCC, mit der man ebenso einfach wie mit dieser Kamera einen solchen Look erreichen kann. Die Ursache dafür liegt vor allem im Dynamikumfang der Kamera, den man per Filmmodus auch bis in die Postproduktion bewahren kann.

Die PCC kann im Menüpunkt »Dynamic Range« zwischen »Film« und »Video« umgeschaltet werden. Das Video zeigt, wie sich das in der Aufzeichnung auswirkt. Aufnahmen im Filmmodus wirken flau und entsättigt, sie lassen aber mehr Spielraum im Grading.

Die 10-Bit-ProRes-Bilder der PCC, die im Rahmen des Tests im Film-Modus aufgenommen wurden, erinnerten die Tester sehr stark an die Aufnahmen, die mit der BMCC entstanden waren: Das Rohmaterial sieht vergleichsweise entsättigt, kontrastarm und zurückgenommen aus. Bearbeitet man das Material aber in einen Grading-Programm wie DaVinci Resolve oder auch Scratch weiter, zeigt sich der beeindruckende Dynamikumfang der Aufnahmen, die sich in der Post noch mächtig aufpolieren lassen: Hier kann das Bild noch einmal in alle möglichen Richtungen gepusht werden.

Natürlich bietet die PCC dabei im Unterschied zu BMCC »nur« HD-Auflösung, aber man erkennt bei den Bildern sofort die Familienbande zwischen diesen Kameras. Wer nicht ganz genau hinschaut, wird bei vielen Aufnahmen kaum einen Unterschied erkennen: Besonders dann nicht, wenn das Ergebnis der Bearbeitung eine HD-Produktion ist, oder sogar noch fürs Web komprimiert wird. Aufnahmen von der PCC mit solchen von der BMCC zu kombinieren sollte in den meisten Fällen relativ problemlos funktionieren und sogar von den meisten Zuschauern (oder Kunden) unbemerkt bleiben.

Schwierig ist es bei der PCC trotz der Hilfsfunktionen, nur mit den Bordmitteln der Kamera, die Schärfe perfekt zu kontrollieren und zu steuern: Auch hier zeigt sich die Parallele zur BMCC.

Die PCC kann im Menüpunkt »Dynamic Range« zwischen »Film« und »Video« umgeschaltet werden. Das Video zeigt, wie sich das in der Aufzeichnung auswirkt. Aufnahmen im Filmmodus wirken flau und entsättigt, sie lassen aber mehr Spielraum im Grading.

Bei der Bewegungsauflösung sorgen natürlich die niedrigen Bildraten für nachteilige Effekte: In Europa wird die PCC von den meisten Nutzern wohl überwiegend mit 25 fps betrieben werden — das ist wenig, wenn man sich im Zeitalter von 1080p50 befindet und für Ultra HD schon noch höhere Bildraten diskutiert werden. Ruckel- und Stroboskopeffekte muss man bei Aufnahmen mit 25 fps nicht lange suchen — sie sind systemimmanent und müssen auch bei der PCC durch entsprechende Bildgestaltung/Kadrierung vermieden oder minimiert werden. Höhere Bildraten wären bei der PCC absolut wünschenswert, vielleicht wird dieser Wunsch ja mit einem zukünftigen Software-Update noch wahr.

Man kann bei der PCC in seltenen Fällen Pixel-Grid-Effekte bei Gegenlichtaufnahmen und in Streulichtsituationen sehen. Ein weiterer, unangenehmer Bildeffekt, der bei unseren und auch bei anderen Testaufnahmen im Web zu sehen ist, fiel beim Test negativ auf: Bei den Nachtaufnahmen einer Straßenkreuzung wirkten die Lichter der vorbeifahrenden Autos teilweise wie grellweiße, ovale Flächen mit relativ scharfen Grenzen.

Dieses Blooming wirkt sehr unnatürlich und stört den Bildeindruck massiv. Aufnahmesituationen, in denen diese Gefahr droht, sollte man mit der PCC definitv vermeiden. Bei der Lichtempfindlichkeit und der Wiedergabe von Nachtszenen fiel die PCC insgesamt etwas zurück, hier haben die Tester schon besseres gesehen — selbst von Kameras, die mit weniger als 10-Bit-Quantisierung auskommen müssen. 

In dunklen Bildbereichen sieht man, besonders wenn man mit ISO 1.600 arbeitet, durchaus Rauchartefakte, aber man muss der PCC zugestehen, dass es sich nicht um grobe Blockartefakte oder hektisches Flimmern handelt, das Rauschen bleibt erträglich, solange man das Material nicht in der Postproduction ins Extrem pusht. Manche Blackmagic-Fans fühlen sich sogar an »feines Filmkornrauschen« erinnert, dem pflichten die Tester aber nicht unbedingt bei.

Insgesamt ist es trotz der genannten Schwächen überraschend, was mit der PCC möglich ist — wesentlich mehr, als die Tester erwartet hatten.

Die PCC kann im Menüpunkt »Dynamic Range« zwischen »Film« und »Video« umgeschaltet werden. Das Video zeigt, wie sich das in der Aufzeichnung auswirkt. Aufnahmen im Filmmodus wirken flau und entsättigt, sie lassen aber mehr Spielraum im Grading.
Fazit

Kann man etwas falsch machen, wenn man in eine Pocket Cinema Camera investiert? Ja, aber der Schaden hält sich ja in Grenzen. Und wenn man sich über die Schwächen der Kamera im Klaren ist und nicht dem Irrglauben verfällt, es handele sich um eine Run-and-Gun-Kamera, kann man damit einen Look realisieren, den man anderweitig zu diesem Kamerapreis nur sehr schwer erreichen kann. Kino-Look für Bereiche, in denen das bisher schwierig und umständlich war, das ist das Argument, das die PCC treibt.

Die zentrale Frage für viele Endkunden dürfte letztlich ohnehin viel eher lauten, ob die rund 800 Euro Nettopreis besser in eine DSLR oder in eine Pocket Cinema Camera investiert sind. Das hängt natürlich von vielen Faktoren ab, etwa auch davon, ob man schon viele Objektive besitzt, und wenn ja, welche.

Ein weiterer Aspekt ist die Verfügbarkeit: Wie schon bei der BMCC schafft es Blackmagic auch bei der PCC zumindest bislang nicht, zügig ordentliche Stückzahlen in den Markt zu liefern. Wer erst jetzt bestellt, der sollte definitiv Zeit mitbringen, um auf das begehrte Stück zu warten.

Wichtiger aber ist vielleicht ganz generell noch, sich ehrlich zu beantworten, welche Jobs man denn mit dieser Kamera erledigen will. Arbeitet man eher szenisch oder doch eher aktuell? Letztlich wird es viele Anwender geben, für die eine Pocket Cinema Camera gut passt, und solche, für die sie eben nicht passt. Von letzteren werden aber trotzdem etliche eine PCC kaufen, einfach weil sie auch eine neue Art von Spielzeug für Profis oder Leute mit Profi-Ambitionen darstellt — wobei der Begriff Spielzeug keineswegs abwertend gemeint ist, sondern im Sinne eines Werkzeugs für den kreativen Bereich.

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