»Ich interessiere mich für die Geschichten«
Rainer Klausmann wird in diesem Jahr mit dem Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises ausgezeichnet. Der Schweizer Kameramann gestaltete die Bilder von rund 60 Kino- und TV-Produktionen.
»Die Werke von Rainer Klausmann haben weitreichende Spuren hinterlassen, die über die Grenzen des Kinos hinausreichen«, begründet das Kuratorium des Kamerapreises die Würdigung Klausmanns für sein Lebenswerk. »Seine künstlerische Hingabe, sein technisches Können und seine Fähigkeit, Geschichten mit visueller Brillanz zu erzählen, haben das Gesicht des modernen Films geprägt.«
Der heute 75-jährige Bildgestalter wurde zum Kamera-Assistenten ausgebildet. Seit 1981 arbeitet er als Freiberufler. Eine seiner ersten Kinoarbeiten war 1983 »Alexandre« unter Regie von Jean-François Amiguet. Bald darauf begann eine Zusammenarbeit mit Werner Herzog, u.a. als zweiter Kameramann bei »Fitzcarraldo«. Lange Partnerschaften verbinden ihn mit seinen Landsleuten Urs Odermatt und Markus Imboden. Seit den 1990ern stand Rainer Klausmann u.a. auch an der Seite von Oliver Hirschbiegel (»Das Experiment«), Isabel Kleefeld (»Königskinder«) und Uli Edel (»Der Baader-Meinhof-Komplex«) hinter der Kamera. In den vergangenen Jahren drehte er viel mit Fatih Akin.
»Nach vorne denken«
Der Kamerapreis würdigt das Lebenswerk eines Mannes, der für sich gestalterischen Spielraum verlangt: »Ich könnte nie mit Regisseuren arbeiten, die mir nur sagen, was ich zu tun habe.« Seine Arbeitsweise – und seine Ansprüche an die Kollegen der Bildabteilung – beschreibt er so: »Es gibt zwei Arten von Kameraleuten: die von der Optik nach hinten denken und die von der Optik nach vorne denken. Die nach hinten denken, kümmern sich um die Kamera, ums Licht, um die Drohnen und diese Dinge. Die Techniker, mit denen ich immer zusammenarbeite, kenne ich seit 20 Jahren. Wir vertrauen uns. Ich sage ihnen, welche Lichtstimmung ich mir wünsche, und sie leuchten die Szene so aus, wie sie mir gefällt. Aber wie die Lampen heißen und wie stark sie sind, das weiß ich nicht. Ich interessiere mich nicht für die Technik, ich interessiere mich für die Geschichten.«
Für »Ausgerechnet Zoé« wurde er zusammen mit Markus Imboden und den Schauspielern Nicolette Krebitz und Henry Arnold mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Zweimal wurde er in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet: 1997 für »Trickser« und im Jahr darauf für »Das Urteil«.
Fatih Akin gelang es, Rainer Klausmann zum Rückzug aus dem beruflichen Rückzug zu bewegen. Für eine der gemeinsamen Arbeiten, den Berlinale-Gewinner »Gegen die Wand«, wurde Klausmann 2004 mit dem Deutschen Kamerapreis und der Kamera-Lola gewürdigt. Diesen Kinofilm, hebt das Kamerapreis-Kuratorium jetzt hervor, »prägte er durch eine unverwechselbare Bildsprache, schuf einen rauen, doch gefühlvollen Look.«
Rainer Klausmann ist seit 2018 Mitglied der US-Academy of Motion Picture Arts and Sciences.
Preisverleihung am 24. Mai
Der Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises wird an Kameraleute vergeben, »die über das Einzelwerk hinaus kontinuierlich außerordentliche und richtungsweisende Leistungen vollbringen«. Erste Ehrenpreisträger waren 1994 Heinz Pehlke und 1996 Michael Ballhaus. Seither wurden u.a. Sophie Maintigneux, Benedict Neuenfels, Elfi Mikesch, Judith Kaufmann, Renato Berta, Slawomir Idziak, Frank Griebe, Jo Heim, Birgit Gudjonsdottir, Tom Fährmann und Bella Halben gewürdigt.
Der Deutsche Kamerapreis wird 2024 zum 34. Mal vergeben. Die Verleihung findet am 24.Mai in Köln statt. Nominiert sind 29 Kameraleute und Editoren in den Kategorien Fiktion Kino, Fiktion Screen, Kurzfilm, Information und Kultur, Doku Kino, Doku Screen und Nachwuchspreis.
Die Stadt Köln, der BR, die Bavaria Fiction GmbH, NDR und SWR, die Schweizer SRG, der WDR, das ZDF und jetzt auch der MDR gehören dem Trägerverein an.