DV-Dynastie
JVC stellt mit dem GY-DV5101 den jüngsten Spross seiner DV-Schultercamcorder-Familie vor. (PDF-Download des Beitrags am Ende des Textes.)
Vor rund fünf Jahren begründete JVC mit dem GY-DV500 seine erfolgreiche Familie der DV-Schultercamcorder: Wechselobjektiv, klassisches ENG-Design und Profi-Funktionen zeichneten den Camcorder aus. Rund drei Jahre später folgte ihm der GY-DV5000 nach – und wurde sogar noch beliebter als sein Vorgänger, denn JVC hatte die Schwachpunkte des Urvaters bei der Entwicklung des DV5000 weit gehend ausgemerzt und neue Features integriert. Jetzt legt JVC nochmals nach und präsentiert mit dem GY-DV5100 den Nachfolger des DV5000. Und wenn es nach dem Willen von JVC geht, soll der neueste Spross mindestens ebenso erfolgreich wie seine Vorgänger werden. Im Test kam die Variante GY-DV5101 zum Einsatz, die sich vom 5100 durch die zusätzliche DV-In-Funktion unterscheidet.
Eckdaten
Der GY-DV5101 ist mit drei Halbzoll-Bildsensoren ausgerüstet und zeichnet im DV-Format auf. Zum Test trat der Camcorder mit einem 16fach-Halbzoll-Objektiv von Canon an (YH16x7K12U). Besondere Ausstattungsmerkmale des Schultercamcorders sind neben dem Wechselobjektiv die zahlreichen manuellen Einstellmöglichkeiten, ein ausklappbares 2,5-Zoll-Display, ein scharfer und kontrastreicher Schwarzweiß-Sucher, vier Filterräder, zwei XLR-Buchsen und ein DV-Ein/Ausgang. Die Produkt-Variante DV5100 verfügt nur über einen DV-Ausgang und kostet rund 500 Euro weniger als der 5101er, der auch DV-In bietet.
Unterschiede zum Vorgänger
Ein Unterschied zwischen dem GY-DV5100 und seinem Vorgänger besteht in der Farbgebung: der neue ist auch dort ganz in schwarz gehalten, wo der 5000er noch Anthrazit-Töne aufwies.
16:9 ist mittlerweile ein Muss für viele Videofilmer, und diese Forderung haben die Entwickler des DV5101 zumindest teilweise umgesetzt: Im Unterschied zum Vorgänger kann der DV5101 16:9 nun nicht mehr ausschließlich in Letterbox aufzeichnen – also als 4:3-Bild mit schwarzen Balken am oberen und unteren Bildrand. Nun kann der JVC-Camcorder die Bilder auch seitlich stauchen und per Squeeze-Einstellung anamorphotische 16:9-Bilder aufzuzeichnen: Der Vorteil: Im Squeeze-Modus werden sämtliche Pixel der Sensoren für die 16:9-Bilderzeugung genutzt.
Neu am DV5101 ist auch eine zweite XLR-Buchse an der Rückseite des Camcorders sowie die separat schaltbare Phantomspeisung für den Front-Mikrofonanschluss. Beides konnte der Vorgänger nicht bieten und das wertet den DV5101 in puncto Audiofunktionalität erheblich auf.
Eine neue Kopftrommel im DV5100 soll dafür sorgen, dass sich das Dropout-Verhalten des Camcorders verbessert. JVC merkt weiter an, dass es mithilfe einer adaptiven Phasenkompensation gelungen sei, die Kompatibilität des Camcorders zu Fremdbändern deutlich zu verbessern. Die DV-Bänder verschiedener Hersteller, die in der Redaktion vorhanden sind und auch mit ganz unterschiedlichen Camcordern bespielt wurden, ließen sich tatsächlich auch problemlos wiedergeben. Selbst DVCAM-Aufnahmen konnten ohne weiteres abgespielt werden. Allerdings waren unter den verwendeten Kassetten auch keine besonders »abgenudelten« Bänder.
Dass der Hersteller dem Thema Wiedergabe bei einem Profi-Camcorder so viel Aufmerksamkeit schenkt, ist ungewöhnlich und zeigt, dass man bei JVC offenbar davon ausgeht, dass immer mehr Anwender den Camcorder auch als Wiedergabegerät benutzen, etwa um Material in ein Schnittsystem einzuspielen.
Aufgebohrt hat JVC auch die Lolux-Funktion des Camcorder, die das Bild um bis zu +36 dB pusht. Selbst bei äußerst schwacher Beleuchtung kann der DV5101 dank dieser Schaltung noch ordentliche Bilder aufzeichnen. Der Hersteller gibt an, selbst bei 0,2 Lux seien noch Bilder ohne Auflösungsverlust möglich. Und tatsächlich, im Praxistest schaffte es der DV-Camcorder, selbst schwierigste dunkle Motive noch gut rüberzubringen, allerdings steigt der Rauschanteil dabei schon sichtbar an.
Insgesamt hat JVC aber auch beim Thema Rauschen ganze Arbeit geleistet und beim 5101er noch etwas bessere Werte herausgekitzelt, als beim Vorgänger. In Bereichen, die bei den meisten Consumer-Camcordern schon ein deutliches Eigenleben und gut sichtbare Unruhe in dunklen Bildzonen hervorrufen, kann der neue JVC-Schultercamcorder in vielen Fällen noch saubere, ruhige Bilder ohne Grießeln erzeugen.
Weitere Funktionen, Praxistest
Die weitaus meisten Funktionen sind beim GY-DV51001 gleich geblieben wie beim Vorgänger. Wieso auch nicht? Haben sich doch Features wie »Smooth Transition« in der Praxis bewährt. Diese Funktion sorgt beim Zuschalten von Gain (Verstärkung) oder beim Umschalten auf einen anderen Weißabgleichswert für einen sanften Übergang, so dass der Wechsel dem Betrachter nicht so stark auffällt. Damit lassen sich im dokumentarischen und News-Bereich Wechsel von draußen nach drinnen schon bei der Aufnahme schöner gestalten. (Einen Test des GY-DV5000 mit umfassenden Beschreibungen weiterer Features und Funktionen finden Sie hier.)
Generell gilt: Im Rahmen der Modellpflege hat sich JVC nicht auf Schnickschnack kapriziert, sondern sich bei der Bildqualität ins Zeug gelegt. Die neuen Bildsensoren bringen hierfür bessere Voraussetzungen mit, die Ausgangssignale werden dann in der Elektronik wie schon beim Vorgänger mit einem 12-Bit-A/D-Wandler und 24-Bit-Signalverarbeitung aufbereitet. Höheren Dynamikumfang und bessere Auflösung verspricht der Hersteller und beides löst der neue Camcorder aus Sicht der Tester auch ein. Den Störspannungsabstand, der die geringeren Rauschanteile im Bild bewirkt, hat JVC nach eigenen Angaben um 2 dB verbessert und auf 62 dB gebracht: Auch diese Mühe hat sich gelohnt.
Die im Test mit dem Camcorder aufgezeichneten Bilder bieten so ziemlich das Maximum an Schärfe, das mit DV erreichbar ist. Es wird selbst dann noch eine gute Durchzeichnung erreicht, wenn andere DV-Camcorder schon längst einpacken müssen und im hellen oder dunklen Bildbereich nur noch flächig abbilden. Auch die Farbwiedergabe überzeugt und ist sehr realitätsnah. In der DV-Klasse können sich die Bilder des GY-DV5101 absolut sehen lassen und müssen keinen Vergleich scheuen.
Wie schon beim DV5000 lässt sich auch an den DV5101 der externe Festplatten-Recorder DR-DV5000 anflanschen (einen Test dieses Geräts finden Sie hier). Dessen Integration hat JVC weiter erleichtert: Jetzt gibt es einen Umschalter, der in der Position »INT« die Aufzeichnung des DV-Signals auf Platte garantiert. Steht der Schalter hingegen auf DV, agiert der DV5101 wie ein »normaler« DV-Camcorder und gibt am DV-Ausgang ein DV-Signal aus.
Was sich die Tester bei der Ausstattung noch gewünscht hätten, ist ein größerer, hellerer Ausklappschirm mit größerem Kontrastumfang. Gerade da ja JVC offenbar davon ausgeht, dass auch Profi-Camcorder immer öfter als Wiedergabegerät eingesetzt werden, hätte ein größerer, besserer Farbschirm besonders viel Sinn ergeben.
Fazit
Wer auch im anbrechenden Zeitalter von HDV weiterhin auf DV setzen möchte, wer sich für die nächsten Jahre noch auf SD festlegen kann und will, der liegt beim GY-DV5101 richtig: Der Schulter-Camcorder bietet professionelle Ausstattung, eine ausgezeichnete DV-Bildqualität und bewährte Technik. Der Preis dafür ist zwar nicht gerade niedrig – geht aber angesichts der Fülle professioneller Funktionen und der erreichbaren Bildqualität in Ordnung.
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