Kamera, Test, Top-Story: 08.10.2007

P2-Camcorder HPX500 von Panasonic: Big Brother

Im AG-HPX500 von Panasonic ist nun der große Bruder des kompakten HD-Camcorders AG-HVX200 verfügbar: Er sieht anders aus, bietet mehr, ähnelt dem Kleinen aber in vielen Aspekten. (Eine druckfreundliche Version dieses Tests steht im PDF-Format — 1,5 MB, 11 Din-A4-Seiten — am Textende zum Download bereit.)

P2 ist erwachsen: Die Aufzeichnung auf <LEX>Festspeicher</LEX> funktioniert zuverlässig, die aktuelle Gerätegeneration ist deutlich gereift, Speicherkarten sind mittlerweile in größerer Kapazität und zu akzeptablem Preis verfügbar, das Kopieren und Verarbeiten der Daten wird Routine. Wichtiger Meilenstein und Wegbereiter dafür war Panasonics kompakter P2-Camcorder AG-HVX200 (Test hier).

Vom HVX200 zum HPX500

Um den HPX500 besser einschätzen zu können, lohnt deshalb ein Blick zurück auf den HVX200. Dieser kompakte Camcorder markierte für viele Anwender den Einstieg in eine völlig neue Welt: Neben SD-Auflösung und Band traten mit diesem Gerät HD und Festspeicher. Sicher, HDV-Camcorder wiesen schon zuvor den Weg in Richtung HD, doch der HVX200 kann einfach mehr. Er bietet mit 100 Mbps die vierfache Datenrate von HDV und das macht sich bemerkbar: Kein HDV-Camcorder kann mit der HD-Qualität mithalten, die der HVX200 in DVCPROHD mit 100 Mbps auf Festspeicher aufzeichnet. Zwar erfordert das neue Speichermedium eine teilweise veränderte Arbeitsweise und Infrastruktur, aber gleichzeitig schlägt der HVX200 die Brücke in die DV-Welt, er kann schließlich auch im DV-Format auf Band speichern: das ist echte Flexibilität.

Auch für Videoprofis, die oft mit deutlich teurerem Equipment arbeiten, hat der HVX200 sehr viel Charme. Mit dem kleinen Kompakten wurde es möglich, die bandlose Aufzeichnung auf P2 mit überschaubarem Budget in der eigenen Praxis zu testen – und das auch noch in einer HD-Qualität, die zwar nicht kompromisslos ist, aber bessere Ergebnisse als die HDV-Welt ermöglicht (Produktionsreport hier).

So beliebt und flexibel der HVX200 aber auch ist, allen Ansprüchen kann er nicht gerecht werden: Er bietet kein Wechselobjektiv, ist mit 1/3-Zoll-Sensoren statt der im Profi-Bereich weiter verbreiteten 2/3-Zoll-CCDs bestückt und besonders lichtstark ist er leider auch nicht. Außerdem fehlen ihm auch die aktuellsten Profibuchsen, etwa HD-SDI. Zudem ist er nun mal als kompakter Handheld- und nicht als Schultercamcorder konzipiert, was auch ein Nachteil sein kann.

Gründe, einen weiteren Camcorder oberhalb des HVX200 für alle zu entwickeln, die der HVX200 in puncto HD und P2 auf den Geschmack gebracht hat, gab es also genügend. Panasonic reagierte zügig und präsentierte im Frühjahr 2007 ein erstes Muster des HPX500. Seit ein paar Monaten ist der Camcorder verfügbar und zum Netto-Einstiegspreis von knapp 14.000 Euro (ohne Objektiv) erhältlich.

Eckdaten HPX500, Unterschiede zum HPX2100

Der HPX500 ist ein 2/3-Zoll-Camcorder, der Bild- und Tondaten auf bis zu vier P2-Karten in SD oder HD aufzeichnen kann. Dabei unterstützt der Camcorder <LEX>1080i</LEX> und <LEX>720p</LEX> ebenso wie 576i und 480i. Insgesamt kann der Camcorder 20 SD- und HD-Formate mit den Datenraten 50 Mbps (DVCPRO50) und 25 Mbps (DVCPRO, DV) aufzeichnen. Aber auch Datenraten von 100 Mbps (DVCPROHD) unterstützt der HPX500. Wie beim HVX200 sind in diesem Modus auch variable Bildraten möglich: <LEX>24p</LEX> für Filmlook, 50p oder auch weitere Stufen zwischen 12 fps und 60 fps — im von Panasonic so genannten Filmcam-Modus. Als Schnittstellen bietet der Camcorder IEEE-1394 (Firewire), USB 2.0, HD-SDI/SDI, Komponenten-Ausgänge sowie vier Audio-Eingänge mit XLR-Buchsen.

Wichtiger Unterschied des AG-HPX500 zum ebenfalls neuen, aber größeren und teureren AJ-HPX2100: Nur der zum Netto-Listenpreis von 29.500 Euro angebotene, als fast doppelt so teure 2100er kann mit der H.264-Option bestückt und somit zum P2HD-Camcorder aufgerüstet werden, bei dem dann neben DVCPROHD ein weiterer Kompressions-Codec zur Verfügung steht. Diese Möglichkeit besteht beim 500er nicht.

Weitere Unterschiede zwischen den beiden jüngsten Schultercamcordern von Panasonic bestehen in der Zahl der P2-Slots: der 2100er bietet fünf davon, also einen mehr als der 500er. Auch in der restlichen Ausstattung stimmen die P2-Camcorder nicht überein: Der 500er wird mit einem einfachen 4:3-SD-Sucher ausgeliefert. Der Sucher kann zwar gegen das teurere 16:9-Suchermodell AJ-VF20WBE ausgetauscht werden, aber es lassen sich nur SD-, keine HD-Sucher an der Sucherbuchse des 500ers anschließen. Außerdem ist der HPX500 mit nur einem Filterrad bestückt, während der HPX2100 zwei davon aufweist. Bei den Bildwandlern gibt es ebenfalls Unterschiede: Hier bieten die Sensoren des 2100ers ein Quäntchen mehr Leistung, was Eckdaten wie etwa den Rauschabstand betrifft.

Ausstattung

In der Profiwelt sind 2/3-Zoll-Camcorder weit verbreitet und auch der HPX500 schlägt diesen Weg ein: dank des Bajonett-Anschlusses lassen sich zahllose Objektive mit dem HPX500 verwenden, aber auch die gängigen Filmobjektiv-Adapter-Systeme, etwa von P+S-Technik.

Eine Besonderheit des Camcorders ist das CAC-Processing. Das steht für Chromatic Aberration Compensation und funktioniert in Verbindung mit einer entsprechend ausgestatteten Optik so: Farbsäume, die in Linsensystemen durch unterschiedliche Brechung bei verschiedenen Lichtwellenlängen (<LEX>chromatische Aberration</LEX>) entstehen können, lassen sich damit elektronisch kompensieren. Hintergrund dafür: Chromatische Aberrationen können auch durch Materialauswahl und Beschichtungen der Linsensysteme minimiert und korrigiert werden, das verteuert die Objektive aber massiv. Um auch mit preisgünstigeren Objektiven gute Bildergebnisse erzielen zu können, hat Panasonic die elektronische Korrekturfunktionen entwickelt. Voraussetzung hierfür: Man muss mit einem Objektiv arbeiten, das diese Funktionalität unterstützt. Die Objektive, die Panasonic in den HPX500-Camcorder-Paketen anbietet (Fujinon XA17x7.6BRMM58B und Canon KJ16ex7.7BKRSD PS12), unterstützen das CAC-Processing.

Während sich mit CAC das Problem der Farbkanten elektronisch minimieren lässt, gibt es aber ein Problem, das beim Einsatz der billigeren Objektive trotz CAC erhalten bleibt: Die Randschärfe dieser Linsensystem ist im Vergleich zu den Topmodellen der Optikhersteller sichtbar niedriger und bei einem HD-Camcorder wie dem HPX500 sieht man das auch. Es empfiehlt sich also, beim Objektivkauf keine falsche Sparsamkeit an den Tag zu legen, sondern das hochwertigste einzusetzen, was man sich noch leisten kann.

Die progressiven 2/3-Zoll-IT-CCD-Chips des Camcorders sollen dank Pixel-Shift-Technologie für hochauflösende Bilder sorgen. Und das tun sie auch. Im Vergleich zum HVX200 bieten die Sensoren vor allem auch eine höhere Lichtempfindlichkeit. Musste der HVX200 die Segel bei schlechter Beleuchtung vergleichsweise schnell streichen, reichen die Möglichkeiten des HPX500 weiter in die Dunkelzone und liefern besonders bei widrigen Lichtverhältnissen deutlich bessere Bilder. Gerade wenn der Camcorder eingesetzt wird, um damit Magazin- oder Newsbeiträge zu drehen, wo man meist versuchen muss, irgendwie mit den gegebenen Lichtverhältnissen klar zu kommen, ist das natürlich ein echter Vorteil.

So flexibel der Camcorder in Sachen Objektiv ist, so vielseitig ist er bei den Formaten, die er aufzeichnen kann: In SD kann der Camcorder mit 50 aber auch mit 60 Hz betrieben werden, und bei den HD-Formaten bietet er ebenfalls alle gängigen Spielarbeiten (in der PDF-Version finden Sie hierzu eine Tabelle). Das macht den HPX500 zum echten »World-Camcorder«.

Dank 14-Bit-Processing weist der HPX500 auch detaillierte und fein justierbare Möglichkeiten auf, das Bild zu variieren. Allein um das Gamma zu beeinflussen, stellt der HPX500 acht unterschiedliche Kurven zur Auswahl, eine davon eignet sich aus Sicht des Herstellers besser für SD-, eine andere für HD-Aufzeichnungen. Weitere Gammakurven sollen für kinoähnliche Bilder sorgen, wieder andere weisen ganz spezielle Verläufe auf, um in bestimmten Bildbereichen den Kontrast anzuheben, etwa um die Durchzeichnung dunkler Bereiche zu verstärken. Die Möglichkeiten sind hier sehr umfassend, ähnlich wie bei der Matrix, für die vier Voreinstellungen zur Auswahl stehen.

Panasonic belässt es jedoch nicht bei diesen Funktionen, sondern bietet noch zahllose weitere Menüpunkte, mit denen Tüftler ihr Bild optimieren und etwa Farbtemperatur, Chroma-Pegel, Detail, oder den Master-Schwarzpegel feinjustieren können. Wer sich die Mühe macht, die optimalen Bildeinstellungen auszutesten, möchte sie auch speichern können. Das ist mittlerweile bei allen gängigen Profi-Camcordern möglich. Bei Panasonic heißen die Speicherplätze dafür Scenefiles. Sehr schön: Es gibt am HPX500 einen Scenefile-Schalter direkt vorne am Kamerabody. Die Scenefiles lassen sich damit quasi »blind« aufrufen, was sehr komfortabel ist: ein sinnvolles Bediendetail, das die Konstrukteure auch schön umgesetzt haben.

Den Filmcam-Mode, den es beim HVX200 gibt, bietet auch der HPX500. Damit es ist es möglich, mit variablen Frameraten aufzuzeichnen und diese in 12 Schritten mit Werten von 12 bis 60 Bildern pro Sekunde einzustellen. Damit lassen sich Geschwindigkeitseffekte von leichter Zeitlupe bis zu deutlichem Zeitraffer realisieren. Außerdem steht <LEX>Synchro Scan</LEX> zur Verfügung, die Kamera kann also auf die Bildwechselfrequenzen von Monitoren eingestellt werden, um Flackerbilder und Störstreifen zu vermeiden, wenn ein Bildschirm aufgenommen wird.

Eine sehr nützliche Funktion des HPX500, die der 200er in dieser Form nicht bietet, ist Focus Assist. Ist sie aktiviert, wird rechts oben im Sucher und auf dem ausklappbaren LCD-Monitor eine Frequenzverteilungskurve angezeigt, mit der man leicht kontrollieren kann, ob optimal scharfgestellt ist. Ohne dieses Hilfsmittel würde ein klares Manko des Camcorders stärker durchschlagen: Display und Sucher sind in SD und 4:3 ausgelegt. Zwar handelt es sich beim Schwarzweiß-Sucher um ein recht robustes 1,5-Zoll-Modell, das immerhin schon mehr Bildqualität bietet, als das, was etwa HDV-Camcorder üblicherweise als Sucherbild mitbringen, aber für einen HD-Camcorder ist das eigentlich immer noch zu wenig und durch das 4:3-Seitenverhältnis bleibt das tatsächlich genutzte Bildfenster kleiner, als es möglich wäre. Der ebenfalls in 4:3 ausgeführte LCD-Monitor bietet rund 3,5 Zoll Bilddiagonale und 210.000 Bildpunkte. Dank des guten Focus Assist, das Panasonic dem 500er spendiert hat, kann man trotz dieser Limitationen bei der Bilddarstellung recht gut arbeiten. Schön: Die Scharfstellhilfe des 500ers ist leicht zu handhaben und sie verändert nicht das komplette Sucherbild, sondern wird als kleines Fenster eingefügt.

Apropos eingefügt: Der HPX500 kann — ungewöhnlich für einen Camcorder seiner Preisklasse — die Suchereinblendungen auf Wunsch auch ins (HD)-SDI-Signal und in das analoge Komponentensignal einblenden: Es kann also auch ein externer Monitor als Sucheralternative verwendet werden. Eine Funktion ist davon allerdings ausgenommen: Focus Assist steht nur für Sucher und Ausklappschirm zur Verfügung.

Was der HPX500 dagegen via SDI nicht ausgeben kann, das ist die Thumbnail-Darstellung der gespeicherten Clips. Die steht im Ausklapp-Display und über die Video-Out-Buchse als FBAS-Signal bereit.

Das integrierte, dreh- und schwenkbare Ausklapp-Display kann — anders als beim 200er — parallel zum Sucher betrieben werden. So kann etwa der Kameramann durch den Sucher schauen und der Assi auf dem ausgeklappten Schirm beispielsweise den Audiopegel verfolgen und kontrollieren.

Was alles im Sucher zu sehen sein soll, lässt sich individuell einstellen – von einer spartanischen Anzeige bis hin zum vollgepackten Display sind viele Spielarten möglich. LCD-Schirm und Sucher zeigen dabei immer die gleiche Darstellung. Mit der Funktion »Disp/Mode Chk« ist der direkte, schnelle Wechsel zwischen den vom Anwender als Standard festgelegten Sucheranzeigen, einer Statusübersicht und einer Darstellung mit allen verfügbaren Anzeigen und Einblendungen möglich. Ob Timecode oder Zählwerkangaben eingeblendet werden, kann unabhängig davon separat eingestellt werden.

Bei den Anschlüssen zeigt sich Panasonic ausgesprochen spendabel, hier ist der HPX500 dem kleinen HVX200 haushoch überlegen: Fürs Bild ist standardmäßig ein SD/HD-SDI-Ausgang eingebaut. Weiter gibt es Ausgänge für analoge Komponentensignale und einen separaten Monitoranschluss sowie ein IEEE-1394-Terminal (I/O). Ein Genlock-Eingang ist ebenso vorhanden wie I/Os für Timecode, so dass sich der Camcorder auch gut in größere Setups mit mehreren Camcordern integrieren lässt. Audioseitig ist der HPX500 mit vier XLR-Eingängen bestückt (zwei Front- und zwei Rear-Buchsen). Als Audioausgänge stehen zwei Cinch-Buchsen zur Verfügung.

Stichwort Ton: Der HPX500 bietet vier Tonkanäle, die einzeln auf Line oder Mic gesetzt werden können und sich individuell pegeln lassen: zwei Drehregler sind direkt zugänglich, zwei weitere finden sich hinter dem Ausklappschirm. Ein fünfter Audioregler ist an der Frontseite des Camcorders so angebracht, dass er vom Kameramann problemlos im Schulterbetrieb erreicht und bedient werden kann. Welcher Kanal mit dem Frontregler gepegelt wird, lässt sich per Menü zuweisen. Sobald der Schalter »Audio Select« dann auf »Man« steht, ist der Frontaudioregler aktiv.

Ein echter Vorteil ist die Limiter-Funktion des Camcorders, die sich für jeden einzelnen Kanal zuschalten lässt. Wenn’s beim Drehen schnell gehen muss und keine Zeit bleibt für ordentliches Pegeln, sorgt der Limiter dafür, dass der Ton passt – gerade im EB-Bereich ist das ein Riesenvorteil. Das ist aber noch nicht alles: auch der Windcut-Filter lässt sich jedem Kanal individuell zuordnen, ebenso bei Bedarf die Phantomspeisung.

Wenn es ganz generell um die Bedienung geht, hat der HPX500 wegen seiner größeren Bauform gegenüber dem kleinen HVX200 ebenfalls Vorteile: Die Tasten sitzen dort, wo man sie erwartet und braucht, nicht dort, wo eben zufällig noch Platz dafür war. Schön sind auch die drei frei belegbaren User-Tasten vorne am Objektiv und der schon erwähnte, zusätzliche Audio-Pegelsteller vorne unterhalb des Objektivs. Sinnvoll und gut zugänglich ist auch das Aufnahme/Wiedergabe-Bedienfeld angeordnet: direkt unterhalb des Ausklapp-Displays.

Als Schultercamcorder kann der HPX500 natürlich weitere Vorteile ausspielen, wenn es um den EB-Betrieb geht, denn der betriebsbereit rund 7 kg schwere Camcorder sitzt satt auf der Schulter. Der HVX200 ist zwar wesentlich leichter und als Handcamcorder konstruiert, nach einer Weile wird er beim Dreh dann aber doch zu schwer, so dass man kaum ohne Stativ auskommt.

Insgesamt ist der HPX500 im Vergleich zu den ersten P2-Schultercamcordern auch schmaler und kompakter, wenngleich er nicht gerade als dünnes Kerlchen durchgeht.

Handling/Bedienung

Das Handling des Camcorders ist insgesamt gut und entspricht weitgehend dem, was im Profibereich etabliert und bewährt ist. In einem Detail geht Panasonic aber andere Wege als üblich: meist stehen die Buchsen relativ weit aus den Camcordern heraus und sind durch am Gerät befestigte Gummiabdeckungen geschützt, die allzuoft auch störend am Gerät baumeln oder auch mal bewusst oder unabsichtlich abgerissen werden. Panasonic hat die BNC-Buchsen beim HPX500 — Panasonic-P2-typisch — tief versenkt und die Gummistöpsel bei den am häufigsten benötigten Anschlüssen nicht am Camcorder befestigt, so dass man sie leicht abziehen kann: Alle runden Stöpsel lassen sich komplett entfernen, die eckigen sind am Gehäuse befestigt. Was dem einen Anwender gefällt, wird der andere vielleicht nicht so gut finden, aber eins ist sicher: Durch das tiefe Versenken der Buchsen in relativ engen Vertiefungen des Gehäuses sind diese zwar gut geschützt, aber das Anschließen und Abkuppeln von BNC-Kabeln ist eine ziemliche Fummelei.

Start/Stopp-Tasten gibt es reichlich am HPX500: An der Gerätefront, am Objektiv, im Griff und unterhalb des Displays. Drückt man die Rec-Tasten unterhalb des Displays startet der Camcorder allerdings gar nicht mit der Aufnahme, wenn er sich im Kamera-Modus befindet: Mit diesen Tasten lässt sich die Aufzeichnung via IEEE-1394 starten — der HPX500 kann also auch extern zugespielte digitale Videosignale aufnehmen.

Was beim HPX500 auffällt, ist die engere Integration von Kamera- und Recorderteil: War es früher bei Profi-Camcordern praktisch aller Hersteller so, dass Kamera- und Recorderteil zwar im gleichen Gehäuse integriert waren, die Bedienung dieser beiden Geräteteile aber weitgehend getrennt zu erfolgen hatte, kann man am HPX500 ablesen, dass sich das nun auch im Profisektor ändert. Endlich wächst auch hier auf der Einstell- und Bedienebene zusammen, was zusammen gehört. Hinzu kommt, dass sich beim HPX500 das Kameramenü alternativ an der Gerätefront wie auch direkt unterhalb des Ausklappschirms aktivieren und einstellen lässt.

Die Leistungsaufnahme des Camcorders gibt der Hersteller mit 23 W an, wenn Sucher und LCD-Schirm parallel genutzt werden. Ohne diese beiden Verbraucher werden laut Panasonic sogar 19 W erreicht. Das sind ziemlich niedrige Werte und in der Tat reichen die handelsüblichen Akkus beim HPX500 für unerwartet und unübliche lange Betriebs- und Aufnahmedauern.

Im Unterschied zu früheren P2-Schultercamcordern hat Panasonic die vier P2-Slots hinter einer robusteren Schiebetür platziert und auch der Schlitz für die SD-Speicherkarte zum Ablegen und Austauschen von Scenefiles findet sich hier.

Gab es früher bei Camcordern immer mal wieder Probleme mit Laufwerksgeräuschen, die sich entweder via Körperschall oder in Form laut hörbarer Geräusche auf Band verewigten, kämpfte die erste Generation bandloser Camcorder teilweise mit Lüftergeräuschen oder wurde eben ohne Lüfter sehr heiß. Der HPX500 zeigte sich hier im Test als ausgereiftes Gerät: Weder wurde er zu heiß (maximale Temperatur an der Camcorder-Oberseite im Test: 41 Grad Celsius), noch waren irgendwelche aufdringlichen Lüfter zu hören, Vollkommen geräuschlos arbeitet der HPX500 aber nicht: Ein leises Summen gibt er von sich, das aber sehr viel leiser ist, als das Sirren eines normalen Objektivs beim Zoomen mit etwas höherer Geschwindigkeit.

In den Matsch sollte man den HPX500 aber wahrscheinlich nicht stellen: Am Boden des Camcorders finden sich ebenso wie an der Oberseite kleine Lüftungsschlitze. Die sind zwar etwas zurückgesetzt und dadurch geschützt, aber man sollte es sicher nicht drauf ankommen lassen, dass hier Flüssigkeiten eindringen.

Schaltet man beim HPX500 per Menü den Down-Konverter ein, dann sieht man die Auswirkungen auf dem Display, im Sucher und am Video-Out-Ausgang, nicht aber am Komponenten- und am (HD)-SDI-Ausgang: Hier wird das Signal weiterhin in maximaler Qualität und im ursprünglichen Seitenverhältnis ausgegeben.

Generell gilt: Der Camcorder kann die aufgezeichneten Clips immer nur in dem Format wiedergeben, das auch als Recording-Format eingestellt ist: Hat man etwa Clips in 720/50p auf der Speicherkarte, kann man diese nicht abspielen, solange der Camcorder sich im 1080i-Modus befindet.

Bandlose Camcorder erlauben im Unterschied zu den meisten bandbasierten Systemen sehr viel mehr Funktionalität, was Sonderaufnahmefunktionen betrifft: Einzelbild- und Intervallaufnahme gehören hier ebenso zum Standard wie Loop Recording. Beim HPX200 gibt es hierfür eine Vorbedingung: Loop-Funktionalität steht nur zur Verfügung, wenn mindestens zwei Speicherkarten im Gerät stecken — sonst wird die Ausführung verweigert und die Warnmeldung »P2 lack« angezeigt.

Ältere P2-Camcorder benötigen ein Software-Update, um mit den aktuellen 16-GB-Speicherkarten arbeiten zu können. Der HPX500 dagegen wird schon mit passender Software ausgeliefert und kann alle auf dem Markt verfügbaren P2-Karten nutzen.

Bildqualität

Wenn man in DVCPROHD aufzeichnet und ein HD-Objektiv einsetzt, erreicht der HPX500 eine ausgezeichnete Bildqualität: ein absolut ruhiges Bild, realistische Farben, fein durchgezeichnete Details auch bei schwieriger Beleuchtung. Während des Testdurchlaufs zeigte etwa der Himmel eines Motivs selbst bei sehr schwierigen Lichtverhältnissen noch Durchzeichnung, wo zwei zum Vergleich herangezogene HDV-Camcorder bloß noch konturlose Flächigkeit zu bieten hatten. Auch in vielen anderen Fällen war der Unterschied überdeutlich zu sehen: Schließlich ist der HPX500 teurer als die HDV-Camcorder, muss also mehr bieten — das tut er aber auch.

Den Unterschied zwischen der HDV-Bildrate von maximal 25 Mbps zu 100 Mbps bei DVCPROHD sieht man einfach, auch wenn HDV mit dem effektiveren MPEG-2-Long-GoP-Algorithmus arbeitet, während DVCPROHD eine DV-basierte Intraframe-Kompresssion nutzt.

Auch bei kritischen »Bewegungsmotiven«, bei denen etwa Autos durchs Bild fahren oder Radfahrer vorbei rauschen, spielt der HPX500 sein Können voll aus: Diese Bilder sehen einfach sehr viel besser aus als beim oftmals stroboskopartig wirkenden und zu übergroßer Bewegungsunschärfe neigenden HDV-Format.

Der HPX500 kann in 1080i aufzeichnen und liefert in diesem Modus eine Bildqualität, die deutlich oberhalb der von 1080i-HDV-Camcordern liegt. Am besten gefielen den Testern aber die Bilder, die der HPX500 in 720/50p aufzeichnete. Mit diesen Eckdaten kann im HDV-Lager JVCs 251er (Test hier) aufnehmen, aber auch hier zeigt sich, dass die größeren Sensoren und die höhere Datenrate des allerdings auch teureren HPX500 einen deutlichen Vorteil ausmachen. Schon in der ersten Generation des Bildmaterials ist der Unterschied klar zu sehen und wer schon einmal HDV-Material nachbearbeitet hat, der weiß, dass besonders in der Postproduktion die 4:2:2-Signalverarbeitung und die höhere Datenrate von DVCPROHD Vorteile bieten.

Der Vergleich mit Archivaufnahmen früherer Camcorder-Tests bestätigte, dass der HPX500 voll im üblichen Trend liegt: Was bislang in der gleichen Preisklasse verfügbar war, putzt der 500er weg, er kann sich bei Bild- und Tonqualität problemlos mit bislang wesentlich teureren Camcordern messen, gespart wurde eben — wie üblich — beim einen oder anderen Ausstattungsdetail.

Im Lowlight-Bereich, einem der Problemfelder des kleinsten P2-Camcorders HVX200, schneidet der HPX500 sehr gut ab. Hier liefert er gute Ergebnisse und ist seinem kleinen Bruder deutlich überlegen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die sehr gute elektronische Verstärkungsschaltung: Wenn der Gain verhalten eingesetzt wird, sorgt er bei schwacher Beleuchtung für überraschend rauscharme Bilder. Bei extremer Anhebung rauscht das Bild auch beim HPX500, aber bei schwacher Dosierung sieht man kaum negative Effekte der elektronischen Signalanhebung.

Fazit

Der HPX500 hat das Zeug zum Verkaufsschlager. Mit einem Nettopreis unter 14.000 Euro (ohne Objektiv) bringt er »echte« HD-Qualität in eine Preisregion, in der solche Camcorder bis dato nicht verfügbar waren. Wer sich vor dem Sprung zu bandlosen Aufzeichnung nicht scheut und professionell arbeiten will, erhält mit dem HPX500 einen recht leistungsfähigen Wechselobjektiv-Schultercamcorder zum Top-Preis.

Downloads zum Artikel:

T_1007_HPX500.pdf

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