Praxistest Canon XF100: 4:2:2 auf die Hand
Mit dem XF100 ergänzt Canon seine noch junge XF-Camcorder-Familie um ein kompaktes und leichtes Modell. Der Handheld-Camcorder bietet die Möglichkeit, HD-Signale mit 4:2:2-Signalverarbeitung bei einer Datenrate von bis zu 50 Mbps aufzuzeichnen. film-tv-video.de setzte den XF100 für die Messeberichterstattung von der NAB2011 ein und probierte dort nicht benötigte Funktionen des Camcorders in einem weiteren Testlauf aus.
Interessant ist der Canon XF100 wegen der Kombination aus kompakter Bauform und HD-Aufzeichnung mit MPEG-2-Kompression in einem MXF-Container-Format, wobei das Gerät Datenraten bis 50 Mbps und 4:2:2-Signalverarbeitung bietet. Der Vorteil dieser Kombination: Das Material lässt sich in der Postproduktion sehr schnell und ohne aufwändige Umkodierung bearbeiten, da alle gängigen Schnittprogramme die vom XF100 erzeugten MPEG-2-Dateien nativ verarbeiten können.
Nicht zuletzt deshalb setzte film-tv-video.de den XF100 für die Aufnahme der NAB2011-Videoreports ein: Während der ereignisreichen, langen Messetage waren der schnelle und direkte Workflow und die dadurch erreichte Zeitersparnis in der Postproduction sehr hilfreich.
Eckdaten
Der XF100 ist ein kompakter und leichter Handheld-Camcorder, der HD-Signale mit einer Auflösung von bis zu 1920 x 1080 in 50i/25p aufzeichnen kann. Als Bildwandler ist im XF100 ein 1/3-Zoll-CMOS-Sensor eingebaut. Das integrierte 10-fach-Zoomobjektiv bietet, bezogen auf das Kleinbildformat, einen Brennweitenbereich von etwa 30,4 mm bis 304 mm. Die maximale Blendenöffnung variiert von Blende 1,8 bei Weitwinkelstellung bis Blende 2,8 bei voller Teleposition der Optik. Das Objektiv verfügt über einen elektronischen Bedienring, der wahlweise für Fokus-, Zoom- oder Blendeneinstellung genutzt werden kann. Zur Bildbeurteilung stehen ein ausklappbares 3,5-Zoll-Display im 16:9-Format mit 920.000 Bildpunkten sowie ein elektronischer Sucher mit 260.000 Bildpunkten bereit.
Der XF100 speichert die Videosignale auf zwei CF-Speicherkarten im von Canon so bezeichneten XF-Format. Dabei wird zur Komprimierung des Bildsignals ein MPEG-2-basierter Long-GoP–Codec verwendet, der Datenraten bis 50 Mbps in 4:2:2 erzeugt. Audioseitig kann der Camcorder ein integriertes Stereomikrofon aufweisen, sowie zwei XLR-Anschlüsse mit Phantomspeisung und einen 3,5-mm-Stereo-Klinkeneingang. Die Tonsignale werden auf maximal zwei Kanälen als PCM-Audio mit je 16 Bit / 48 kHz verarbeitet.
Das Speichern der kodierten Bild– und Tondateien auf den CF-Karten erfolgt in einem MXF-Containerformat, das im Prinzip Sonys XDCAM EX ähnelt — mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Camcorder bei 50 Mbps Datenrate mit 4:2:2-Signalverarbeitung arbeitet (damit entspricht das Datenformat von den Eckdaten her dem, das Sony im PMW-500 verwendet, wenn dieser im FAT-Modus genutzt wird).
Der Camcorder wiegt ohne Akku etwa ein Kilogramm — und ist somit sehr gut zu transportieren. Canon bietet zusätzlich zum XF100 noch die Modellvariante XF105 an, die sich jedoch nur durch einen zusätzlichen HD-SDI-Ausgang und Timecode/Genlock-I/O vom XF100 unterscheidet.
Aufzeichnungsformate
50 Mbps und 4:2:2: Das verspricht eine in der Preis- und Baugrößenklasse des XF100 relativ hohe Bildqualität, sowie Reserven in der Postproduktion. Zum Vergleich: Sonys XDCAM-EX-Format, das beispielsweise beim PMW-EX1/EX3 (Test, Video) und beim PMW-F3 (Test) eingesetzt wird, kodiert ebenfalls gemäß MPEG-2-Standard, zeichnet die Videosignale aber mit maximal 35 Mbps und 4:2:0-Sampling auf. Erst beim wesentlich größeren, teureren und auf eine andere Zielgruppe abgestimmten PMW-500 bietet Sony die gleichen Datenraten wie der XF100.
Entscheidet man sich beim XF100 für die die Aufnahme mit einer Datenrate von 50 Mbps und 4:2:2-Verarbeitung, kann man zwischen den Auflösungen 1920 x 1080 bei 50i/25p oder 1280 x 720 bei 50p/25p wählen. Die Kodierung erfolgt hier mit konstanter Bitrate (CBR). Es kann aber eine Datenrate von 35 Mbps (VBR) gewählt werden und dann wird auch die Farbabtastung auf 4:2:0 reduziert — das sind die Werte von XDCAM EX. Auch in diesem Modus ist die Aufzeichnung in den Rastern 1.920 x 1.080 bei 50i/25p sowie 1.280 x 720 bei 50p/25p möglich. Als weitere Option kann der XF100 Material in einer an das HDV-Format angelehnten Auflösung von 1.440 x 1.080 bei 50i/25p mit einer Datenrate von 25 Mbps (CBR) und 4:2:0-Sampling speichern. Die Aufnahme von SD-Video ist mit dem XF100 nicht möglich.
Das Bildmaterial wird in allen Modi, als MPEG-2 Long-GoP im MXF-Container gespeichert. Auf eine CF-Karte mit 16 GB passen bei maximaler Datenrate von 50 Mbps, also in der höchsten Bildqualität, die das Gerät aufzeichnen kann, rund 40 Minuten Material.
Workflows
film-tv-video.de setzte den XF100 während der NAB2011 in Verbindung mit Final Cut Pro (Version 7.0.3) ein. Die Aufzeichnung erfolgte in 1.280 x 720 mit 50p bei 35 Mbps (VBR). Um die Videodaten in Final Cut bearbeiten zu können, musste ein Plug-In installiert werden, das den Import der XF100-Dateien über das Final-Cut-Tool »Log and Transfer« erlaubt.
Während des Importvorgangs werden die Videodaten aus dem vom Camcorder angelegten MXF-Container in einen für Final Cut kompatiblen MOV-Container kopiert. Das Material kann dabei aber nativ übertragen werden, es ist kein Transkodieren der Videodaten nötig. So muss der Anwender nicht den (Um-)Weg über Apples ProRes-Codec gehen, stattdessen geht der Ingest des Materials schnell, platzsparend und ohne Qualitätsverlust über die Bühne. Einmal in Final Cut importiert, verhält sich das Canon-XF-Material mit 35 Mbps Datenrate, als würde es von einem Gerät aus Sonys XDCAM-EX-Familie stammen. XF100-Footage mit 50-Mbps-Datenrate wird von Final Cut als XDCAM HD 422-Material interpretiert und kann ebenfalls problemlos verarbeitet werden.
Die von den Testern verwendete Kombination aus XF100 und Final Cut erwies sich im Einsatz während der Messetage als tauglich und stabil. Da nach einem Drehtag stets relativ viel Material vorhanden war, das teilweise am gleichen Abend geschnitten wurde, war es sehr hilfreich, auf einen Codec zurückgreifen zu können, der nativ vom Schnittprogramm verarbeitet werden konnte.
Im Vergleich zum Einsatz von AVCHD-Camcordern kann man — zumindest derzeit — mit dem XF100 in der Postproduktion schneller arbeiten. Bei Projekten, in denen ein möglichst direkter und unkomplizierter Workflow von großer Bedeutung ist, kann Canons XF-Format durch die »Verwandtschaft« zu den etablierten XDCAM-Formaten seine Stärken ausspielen. Auf Wunsch kann der Import über das Plug-In aber auch mittels Umkodierung in den ProRes-Codec erfolgen. Das ist dann sinnvoll, wenn Videomaterial aus dem XF100 in ein bestehendes ProRes-Projekt eingebunden werden soll.
Avid-Anwender müssen ebenfalls auf ein Plug-In zurückgreifen, um die MXF-Dateien aus dem XF100 verarbeiten zu können. Adobe Premiere CS5 sowie Edius Pro von Grass Valley unterstützen das Canon XF-Format von Haus aus.
Neben den Plug-Ins für Final Cut und Avid liefert Canon die Software »Canon XF Utility« für Mac und Windows mit. Diese Software kann in erster Linie zum Backup des Materials auf den Schnittrechner genutzt werden. Zusätzlich bietet sie aber auch die Möglichkeit, sämtliche Metadaten darzustellen, die der XF100 mit den einzelnen Clips ablegt. So sind beispielsweise bei jedem Clip auch Informationen zu Fokus, Brennweite, Blende, Verschlusszeit und Weißabgleich vermerkt.
Bedienung und Handling
Das geringe Gewicht und die kompakten Abmessungen des XF100 bieten viele Vorteile: So war es trotz des am Camcorder befestigten Zubehörs (Videoleuchte und Audio-Funkstrecke) möglich, den kompletten NAB-Messetag aus der Hand zu drehen. Zudem ließ sich der XF100 nach kurzer Eingewöhnung recht intuitiv bedienen. Die wichtigsten Tasten und Schalter, zum Beispiel für Belichtung, Schärfe und Weißabgleich, sind auf den ersten Blick identifizierbar und gut zugänglich angeordnet. Ein seitlicher Schalter dient zur Umschaltung zwischen dem »Full Auto« Belichtungsmodus und manueller Belichtung. Der Schalter hat eine Sperrfunktion, die versehentliches Verstellen der manuell vorgenommenen Belichtungs- und Fokuseinstellung verhindert.
Im manuellen Belichtungsmodus können Blende, elektronische Verstärkung, Verschlusszeit und Weißabgleich unabhängig voneinander eingestellt werden. Dabei ist jedoch auch eine Kombination aus automatischem und manuellem Betrieb möglich: Beispielsweise lassen sich Blende und Verschlusszeit manuell auf feste Werte einstellen, und die elektronische Verstärkung auf Automatik stellen. Nimmt man die elektronische Verstärkung manuell vor, stehen drei Stufen zur Verfügung. Die Werte für Low-, Middle- und High-Gain können dabei vorab per Einstellmenü definiert werden, es steht ein Bereich von -6 bis +33 dB zur Verfügung.
Sobald sich Blende, Verschlusszeit und Verstärkung im manuellen Betrieb befinden, erscheint auf dem Display eine Balkenanzeige zur Belichtungseinstellung. In der Grundkonfiguration nimmt der Camcorder eine mittenbetonte Integralmessung vor, um die Belichtung zu bestimmen. Es ist aber auch möglich, die Belichtungsmessung auf Gegenlichtsituationen oder Beleuchtungssituationen mit einzelnen Lichtspots einzustellen. Als weitere Hilfe, manuell die richtige Belichtung zu finden, verfügt der XF100 über zwei Zebrafunktionen. »Zebra 1« markiert die Bildanteile, die innerhalb eines definierten Helligkeitsbereichs liegen. »Zebra 2« wird aktiv, wenn ein definierter Helligkeitswert überschritten wird. Die Zebra-Funktion ist mit einem Knopfdruck aktivierbar, ohne das Menü bemühen zu müssen. Ebenfalls über eine Funktionstaste direkt abrufbar ist ein Waveform-Monitor, der allerdings nur auf dem LCD-Display eingeblendet wird, nicht im Sucher. So kann zusätzlich die Belichtung und auch der Signalpegel kontrolliert werden.
Die manuelle Verschlusszeiteneinstellung ist nur bei aufgeklapptem Display möglich, weil sie über das Steuerkreuz kontrolliert wird, das sich links neben dem Display befindet. Aus dem Menü kann dabei zwischen diversen Verschlusszeiten-Modi gewählt werden: Im »Speed« Modus erfolgt die Anzeige der Verschlusszeit in der im Video- und Fotobereich gewohnten Sekundenangabe. Im »Angle« Modus wird der Öffnungswinkel einer imaginären Flügelblende angegeben. Wählt man Clear Scan ist es möglich, die Verschlusszeit auf Basis einer Frequenzanzeige einzustellen — besonders hilfreich für die flickerfreie Aufnahme von Displays oder zum Anpassen an die Frequenz einer Lichtquelle. Es können Frequenzen von 50 Hz bis knapp 250 Hz angewählt werden, im 25p-Modus von 25 Hz bis knapp 250 Hz. Der Modus Slow Shutter erlaubt es, die Verschlusszeit auch auf Werte einzustellen, die unterhalb der gewählten Bildaufnahmerate liegen. Bei einer Bildrate von 50 Bildern pro Sekunde sind so Verschlusszeiten von maximal 1/3 Sekunde möglich.
Die Blende wird standardmäßig über ein Drehrädchen an der Gerätefront, unterhalb der Optik, eingestellt. Alternativ kann auch der Objektivring zur Blendeneinstellung genutzt werden. Per Menü ist es möglich, das Schließen der Blende bei einem Wert von F8.0 zu begrenzen, darüber lässt laut Canon die Abbildungsleistung des Objektivs nach.
Für den manuellen Weißabgleich stehen zwei Speicher zur Verfügung. Zudem sind im Camcorder Voreinstellungen für Tages- und Kunstlicht abgelegt. Als interessantes Feature empfanden die Tester die Möglichkeit, den Weißabgleich in 100-Kelvin-Schritten manuell zu justieren. So kann die Lichtfarbe, ausgehend vom gemessenen Wert, nochmals feinabgestimmt werden.
Der 10fach Motorzoom des XF100 lässt sich über eine Zoomwippe am Handgriff bedienen. Langsame Zoomfahrten oder auch variable Zoomgeschwindigkeiten sind damit gut umsetzbar. Im Menü kann die Maximalgeschwindigkeit einer Zoomfahrt definiert und zusätzlich eine Option zum weichen Start und Stopp der Zoomfahrt aktiviert werden. Als alternatives Bedienelement befindet sich am oberen Henkel des Geräts eine kleine Wippe zur Zoomsteuerung. Hier sind Zooms mit einer konstanten, voreingestellten Geschwindigkeit möglich. Für schnelle »Reißzooms« kann alternativ noch der Bedienring des Objektivs genutzt werden, bei entsprechender Stellung des Wahlschalters.
Genau wie der größere XF300 / 305 verfügt der XF100 über eine gut funktionierende Bildstabilisierung. Auch beim XF100 kann zwischen den Stabilisierungsmethoden »Standard IS«, »Dynamic IS« und »Powered IS« gewählt werden. Wenn bei den Testaufnahmen nicht vom Stativ gearbeitet wurde, kam in der Regel der »Standard IS« zum Einsatz, mit durchweg überzeugendem Ergebnis. Laut Canon ist die Standard-Methode auf Verwacklungen optimiert, die beim Drehen aus der Hand von einem sich nicht verändernden Standpunkt aus entstehen. Die beiden anderen Modi sind eher für extreme Weitwinkel in Kombination mit Laufbewegungen und für stationäre Teleaufnahmen geeignet.
Die Schärfe lässt sich, unabhängig vom gewählten Belichtungsmodus, automatisch oder manuell einstellen. Das Umschalten wird über den AF/MF-Druckknopf am Objektiv vorgenommen. Der elektronische Bedienring, über den sich die Schärfe regeln lässt, ist griffig und verfügt über einen angenehmen Widerstand. Die Empfindlichkeit, mit der die Bewegung des Ringes auf die Optik übertragen wird, lässt sich über das Menü anpassen. eine feste Verkopplung oder einen Anschlag bietet der Bedienring nicht, er fungiert lediglich als Signalgeber für die jeweiligen Stellmotoren.
Als Fokussierhilfe steht sowohl eine Peaking-Funktion als auch die bei Handheld-Camcordern verbreitete Ausschnittsvergrößerung zur Verfügung. Die »Magnification« stellt den mittleren Bildbereich in etwa ums doppelte vergrößert dar. Für das Peaking sind ab Werk zwei Voreinstellungen eingerichtet — sie lassen sich individuell anpassen. Um die Kantenanhebung mit einem Knopfdruck schnell ein- und auszuschalten, empfiehlt es sich, diese Funktion einem der zehn frei belegbaren Assign-Bedienknöpfe zuzuweisen. Eine weitere Fokussierhilfe, die aber nur auf dem Display zur Verfügung steht, ist der »Edge Monitor«: Hier werden scharfe Bildbereiche mit einem erhöhten Signalpegel interpretiert und dargestellt.
In der Praxis funktionierte das manuelle Scharfstellen per LCD-Auklappdisplay mit Hilfe der Peaking-Funktion recht zuverlässig. Verwendet man dagegen den elektronischen Sucher anstatt des Ausklappschirms, wird das manuelle Scharfstellen zur Herausforderung: Die Peaking-Darstellung im Sucher fällt aufgrund der geringen Auflösung zu undifferenziert aus. Insbesondere in hektischen Situationen ist es nahezu unmöglich, die Schärfe zuverlässig zu finden. Zudem ist das Betrachten des kleinen Sucherbildes sehr anstrengend für das Auge. Als Notlösung empfiehlt sich hier die Kombination aus Peaking und Vergrößerungsdarstellung. Wird das Sucherbild zusätzlich noch auf Schwarzweiß umgeschaltet, lässt sich das farbige Peaking etwas besser erkennen.
Das integrierte, ausklappbare LCD-Display im 16:9-Format bietet eine Diagonale von 3,5-Zoll und verfügt über 920.000 Bildpunkte. Zudem ist das Display um 270 Grad drehbar. Während der Aufnahmen in den dunklen Messehallen auf der NAB, sowie unter diffusem, nicht zu hellem Tageslicht ließ sich mit dem Display sehr gut bis ordentlich arbeiten. Das blickwinkelstabile Display ist in den meisten Situationen gut ablesbar. In sehr heller Umgebung und unter Sonneneinstrahlung fiel es den Testern jedoch schwer, über das dann stark spiegelnde Display eine zuverlässige Bildbeurteilung vorzunehmen. Hier wurde auf den elektronischen Sucher zurückgegriffen, der mit 0,24 Zoll Bilddiagonale und 260.000 Bildpunkten aber winzig klein und sehr bescheiden ausgefallen ist und — wie schon erwähnt — nicht so recht zur Schärfenbeurteilung eines HD-Bildes taugt. Brillenträger werden an dem Sucher ohnehin keine Freude haben, da die Suchermuschel zu den kleineren ihrer Art zählt und sich so stets Reflexe von seitlich einfallendem Licht auf dem Sucherbild bilden.
Bildqualität
Insgesamt wirken die Bilder des XF100 in Bezug auf Kontrast- und Farbwiedergabe recht natürlich. In der Grundeinstellung neigt der Canon zu einer für Handheld-Verhältnisse sanften Darstellung von Helligkeitsunterschieden — der Kontrast ist eher weich. Das Bild erzeugt dadurch einen weniger »knackigen« Eindruck, als man das vielleicht erwarten würde. Trotzdem sind die Bilder des XF100 gut durchgezeichnet und auch sehr scharf, aber eben nicht übertrieben und effekthascherisch geschärft und angespitzt. So bleiben, speziell auch in dunklen Bildbereichen, relativ viele Details erhalten.
Bei Aufnahmen mit eher schwachem Licht muss man beim XF100 relativ früh auf die elektronische Verstärkung zurückgreifen: Es gibt durchaus lichtstärkere Camcorder. Das Bildrauschen bleibt aber auch beim Einsatz von Gain durchaus im vertretbaren Bereich, besonders wenn man die Kompaktheit und den Preis des XF100 bei der Beurteilung mit berücksichtigt.
In den insgesamt eher dunklen NAB-Messehallen in Las Vegas drehte das Team fast durchgehend mit einer elektronischen Verstärkung von 12 dB, wobei die Blende dann meist einen Wert um F2,8 erreichte. Wie das in Kombination mit 35 Mbps und 720p aussieht, zeigen die NAB-Videos. Zudem war bei den NAB-Videos die Verschlusszeit per Clear Scan an die amerikanische Netzfrequenz von rund 60 Hz angepasst, um das Flackern von Bildschirmen und Leuchtstoffröhren zu minimieren.
Testaufnahmen
Bei den Testaufnahmen wurde der Camcorder in Bezug auf Bildparameter wie Gamma oder Rauschreduktion mit den Werkseinstellungen betrieben. Es wurde weder auf Custom-Picture-Files zurückgegriffen, noch wurden sonstige Bildparameter verändert.
Weitere Ausstattung und Zusatzoptionen
Der Camcorder bietet zwei XLR-Audioanschlüsse. Die Bedienelemente zur Mikrofon- und Line-Pegelkontrolle sowie zur Phantomspeisung liegen direkt neben den Anschlüssen. Das manuelle Nachpegeln während der Aufnahme ist aufgrund der kleinen Pegelsteller zwar etwas fummelig, mit ein wenig Übung aber möglich. Ebenfalls in den Henkel integriert, besitzt der Camcorder einen 3,5-mm-Stereo-Miniklinken-Eingang für den Anschluss einer entsprechenden Tonquelle
An Ausgängen verfügt der XF100 über einen HD/SD-Component-Out, einen Mini-USB 2.0- sowie einen HDMI-Ausgang. Auf der Gehäuserückseite befindet sich neben einer 3,5-mm-Stereo-Klinkenbuchse für den Kopfhörer, eine 3,5-mm-Buchse für die Ausgabe von down-konvertiertem analogem SD-Video via AV-Buchse. Bis auf das HDMI-Kabel sind dem Camcorder alle notwendigen Kabel beigelegt. Auch ein Anschluss für den Betrieb am Netzteil ist auf der Rückseite untergebracht. Im Unterschied zum XF105 besitzt der XF100 keine BNC-Buchsen für die Ausgabe von HD-SDI-Signalen oder die Ein- und Ausgabe von Timecode– sowie Genlock-Signalen.
An besonderen Aufnahmeoptionen bietet der XF100 zum Einen das »Relay-Recording«: Ist eine Speicherkarte voll, wird die Aufnahme nahtlos auf der zweiten Karte fortgesetzt. Auch kann die volle Karte ausgetauscht oder formatiert werden, während auf die andere Karte geschrieben wird. Der Wechsel zwischen den beiden Aufnahmeslots kann zudem manuell über einen Taster auf der linken Geräteseite passieren. Als weitere Aufnahmemöglichkeit beherrscht der Camcorder das gleichzeitige Speichern des Videosignals auf beiden CF-Karten. Canon bezeichnet dies als »Double Slot Recording«. Hierbei wird das Material zweimal im selben Format gespeichert, um die Datensicherheit zu erhöhen. Die parallele Aufzeichnung in unterschiedlichen Qualitätsstufen ist nicht möglich.
Weiter bietet der XF100 die Möglichkeit zum Pre-Recording mit 3-Sekunden-Speicher: Hier werden kontinuierlich die letzten drei Sekunden des Videosignals in einen Zwischenspeicher geschrieben.
Ebenfalls mit an Bord sind speziellere Optionen zur Aufnahme, beispielsweise die Intervall-Aufnahme. Hierbei lässt sich der XF100 für die Aufnahme einer definierten Bilderzahl in einem bestimmten zeitlichen Abstand einrichten, was interessant für Zeitrafferaufnahmen sein kann. Beim »Frame Recording« zeichnet der Camcorder eine zuvor festgelegte Anzahl von Bildern auf. Im Modus »Slow and fast motion recording« kann die Bildrate bei progressiver Aufnahme variiert werden. Bei 1.280 x 720 mit 50p/25p sind Aufnahmen in einem Bereich von 12 fps bis 50 fps, bei 1.920 x 1.080 mit 25p von 12 fps bis 25 fps möglich. Liegt die Aufnahmebildrate unter der Bildrate des gewählten Aufzeichnungsformats, entsteht beim Abspielen ein Zeitraffereffekt. Wird mit mehr Bildern pro Sekunde aufgenommen, als später in einer Sekunde wiedergegeben werden, entsteht ein Zeitlupeneffekt.
Weiter bietet der XF100 eine Fotooption. Während der laufenden Videoaufnahme können Fotos in der Auflösung 1.920 x 1.080 gespeichert werden. Als Speichermedium für die Fotos dient eine SD-Karte, die im Handgriff Platz findet.
Als weitere Zusatzoption hat der Anwender die Möglichkeit, verschiedene Bildparameter zu verändern, um einen bestimmten Look bereits in der Kamera zu kreieren. Die Anpassungen werden in den Custom-Picture-Files innerhalb des Camcorders oder auf SD-Karte gespeichert. Beispielsweise kann durch Verändern von Gamma-, Schwarz- und Kniewert die Tonwertabstufung des Bildes beeinflusst werden. Auch die Voreinstellung für Scharfzeichnung, Rauschreduzierung, Skin Detail oder Farbsättigung kann den eigenen Vorlieben oder Erfordernissen angepasst werden. Diese Option bietet mittlerweile nahezu alle Camcorder dieser Klasse.
Fazit
Der XF100 ist zum Testzeitpunkt zu einem Netto-Straßenpreis von rund 2.700 Euro verfügbar. Die Möglichkeit der Aufzeichnung im MPEG-2-Format mit bis zu 50 Mbps bei 4:2:2-Farbabtastung macht das Gerät für professionelle Anwender und sogar Broadcaster interessant. Speziell in Aufnahmesituationen, in denen ein kompaktes Gerät gefragt ist, bietet sich der XF100 an — ohne die Nachteile einer rechenintensiven und leistungshungrigen AVCHD-Postproduktion und mit der Möglichkeit, über XLR-Buchsen robustes Profi-Tonequipment anzuschließen. Die »Verwandtschaft« des XF-Formats mit XDCAM erleichtert zudem das Einbinden in bestehende Studio-Infrastrukturen.
Weitere professionelle Ausstattungsmerkmale, wie das auf dem LCD-Monitor gut funktionierende Peaking oder die vielen frei belegbaren Funktionstasten, erinnern an größere und höherpreisige Modelle. Die stabile Verarbeitung und der wertige Eindruck runden das positive Gesamtbild ab.
Als größten Nachteil empfanden die Tester den kleinen Sucher mit geringer Auflösung, der die zuverlässige Beurteilung eines HD-Bildes schwierig macht. Mit dem Display hingegen lässt sich vergleichsweise gut arbeiten, nur in äußerst heller Umgebung wird man daher notgedrungen auf den Sucher ausweichen. Schön wäre zudem eine Optik mit etwas höherer Weitwinkelwirkung — hier wünscht man sich öfters noch ein wenig mehr Spielraum, obwohl der XF100 im Vergleich mit seinen Konkurrenten schon relativ weitwinklig ist. Canon bietet einen optionalen Weitwinkelvorsatz an, mit dem sich die Brennweite auf etwa 24 mm bringen lässt (umgerechnet auf Kleinbildverhältnisse).
Wer einen recht kompakten Camcorder mit etlichen Profifunktionen und hochwertiger Signalaufzeichnung sucht und dabei auf einen großen Sensor verzichten kann, der ist mit dem XF100 gut beraten. Die Camcorder-Funktionen und die guten Workflow-Eigenschaften qualifizieren den XF100 als kompakten Handheld für den Einsatz im News-, VJ- und sogar im unteren Broadcast-Bereich.
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