Audio, Postproduction, Test, Top-Story: 26.06.2008

Audio-Sequencer: Apple Logic 8

Apple hat mit Logic Studio ein ausgesprochen umfangreiches Programmpaket im Angebot, das mit aggressivem Preis versucht, immer mehr Anwender für die Mac-Plattform zu gewinnen.

Wer sich für Logic Studio entscheidet, erhält ein umfangreiches Software-Paket: Neben dem zentralen Programm Logic Pro 8 zählen das Live-Tool MainStage, die Audio-Nachbearbeitungs-Software Soundtrack Pro 2, sowie Studio Instruments, Studio Effects und die Studio Sound Library zu dem Paket. Die Installation von Logic Studio belegt satte 47 GB auf der Festplatte. Das Besondere daran: nahezu 32 GB sind von Audio-Loops und Sampler-Instrumenten belegt. Entsprechend nimmt die Installation viel Zeit in Anspruch.

Im Grunde wurden in Logic 8 viele Ansätze aus Soundtrack Pro umgesetzt. Letztlich kann man die wichtigsten Unterschiede darauf reduzieren, dass Logic 8 unter anderem Dank der Midi-Funktion den größeren Funktionsumfang bietet, Soundtrack Pro jedoch einfacher zu bedienen ist und vor allem beim Aufbessern von Audiomaterial mehr Funktionen aufweist. Außerdem kann Soundtrack Pro auch als externes Programm eingesetzt werden, um Originaldateien aus dem Logic-Projektordner aufzubessern.

Ist auch die »Light«-Version von Logic Pro eine Alternative für die Audiobearbeitung? Logic Express 8 bietet zwar ebenso umfangreiche Funktionen zur Audiobearbeitung und selbst bei der Anzahl der Effekte ist es fast gleichwertig. Eingeschränkt ist es allerdings, da es nur die Loops des einfacheren Samplers sowie weniger Software-Instrumente bietet und nur über jeweils 255 Audio- und Midi-Spuren verfügt. Wer jedoch auf die Loops und auf Surround-Sound verzichten kann, für den ist es eine preiswerte Alternative.

Logic Pro 8

Der Dongle ist weg und das ist bei Apple ein sicheres Zeichen dafür, dass die Integration des Programms in die Apple-Familie endgültig abgeschlossen ist. Die Ein-Fenster-Ansicht und die teilweise stark veränderten Bezeichnungen werden erfahrene Logic-Anwender sicherlich kritisieren, dem Cutter kommt dies jedoch sehr entgegen. Das Ein-Fenster-Design bietet mehr Übersicht, da sich neben den zentralen Sequencer-Fenster alle weiteren Fenster mit einem Mausklick ein- und ausblenden lassen. Das Übersicht-Fenster ersetzt das Projekt-Management und bietet einen Überblick aller verwendeten Dateien und Funktionen. Einzelne Fenster können über einen Befehl aus dem Verbund gelöst werden. Die Fensteranordnungen (früher Screensets) können nach eigenem Belieben eingerichtet und leicht gewechselt werden. Neben allen in Quicktime enthaltenen Dateien können sogar AVI-Dateien importiert werden. Das Importieren der zugehörigen Audiodatei funktioniert über einen Menübefehl. Der Start der Videodatei kann beliebig verschoben werden. Zur Darstellung der Thumbnails kann Logic nach Szenenwechseln scannen und darauf Marker anlegen. Alle Marker werden in einem Fenster verwaltet und können an Timecode-Daten framegenau gelockt werden.

Für die Zusammenarbeit mit Final Cut Pro (FCP) ist Logic über XML-Dateien besonders gut gerüstet. Beim Import einer XML-Datei aus FCP bleiben Dateilängen, deren Namen sowie Lautstärke- und Pan-Informationen erhalten. Dazu können OMF– und AAF– Dateien importiert und zusätzlich Open TL exportiert werden. Leider werden Audioblenden beim XML-Import ignoriert.

Der Austausch zwischen Soundtrack Pro und Logic funktioniert derzeit nur über das OMF-Format, was nicht immer ganz komfortabel ist und teilweise fehlerhafte Ergebnisse liefert, da Blenden nicht korrekt übernommen werden oder der Import mit einer nicht identifizierbaren Fehlermeldung abgebrochen wird.

Den richtigen Eingang für die Aufnahme einzustellen, benötigt einige Schritte vorweg, andere Programme wie Tracktion oder Cubase sind hier einfacher zu bedienen. Während der Aufnahme können jedem Take Farben zugeordnet werden. Der neue Befehl »Aufnahme verwerfen«, stoppt die Aufnahme, löscht die Datei und springt wieder an die Ausgangsposition. Ebenfalls neu ist der »Take Manager«, der es sehr erleichtert, die besten Abschnitte verschiedener Aufnahmen miteinander zu kombinieren.

Time-Stretching kann direkt im Arrangier-Fenster ausgeführt werden, wobei gleich eine neue Datei berechnet wird. Für das Erstellen unterschiedlichster Blenden gibt es ein Blendenwerkzeug oder einen Blenden-Editor als eigenes Bearbeitungsfenster. Der Mischer bietet alle Funktionen für eine professionelle Soundmischung. Allerdings benötigt man etwas Zeit, um den Mischer nach seinen Bedürfnissen einzurichten.

Für das Audio-Cleaning ist Logic 8 lange nicht so gut geeignet wie Soundtrack Pro. Es gibt zwar Filter für das Beseitigen von Störgeräuschen (De-Noiser, Silencer, Exciter und De-Esser), für die intuitive Nutzung eignen sich diese aber weniger.

Das Multimeter bietet eine gute Lautstärkedarstellung einzelner Frequenzbänder und eine absolute und durchschnittliche Pegelanzeige.

Für das Mastering bietet Logic eine Vielzahl an Filtern und Funktionen. Der Compressor wurde komplett überarbeitet, mit einem Limiter ausgestattet und bietet nun die Nachahmung der Klangcharakteristik diverser Hardware-Kompressoren. Auch die Oberfläche des Mehrband- Compressors (Multipressor) wurde verbessert. Dazu gibt es einen sehr intuitiv bedienbaren EQ. Der Audio-Energizer erhöht die subjektive Lautstärke, ohne dass eine Klangveränderung oder Clipping erfolgen würden. Solange man damit vorsichtig umgeht, ist das eine einfache Methode die »Lautheit« und den »Druck« zu erhöhen.

Für den Umgang mit den Effekten bietet Logic umfangreiche Presets für verschiedene Aufgaben. Dazu gibt es noch gängige Kombinationen verschiedener Filter in den Channel-Strip-Settings, die sich einfach auf einen Kanal legen lassen. Die Effekte könen ausschließlich auf eine ganze Spur angewendet werden. Die Operationen im Audiofenster, wie beispielsweise das Verändern der Tonhöhe, werden clip-bezogen sofort ausgeführt.

Der Space-Designer bietet unzählige Möglichkeiten, die Raumakustik der Audiodateien zu bearbeiten. Die Zahl der Effekte ist enorm und bietet alles notwendige für die Audio- und Musikproduktion. Mit Version 8 wurde auch das Surround-Mixing gut gelöst: Es bietet dank der grafischen Oberfläche eine sehr intuitive Handhabung. Zum Bearbeiten, Schneiden und Erstellen von Loops steht ein Loop-Utility zur Verfügung und für die Verwaltung und das Durchsuchen des Katalogs gibt es ein umfangreiches Browser-Fenster. Neben den Software-Instrumenten mit den gewohnten synthetischen Klängen gibt es mit dem Ex24 einen Sampler mit vielen Funktionen und Instrumenten für alle erdenklichen Aufgaben, die auf echten Instrumentenaufnahmen basieren und daher auch realistisch klingen. Für rhythmische Untermalung sorgt der Drum-Synthesizer Ultrabeat, der zwar in der Handhabung etwas kompliziert ist, sich aber dank der vielen Presets doch auch für Einsteiger eignet.

Wenn man die Software noch erweitern will, ist man dabei leider auf das Audio-Unit-Plug-In beschränkt. Andere Plug-In-Formate, etwa VST, werden nicht unterstützt. Für den Einsatz von Loops ist es sehr gut gerüstet und vergleichbar mit Live 7.

Fazit

Apple hat mit Logic Studio einen echten Clou gelandet. Dank der mitgelieferten Effekte, der Software-Instrumente, der 1.300 gesampelten Instrumente, der 18.000 Loops und nicht zuletzt aufgrund des hervorragenden Samplers, stellt Logic Studio das beste Rundum-Paket dar und ist in puncto Preis/Leistungs-Verhältnis von keinem anderen Programm zu schlagen.

Das Re-Design der Benutzeroberfläche und die vielen überarbeiteten Befehle erleichtern den Einstieg für Cutter erheblich. Allerdings ist die Einarbeitung trotzdem mit Arbeit verbunden, denn die Fülle an Funktionen will beherrscht werden.

Weitere Infos

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Am Ende jeder Seite des Sequencer-Specials steht eine Übersichtstabelle mit den Eckdaten aller sieben getesteten Sequenzer zum Download bereit.

Downloads zum Artikel:

T_0608_Audiosequencer.pdf

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