Grass Valley entdeckt »Pro-AV-Markt« und präsentiert Diskrecorder »Turbo«
Als erstes Produkt für einen Zielmarkt, den Grass Valley bislang allenfalls peripher bediente, ist der neue Diskrecorder zum Nettopreis von rund 8.000 Euro gedacht. Er soll den Präsentations- und Event-Markt mit SD- und HD-Playout-Funktionalität ausstatten und für den Hersteller erschließen.
Turbo ist Grass Valleys erstes Produkt einer neuen Geräteserie, die den professionellen AV-Markt bedienen soll. Dieses Marktsegment hat aus der Sicht von Grass Valley hohes Wachstumspotenzial, weil es viele ganz unterschiedliche Kunden vereint: Institutionen und kleineren Produktionsfirmen ebenso wie Firmen, die für interne Zwecke, etwa für Präsentationen oder für Schulungen, in AV-Equipment investieren. Treten die Prognosen von Grass Valley ein, wird dieser »Pro-AV-Markt« in den kommenden Jahren weit höhere Wachstumsraten aufweisen als der Broadcast-Markt.
Mit Turbo will Grass Valley, dieses Potenzial anzapfen und dann rasch weitere Produkte nachlegen, die letztlich den gesamten Produktionsprozess des Pro-AV-Markts abbilden sollen. Mit weiteren Produkten ist laut Hersteller schon in den kommenden Monaten zu rechnen.
Turbo wirkt auf den ersten Blick wie eine klassische MAZ, ist aber tatsächlich ein digitaler Diskrecorder auf Windows-XP-Basis, der einen SD-Kanal für Aufzeichnung und zwei SD/HD-Kanäle für die Wiedergabe bietet. Gespeichert wird das Material intern gemäß MPEG-2-Kompression mit Datenraten von 4 bis 25 Mbps. Paralleles Einspielen und Ausgeben von Material ist mit dem Standalone-System möglich – so dass Turbo dank seiner drei Kanäle im Prinzip drei klassische Videorecorder ersetzen kann.
Auf die zwei internen 80-GB-Festplatten des Systems passen bei einer maximal möglichen Bitrate von 25 Mbps rund 10 Stunden SD-Material – bei der niedrigsten möglichen Datenrate von 4 Mpbs liegt die Speicherkapazität sogar bei rund 80 Stunden.
Obwohl der Diskrecorder keine klassische HD-In-Schnittstelle hat, kann er auch HD wiedergeben. Widersinnig? Nein: HD-Material lässt sich per File-Transfer via Ethernet-Schnittstelle auf Turbo übertragen. Bei HDV soll das über eine Firewire-Verbindung gehen. Auch der Import von Mediadaten in den Formaten AVI, Quicktime, WMV, WMV HD und MPEG-2 ist laut Grass Valley möglich, etwa über das integrierte DVD-Laufwerk. Auch Grafiken der gängigen Formate lassen sich demnach direkt in Turbo einspielen. Für die HD-Ausgabe ist eine DVI-Schnittstelle vorgesehen.
Zusätzlich bietet das Gerät auch zahlreiche Funktionen, mit denen sich das gespeicherte Material verwalten und in Playlisten für die Ausgabe vorbereiten lässt. Der Hersteller hebt dabei besonders die intuitive Benutzerführung von Turbo hervor, die Last-Minute-Änderungen einer Playlist einfach und unkompliziert machen soll. Es soll auch möglich sein, SD- und HD-Material innerhalb derselben Playlist zu kombinieren, ein interner Formatkonverter sorgt dann bei Bedarf für die Anpassung des Materials in puncto Seitenverhältnis und Auflösung.
Ganz generell glaubt Grass Valley, dass sich das Gerät von anderen Diskrecordern durch seine umfangreiche Software-Funktionalität und natürlich auch den Preis unterscheide. Mit Turbo könne man neue Kunden und Märkte erreichen, die in den kommenden Jahren für mehr Wachstum sorgen sollen. Grass Valley betont dabei jedoch, dass die Technologie für die neuen Produkte letztlich immer von den Top-End-Produkten komme und dass man diese Technologie nun auch für günstigere Produkte auswerte. Turbo profitiere etwa auf Technologien und Erfahrungen, die man mit Profile- und M-Serie-Servern entwickelt und gesammelt habe. Auch bei den weiteren prinzipiell angekündigten, aber noch nicht näher benannten Produkten für den Pro-AV-Markt, könne man davon ausgehen, dass sie auf Technologien aufsetzten, die Grass Valley in seine teureren Produkten schon integriert habe.
Die Branche spekuliert schon länger über preisgünstigere Kameras und Festspeicher-Camcorder von Grass Valley, dass es Überlegungen in dieser Richtung gebe, haben Firmenmitarbeiter auch schon verschiedentlich bestätigt (siehe auch Report über die Kamerafertigung von Grass Valley im holländischen Breda).