Fusionen: Vorwärts, Marsch? P7S1/MFE: Schafft Werberiesen. P7S1: Habets bleibt Chef. Im Kino: 21% Erbe-Filme. Lokalradios: Schwieriger Werbemarkt.
Unternehmen
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Nach Äußerungen der europäischen Wettbewerbshüter, die Messlatte zu senken, brachte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe gegenüber der »Financial Times« einen zweiten Anlauf zur Fusion der Tochter M6 mit TF1 (Bouygues-Gruppe) ins Gespräch. Ein erster Versuch war 2022 an Frankreichs Kartellbehörde gescheitert. |
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Konzern-Ziel bleibt die Marktführerschaft im deutschsprachigen Raum. Das erklärte Bert Habets nach Verlängerung seines Vertrages bis Oktober 2028 durch den Aufsichtsrat und im Vorfeld der Aktionärsversammlung und dem Übernahmeplan des Großaktionärs MFE. |
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Die von der Berlusconi-Holding MFE beabsichtigte Übernahme von P7S1 würde einen europäischen Giganten mit 3,6 Mrd. € Werbeumsatz schaffen. Das entspricht knapp 25% der Werbeumsätze der 5 größten TV-Gruppen Europas und würde die VoD- und FAST-Umsätze von Netflix überschreiten, so eine Prognose für 2025 von Ampere Analysis. |
Broadcast
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Die drei Filmverbände vereinbarten mit dem ZDF höhere Honorare und verbesserte Konditionen für vollfinanzierte Dokumentationen und Reportagen. Die neuen »Gemeinsamen Vergütungsregeln« betreffen die Gewerke Drehbuch und Regie. Sie gelten seit Jahresbeginn und für drei Jahre. Dies wurde nach einem »langen, vielleicht zu langen Verhandlungsmarathon« erreicht, so David Bernet (AG Dok). Auch die urheberrechtliche Beteiligung beider Gewerke sei gestärkt worden. |
Filme, Festivals, Kinos, Förderung
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21% der 2023 den europäischen Kinos angebotenen Filme waren älter als 10 Jahre. Deren Zuschauerzahl habe sich seit 2014 von 5,9 auf 12,2 Mio. weit mehr als verdoppelt. Das Angebot stieg von 1.564 auf 2.210 Titel. Das stellt der Bericht »Heritage films in cinema« der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle fest. |
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Nach Inkrafttreten des novellierten Filmförderungsgesetzes liegen nun die Richtlinien für die 16 Förderbereiche zum Download vor. Enthalten sind u.a. die Voraussetzungen und Definitionen zuschussfähiger Kosten. |
Streaming
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Mit 65% der Nennungen (+4%) ist TV-Streaming über Smart TVs weiter im Trend, während Smartphones (29%) und Tablets (22%) als Abspielgeräte verlieren. Meistgenutzte Streamer sind YouTube (61%) und die Mediatheken (48%); LiveTV nutzen unverändert etwa 31%, so der von YouGov für Zattoo erarbeitete TV-Streaming-Report 2025 für Deutschland. |
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Im Q1/2025 setzte der Streaming-Primus weltweit 10,54 Mrd. $ (+13%) um. Von 700 Mio. Kunden leben 2/3 außerhalb der USA. Nach dem Rekordzuwachs von 18,9 Mio. Kunden im Q4/2024 wird für Q1/2025 kein Vergleichswert genannt. |
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Um 88% der Abonnenten haben sich mit der Werbefinanzierung abgefunden, so Digital-I. Damit lag Prime im Q4/2024 in Europa, den Amerikas und der Asia-Pazifik-Region weit vor Disney+ (35%), Netflix (22%) und Max (26%). |
Radio, Audio
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Nach dem Ausstieg aus der Terrestrik präsentiert sich der Musiksender als Online-Bezahlradio »ohne große Werbeunterbrechung« für 4,50 € monatlich bzw. 45,00 € pa. |
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Wie EgoFM und andere kleinere regionale und lokale Radios führen
»die dramatischen Veränderungen des Werbemarktes … zu einer existenziellen Gefährdung« auch von Radio Ostrock. Der Privatsender (in Sachsen landesweit auf DAB+) ruft die Hörer auf seiner Website zu Spenden auf. |
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Die durch eine Volksabstimmung in Liechtenstein pro Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios gerissene Lücke will ein Privatsender füllen. Der Zeitungs-Ableger »Radio Vaterland« tritt mit einem Musikprogramm im Web an. Später sollen, auch mittels KI, Nachrichten und Moderationen dazukommen, heißt es. |
Märkte, Studien, Statistiken
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Der Anteil des Internets an den Werbeumsätzen in 43 europäischen Staaten hat sich seit 2014 von 31% auf 62% in 2023 verdoppelt. Das ist eine der Feststellungen des Jahrbuches 2025 der Strasbourger Medienstatistiker der EU. |
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Trotz des Anstiegs um 7,6% im März blieben die Werbeumsätze in Deutschland im Q1/2025 gegenüber dem Q1/2024 zurück. Der Gesamterlös fiel um 0,5% auf 7,84 Mrd. €. Gewinner waren die Segmente Radio (515,7 Mio. €, +8,3%), Out of Home (705,8 Mio. €, +4,6%) und Kino (knapp 24,8 Mio. €, +4,1%). |
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Vor Wahlen gilt der Osten in den Medien eher wenig, nach Wahlen und rund um den 3. Oktober am meisten. Das resümiert die 90 Minuten MDR-Doku »Abgeschrieben? – Der Osten in den Medien«. Produzent Olaf Jacobs (Hoferichter & Jacobs) konstatiert Muster, die »typisch sind für Marginalisierungserfahrungen«. Auch mittels KI wurde u.a. die Darstellung von Ostdeutschen untersucht. (ARD-Mediathek). |
Standards
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Die HbbTV Association veröffentlicht Conformance Tests in der Version 2025-1 mit nun 3.361 Testfällen. Damit wird die Spezifikation HbbTV 2.0.4 (TS 102 796 v.1.7.1) abgedeckt. Das betrifft u.a. Funktionen für die Barrierefreiheit, DVB-I Dienste, Sprachsteuerung und Audio-Watermarkung. |
Recht & Gesetz
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Im Rechtsstreit um die nicht erlaubte Übernahme des gesamten Mediatheken-Titelbestands durch den P7S1-Streamer Joyn als angeblichen »Beta-Test« errang die ARD in erster Instanz einen Teilsieg. Ohne Genehmigung dürfen fremde Inhalte nicht übernommen werden, so das Gericht. (LG Köln, AZ 14 O 82/25). |
Internationales
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Die EU-Kommission hat Apple und Meta mit Strafen von 500 Mio. € bzw. 200 Mio. € wegen Verstößen gegen das Gesetz über digitale Märkte (DMA) belegt. Das Gesetz soll Benachteiligungen von Wettbewerbern durch marktbeherrschende Firmen unterbinden. Apple kündigte bereits eine Klage an. |
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Die von den USA aus global operierende International Broadcaster Coalition Against Piracy will mittels eigener Software Piraterie-Inhalte auf Settopboxen für VoD- und IPTV-Plattformen erkennen und entfernen. Dies werde bereits für lineareKanäle verwendet. Das System generiere automatisch Abmahnungen an Anbieter, die Rechte fortgesetzt unterlaufen und schalte Anwälte ein. |
Personalia
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Eglantine Leclabart, bisher Vizechefin für Marketing für Frankreich, wurde zum Global Pay-TV Marketing Director ernannt und ins Exekutivkomitee des Konzerns berufen. |
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