Ruhe bitte!
Das schwäbische Systemhaus Signum Data hat einen flüsterleisen, kompakten Rechner entwickelt, den Future Client. Der Windows-PC ohne Lüfter arbeitet nicht völlig lautlos, aber sehr geräuscharm. Das geht keineswegs auf Kosten der System-Performance: maximal 2,2 Gigahertz Prozessorgeschwindigkeit sind mit der schicken Aluminiumkiste möglich. Endlich Ruhe vor nervenden Surrgeräuschen in der Edit-Suite?
Den Rechner vom Arbeitsplatz zu verbannen und in einem schallisolierten, belüfteten Geräteschrank oder -raum unter zu bringen, ist teuer und gar nicht immer möglich. Wer trotzdem möglichst wenige Geräusche seines Rechenknechts in seinem unmittelbaren Wirkungskreis hören will, dem verspricht Signum Data mit dem Future Client wirkungsvolle Abhilfe.
Äußerlich könnte das Gerät fast als Hifi-Komponente durchgehen. Eine gebürstete Aluplatte ziert die Front, zwei chromblitzende Druckschalter sind je nach Zustand rot oder blau erleuchtet. Dazwischen liegt in dezentem Blau die Lade des optischen Laufwerks. Die Seitenpartien zieren massive Alu-Kühlrippen. Das Design könnte von Apple kommen – den üblichen, meist immer noch beige-grauen PC-Kisten drei Schritte voraus.
WEGE ZUR STILLE
Um den lüfterlosen, geräuscharmen PC Realität werden zu lassen, musste Signum Data neue Wege beschreiten. Das begann beim Netzteil: Beim Umwandeln der 230 Volt aus der Steckdose in chip-taugliche Spannungen entsteht bei handelsüblichen Netzteilen viel Abwärme. Ein von Signum Data eigen entwickeltes Netzteil mit hohem Wirkungsgrad von 85 Prozent und einer maximalen Leistung von150 Watt ebnete den Weg zum Lüfterverzicht. Die Abwärme des Netzteils wird über die Kühlrippen an der linken Seite des Future Client an die Umgebung abgeführt.
Zweites Problem aus thermischer Sicht ist der Prozessor. Abgesehen von Spezialentwicklungen wie dem Transmeta Crusoe oder dem VIA C3 benötigen alle CPUs aktive Kühlung. Um auf Lüfter oder Pumpe für eine Wasserkühlung verzichten zu können, setzt Signum Data auf eine Heat Pipe. Das ist ein flüssigkeitsgefülltes Metallrohr, das die Wärme sehr gut leitet. Es transportiert die Wärme zu den Alurippen auf der rechten Gehäuseseite.
INNERE WERTE
Dank des ausgeklügelten Temperatur-Managements lassen sich im Future Client auch modernste Prozessoren verwenden, wie etwa ein Pentium 4 mit 2,2 Gigahertz Taktfrequenz.
Der Prozessor werkelt beim Future Client auf einem Micro-ATX-Motherboard von Fujitsu-Siemens. Das bietet eine integrierte analoge Soundkarte, außerdem einen 100-Mbps-fähigen Netzwerkanschluss.
Durch die geringe Bauhöhe des Rechners lassen sich Erweiterungskarten nur liegend einsetzen, eine Riser-Card dreht den PCI-Anschluss hierfür um 90 Grad. Um auch moderne Grafikkarten nutzen zu können, verwendet Signum Data einen Adapter,
der das Signal des AGP-Buses gleich mit überträgt. Maximal lässt sich das System damit um zwei Karten erweitern, entweder einmal PCI und AGP oder zweimal PCI. All zu lang dürfen die Boards jedoch nicht sein, die Gehäusekonstruktion erlaubt nur kurze Erweiterungskarten.
Die Festplatte befindet sich direkt unter dem Gehäusedeckel, der gleich die Wärmeableitung für diese Komponente übernimmt. Zum Einsatz kommt hier ein
stromsparendes und wenig Abwärme produzierendes 2,5-Zoll-Notebook-Laufwerk. Die maximale Speicherkapazität des Future Client pro Laufwerk ist dadurch im Moment auf 60 Gigabyte beschränkt, es lassen sich zwei interne Festplatten dieser Art installieren.
Das optische Laufwerk ist aus Platzgründen ebenfalls ein Notebook-Modell. Das bringt Nachteile bei der Bedienung: Die Schublade fährt nicht auf Knopfdruck motorisch in ganzer Länge aus, wie man das von Desktop-Rechnern gewohnt ist, sondern springt dem Benutzer nur ein Stück entgegen. Es gibt für den Future Client derzeit auch noch keine kombinierten Laufwerke inklusive DVD-Brenner. Das Ende der Fahnenstange ist beim DVD-ROM-Laufwerk mit CD-Brenner erreicht. Via USB- oder optionaler Firewire-Schnittstelle lassen sich aber externe Laufwerke anschließen.
PRAXISBETRIEB
Die Geräuschkulisse ist beim Arbeiten mit dem Future Client tatsächlich sehr niedrig: Im Betrieb ist der Rechner nahezu unhörbar, nur die Festplatte macht durch periodische, dezente Klackgeräusche auf sich aufmerksam. Erst wenn das optische Laufwerk zum Einsatz kommt, wird die Ruhe durch das bekannte Geräusch der schnell rotierenden Scheibe gestört. Insgesamt ist der Future Client ein echter Fortschritt auf dem Weg in Richtung einer angenehmeren Arbeitsumgebung.
Nachteile zeigt der Low-Noise-PC vor allem bei rechenintensiven Aufgaben. Wenn der Prozessor richtig zulangen muss, erwärmt sich das Gehäuse rasch auf mehr als 50° Celsius. Beim Einbau des Geräts in Medienracks ist das natürlich problematisch.
EDITING MIT DEM CLIENT?
Der digitale Videoschnitt stellt von den prinzipiellen Leistungsdaten des Rechners kein Problem dar. Eng wird es aber aus einem anderen Grund: Der Future Client erlaubt in der normalen Version nur die Erweiterung mit bis zu165 mm langen Steckkarten. Auf Sonderwunsch bietet Signum Data eine spezielle Version des Future Clients an, mit der sich PCI-Karten bis zu 178 mm Länge verwenden lassen. Beides ist aber für alle der Redaktion bekannten Echtzeit-Video-Editing-Boards zu wenig, nur nackte Firewire-Adapter gibt es in dieser geringen Länge. Man müsste also auf ein rein software-basiertes Schnittsystem setzen, wenn man mit dem Future Client schneiden wollte.
Wichtig ist neben der Länge des Boards auch, dass es selbst keine übermäßige Abwärme produziert – das würde sonst zu Problemen bei der Ableitung führen.
FAZIT
Der Future Client ist trotz dieser Einschränkungen ein richtungsweisendes Gerät. Der technische Aufwand sorgt für höhere Preise als bei gleich leistungsfähigen, aber lauten PCs: Ein Future Client mit Pentium 4 und 1,6 Gigahertz belastet das Konto mit rund 1.800, ein Celeron-System immerhin noch mit 1.440 Euro (Nettopreise) — Ruhe vor Zivilisationslärm hat eben ihren Preis.
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