BR Wirtschaftsplan 2025: »Programm vor Beton«
Finanzplanung steht im Zeichen der wirtschaftlichen und medienpolitischen Lage.
Die Ausgangslage beschrieb Intendantin Dr. Katja Wildermuth in ihrem Bericht vor dem Rundfunkrat als Spagat: Einerseits sei der BR seit Jahren von Sparvorgaben bestimmt – trotz steigender Inflation und branchenspezifischen Teuerungen. Andererseits kämen Jahr für Jahr neue Aufgaben für das Haus und neue Plattformen für das Programm hinzu. Auch Politik und Gesellschaft stellten – zu Recht – hohe Erwartungen an die Öffentlich-Rechtlichen, insbesondere mit Blick auf ihre Rolle bei der Bekämpfung von Fake News und der Sicherung des demokratischen Diskurses – bei gleichzeitig sinkendem Personalbestand und Ressourcen.
Die aktuell von der KEF empfohlene Beitragsanpassung entspreche, nach Kürzung des ursprünglich angemeldeten Finanzbedarfs auf rund ein Drittel, gerade einmal 0,8 Prozent Steigerung pro Jahr.
Der BR habe die 58 Cent Erhöhung in der Beitragsperiode von 2025 bis 2028 eingeplant und erwarte, dass das rechtsstaatliche Verfahren von den Ländern eingehalten werde, betonte Wildermuth. Bei einem Jahresbudget des BR von rund 1 Mrd. EUR gehen die Planungen für das Jahr 2025 von einer Finanzierungslücke von rund 70 Mio. EUR aus. Um diese zu schließen, würden weiterhin alle Sachkostenetats eingefroren, zusätzlich müsse jede Direktion drei Prozent ihres Etats einsparen – »allerdings nicht nach dem Rasenmäherprinzip, sondern anhand klug vorbereiteter, strategischer Kriterien«, so Wildermuth. Sie nannte ein Bündel an Reduktionsmaßnahmen, etwa im Bereich Immobilienbestand, Kostümfundus, Werkstätten, Fuhrpark, Archive, Bibliothek, Senderstandorte sowie eine Forcierung smarter Produktionsformen und technischer Standardisierung. Es gelte weiterhin das Motto: »Programm vor Beton«. Die nötigen Einsparungen im Programm orientierten sich an der BR-Programmstrategie: mehr Einzigartiges, mehr Hintergrund und Analysen sowie generationengerechtere Angebote.
Die BR-Programmdirektoren für Kultur und Information, Björn Wilhelm und Thomas Hinrichs, kündigten an, möglichst programmschonend vorzugehen und vor allem die Umschichtung ins Digitale im Blick zu haben. Als konkrete Maßnahmen nannten sie, dass die TV-Formate »Euroblick« und »Alpen-Donau-Adria« eingestellt werden und es keine Neuproduktion des »Komödienstadel« mehr geben werde. Im Gegenzug hatte der BR zuletzt unter anderem das Engagement beim ARD Weltspiegel gestärkt. Der Bayerntext wird durch den ARD-Text ersetzt. Aus BR24 TV um 16 Uhr wird ein digitales Format in BR24 live, das auch im linearen TV ausgestrahlt wird. Für den Herbst setzt BR 24 klar auf Video-Inhalte mit dem neuen Format »BR24 vor Ort«. Damit werden Textangebote aus der Region weiter konsequent zurückgefahren. Darüber hinaus sollen Ferienpausen einzelner Sendungen verlängert werden. Zudem nutzt der BR die Dividende aus der verstärkten Zusammenarbeit der ARD über Kompetenzcenter und Pool-Lösungen im Hörfunk, beispielsweise durch gemeinsame Abendstrecken bei den Inforadios sowie durch Übernahmen und Kooperationen in den Bereichen Gesundheit, Naturfilme und Kochen.
Mit Blick auf das Personal machte die BR-Geschäftsleitung deutlich, dass es keinen generellen Stellen- oder Nachbesetzungsstopp wie in anderen ARD-Anstalten geben werde. Es würden aktuell Zielbilder für die einzelnen Abteilungen und ihren künftigen Personalbedarf erstellt. Zudem biete die natürliche Fluktuation Chancen zu Veränderungen und Generationenübergang.
Zukunftshaushalt mit Transformationsbudget
Transformation, so die Intendantin, gebe es nicht zum Nulltarif: Digitalisierung, KI, mehr journalistischer Nachwuchs sowie neue Formate und Workflows würden zunächst zusätzliche Finanzausstattung erfordern. Daher werde beim BR in der kommenden Beitragsperiode ein Transformationsbudget in Höhe von 5 Mio. Euro jährlich eingeplant. Es steht allen Direktionen zur Verfügung.
Katja Wildermuth: »Mit dem BRKompass2035 haben wir uns bereits im vergangenen Jahr eine richtungsweisende Unternehmensstrategie gegeben, um unsere Zukunftsfähigkeit zu sichern. Ganz in diesem Sinne ist auch der Wirtschaftsplan 2025 ein Zukunftshaushalt, denn: Sparen allein ist keine Strategie.«